Der Jeep Grand Cherokee Trailhawk im AUTONOTIZEN-Alltagstest.
Labello für Lippenpflegeprodukte oder „Hast du mal ein Tempo?“ wenn die Nase läuft. Nur wenige Produkte schaffen es, zur sogenannten Gattungsmarke, zum Inbegriff einer Produktkategorie, zu werden. Bei den fahrbaren Untersätzen zählt das Kettcar (eine Marke der Firma Kettler) dazu, und natürlich Jeep. Nicht nur kernige Geländewagen, sondern auch SUV werden von vielen Menschen schlicht als Jeep bezeichnet, egal ob Audi, BMW oder Toyota darauf steht.
Die allgegenwärtige Marke selbst kann natürlich auch mehr als wilde Kraxler bauen, die es in Form der gerade frisch aufgelegten Wrangler -Serie weiterhin gibt. Auch SUV der amerikanischen FCA-Marke werden gekauft, vom kleinen Renegade auf Basis des Fiat 500X bis hin zum Grand Cherokee.
Diese Modellreihe ist das Brot-und-Butter-Auto der Marke, was angesichts der Größenverhältnisse auf dem nordamerikanischen Automarkt nicht verwundert. Seit 2010 wird die aktuelle Generation gebaut, dank mehrerer Updates wirkt der Grand Cherokee auch heute noch frisch.
Mit dem letzten Facelift im Jahr 2007 besann sich Jeep auf seine Ursprünge. Dem gar nicht mal so geländeuntauglichen Grand Cherokee wurde mit dem Trailhawk eine weiter angespitzte Offroadversion in die Preisliste gesetzt. Spezielle Reifen (Goodyear Wrangler) und das höhenverstellbare Luftfahrwerk bringen den Jeep Grand Cherokee auch dann noch weiter, wenn der Pilot am eigenen Können zweifelt.
Der sitzt derweil auf großen Sitzen mit viel Seitenhalt – was auch im Gelände wichtig ist – und angenehmen Bezügen mit einer Mischung aus Velours- und Glattleder. Damit lässt es sich auch sehr gut auf asphaltierten Strecken gleiten. Das Luftfahrwerk senkt den großen Jeep bei Autobahntempo weiter ab, ohne das Federungskomfort eingebüßt wird. Die Reifen des Trailhawk rollen zwar etwas lauter ab, aber selbst dieses Geräusch findet nur in weiter Ferne statt. Was auch für die Arbeitstakte des drei Liter großen V6-Diesel gilt. Der 250 PS starke Selbstzünder empfiehlt sich mit 570 Newtonmeter maximalem Drehmoment, die das Achtgang-Automatikgetriebe stets beflissen sortiert, bestens für den Grand Cherokee.
Er ist sauber nach Euro 6d-TEMP und tank ab und zu AdBlue für die Abgasreinigung, was einfach über einen Einfüllstutzen unter der Tankklapp zu erledigen ist. Alternativ bietet Jeep für den Grand Cherokee Trailhawk auch einen 3,6 Liter V6-Benziner mit 290 PS an. Der dürfte aber nur Wenigfahrer ansprechen, denn schon der Diesel hat sich im Testzeitraum mit 9,8 Litern Sprit alle 100 Kilometer nicht unbedingt als Sparfuchs erwiesen.
Angesichts der Größe und seines Allroundtalents ist der Durst aber durchaus im Rahmen, fernab der noch gültigen NEFZ-Norm sind die Mitbewerber auch nicht geiziger. Die haben teilweise vielleicht einen Hauch feinere Materialien im Innenraum und ein weniger verschachteltes Infotainmentsystem hinter dem Touchscreen aus Plexiglas (übrigens auch eine Gattungsmarke) wie der Jeep Grand Cherokee, der macht diesen objektiv nicht vorhandenen Nachteil aber mit der Lässigkeit seines Stils – zumindest subjektiv – wett.
Im Fond sitzt es sich artgerecht, nur der Knieraum dürfte für große Mitfahrer ein paar Zentimeter mehr betragen. Im Testwagen war das optionale Entertainmentsystem mit DVD-Player und Monitoren in den Lehnen der Vordersitze verbaut. Ob das Gestühl ohne diese Option weniger dick aufträgt, bleibt zu testen.
Hinter den Plätzen drei, vier und fünf hält der große Jeep einen Laderaum für üppige 782 Liter Gepäck bereit. Mit der Absenkfunktion des Luftfahrwerks lässt es sich zudem Bandscheibenschonend beladen, einzig die rutschigen Metallstreben nerven schnell. Verzurrösen und ein Netz helfen, wenn man sich denn jedes Mal die Arbeit machen will.
Egal, ob herumrutschend oder verzurrt, die Ladung reist ebenso stilsicher zum Ziel wie die Menschen an Bord des Jeep Grand Cherokee. Abstandsgeregelt und spurthalteassistiert zeigt er auf der Langstrecke sein Verständnis für die Moderne, das hervorragende Audiosystem massiert die Trommelfelle und bei Bedarf das Zwerchfell. Den Transporterfahrern, die man auf Augenhöhe beim Rechts- oder Linksblick beobachten kann geht es meist weniger gut. Mit dem Trailhawk-Piloten haben sie aber eines gemeinsam: Sie sitzen nochmal eine halbe Etage höher als die Fahrer anderer SUV.
Auch das macht den besonderen Reiz des Jeep aus. Gelassenheit mit dem Blick von oben herab – ohne aber überheblich zu sein. Das gilt auch für den Preis. Ab 50.900 Euro ist das Basismodell zu haben, der Trailhawk steht als Diesel mit 64.700 Euro in der Preisliste. Im Gegensatz zur Sitzposition liegt er damit keinesfalls über der Konkurrenz.
Die technischen Daten findet Ihr unter der Bildergalerie.
Technische Daten
Jeep Grand Cherokee Trailhawk 3.0 V6 MultiJet |
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Hubraum | 2.987 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 184 kW / 250 PS bei 3.600 U/min |
Max. Drehmoment | 570 Nm bei 2.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,0 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 9,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Goodyear Wrangler 265/60 R18 |
Leergewicht | 2.403 - 2.522 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.828 / 1.943 / 1.792 mm |
Grundpreis | 64.700 Euro |
Testwagenpreis | 69.670 Euro |