Der Kia Ceed GT ist das sportliche Topmodell der Baureihe. Genügen seine 204 PS dynamischen Ansprüchen?
Ein dezentes Bollern. Gerade so viel, dass auch der uneingeweihte Passant nicht von einem normalen Kompaktwagen ausgeht, aber dezent genug, um nicht den Halbstarken zu markieren. Der Sportauspuff mit Klappensteuerung setzt den Kia Ceed GT fachgerecht in Szene.
Das sportliche Topmodell der erfolgreichen Ceed-Baureihe ist auf Basis des Fünftürers eine geschickt positionierte Alternative zu den Hot Hatches der Mitbewerber. Wie jetzt? Die leisten doch alle viel mehr? Bis 300 PS im (Seat) Leon Cupra, 245 oder 290 PS im soeben verblichenen VW Golf GTI und auch 275 PS im Hyundai i30 N aus dem gleichen Konzern? Und dann der Ceed GT mit „nur“ 204 PS?
Der Kia Ceed GT im Video-Review
Es soll Menschen geben, die sich an einem der genannten Hot Hatches vielleicht verbrennen. Nicht nur für die ist der Ceed GT eine willkommene und vollkommen ausreichend motorisierte Wahl. Weniger die unbändige Rakete, sondern ein Gran Turismo der alten Schule. Vor allem Langstrecken bereiten im Kia Ceed GT Freude.
Ist der Koreaner, der in Deutschland entwickelt wurde und in der Slowakei gebaut wird, einmal in Fahrt, dann stört das bei langsamer Fahrt teil trocken-harte Sportfahrwerk auch nicht mehr. Mit ausreichend Rückmeldung vom Untergrund spult der GT Kilometer, während man auf den haltstarken Sportsitzen mit edlen Alcantara-Bezügen weilt.
Das DCT-Getriebe ist eine Empfehlung
Der 1,6 Liter große Turbobenziner stellt sein maximales Drehmoment von 265 Nm schon ab 1.500 und bis 4.500 Umdrehungen pro Minute bereit. Damit surft man fast immer auf dem Scheitel der Newtonmeter-Welle. Im Testwagen war das optionale 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT) montiert, das sehr gut zum Fahrerlebnis im GT passt. Mit ihm spurtet der Kia Ceed GT im Vergleich zum Handschalter um 0,1 Sekunden schneller auf 100 km/h (Werksangabe 7,4 statt 7,5 Sekunden), die Höchstgeschwindigkeit sinkt aber von 230 auf 225 km/h. Aber auch das reicht aus, schnell pendelt man sich eh auch auf leeren Schnellstraßen bei 160 bis 180 km/h ein und freut sich bei Bedarf auf seine Reserven.
Auf langen Autobahnpassagen kommt übrigens ein für manche Menschen wichtiger Vorteil gegenüber dem technisch gleichen Kia ProCeed GT zum Vorschein. Der kleinere Kofferraum des Fünftürers bietet der Abgasanlage einen geringeren Resonanzkörper. Während der ProCeed GT irgendwann doch mal akustisch zu präsent sein kann, kommen auch Ruhe suchende Ohren mit dem Ceed GT besser klar.
Und weil wir gerade beim markeninternen Vergleich mit dem ProCeed GT sind: Der Ceed GT erlaubt durch steile Dachpfosten einen bequemeren Einstieg in der ersten Reihe. Zudem verzichtet er auf die im Shooting Brake serienmäßige Windschutzscheibenheizung mit ihren optisch stark präsenten Heizdrähten.
Das Raumangebot im Kia Ceed passt auch im GT, die gute Verarbeitung und sie geschmackvollen Materialien gefallen. Farben und Stoffe sind so harmonisch aufeinander abgestimmt, dass sich davon viele teurere Autos ein Stück abschneiden können.
Teils vorlauter Klappenauspuff
Hinter dem Lenkrad trägt der GT serienmäßig digitale Instrumente. Das Display ist gut ablesbar, enttäuscht aber mit dem Fehlen jeglicher Konfigurationsmöglichkeiten. Den mittleren Teil kann man per Lenkradtaste durchschalten wie die Anzeige der analogen Rundinstrumente (zum Beispiel im Kia XCeed). Lediglich im Sport-Modus ändert sich die Gesamtgrafik.
Dieses Fahrprogramm legt beim Motorklang durch die Abgasanlage nochmal nach und schärft die Lenkung an. Auch das Getriebe lässt sich beeinflussen, schaltet dabei aber oft zu spät hoch und sorgt für Ortsdurchfahrten im zweiten Gang. Dann kann man schnell über Schaltpaddels am Lenkrad eingreifen.
Das Wunschkonzert singt dabei ein Lied von einem wirklichen Sportmodus des DCT, den man dann bei Bedarf – zum Beispiel durch Ziehen am Wählhebel – wieder in die „D“-Melodie bringen kann. Und wenn noch ein Wunsch frei wäre: Gerade für den Langsamfahrkomfort stünden dem Ceed GT zumindest einstufig verstellbare Stoßdämpfer ganz gut.
Fazit zum Kia Ceed GT
Vor wenigen Jahren waren 200 PS ein hoher Wert für sportliche Kompakte, die jetzt teilweise schon die 300 PS-Hürde reißen. Aber auch mit 204 Pferdestärken unter der Haube gefällt der Kia Ceed GT als sportlicher Reisewagen. Der Testverbrauch bleibt mit 8,8 Litern durchaus im Rahmen, was zum Langstreckencharakter des Autos passt. Der Preis von 31.090 Euro ist angesichts der hochwertigen Ausstattung passabel. Dynamikfreunde dürften aber ins Grübeln kommen, ob man nicht den Sprung zum 34.300 Euro teuren Hyundai i30 N mit deutlich mehr Leistung wagt.
P.S.: Stilfrage?
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Technische Daten
Kia Ceed GT |
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Hubraum | 1.591 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 150 kW / 204 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 265 Nm bei 1.500 - 4.500 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplung |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,2 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact TS 850P 225/40 R18 |
Leergewicht | 1.413 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.410 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.325 / 1.800 / 1.442 mm |
Grundpreis | 31.090 Euro |
Testwagenpreis | 33.070 Euro |