Wie ein großer Koreaner zur Lässigkeit erzieht.
Erstaunlich, wie gut ein Fahrzeugkonzept, das primär darauf ausgelegt ist, durch asiatische Metropolen und über amerikanische Highways zu gleiten, auch auf europäischen Straßen funktionieren kann. Womit eigentlich alles gesagt wäre, oder?
Okay, so einfach mache ich es Euch (und mir) nicht. Denn zum Kia Sorento gibt es durchaus mehr zu sagen. Im Gegensatz zu den genannten Absatzmärkten, in denen der Sorento vor allem als Benziner mit vier und sechs Zylindern gekauft wird, bekommen wir ausschließlich einen 2,2 Liter großen Vierzylinder-Diesel mit 200 PS unter die Haube geschraubt.
Der Selbstzünder passt prima zum Charakter des Sorento. Beim Kaltstart und niedrigem Tempo in der heimischen 30er-Zone nagelt er zwar durchaus hörbar vor sich hin, hält sich dann auf Landstraßen und Autobahnetappen aber gepflegt zurück.
Genau hier spielt Kias größtes Modell in Deutschland auch seine Karten aus. Der Sorento, der sich eine Basis mit dem bei uns nicht angebotenen Van Sedona teilt, empfiehlt sich als enstpannender Reisewagen. Auf den sesselartigen Vordersitzen lümmelt man bequem und lässt sich je nach Jahreszeit oder Gusto Rücken und Allerwertesten heizen oder belüften. Das Infotainment-System mit schön hoch platziertem Achtzoll-Monitor navigiert zielsicher zum Ankunftsort und gefällt mit einer detaillierten Darstellung kommender Fahrmanöver, Autobahnraststellen in der Nähe und zuverlässiger Verkehrszeichenerkennung.
Weil man so schön dahin gleitet, dreht man auch die Musik nicht voll auf. Dann passt der Klang aus den zehn Boxen. Und es bleibt verborgen, dass das verbaute Infinity-Soundsystem trotz externer 630W-Endstufe für audiophile Menschen nicht genügend druckvollen Bass und wenig klare Höhen bereithält.
Bleiben wir auch hier lieber gelassen. Dem Charakter des Autos wird auch die Streckenwahl angepasst. Einmal von Deutschland aus an die Südseite der Alpen wird der Sorento nicht über Bergpässe gescheucht, sondern einmal quer durch über die Autobahn samt Tunnelstrecken. Dabei wäre der Tempomat samt adaptiver Geschwindigkeitsregelung, serienmäßig im getesteten Topmodell Platinum Edition, eigentlich ein hilfreicher Geselle. Wenn er nicht immer recht spät die Entscheidung zum Abbremsen fällen würde, dafür dann aber umso energischer verzögert. So wird das dann auf Dauer eine recht ruppige Fahrt, noch dazu auf kurvigen Autobahnen, wo gerne auch mal der Lieferwagen auf der Nebenspur als vorausfahrendes Auto missinterpretiert wird.
Nachdem ich persönlich das Autofahren immer noch als aktive Tätigkeit verstehe, schalte ich das System einfach aus – wie ich dies mit dem Tempomaten eh´ meist mache.
Sehr aktiv kann man auch das Einladen von Gepäckstücken in den Kia Sorento gestalten. Damit meine ich nicht die SUV-typisch hohe Ladekante, sondern den mindestens 605 Liter fassenden Kofferraum der Fünfsitzer-Version. Da kommen schon einige Hartschalen zusammen, die man hineinwuchten kann. Lademeistern fällt auf, dass ein Trennnetz für den Kofferraum fehlt. Da im Dachhimmel auch keine Aussparungen zu sehen sind, ist dies wohl gar nicht vorgesehen. Schade. Und besonders auffallend, da am und im Sorento sonst alles so gut passt und funktioniert.
Angenehm ist auch der Auftritt des großen Wagens. Mit der breiten Kühlermaske samt Kunststoffnoppen statt einem öden Grillmuster, dem unaufgeregten Profil, flachem Greenhouse (Aufbau mit den Fensterflächen) und LED-Heckleuchten muss sich der Kia Sorento keinesfalls vor seinen Mitbewerbern verstecken. Im Gegenteil.
„Wer schön sein will muss leiden“. Das stimmt beim Kauf eines Sorento also nicht. Natürlich gibt es bei einem BMX X3, Audi Q5 und anderen Mittelklasse SUV eine ausgefeiltere Technik mit adaptiven Dämpfern und mehr Assistenten. Dafür aber wesentlich weniger Platz im Innenraum und ein größeres Loch in der Haushaltskasse.
Denn das eigentliche Kunststück des Kia Sorento heißt: Touareg-Größe zum Tiguan-Preis: Der Testwagen Kia Sorento Platinum Edition kostet mit Lederausstattung, Panorama-Glasdach, 19-Zoll Alufelgen und vielem mehr 51.770 Euro. Darin enthalten ist die optionale Metalliclackierung für 580 Euro.
Der faire Preis, die sieben Jahre Garantie (bis 150.000 km) und der überschaubare Durst von erfahrenen 8,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer (vergesst nicht: Es handelt sich um ein 4,78 Meter langes und zwei Tonnen schweres SUV!) lassen einen durchus darüber nachdenken, den Sorento auf die Wunschliste für den nächsten Fahrzeugwechsel zu setzen.
Technische Daten
Kia Sorento 2.2 CRDI Platinum Edition |
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Hubraum | 2.199 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 147 / 200 bei 3.800 U/min |
Max. Drehmoment | 441 Nm bei 1.750 - 2.750 U/min |
Getriebe | 6-Gang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h (elektronisch abgeregelt) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,6 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,7 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Hankook Ventus Prime 2 235/55 R19 101V |
Leergewicht | 1.953 kg - 2.107 kg (je nach Ausstattung) |
Länge / Breite / Höhe | 4.780 mm / 2.140 mm / 1.685 mm |
Grundpreis | 51.190 Euro |
Testwagenpreis | 51.770 Euro |