Lexus RC F und LC 500 Zeitgeschichte

Mit den V8-Modellen von Lexus starten wir zu letzten (?) großen Ausfahrt

Diese Reise liegt nicht vor uns, wir sind mittendrin. Weit mehr als nur ein Ort als Ziel liegt vor dem inneren Auge. Wir sammeln keine Kilometer, wir nehmen sie wahr. Und blicken am Ende vielleicht verklärt zurück, aber auch interessiert in die Zukunft. Dazu gleich mehr.

Ein Druck auf den Startknopf weckt den V8-Benziner mit fünf Litern Hubraum. Heiser atmet er aus vier dicken Endrohren aus. Sie präsentieren sich unter einem monströsen Heckflügel. Dieser ist, die Dach und Motorhaube des 4,71 Meter langen Coupés aus Kohlefaser-Material gefertigt und trägt es offen zur Schau. Zeichen der Track Edition, mit der die japanische Premium-Marke Lexus den RC F krönt. Jenseits der effizienten Hybride in Limousinen- und SUV-Form leistet sich das Label auch noch Fahrmaschinen.

Sportler mit V8-Herz

Seit 2015 ist der RC auf dem Markt (es gab ihn auch als Hybrid, was sonst). Das gesetzte Alter sieht man dem Zweitürer mit Stufenheck an. Veraltet wirkt er dabei jedoch nicht. Vielmehr setzt er auf seiner Michelin-Pilot-Sport-4-Mischbereifung mit 19-Zoll-Felgen auf einen betont dynamischen Auftritt ohne Übertreibungen. Wem AMG, M und RS auch optisch zu sehr auf dicke Hose machen, könnte sich mit dem seltenen Japaner anfreunden.

464 PS produziert der klassische Saugbenziner, die Achtstufen-Wandlerautomatik verwaltet ein Drehmoment-Maximum von 520 Newtonmetern. Die Kraft wird klassich an die Hinterräder geschickt. Wie das geschieht, ist eine Freunde. Der heutzutage geläufige Turbo-Bumms bleibt aus. Vielmehr erfreut man sich am linearen Schnellaufstieg der Skalen im digitalen Drehzahlmesser und der analogen Geschwindigkeits-Runduhr.

Der Lexus LC F Track Edition im Video

In 4,5 Sekunden stürmt der knapp über 1,8 Tonnen schwere Lexus LC F aus dem Stand auf 100 km/h. Bei leerer Autobahn (oder auf der Rennstrecke) ist eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h erreichbar. Die Negativbeschleunigung ist, der Carbon-Keramik-Bremse sei Dank, ebenso zünftig und gleichermaßen gut dosierbar wie der Drang in Richtung Horizont. Im Gegensatz zu den Options-Bremsanlagen mancher Mitbewerber verkneifen sich die Stopper unter dem Lexus ein Quietschen im Alltag.

Fahrer und Co-Pilot sitzen auf haltstarkem Sportgefühl. Obwohl das Dach nur 1,39 Meter über dem Asphalt sitzt, hat man auch als großer Mensch darunter eine mehr als ausreichende Kopffreiheit. Man ist gut ins Auto integriert, muss sich dennoch beim Einstieg nicht über Gebühr zusammenfalten. Das kann man sich auch beim Versuch, den Fond des 2+2-Sitzers zu entern, sparen. Schon auf den ersten Blick offenbart sich die Alibi-Funktion der Nischen. Hier lagert bestenfalls leichtes Gepäck.

Menüstruktur, Auflösung und Reaktionsfreude des auf der Mittelkonsole stehenden Touchscreen-Displays verraten das reife Alter des RC. Ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen ist auch das Touchpad in der Mittelkonsole, mit dem man sich während der Fahrt durch die Bedienschritte fummeln soll. Diese Unpässlichkeit ist schnell vergessen, wenn der Lexus RC F nach schnellen Autobahnpassagen kurvige Ladstraßen unter die Gummimischung bekommt. Adaptives Fahrwerk? Einstellbare Lenkung? Auch ohne das moderne Zeugs ist der Sportler präzise abgestimmt.

Tür zu, Dach auf

Lexus RC F Track Edition LC 500 Cabrio Ultimate Edition V8 Test Video Fotos Sound Milan Design Week

Viel zu schnell geht der Tag vorbei. Zeit für Wehmut, weil gleich jemand darauf wartet, den Schlüssel des Testwagens wieder in Empfang zu nehmen. Die beste Medizin für diese Verstimmung ist ähnlich klein und grau, aber etwas feinsinniger geformt: Es ist der Schlüssel für den Lexus LC 500.

Seit 2019 begleitet das Cabriolet mit Stoffverdeck seinen gleichnamigen Coupé-Bruder (den es auch als Hybrid mit V6-Motor gibt). 2023 gab es für beide eine Überarbeitung. Ein neues Infotainment-System mit Touchscreen und frische Farben sind mit Dank notiert. Wichtiger für Enthusiasten der gekonnten Fortbewegung sind die Anstrengungen, die man in Japan der Hardware zukommen ließ.Die Radaufhängungen an beiden Achsen wurden ebenso überarbeitet wie die Stoßdämpfer mit adaptiver Steuerung. Dazu gab es eine neue Abstimmung von Zehngang-Automatik und der Brems (mit Brake-by-Wire ohne physische Verbindung).

Einer von 165

![Lexus RC F Track Edition LC 500 Cabrio Ultimate Edition V8 Test Video Fotos Sound Milan Design Week](lexus-rc-f-und-lc-500_img41131715010171.jpg?cropZoom=1500,840 ""Die Sonderserie LC 500 Ultimate Editon wird nur 165-mal gebaut.")

Für unseren Ausflug in den Süden steht der Lexus LC 500 am kommenden Tag als das erste von 165 Exemplaren der Ultimate Edition bereit. Das Sondermodell bringt neben dem Performance-Paket eine mattweiße Lackierung (Fuji White), ein blaues Verdeck und ein gleichfarbiges Interieur mit. Felgen und Dekorelemente an der Karosserie sind Schwarz.

Drei Tage werden wir im Lexus LC 500 auf einer besonderen Tour unterwegs sein. Unser Anspruch: Wir fahren immer offen. Zumindest nach dem frühen Sonntags-Tiefflug über die Autobahn A8 von München in Richtung Österreich.

Der Lexus LC 500 Ultimate Edition im Video

Unter der Karosserie, die auch 2024 für manche Betrachter noch wie die eines Concept Cars aussieht, steckt der gleiche Motor wie im RC F. Auch hier bringt es der Achtender auf 464 PS. Das Automatikgetriebe mit zehn Vorwärtsgängen erlaubt ein etwas höheres Drehmoment von 540 Newtonmetern. Nullhundert ist in 4,7 Sekunden erledigt, auch der LC wird bis zu 270 km/h schnell. Und das mit einer entspannten Lässigkeit, wie am frühen Sonntagmorgen festzustellen ist.

Jede Menge Technik, aber kein Dach

Lexus RC F Track Edition LC 500 Cabrio Ultimate Edition V8 Test Video Fotos Sound Milan Design Week

Abgehakt, das mehrlagige Textilverdeck öffnet sich auf Schalterzug elektrisch. Der bescheidene Kofferraum bleibt auch beim Offenfahren erhalten. Mit doppeltem Windschott und geschlossenen Seitenscheiben kann man sich selbst bei Autobahn-Tempo 160 im LC-Cabrio entspannt unterhalten. Hier haben die Aerodynamiker ganze Arbeit geleistet.

Der Lexus LC wirkt eleganter und komfortorientierter als der RC F. Was nicht nur am modernen Design, sondern auch am Verzicht auf jegliches Flügelwerk liegt. Dazu kommt das gute Ansprechen der adaptiven Dämpfer bei Querfugen. Doch der Eindruck täuscht. Nicht nur direkt nach dem Anlassen ruft der V8 seine Tatkraft nach hinten hinaus. Auch bei schwerem Fuß auf dem Gaspedal galoppierst du im LC vor einer eindrucksvollen Klangschleppe durch verlassene Wälder und über Landstraßen. Dabei wird auch dieser Hochleistungs-Lexus nie über Gebühr laut oder gar prollig.

Den High-Tech-Anspruch zeigt auch das digitale Kombiinstrument, bei dem sich die Umrandung des Drehzahlmessers je nach Konfiguration der Anzeige elektrisch verschiebt. Dann präsentiert sich die Verbrauchsanzeige: 15 Liter Sprit laufen alle 100 Kilometer durch. Damit ist der LC 500 ähnlich durstig wie der RC F.

Rund 700 Kilometer und einen Tag später rollt der LC, natürlich offen, durch die norditalienische Metropole Mailand. Auch hier wartet jemand darauf, uns den Autoschlüssel wieder wegzunehmen. Wir nehmen Abschied. Muss man das so theatralisch ausdrücken? Leider ja. Unsere V8-Ausfahrt dürfte der wohl letzte Trip mit RC F und LC gewesen sein. In Japan läuft demnächst die Produktion beider Modellreihen aus. Damit wird der V8-Motor bei Lexus zu einem Kapitel in den Geschichtsbüchern.

Blick in die Elektro-Zukunft

Lexus RC F Track Edition LC 500 Cabrio Ultimate Edition V8 Test Video Fotos Sound Milan Design Week

Auch die Japaner bereiten sich auf eine elektrische Zukunft vor. Wie die aussieht, wurde im vergangenen Herbst bei der Japan Mobility Show in Tokio gezeigt. Eine der Studien wartet heute in Mailand auf uns. Lexus stellt dort auf der Milan Design Week aus. Das Konzeptauto Lexus LF-ZC ist Teil einer Kunstinstallation, die in Zusammenarbeit mit den Künstlern Hideki Yoshimoto, Keiichiro Shibuya und Marjan van Aubel realisiert wurde. Sie trägt den Titel „Time“ (engl. Für Zeit). Ein passender Abschluss für unseren Roadtrip, mit dem RC F und LC 500 würdevoll abtreten. Ich bin gespannt, was wir in Zukunft mit LF-ZC und Co. erleben werden.

Wer dem V8-Motor in einem Lexus nicht nur hinterhertrauern möchte, sondern handeln will (und kann, Stichwort Finanzen), der kann beide Modelle noch als Neuwagen bestellen. Das Konto sollte, sofern man am RC F Track Edition interessiert ist, mit mindestens 117.850 Euro gedeckt sein. Für den Lexus LF 500 Ultimate Edition mit Stoffverdeck sollten es sogar 141.500 Euro sein.

Fazit

Lexus RC F Track Edition LC 500 Cabrio Ultimate Edition V8 Test Video Fotos Sound Milan Design Week

Eine Reise durch Raum und Zeit. Nach einer dreitätigen Klangtherapie ist die V8-Euphorie keinesfalls geheilt. Trotzdem hat die Behandlung gutgetan. Viele hundert Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt werfen wir nicht nur einen Blick zurück, sondern im Rahmen der Milan Design Week auch einen auf die Zukunft der Mobilität.

Technische Daten

Lexus RC F Track Edition // Lexus LC 500 Cabrio Ultimate Edition

Antriebsart Benziner
Antrieb Hinterradantrieb
Hubraum 4.959 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder V8
Maximale Leistung kW / PS 341 kW / 464 PS
Max. Drehmoment 520 Nm // 540 Nm
Getriebe Achtgang-Automatik // Zehngang-Automatik
Beschleuningung 0-100 km/h 4,5 Sekunden // 4,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 270 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 11,8 Liter // 11,7 Liter
Verbrauch real auf 100km 15,0 Liter // 13,2 Liter
Kofferraumvolumen 366 Liter // 149 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Michelin Pilot Sport 4S 255/35 ZR19 v. / 275/35 ZR19 h. // 245/40 R21 v. / 275/35 R21 h.
Leergewicht 1.815 kg // 2.055 kg
Länge / Breite / Höhe 4.710 / 1.845 / 1.390 mm // 4.770 / 1.9320 / 1.350 mm
Basispreis Baureihe 96.050 Euro // 136.900 Euro
Basispreis Modellvariante 117.850 Euro // 141.500 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: M. Gill, B. Conrad | Titelfoto: Harald Dawo