Die Mittelklasse lebt. Ein gutes Beispiel dafür ist der aufgefrischte Mazda6.
Mittelklasse. Das kling für viele irgendwie gestrig. Die Marktanteile schrumpfen, Kunden laufen in Scharen zu SUV und Crossover über, zumindest diesseits des Premiumsegments wird die Luft außerhalb der Passat-Superb-Insignia-Phalanx dünn. Die Franzosen mischen mit Talisman und 508 noch fleißig mit, die Asiaten schon weniger. Während Kia mit dem Optima ein schickes Auto im Programm hat und sich sogar einen Kombi leistet, dümpelt der Hyundai i40 vor sich hin, Honda (Accord) und Toyota (Avensis) haben sich nach Nissan bereits verabschiedet.
Und was macht Mazda? Pflegt und hegt seinen 6er. Gottseidank. Seit 2013 ist die aktuelle Modellgeneration als Stufenheck und Kombi bei uns auf dem Markt, im letzten Jahr absolvierte die Mazda6 Limousine mit 175 PS starkem Diesel den AUTONOTIZEN-Alltagstest .
Zum zweiten Mal spendiert Mazda seiner Mittelklassebaureihe jetzt ein größeres Update. Die Substanz ist noch frisch genug, da muss kein komplett neues Modell entwickelt werden. Neben optischen Veränderungen an Front und Heck, die das Auto vor allem breiter und tiefer wirken lassen, haben die Ingenieure beim Mazda6 genau da angesetzt, wo er zuletzt den Anschluss an die Konkurrenz etwas zu verlieren schien.
Dass alle Motoren jetzt die Abgasnorm Euro6d-TEMP erfüllen, ist eigentlich nicht der Rede wert. Dass die Diesel, jetzt mit 150 und 184 PS, den AdBlue-Einfüllstutzen aber nicht unter der Tankklappe, sondern unter dem Kofferraumboden haben, schon. Auch bemerkenswert: Die Benziner erfüllen die neuen Grenzwerte ohne Partikelfilter. Sie Sauger wurden umfangreich überarbeitet (unter anderem neue Kolbenform, höhere Einspritzdrücke mit jetzt 300 Bar) und leisten mit zwei Litern Hubraum 145 oder 165 PS, der 2.5 Liter große Topmotor mit Zylinderabschaltung 194 PS.
Für die erste Ausfahrt mit dem aufgefrischten Mazda6 sollte es, ganz mittelklassig, der 165 PS-Benziner sein, im Testwagen an die Sechsgang-Wandlerautomatik gekoppelt. Die Antriebskombination ist schnell beschrieben: Mit ihr ist der Mazda6 angemessen motorisiert, ohne den Asphalt von der Straße zu rubbeln. Lethargisch wirkt er aber keinesfalls, einzig zwei Gangstufen mehr wünscht man ihm, wenn er beim Kickdown oder stärkerem Beschleunigen die Stimme hebt.
Mehr lockerer Dauerlauf als Sprintmeisterschaften also, was zum Charakter des Mazda6 passt. Der Kombi ist passend geschnitten, keinesfalls zu eng aber auch nicht ausufernd weit wie ein schlecht sitzender Anzug. Fahrer und Beifahrer bekamen bei der Überarbeitung endlich neue Sitze spendiert. Die einst dünnen und knappen Stühle wichen äußerst bequemen Sesseln in Reihe eins. Dick gepolstert, mit breiter und hoher Lehne und im Fall des gefahrenen Sport-Line-Modells künftig nicht nur beheiz- sondern auch belüftbar. Eine Wohltat an heißen Tagen, einzig der recht laute Antriebsmotor der Sitzlüftung stört das Wellnessen.
Das fällt umso mehr auf, da der Mazda6 nach dem Facelift ein wahrer Leisetreter geworden ist. Einen neuen Dachhimmel, Dämmung im Mitteltunnel und dickere Bodenbleche haben die Japaner verbaut. Diese Maßnahmen wirken, lässt man den Motor im Bereich unter 3.500 Umdrehungen pro Minute, gleitet man gefühlt fast lautlos dahin.
Die Wegführung erfolgt über das künftig in allen Modellen serienmäßige Navigationssystem mit neuem 8-Zoll-Display. Die Fahrtrichtungen werden außerdem in den digitalen Instrumenten hinter dem Lenkrad und dem neuen Head-up Display, dass die Informationen direkt auf die Windschutzscheibe spiegelt, angezeigt. Auch Smartphones mag der Mazda6 jetzt, gegen Aufpreis sind Apple CarPlay und Android Auto an Bord.
Im Innenraum blieb laut Mazda kein Teil auf dem anderen. Das Armaturenbrett baut nochmals flacher, eine edel wirkende Wildlederleiste spannt sich unter den Lüftungsdüsen der höchsten Ausstattungsvariante Sports-Line mit Plus-Paket. Die Armlauflagen in den Türen sind weich gepolstert und schön lang, auch bei weit zurückgeschobenem Vordersitz findet der Ellenbogen halt.
Ist man am Ziel angekommen, hilft die neue Rundumsichtfunktion, die ihre Daten aus vier Kameras und acht Sensoren bezieht, beim zielsicheren Manövrieren. Kurz bevor der Motor abgestellt wird, erzählt der Bordcomputer, dass auf den Testfahrten über Landstraßen und tempolimitierte Autobahnen mit maximal 130 km/h sieben Liter Super je 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen geflossen sind. Ein guter Wert, der für Privatkunden das Fragezeichen hinter dem Diesel größer werden lässt.
Mit dem Facelift, dass Mitte September 2018 zu den Händlern kommt, zeigt Mazda, dass es auch anders geht, als den Kopf in den Stand zu stecken. Der Mazda6 ist weiterhin ein hübsches Auto, das jetzt vieles noch besser kann. Die neuen Technologien werden dabei auf breiter Front eingeführt, was für den Importeur natürlich auch die Logistik vereinfacht. Schon die Basis Prime-Line, ab 27.590 Euro zu haben, bringt das Head-up Display, adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Abstandsradar, LED-Scheinwerfer und das Navigationssystem mit. Center-Line und Prime-Line bringen etwas mehr Komfort mit, aber nach dem Grundmodell lohnt sich dann eigentlich direkt der Griff zur Sports-Line.
Egal, welche Ausstattungslinie es sein darf, so mittelklassig der Mazda6 weiterhin ist, so wenig mittelmäßig ist er geworden. Natürlich sind auch bei Mazda die SUV-Modelle CX-3 und CX-5 die Bestseller im Programm. Wenn sich alle Nachbarn aber damit abheben wollen, gelingt mit der Mittelklasse wieder der gepflegte Auftritt.
Die technischen Daten findet Ihr unter der Bildergalerie.
Technische Daten
Mazda6 Kombi Skyactiv-G 165 Sports-Line |
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Hubraum | 1.998 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 121 kW / 165 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 213 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,2 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 7,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 225/45 R19 |
Leergewicht | 1.453 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.805 / 1.840 / 1.480 mm |
Grundpreis | 37.790 Euro |
Testwagenpreis | 42.140 Euro |