Wie gut kann man mit Verzicht den stetig steigenden Preisen begegnen? Das zeigen wir am Beispiel des Mitsubishi ASX.
Liebe Leserin, lieber Leser. Fasse dich doch bitte mal kurz an deine eigene Nase oder lege die „Hand aufs Herz“ (bitte nicht beides gleichzeitig, sonst kannst Du diesen Beitrag nicht scrollen). Wann hast Du zuletzt moniert, dass „Autos immer teurer“ werden. Oder gute alte Zeiten verherrlicht, in denen „die ganze Familie mit Hund im Käfer bis nach Rimini“ gerasselt ist?
Der Test im Video
Und jetzt: bitte mal kurz rausgehen in die Garage / zum Carport / auf die Straße: Wie sieht es mit dem eigenen Auto aus? Welche Extras stecken drin und dran? Das feine Leder spannt sich über Sitze und Verkleidungen? Die großen Leichtmetallfelgen glitzern? Zumindest an den Stellen, an denen sie noch keinen Bordsteinkontakt hatten. Und ist das Panoramadach ist eine feine Sache, ebenso das optionale Soundsystem?
Nase oder Brustkorb können losgelassen werden, wenden wir uns den Fakten zu. Autos werden immer größer, was nicht nur dem Komfortempfinden, sondern auch vielen sinnvollen Sicherheitsvorschriften zuzuschreiben ist. Knautschzonen, Airbags, Versteifungen und Sensoren brauchen Platz. Wie wir Menschen auch. Die Reise im Käfer (siehe oben) ist zwar gewiss eine hübsche Erinnerung, war aber alles andere als bequem.
Das "Plus" macht Sinn
Bequemlichkeit bringen auch die vielen feinen Komfort-Extras, die uns die Hersteller schmackhaft machen. Über die Jahre wächst aus der Begehrlichkeit ein Bedürfnis. Und wirft die Frage auf: Kann weniger auch mehr sein?
Um das herauszufinden, rollt stellvertretend der Mitsubishi ASX als Testwagen heran. Das kleine SUV, das im Rahmen der Allianz mit den Franzosen ein umgelabelter Renault Captur ist, wird in vier verschiedenen Ausstattungslinien und mit fünf Motorvarianten vom 91 PS starken Basisbenziner bis zum Plug-in Hybrid mit 159 PS Systemleistung angeboten.
Zum Alltags-Test tritt der ASX ist als Basis-Version (die auch so heißt an), sondern in der typischen Privatkäufer-Konfiguration. Die Ausstattungslinie Plus bringt eine Klimaautomatik mit, dazu Heizung für Lenkrad und Vordersitze. Regensensor und schlüsselloser Zugang sind weitere nützliche Alltagshelfer. Hochglänzend schwarze Dekore an Front und Heck wären ebenso verzichtbar wie die silberne Dachreling, gehören aber zum 1.900 Euro teuren Plus-Paket dazu.
Radkappen im Alu-Stil
Die 17 Zoll großen Stahlfelgen (der Hersteller nennt sie „Flex-Felgen“ zieren Radvollblenden im geschmackvollen Design. Auch auf den dritten Blick sind sie nicht von Leichtmetallrädern zu unterscheiden, erst der Fingerklopf-Test zeigt das günstigere Material.
Die Schlüsselkarte in der Jackentasche entriegelt die Türen. Innen sitzt man auf grauen Stoffbezügen mit angenehmer Haptik und Rautenmuster an den Seiten der Sitzflächen. Im Gegensatz zum Kunstleder-Leder-Mix des Mitsubishi ASX Top (das weiße Auto auf den Fotos) wirkt der Innenraum damit keineswegs ärmlicher.
Ohne Navi? Kein Problem!
Analoge Instrumente hinter dem Multifunktionslenkrad bieten eine gute Ablesbarkeit. Das 4,2 Zoll große Display in ihrer Mitte liefert Angaben zu Bordcomputer und Audioprogramm. Schon vor dem Losfahren wird klar – ein frei konfigurierbares Display bietet objektiv betrachtet kaum Mehrwert.
Die ASX-Ausstattungsvarianten Basis und Plus tragen ein sieben Zoll großes Infotainment-Display auf der Mittelkonsole. Im Gegensatz zum größeren Modul mit 9,3 Zoll Bildschirmdiagonale fehlt das Multi-Sense-Menü zur Einstellung von Fahrmodi und das werksseitig eingebaute Navigationssystem.
Letzteres ist aus zweierlei Gründen verzichtbar. Zum einen ist die Kartendarstellung des von Renault übernommenen Systems wenig hochauflösend und grell, zum anderen werden keine Echtzeit-Verkehrsdaten erfasst. Auch mit dem kleineren Multimediasystem kann man das eigene Smartphone via Apple CarPlay und Android Auto spiegeln und neben Streamingdiensten auch eine Navi-App nutzen. Schade ist, dass die induktive Ladeschale nur beim ASX Top Teil der Serienausstattung ist. Der Akku des Telefons wird bei Nutzung der entsprechenden Software über Bluetooth zügig leergesaugt, ein USB-Kabel ist empfehlenswert.
Wer mag, könnte eine entsprechende Ladeschale im Zubehörprogramm des Importeurs kaufen. Sinnvoller daraus erscheint die „Haifisch-Antenne“ der höheren Versionen, die man nicht vor jedem Waschgang abschrauben muss.
Mild-Hybrid mit 140 PS
Der oben erwähnte Privatkunde dürfte seinen Mitsubishi ASX nicht nur für Kurzstrecken, sondern auch für Fahrten in den Urlaub nutzen. Da empfiehlt sich das Upgrade zum 1,3 Liter großen Mildhybrid-Vierzylinder mit 103 kW / 140 PS. Er kostet, gegenüber dem Dreizylinder-Benziner mit 67 kW / 91 PS 1.900 Euro Aufpreis. Beide haben ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.
Der aus vielen Modellen der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz bekannte Motor, der u.a. in Nissan Qasqhai und Dacia Duster sowie in der A-Klasse von Kooperationspartner Mercedes-Benz arbeitet, gefällt auch im ASX mit ruhigem Lauf und angenehmer Leistungsentfaltung. Lediglich die recht langen Schaltwege und der üppige Schalthebel wirken störend. Ein Doppelkupplungsgetriebe mit Automatik wäre fein. Das gibt es beim ASX aber erst ab „Intro Edition“ mit 158 PS für deutlich mehr Geld: 33.890 Euro. Da Fahrwerk des Franzosen-Japaners ist komfortabel und schluckfreudig, die Lenkung bietet ausreichend Rückmeldung. Kurz gesagt: Der ASX mit 140 PS und 17-Zöllern fährt sich sehr passabel.
6,9 Liter Testverbrauch
6,9 Liter verbraucht der Mildhybrid im Testdurchschnitt auf 100 Kilometer, deutlich mehr als der WLTP-Normwert von 5,8 Litern. Das 12-Volt-System kann den Benziner beim Anfahren und Beschleunigen mit Energie unterstützen, „segeln“ mit abgeschaltetem Verbrenner ist nicht möglich.
Alternativ bietet Mitsubishi mit der Plus-Ausstattung auch den ASX Hybrid an. Er hat 105 kW / 143 PS Systemleistung und mit dem aufwendigen Multi-Mode-Getriebe eine Automatikfunktion. Bei einem ersten Fahrbericht konnten wir einen Verbrauch von 5,6 Litern laut Bordcomputer ermitteln (im tempolimitierten Portugal). Dem Minderverbrauch von 1,3 Litern steht ein Hybrid-Aufpreis von 2.600 Euro gegenüber.
Preis-Vergleich mit dem Renault Captur
Damit kommen wir zum Kassensturz. Der alltagsgerecht ausgestattete Mitsubishi ASX Plus kostet als Mildhybrid mit 140 PS 28.390 Euro. Die Metalliclackierung in „Royal Blau“ kommt mit 750 Euro extra hinzu, gratis gibt es ein dunkleres „Nacht-Blau“.
Für unter 30.000 Auto bekommt man also ein ausreichend geräumiges SUV, das im Alltag keine Kompromisse erfordert. Mehr Ausstattung muss nicht sein.
Kann man sparen, wenn man zum Renault-Händler geht und dort den baugleichen Captur bestellt? Der kostet in der Ausstattungslinie Evolution mit dem gleichen Antrieb schließlich mit 26.450 Euro fast 2.000 weniger als der ASX, hat zudem ein Navigationssystem ab Werk dabei?
Um diese Frage zu beantworten, muss die Ausstattung genau verglichen werden. Sitz- und Lenkradheizung, Klimaautomatik, Rückfahrkamera und Einparksensoren am Heck sind beim Mitsubishi serienmäßig, beim Renault als Einzeloptionen oder in Paketen zu haben. Auf gleichem Niveau kostet der Captur Evolution 28.050 Euro. 340 Euro mehr sind also – legt man die Listenpreise zugrunde – beim Mitsubishi-Händler für das gleiche Auto zu zahlen. Der legt aber eine Neuwagengarantie für fünf Jahre (bis 100.000 Kilometer) mit in den Warenkorb, bei Renault sind es zwei Jahre.
Fazit
Endlich mal ein Testwagen, der nicht „volle Hütte“ ausgestattet ist. Am Beispiel des Mitsubishi ASX Plus zeigt sich, dass man auch mit weniger Extras gut durch den Alltag kommt. Radvollblenden vor Stahlfelgen sind pflegeleichter (und bei Beschädigungen günstiger), die Navigation erledigt die Smartphone-App.
Im Fall des mild hybridisierten Kompakt-SUV wäre nur die Kombination aus Automatik mit der Plus-Ausstattung noch ein Fall für die Wunschliste. Vielleicht kommt diese Konfiguration ja nach dem Auslaufen des Sondermodells Intro Edition ins Programm.
Technische Daten
Mitsubishi ASX 1.3 Mild-Hybrid Plus |
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Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.333 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 103 kW / 140 PS bei 4.500 - 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 260 Nm bei 1.750 - 3.500 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Tankinhalt | 48 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 196 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,8 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,9 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 215/60 R17 |
Leergewicht | 1.297 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.200 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.227 / 1.797 / 1.585 mm |
Grundpreis | 28.390 Euro |
Testwagenpreis | 29.140 Euro |