Mit dem seriellen Hybrid von Nissan durch Tokio.
Rushhour ist in der japanischen Hauptstadt eigentlich immer. Trotz eines nicht enden wollenden Stopp-and-Go-Verkehrs bleiben aber alle entspannt. Vor allem die Taxifahrer und Lieferdienste am Steuer eines kleinen LKW, bei uns eigentlich eher als ungeduldige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen haben die Ruhe im Blut. Und im rechten Fuß.
Dazu tragen auch die Autos bei. Nirgendwo auf der Welt fahren mehr Hybride. Nahezu jedes Auto eines einheimischen Herstellers hat das entsprechende Typenschild auf dem Heckdeckel oder den Kotflügeln. Ein Großteil davon kommt aus einer Toyota-Fabrik. Der Hersteller hat mit seinen Tochtermarken Lexus und Daihatsu sowie den Labels unzähliger Vertriebsnetze über 40 Prozent Marktanteil. Nissan und Mitsubishi sieht man oft, nur vereinzelt Mazdas. Die dann überraschenderweise meist als Diesel. Auch zuhause geht Mazda also einen eigenen Weg.
Bestseller in Japan
In den Großstädten bestimmen Kei Cars, kleine Autos mit maximal 660 ccm Hubraum, das Straßenbild. Ohne eigenen Stellplatz darf man kein größeres Auto zulassen. Zum Thema Kei Car gibt es bald einen Artikel, versprochen. Hier geht es um das Thema Hybrid.
Als Pionier des elektrifizierten Antriebs darf klar der Toyota Prius gelten. Während die Hipster in den USA, bislang treue Prius-Kunden, mittlerweile gerne Tesla Model 3 fahren, ist der Prius in Japan nach wie vor das meistverkaufte Auto. In einigen Monaten macht ihm aber der Nissan Note die Spitzenposition in der Statistik streitig.
Die seit 2012 angebotene zweite Generation des Hochdach-Kleinwagens, die bis Ende 2016 auch in Europa verkauft wurde, gibt es in Japan noch immer. Eine derart lange Bauzeit ist nicht ungewöhnlich, auch der Vorgänger des hier March genannten Micra wird weiterhin angeboten.
Seinen zweiten Frühling erlebt der Nissan Note mit einem elektrischen Herzschrittmacher. Der Note E-Power mit seriellem Hybrid kam 2014 in Japan zum Händler, sein Anteil innerhalb der Baureihe beträgt über 60 Prozent.
Benziner als Stromgenerator
In einem Parallel-Hybrid, den man u.a. aus dem Toyota Prius kennt, sorgen der Verbrenner und ein Elektromotor für den Antrieb der Antriebsräder. Die Software bestimmt je nach Ladezustand der Batterie und Fahrprofil, ob nur einer der beiden Motoren oder beide zusammen das Auto antreiben.
Der Nissan Note E-Power ist ein serieller Hybrid. Hier dient der Verbrennungsmotor zum Aufladen der Batterie, er treibt niemals die angetriebenen Vorderräder direkt an. Das erledigt immer der Elektromotor. Außer einer kleinen Energieflussanzeige im angejahrten Kombiinstrument bekommt der Fahrer den Einsatz des Benzinmotors auch akustisch mit.
Neigt sich der Ladezustand der 1,5 kWh großen Batterie dem Ende zu, schaltet sich der 1,2 Liter große Dreizylinder-Benziner mit 79 PS zu. Er wird immer im effizientesten Drehzahlbereich gehalten, um als Generator Strom zu produzieren. Wenn der Fahrer beschleunigt oder bremst, bleiben Umdrehungen und damit das Geräusch konstant. Das ist ungewohnt, dürfte aber in Zukunft mit besseren Dämmmaterialien weiter in den Hintergrund gedrängt werden.
Die maximale Leistung des Elektromotors liegt bei 109 PS, vom Start weg liegt ein Drehmoment von 254 Nm an. Damit könnte man den Nissan Note E-Power schon auch mal dynamisch durch Lücken im Verkehr jagen, wenn es der gute Anstand im japanischen Metropolenverkehr nicht verbieten würde.
Also nutzt man oft Elektronen statt Sprit und segelt gemütlich vor sich hin, auch auf den tempolimitierten Autobahnen. Der Benzinverbrauch pendelt sich, nachdem man sich an den Fahrstil der Metropole und das Hybridkonzept eingelassen hat, bei knapp über vier Liter je 100 Kilometer ein. Die Bedienlogik entspricht übrigens der des Nissan Leaf, denn auch E-Power nutzt ein Eingang-Reduktionsgetriebe wie das reine Elektromodell.
E-Power auf dem Weg nach Europa
Auf längeren Strecken oder in einem größeren Auto wünscht man sich aber mehr Souveränität im Antrieb. Das gelingt, wie eine weitere Probefahrt zeigte, im Großraumvan Nissan Serena E-Power. Hier arbeitet der gleiche 1,2-Liter-Benziner, der Elektromotor hat mit 100 kW (136 PS) aber mehr Leistung, zudem ist der Serena besser gedämmt als der Note.
Auch für Europa und damit für Deutschland spielt das E-Power-Konzept der Marke Nissan eine Rolle. Der Hersteller hat bereits angekündigt, den seriellen Hybrid, parallel zum Elektroantrieb des Leaf, auch bei uns anzubieten. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Nachfolger des Bestsellers Qashqai auch mit E-Power auf den Markt kommen wird. Dann gerne mit etwas größerer Batterie!
Fazit zum Nissan Note E-Power
Der serielle Hybrid ist ein interessantes Antriebskonzept für Menschen, die zuhause oder entlang ihrer Routen keine Lademöglichkeiten haben – oder die sich schlicht und einfach Sorgen um Reichweite und Infrastruktur machen. Der Benzinmotor als Generator für die Batterie läuft immer im optimalen Drehzahlbereich und kann somit mit niedrigen Verbrauchswerten glänzen, trotzdem kann man jede Tankstelle ansteuern.
Als Alternative zum reinen Elektroantrieb darf man einem E-Power-Modell von Nissan auch in Deutschland gute Marktchancen vorhersagen.
Technische Daten
Nissan Note E-Power |
|
---|---|
Hubraum | 1.198 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 58 kW / 79 PS |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 80 kW / 109 PS |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 254 Nm bei 0-3.008 U/min |
Batterie | 1,5 kWh Lithium-Ionen-Akku |
Länge / Breite / Höhe | 4.100 / 1.695 / 1.535 mm |
Grundpreis | ca. 14.000 Euro |