Erste Fahrt im neuen Opel Corsa. Hat er noch typische Opel-Tugenden?
Es wurde viel befürchtet, geschimpft und in Abrede gestellt. Als PSA von GM die Marke Opel übernommen hatte, sahen Fans und treue Kunden viel Unheil aufziehen. Die Xe mit Vornamen Crossland und Grandland wurden schon zuvor als Gemeinschaftsprojekt mit den Franzosen entwickelt, also gilt der neue Corsa als erstes Baby der deutsch-französischen Familienpolitik. Vom Corsa häng viel ab. Denn er ist nicht nur Gradmesser, sondern vor allem auch Opels Bestseller. Fast 14 Millionen Autos wurden seit der ersten Premiere 1982 verkauft, selbst 2019 trugen noch die meisten Opel in Europa einen Corsa-Schriftzug am Heck.
Der Corsa steht frisch beim Händler
Seit Mitte November steht jetzt also die sechste Corsa-Generation beim Händler. Sie basiert auf der CMP-Plattform des PSA-Konzerns, ist somit ein enger Verwandter von Peugeot 208 und DS3 Crossback. Optisch fällt das nicht auf. Der neue Corsa sieht sehr opelig aus. Und das im positiven Sinn. Die flachen Scheinwerfer, der breite Kühlergrill und die markentypische Bügelfalte in der Motorhaube stehen ihm gut. Auch der Rest der 4,06 Meter langen Karosserie ist von kluger Hand gezeichnet. Der Corsa wirkt erwachsener als der Peugeot 208, moderner als der VW Polo aber keineswegs kurzlebig wie mancher Asiate.
Auch der Innenraum weiß zu gefallen. Das Armaturenbrett konzentriert sich auf den Fahrer, die Mittelkonsole ist zu ihm geneigt und erleichtert damit die Bedienung des bis zu zehn Zoll großen Touchscreens-Monitors. Der beherbergt ein von den Franzosen bekanntes Infotainment- und Navigationssystem. Das gilt auch für das optionale 7-Zoll-Display hinter dem Lenkrad. Die Anzeigen hier sind gut ablesbar, der Bildschirm wirkt aber etwas lieblos in die Cockpitlandschaft platziert. Auch die Konfigurationsmöglichkeiten der Anzeigenfelder dürften vielfältiger sein.
Hoher Boden, flache Sitzposition
Weil wir gerade in der Meckerecke gelandet sind, ist auch noch die flache Sitzposition zu erwähnen. Man sitzt tiefer im neuen Corsa, was an sich nicht verkehrt ist (alle anderen kaufen SUV). Gleichzeitig bietet die Plattform aber auch Bauraum für die Elektroversionen wie den Opel Corsa-e, also muss der Boden rauf. Als großer Mensch hockt man also mit zu flach angewinkelten Beinen auf einem an sich tollen Sportsitz mit hoher Lehne im Corsa GS Line.
Unter der gut einsehbaren Motorhaube des Testwagens wurde der 1,2 Liter große Dreizylinder-Turbo mit 130 PS eingebaut. Der Benziner klingt nach außen kernig, im Innenraum sind alle Geräusche aber hervorragend weggdämmt. Seine 230 Nm Drehmoment werden serienmäßig über eine Achtgang-Wandlerautomatik verteilt. Das gelingt sehr gut. Die manuelle Schaltfunktion ist niemals nötig, aber ein nettes Extra für Fahrer, denen sonst langweilig wird.
Der Benzinverbrauch bleibt mit 6,4 Litern laut Bordcomputer zumindest auf den ersten Testfahrten an der kroatischen Adriaküste auf niedrigem Niveau. Der gleiche Grundmotor hat im Alltagstest des DS3 Crossback auch schon mit einem niedrigen Verbrauch gepunktet.
Gelunges Gesamtpaket
Fahrwerk und Lenkung wurden von den Opel-Ingenieuren präzise abgestimmt. Die Dämpfer finden einen guten Kompromiss aus Komfort und Rückmeldung. Das Rezept stimmt also, da wirkt das Zusatzgewürz in Form eines Fahrmodus-Schalters überflüssig. Im Sport-Programm mimt ein künstlicher Ton über die Bordlautsprecher einen sportlichen Motorklang. Das probiert man einmal aus, dann bemüht man den Knopf maximal für den Eco-Modus, der dem Corsa spürbar Temperament raubt. Ob er im Gegenzug den Verbrauch spürbar senkt, muss ein späterer Test klären.
Schon jetzt kann man den Corsa aber ein gutes Zeugnis ausstellen und ruft dann „setzen!“. Denn das macht man dann ganz gerne, vorne links. Trotz des hohen Bodens.
13.990 Euro kostet der günstigste Corsa in Form des Basismodells mit 75 PS aus einem Saugbenziner. Hier ist dann aber nicht einmal eine Klimaanlage serienmäßig, die es aber immerhin als Einzeloption für 1.140 Euro gibt. Als 130 PS starker GS-Line stehen dann Preise ab 23.340 Euro auf dem Zettel, womit der Fünftürer dann gar nicht mehr so weit entfernt vom Einstieg in die Elektrovariante (ab 29.900 Euro) ist.
Fazit zum Opel Corsa
Mit dem neuen Corsa ist Opel ein großer Wurf in der Kleinwagenklasse gelungen. So und nicht anders musste ein neuer Corsa werden. Er bietet einen ausreichend geräumigen Innenraum, ein massentaugliches Design und bringt mit Matrix-LED und großen Displays moderne Ausstattungselemente. Auch die Assistenzsysteme sind auf der Höhe der Zeit.
Technische Daten
Opel Corsa 1.2T GS Line |
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Hubraum | 1.199 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 96 kW / 130 PS bei 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 230 Nm bei 1.750 Nm |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 208 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,0 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,4 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Pilot Sport 4 205/45 R17 |
Leergewicht | 1.233 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.060 / 1.960 / 1.433 mm |
Grundpreis | 23.340 Euro |
Testwagenpreis | 27.290 Euro |