Ganz schön groß - der Opel Insignia Sports Tourer im Alltagstest
Seit dem Ende des letzten Opel Omega im Jahr 2003 rufen vor allem deutsche Opel-Kunden und Fans der Marke stetig nach einem neuen großen Wagen der Marke mit dem Blitz. Schon einmal Insignia gefahren? Ich schon. Und es war – Achtung, Spoiler Alarm! – eine durchaus angenehme Erfahrung.
Zum Alltagstest rollte der Opel Insignia Sports Tourer mit 260 PS starkem Vierzylinder-Benziner und Dynamic-Ausstattungspaket an. Auf knapp 4,99 Meter streckt sich der Kombi, neun Zentimeter länger als der Omega Caravan ist er also. Aber genug der Rückblicke, kümmern wir uns um das Hier und Jetzt.
Mit dem Modellwechsel im Jahr 2017 hat die Insignia-Baureihe optisch einen großen Schritt nach vorn-oben gemacht. Scheinwerfer und Kühlergrill betonen mit der flachen Motorhaube die Breite des Autos, die Chromleiste über den Fenstern läuft bis ins Heck aus und endet mit einem Schwung in den Rückleuchten. Für den anständigen Auftritt ist also gesorgt, auch ohne das optionale OPC-Line Optikpaket.
Im Innenraum empfängt eine schön gestaltete Armaturenlandschaft den Fahrer. Hinter dem Lenkrad informieren teilweise animierte Instrumente über alle Fahrdaten, mit Anzeigen für die Batteriespannung und die Öltemperatur gibt sich der Opel Insignia dabei überraschend ingeniös.
Das acht Zoll große Display des Navigations- und Infotainmentsystems ist zwischen den mittleren Lüftungsausströmern gut integriert, die darunterliegende Kante gibt dem Handballen beim Herumgedrücke auseichend halt.
Das ist auch nötig, denn viel zu kleine Menüpunkte und eine teilweise umständliche Darstellung auf dem Bildschirm erfordern oft unnötig lange Blickzeiten und einen ruhigen Finger. Dass im Testraum sowohl Apple Car Play, die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone und auch DAB+ ständig ausfielen und man selten länger als 15 Minuten am Stück Musik hören konnte, lege ich mal gutgläubig in die Schublade für die Einzelfälle. Ein Software-Update für das Infotainmentsystem in der Werkstatt könnte helfen.
Die Linie darunter ist nachts ebenso wie eine Leiste in den vorderen Türen stilvoll illuminiert. Auch die braune Lederausstattung trägt ihren Teil zum noblen Auftritt des Opel Insignia bei, ein „Willkommen zu Hause“-Gefühl wird auf jeden Fall erzeugt. Trotz einstellbarer Lehnenbreite und ausziehbarer Oberschenkelauflage der AGR (Aktion Gesunder Rücken)-Sitze könnten die Opelaner an der Sitzposition aber nochmal Hand anlegen. Die Lehne ist für große Fahrer zu klein und das Lenkrad lässt sich nicht weit genug herausziehen, etwas zu weit gestreckte und damit schneller ermüdende Arme sind die Folge.
Das merkt man aber vielleicht gar nicht, denn der aufgeladene Zweiliter-Vierzylinder mit 191 kW bzw. 260 PS bittet öfter zum Tankstopp als einem lieb ist. Bei zwar winterlichen Temperaturen ist der Verbrauch auch bei sehr entspannter Fahrweise nicht unter 10,5 Liter Super auf 100 Kilometer zu drücken, im Testmittel waren es 11,8 Liter.
Klar, der traktionsstarke Allradantrieb und die stets im richtigen Moment schaltende Wandlerautomatik trinken mit, aber der moderne Kombi wirkt mit diesen Trinksitten ein bisschen aus der Zeit gefallen. Nachdem die Dieselkollegen für viele Kunden aktuell nicht mehr in Frage kommen und der 1,5 Liter große Turbo-Benziner mit 165 PS vielleicht ab und an seine Mühe mit dem großen Opel Insignia hat, fehlt eine schwächer aufgeladene 2.0-Version mit 200 oder 210 Pferdestärken im Programm.
Was dem Opel Insignia nicht fehlt, ist Solidarität. Auf Tour vermittelt er das Gefühl des großen, schweren Wagens auf sehr angenehme Art und Weise. Mit dem guten Geradeauslauf carvt er auf der Langstrecke adaptiv gefedert in Richtung Horizont, die LED-Matrix-Scheinwerfer mit adaptiver Lichtverteilung schlagen eine helle Schneise in die dunkelste Nacht und das aufpreispflichtige BOSE-Soundsystem sorgt für einen guten Soundtrack.
Passagiere im Fond freuen sich nicht nur über ausreichend Platz auf der etwas zu flachen Rücksitzbank, sondern auch über zwei USB-Ladebuchsen für ihre technischen Geräte. Der Anschluss für vorne befindet sich dagegen altertümlich in der Mittelkonsole.
Der Laderaum des Opel Insignia Sports Tourer fasst 560 Liter. Bei umgeklappter Rücksitzlehne schluckt er maximal 1.665 Liter. Das ist zwar deutlich weniger als man in einen Skoda Superb Combi oder den VW Passat Variant einladen kann, sollte aber für die meisten Fälle mehr als ausreichend sein.
Die hochwertige Detailverarbeitung zeigt sich beim Insignia auch im Ladeabteil, die vier soliden Verzurrösen für die Schienen sind unter dem doppelten Ladeboden geparkt, wenn sie nicht benötigt werden. Federvorgespannt lassen sich die Rücksitzlehnen fernentriegelt umlegen und ergeben eine fast ebene Fläche.
Als Zusammenfassung bleibt die Erkenntnis, dass der Opel Insignia Sports Tourer vieles richtig macht und nur wenig nach einer Modellpflege ruft. Dazu gehört die Sitzposition für große Fahrer mit langen Beinen und die Trinkfreude des starken Benziners.
Wenig Kritik also und damit Grund genug, den Insignia zu mögen. Weil er nicht nur ein großer Opel ist, sondern auch ein großartiges Auto.
Das Video zum Opel Insignia findet Ihr unter der Bildergalerie.
Technische Daten
Opel Insignia 2.0 Turbo Sports Tourer Dynamic |
|
---|---|
Hubraum | 1.998 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 191 kW / 260 PS bei 5.300 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 2.500 - 4.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 245 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,7 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 11,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli Sottozero Winter 235/45 R18 |
Leergewicht | 1.772 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.986 / 1.863 / 1.500 mm |
Grundpreis | 42.640 Euro |
Testwagenpreis | 55.365 Euro |