Das neue Basismodell des Polestar 2 mit einem Motor, Frontantrieb und 64 kWh-Batterie im ersten Fahrbericht.
Ordentlich Druck im (Elektro-)Kessel: So kennt man bisher den Polestar 2. Mit zwei Elektromotoren und Allradantrieb ist der Schwede „made in China“ eine bis zu 300 kW (408 PS) starke Elektro-Limousine. Zu Preisen ab knappüber 50.000 Euro nicht nur schnell, sondern auch teuer.
Jetzt wird das Modellprogramm des Polestar 2 mit neuen Varianten erweitert, die auf den hinteren Elektromotor verzichten. Die Namen sind lang: Der Polestar 2 Long Range Single Motor hat die bekannte 78-kWh-Batterie, der Polestar 2 Single Motor Standard Range nutzt einen 64 kWh großen Akku.
Maximal 160 km/h schnell
Mit diesem Basismodell waren wir auf ersten Testfahrten unterwegs. Der permanenterregte Synchronmotor leistet hier bis zu 164 kW (224 PS) – etwas weniger als das schwerere 78-kWh-Modell (170 kW bzw. 231 PS) bereitstellt.
Eine rollende Verzichtserklärung ist das Basismodell keineswegs. Das maximale Drehmoment von 330 Netwonmeter liegt, typisch für ein Elektroauto, direkt an und sorgt auch hier für dynamische Fahrleistungen. Ohne den imaginären Tritt in den Rücken dürfte der Basis-2er im Vergleich um Dual-Motor-Modell für viele Kunden auch die alltagstauglichere Alternative sein.
In 7,4 Sekunden beschleunigt der Polestar 2 laut Werksangaben auf 100 km/h. Der Vortrieb wird bei 160 km/h elektronisch begrenzt, nur das Topmodell darf 205 Sachen laufen und damit auch die aktuellen Volvos überholen, die bekanntermaßen bei 180 km/h in den Begrenzer laufen.
Ohne Performance-Paket und mit 19-Zoll-Felgen bestückt federt der Polestar 2 noch immer straff und verbindlich, bietet aber wesentlich mehr Komfort auf schlechteren Straßen. Das Gesamtpaket wirkt also rund und ausgewogen. Die Grenzen der Physik lassen sich jedoch nicht aushebeln.
Nässe und Traktion werden keine Freunde
Wird auf feuchtem Asphalt mit schwerem Fuß auf dem Fahrpedal aus einer Kurve herausbeschleunigt, übergeben die Vorderreifen ihre Aufgabe, sich um Traktion zu bemühen, schnell an die Regelsoftware ab. Frontantriebstypisches Untersteuern tritt in Kurven aber erst dann spürbar auf, wenn man eigentlich eh schon zu schnell unterwegs ist.
Mit der kleineren Batterie soll laut WLTP-Norm eine Reichweite von 420 bis 440 Kilometern zu erreichen sein. Das konnte im Rahmen der ersten Testfahrten noch nicht nachgeprüft werden. Laut Bordcomputer pendelte sich der Stromverbrauch nach den Touren über Landstraßen und ohne Stadtverkehr bei 22 kWh je 100 Kilometer ein. Im Pendleralltag dürfte man, auch wenn man die Energierekuperation über den Touchscreen auf die höchste Stufe einstellt, ohne Probleme unter 20 kWh/100 km kommen.
Der Rest des Autos hat sich nicht geändert. Das Android-Betriebssystem integriert Google Maps und Apps wie den Streamingdienst Spotify ins Auto. Dort muss man sich nur mit seiner Nutzerkennung anmelden und hat Zugang zur eigenen Bibliothek. Apple CarPlay gibt es im Polestar 2 noch nicht, soll aber in den kommenden Monaten nachgereicht werden.
Fahrer und Beifahrer platzieren sich auf bequemen Sitzen und werden von einer hohen Mittelkonsole separiert. Im Fond geht es für die Beine noch einigermaßen geräumig zu, das nach hinten abfallende Dach reduziert aber die Kopffreiheit.
Das kostet der Polestar 2
Reduziert wurde mit dem Basismodell auch der Einstiegspreis des Polestar 2. Als Standard Range Single Motor kostet er, vor Abzug der Umweltprämie von insgesamt 9.570 Euro (inklusive Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil) ab 45.500 Euro. Die Long-Range-Option mit 515 bis 540 Kilometern Reichweite nach WLTP-Norm ist 3.000 Euro teurer.
Fazit
Erst kam die Kür, jetzt folgt die Pflicht. Schon der 300 kW starke Polestar 2 verkauft sich recht gut. Mit den neuen Basismodellen dürfte das Kundeninteresse weiter steigen. Die Leistung reicht in den allermeisten Alltagssituationen aus, bei Bedarf an mehr Reichweite kann man zum Long-Range-Modell greifen. Ohne Performance-Paket steig der Fahrkomfort.
Im Video: Polestar 2 vs. Volvo XC40 Recharge
Technische Daten
Polestar 2 Single Motor Standard Range |
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Maximale Leistung kW / PS | 165 kW (224 PS) |
Max. Drehmoment | 330 Nm |
Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Batterie | 64 kWh, Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 17,1 - 18,0 kWh |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 22,0 kWh (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Primacy 4 245/45 R19 |
Länge / Breite / Höhe | 4.606 / 1.473 / 1.985 mm |
Grundpreis | 45.500 Euro |