China-Marken in Deutschland Beginnt der Preiskampf?

Noch kommen viele chinesische Marken bei uns nicht in Fahrt. Sind die Autos zu teuer?

Chinesische Automarken stehen schon länger nicht mehr an der Türschwelle zum deutschen Markt, sie haben es sich bereits bequem gemacht. Wenngleich sie noch keine raumfüllende Präsenz zeigen, wie die offiziellen Zulassungszahlen des KBA (Kraftfahrt-Bundesamts) zeigen. Neue Marken brauchen Zeit, um sich zu etablieren. Nio konnte in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 nur 350 Autos erstmals zulassen, das aktuell strauchelnde Unternehmen Aiways gar nur 39 Exemplare.

Schlechtes Timing für neue Marken?

Besser etabliert ist Lynk & Co., die den 01 im Auto-Abo und Leasing anbieten. Unter den 1.676 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2023 dürften auch aber auch viele Vermieter-Fahrzeuge sein. Konzernschwester Polestar konnte den Polestar 2 sogar 3.158-mal an Kunden bringen. Als chinesische Marke wird das einstige Sportlabel von Volvo oft nicht angesehen, Polestar selbst will sich auch gerne als „globale Marke“ verstanden wissen.

Unbekannte Marken und eine zögerliche Haltung bei potenziellen Kunden sind eine Sache, die Überraschung über teile hohe Preise eine andere. Die Schwemme der „billigen chinesischen Elektroautos“, die hier und da prognostiziert wurde, blieb bislang aus. Dazu kommt das Timing: Die neuen Autos kommen in Zeiten hoher Inflation und einer Verunsicherung vieler Käufer zu uns.

Noch kommt der Absatz nicht im Fahrt

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Der Ora Funky Cat startet zu Preisen ab 38.990 Euro und damit fast auf ID.3-Niveau. Der BYD Atto 3 liegt mit knapp über 42.000 Euro Basispreis auf dem Niveau etablierter Mitbewerber wie Kia Niro EV oder Hyundai Kona Elektro. Richtig in Fahrt sind beide Marken bei uns noch nicht. Vom Ora Funky Cat wurden im Zeitraum Januar bis Juni 2023, trotz über Importeur Emily Frey schnell etabliertem Händlernetz, 610 Autos abgesetzt, vom BYD Atto 3 207 Exemplare.

Würden günstigere Preise helfen, zumal Tesla mit regelmäßigen Senkungen der Tarife die Branche vor sich hertreibt? Es scheint eine stillschweigende Übereinkunft der anderen Autohersteller zu geben, sich von den Amerikanern nicht zu offiziellen Preissenkungen hinreißen zu lassen. Die Chinesen, so hat es den Anschein, starten ihre Preisoffensive eher durch die Hintertür, und zwar in Form von Leasingangeboten. Günstige Monatsraten sollen die Menschen zu den Händlern oder auf die Marken-Website locken.

Kann Leasing helfen?

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BYD bietet den Atto 3 im Privatleasing ab 199 Euro im Monat an. Vorher ist jedoch eine Sonderzahlung in Höhe von 5.635,43 Euro fällig, die zumindest teilweise durch eine (zu beantragende) Förderung in Form der Umweltprämie wieder in die Taschen der Leasingnehmer fließt. Die jährliche Fahrleistung ist auf überschaubare 5.000 Kilometer begrenzt, die Laufzeit des Vertrages beträgt 24 Monate. 10.411,43 Euro kostet es insgesamt, zwei Jahre lang Atto 3 zu fahren, um die Versicherung und mögliche Servicetermine kümmert sich der Leasingnehmer.

Die 150 Ora-Händler in Deutschland bieten den Funky Cat 300 mit 48 kWh großem Akku im Leasing für 149 Euro im Monat an. Auch dieses Angebot gilt für einen Vertrag über 24 Monate und die geringe Laufleistung von 5.000 Kilometern im Jahr, die Sonderzahlung liegt bei 4.500 Euro. Über die Laufzeit zahlt man also 8.076 Euro, zuzüglich Versicherung und Wartung.

Die Marke MG, eine Tochter des staatlichen SAIC-Konzerns (Shanghai Automotive Industry Corporation), ist schon besser im Markt verankert. 9.399 Autos konnten im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland zugelassen werden, auch spielen aber Mietwagen eine Rolle.

Der kompakte MG4 Electric buhlt um die gleichen Kunden wie der Ora Funky Cat und der BYD Atto 3. Mit dem Update zum Modelljahr 2023 hat MG die Preise für seinen Kompakten erhöht, das Basismodell kostet mit 34.990 Euro 4.000 Euro mehr als bisher. Mit 64 kWh großem Akku steht die Modellreihe ab 39.980 Euro (Ausstattungslinie Comfort) im Konfigurator.
Den Absatz des MG4 Electric will der Hersteller, im Gegensatz zu BYD und Ora, nicht mit einem offiziellen Leasingangebot, sondern über ein Auto-Abo stützen. Hierfür kooperiert MG mit Arval. Laufzeiten (bis 24 Monate) und Raten sind individuell zu vereinbaren.

MG4 gegen VW ID.3 und Co.

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Im Leasing kostet der MG4 Electric in der Standard-Ausstattung mit 51 kWh großem LFP-Akku über 48 Monate jeweils 199 Euro, dazu kommt eine Sonderzahlung von 4.500 Euro. Der MG-Kunde darf immerhin 10.000 Kilometer im Jahr fahren. 14.052 Euro zahlt man über vier Jahre für die Nutzung des Autos.

Bei Anbietern wie Leasingmarkt kann man den MG4 Electric Comfort (64 kWh) über 24 Monate mit 10.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung (5.000 Kilometer pro Jahr für einen direkten Preis-Vergleich mit BYD und Ora sind nicht wählbar) für 272,69 Euro im Monat leasen. Auch hier gibt es eine Anzahlung in Höhe der Umweltprämie und einer möglichen Auszahlung der THG-Prämie. Auf der gleichen Plattform wird der VW ID.3 über Händler der Marke teilweise günstiger angeboten. Hinter machen Angeboten stecken aber Bestandsfahrzeuge, die noch nicht über das Facelift des ID.3 verfügen.

Die chinesischen Automarken werden ihr Modellprogramm in den kommenden Monaten auf dem deutschen Markt erweitern. BYD plant den Start des kompakten Dolphin sowie der Mittelklassebaureihe Seal mit Limousine und SUV (Seal U), Ora stellt dem Funky Cat eine noch namenlose Fließhecklimousine mit Allradantrieb zur Seite.

Wey, die zweite Marke der Ora-Konzernmutter Great Wall Motors, hat – entgegen ursprünglicher Pläne - mit großem Auftritt auf der IAA Mobility 2021 – noch nicht mit dem Verkauf der Plug-in Hybride Coffee 01 und Coffee 02 begonnen. Das KBA zählt in den ersten sechs Monaten 13 Neuzulassungen des Coffee 01. Hierbei wird es sich um Test- und Firmenwagen des Herstellers handeln. Auch die 17 Aiways U6 sind noch keine Fahrzeuge, die zu Kunden gehen.

China-SUV im Video: DFM Forthing 5

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Archiv