GWM Wey 03 Was kann der Premium-Preisbrecher?

Der GWM Wey 03, ein Plug-in Hybrid mit 139 Kilometern elektrischer Reichweite, im ersten Fahrbericht.

Es hat einige Zeit gedauert, bis die chinesischen Wey-SUV in Deutschland erhältlich sind. Schon auf der IAA 2021 präsentierte sich der Hersteller Great Wall Motors erstmals mit Ora und Wey. Aus der Zwei-Marken-Strategie ist mittlerweile die Dachmarke GWM (Great Wall Motors) mit den Produktlinien Ora für Elektroautos und Wey für elektrifizierte SUV geworden. Import und Vertrieb regelt die Emil-Frey Gruppe.

Der Fahrbericht im Video

Aus dem Wey Coffee 01 wurde mittlerweile der GWM Wey 05. Er steht jetzt bei den 46 Händlern der ersten Stunde, deren Zahl auf Sicht auf rund 100 Standorte in Deutschland anwachsen sollen. Kurz darauf folgt der GWM Wey 03 (ehemals geplant als Wey Coffee 02), mit dem die Chinesen in der populären SUV-Mittelklasse angreifen wollen.

Mit einer Länger von 4,67 Metern ist der Wey 03 20 Zentimeter kürzer als der 05 (4,89 Meter). Zudem ist er mit 1,89 Metern um sieben Zentimeter schmaler, gleichzeitig aber um vier Zentimeter höher (1,73 statt 1,69 Meter). Mit der steiler stehenden C-Säule zeigt das kleinere der beiden WEY-SUV optisch, dass er trotz des Formats nicht weniger Raum bieten will. In der Tat ist der Kofferraum mit 517 Litern bei aufgestellter Lehne der Rücksitzbank (1.289 Liter als Zweisitzer) sogar etwas geräumiger als der im größeren Bruder (500 Liter). Gleichstand herrscht bei der Anhängelast: sie beträgt 2.000 Kilogramm.

Viel Platz in alle Richtungen

Den Innenraum entert man nach der Betätigung solider Bügeltürgriffe (Wey 05: ausfahrbare, bündig abschließende Griffe). Der Fond bietet über 2,75 Metern Radstand üppige Platzverhältnisse auf arg weicher Ledergarnitur. Der 1,92 Meter große Autor sitzt bequem und hat, auch bei weit nach hinten gefahrenem Vordersitz, noch einige Zentimeter Luft vor den Knien. Auch die Kopffreiheit passt, zumindest ohne optionalem Panorama-Glasschiebedach. Schön wäre es, wenn man die Kopfstützen noch einige Zentimeter weiter herausziehen könnte.

Der Sitzproben-Vergleich mit dem größeren Wey 05 (siehe Video) zeigt: Dort gibt es für die Schultern und die Knie noch etwas mehr Platz, nicht aber nach oben. Wer nicht ständig mit Dreierbesetzung in der zweiten Reihe reist, dem reicht die Raumfülle des 03 mehr als aus.

Apple CarPlay und Android Auto auch kabellos

GWM Wey 03 Coffee 02 Plug-in Hybrid SUV Test Reichweite Video Fotos Preis 2024

Das gilt auch für Fahrer und Beifahrer, die es sich auf großen Sesseln bequem machen können. Geteilt werden sie von der hohen Mittelkonsole mit dem Getriebe-Knubbel und einem Touchscreen für die Klimabedienung. Weiter oben thront das 14,6 Zoll große Infotainment-Display auf dem Armaturenbrett. Die Dekorleiste mit perforiertem Leder funktioniert auch als Handauflage bei der Bedienung des Monitors, lange Arme helfen bei der Ergonomie.
Die Bedienstruktur ist teilweise auch vom GWM Ora 03 bekannt. Auf den großen Displays im Wey sind die entsprechend üppiger dimensionierten Icons aber besser bedienbar, zudem ist die Menüführung nach einiger Orientierung klar und Verständlich.

Wichtige Funktionen wie die Einstellung des Fahrmodus oder die Steuerung der Energie-Rekuperation (drei Stufen mit kaum spürbarer Spreizung) verstecken sich jedoch in der zweiten Menüebene – hier wären Direktzugriffe oder Tasten (von denen es kaum welche gibt) die bessere Lösung.
Apple CarPlay und Android Auto können ohne Kabelverbindung genutzt werden. Die induktive Ladeschale hält das Smartphone griffbereit in der Mittelkonsole fest. Eine gute Idee, Ladeabbrüche aufgrund eines herumrutschenden Geräts kommen so nicht vor.

Hinter dem Lenkrad blickt man auf ein kleines Display mit den fahrrelevanten Informationen. Mehr gibt es auf dem klar auflösenden Head-up-Display, das in der höheren Ausstattungslinie Luxury Teil der Serienausstattung ist. AR-Inhalte (Augmented Reality) wie im Wey 05 gibt es hier nicht.
Die Wey-Modelle wollen Kunden auch mit einer hohen elektrischen Reichweite des Plug-in-Hybrid-Antriebs ködern. Im GWM Wey 03 steckt ein mit 34 kWh Speicherkapazität üppig ausgestatteter Akku.

Bis zu 139 Kilometer rein elektrisch

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Im Falle des Allrad-Modells mit zweitem Elektromotor sollen nach WLTP-Norm bis zu 139 Kilometer E-Reichweite möglich sein. Im lokal emissionsfreien Fahrbetrieb wird der Chinese bei Bedarf bis zu 135 km/h schnell.

Primäre Antriebsmaschine ist ein 120 kW (163 PS) starker Elektromotor an der Vorderachse, Teamkollege des zwei Liter großen Vierzylinder-Benziners mit 150 kW / 204 PS. Im Basismodell mit Frontantrieb besorgen beide eine Systemleistung von 270 kW / 367 PS und bis zu 500 Newtonmeter Drehmoment.
In der Allrad-Konfiguration, die auch der Testwagen hat, kommt eine 135 kW (184 PS) starke Maschine an der Hinterachse dazu. Die Systemleistung steigt auf 325 kW / 442 PS, das Drehmoment auf 685 Newtonmeter. Im Umfeld der Mittelklasse-SUV mit PHEV-Antrieb sind das schon Hausnummern. Aber wie bringt der GWM Wey 03 die Leistung auf die Straße?

Der Fahreindruck

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Unsere Testfahrten finden bei winterlichen Bedingungen statt. Auf leicht feuchter Straße bringen die vier Räder Spurtbefehle des Fahrers gut auf die Straße, wenngleich eine kurze Verzögerung auffällt.

Lediglich bei vollem Leistungseinsatz im Sport-Modus sieht man die Haftgrenze am Horizont, ist aber noch weit vom Einsatz der Traktionskontrolle entfernt. Im Schnee hilft der Allradantrieb beim Freibudeln und Anfahren. Der Leistungseinsatz erfolgt hier aber manchmal recht ungestüm.
Ein SUV wie der Wey 03 wird vor allem zum Pendeln und im Familienalltag eingesetzt. Heißt: Überlandverkehr, Landstraße und Autobahn. Hier bietet das Fahrwerk in Verbindung mit den 20-Zoll-Felgen der Luxury-Ausstattung hohen Komfort, dennoch bekommt man ausreichend Rückmeldung vom Straßenbelag.

Komfort statt Sport

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Das Arbeitsprinzip des laufenden Benziners, das Abrollen der Reifen und der Wind dringen kaum an die Ohren der Insassen. Die Arbeit der Elektromotoren ist aber zu hören, auch im Fond. Insgesamt kann man sagen: Der Wey 03 bringt die Insassen komfortabel zum Ziel, ohne auf dem Weg dorthin zu einem Umweg auf eine kurvige Landstraße einzuladen.

Auf der Autobahn bietet sich mit dichtem Verkehr zwar keine Gelegenheit, die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h auszufahren, dafür aber zum Test der Assistenzsysteme. Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage wird an einem dritten Lenkstockhebel aktiviert. Der Abstand zum Vordermann wird ebenso gehalten wie das Tempo. Die Spurassistenz lässt sich auf dem großen Touchscreen konfigurieren. Man kann eine Spurführungsfunktion oder einen Spurverlassenswarner auswählen. Die Gegenlenkaktionen wirken teilweise etwas eckig. Weniger auf der Autobahn, spürbarer jedoch auf engen Landstraßen.

Das Reichweitenversprechen von 139 Kilometern (in der Frontantriebs-Version aufgrund geringerer Rekuperationsleistung 130 km) können wir am Tag der ersten Testfahrten mit nicht ganz vollem Akku und engem Zeitplan noch nicht prüfen. Das wird ein späterer Alltagstest nachholen.

An der Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule zieht der Chinese Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW. In rund dreieinhalb bis vier Stunden ist der Stromspeicher also wieder voll. Auch am Schnelllader kann der Wey geparkt werden. Über den CCS-Anschluss sind mit Gleichstrom 50 kW möglich. Nach 38 Minuten (oder einem Einkauf beim Discounter) sollen wieder 80 Prozent der maximalen Speicherkapazität zur Verfügung stehen.

Ausstattung und Preise

GWM Wey 03 Coffee 02 Plug-in Hybrid SUV Test Reichweite Video Fotos Preis 2024

Den GWM Wey 03 wird es mit Frontantrieb oder als Allrad-Version geben, jeweils in der Ausstattungslinie Premium. Navigationssystem, schlüsselloser Zugang, eine 360-Grad-Kamerarundumsicht und die Fahrassistenz gehören zur Serienausstattung.

Die zweite Ausstattungslinie Luxury, die es nur in der Verbindung mit der 4WD-Konfiguration geben wird, bringt zusätzlich das Head-up-Display, ein Soundsystem der Marke Infinity und den Parkassistenten mit. Genaue Informationen werden später erst Preisliste und Konfigurator geben.
Auch die Preise sind noch nicht bekannt. Wir rechnen mit rund 47.700 Euro für das Einstiegsmodell, die Luxury-Ausstattung dürfte rund 4.000 Euro teurer sein.

Billiger als die Konkurrenz?

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Mit diesen Tarifen wäre der GWM Wey 03, verglichen mit dem Wettbewerbsumfeld, interessant kalkuliert. Der Seat Tarraco war als PHEV, mit viel geringerer Reichweite, als Xperience zuletzt ab 47.930 Euro zu haben. Für den neuen VW Tiguan e-Hybrid hat der Hersteller Preise ab rund 57.000 Euro angekündigt, der Skoda Kodiaq mit Stecker dürfte nur knapp darunter liegen. Der Hyundai Santa Fe kostete als Plug-in Hybrid mit einer Systemleistung von 265 PS zuletzt ab 63.050 Euro. Der Vollhybrid Nissan X-Trail e-Power mit Frontantrieb und 204 PS spielt als N-Connecta ab 45.790 Euro in einer ähnlichen Preisliga wie der Wey 03 als PHEV. Stärkster Konkurrent dürfte der Mazda CX-60 werden, der wie der Wey 03 an der Premium-Klasse anklopft. Ihn gibt es als Plug-in Hybrid mit Allradantrieb und 327 PS Systemleistung ab 47.390 Euro, dann jedoch mit einfacherer Ausstattung.

Und was gibt es im Premium-Lager? Hier ziehen wir als Beispiel den BMW X3 xDrive 30e heran (der Audi Q3 ist als Plug-in Hybrid nicht mehr bestellbar). Der Allradler mit einer Systemleistung von 292 PS kostet in der Grundausstattung ab 65.900 Euro.

In dieser Preisregion serviert der Wey-Händler bereits den 4,87 Meter langen 05 mit 350 kW / 476 PS in der gehobenen Luxury-Ausstattung für 63.900 Euro (u.a. mit Augmented-Reality-Inhalten im Head-up-Display und Sitzlüftung), die Premium-Linie gibt es in dieser Baureihe ab 59.900 Euro.

Garantie und Service

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Die ersten Händler sind unter Vertrag und übernehmen auch Wartung und Reparaturarbeiten. Die Neuwagengarantie beträgt fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung, auch die Hochvolt-Batterie der Plug-in Hybride gibt es eine Garantie für die Dauer von acht Jahren bis zu einer Laufleistung von 160.000 Kilometern.

Fazit

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Optik und Fahrgefühl des GWM Wey 03 wissen zu gefallen, ohne dass man gleich vor Emotionen ausflippt. Ein klassischer „Head-Turner“ ist das Hybrid-SUV aus China nicht, das Design wirkt weder hypermodern noch ausgefallen. Punkten kann der Neuling dennoch. Nicht nur mit seinem üppigen Platzangebot und der hochwertigen Inneneinrichtung, sondern vor allem mit hoher Reichweite und guter Ladeleistung. Wird er damit für manche Kunden sogar zur Alternative zum reinen Elektroauto? Immerhin können Fahrer eines Firmenwagens von einem halben Satz bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils profitieren.

Wenn die Preise in der Höhe unserer Schätzung festgelegt werden, wird der Wey 03 – in Relation zum Rest der SUV-Meute – zum Schnäppchen. Welche Reichweite mit den Elektronen im vollen Akku tatsächlich realisiert werden kann und was der Chinese im Alltag kann, wird ein späterer Test klären.

Technische Daten

GWM Wey 03 AWD

Antriebsart Plug-in Hybrid
Antrieb elektrischer Allradantrieb
Hubraum 1.998 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 150 kW / 204 PS
Max. Drehmoment 320 Nm
Getriebe 9-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW 120 kW (163 PS)
Elektromotor vorn: Maximales Drehmoment 325 Nm
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW 135 kW (184 PS)
Elektromotor hinten: Maximales Drehmoment 232 Nm
Systemleistung: kW / PS 325 kW / 442 PS, 685 Nm
Batterie 34 kWh
Batterie: Typ Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 50 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 11 kW (dreiphasig)
Beschleuningung 0-100 km/h 5,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit elektrisch 135 km/h
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Reichweite nach Norm 139 km (kombiniert)
Kofferraumvolumen 517 - 1.289 Liter
Leergewicht ca. 2,1 Tonnen
Anhängelast (gebremst) 2.000 kg
Länge / Breite / Höhe 4.668 / 1.890 / 1.730 mm
Basispreis Baureihe ca. 47.700 Euro (2WD)
Basispreis Modellvariante ca. 57.000 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad