MG3 Benziner

MG3 Benziner Günstig, aber kein Dacia-Jäger

8:01 Min.

Kleinwagen aus China im Test mit Video-Review: Was kann der MG3?

Die Marke MG, Teil des SAIC-Konzerns, reagiert schnell auf Marktgegebenheiten und Kritik von Medien und Kunden. Während mehr und mehr Hersteller das Segment der Kleinwagen verlassen (Aus für Ford Fiesta und Kia Rio) brachten die Chinesen 2024 den MG3 Hybrid+ auch bei uns an den Start. Der Kleine mit elektrifiziertem Verbrenner ist, ganz nebenbei, auch nicht von EU-Strafzöllen auf Elektroautos aus China betroffen. Weil die verbliebenen Kleinwagen jenseits des Dacia Sandero preislich immer weiter nach oben driften und kaum mehr unter 20.000 Euro zu haben sind (Opel Corsa, Suzuki Swift, VW Polo u.a.) legt MG jetzt nochmal nach: Zusätzlich zum Hybrid+ kommt der MG3 jetzt auch als reiner Benziner mit in den Handel.

Ganz einfach - und einfach gut?

Der Vierzylinder-Sauger mit 1,5 Litern Hubraum leistet 85 kW / 116 PS. Ihn koppeln die Ingenieure an ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe. Außer einer Start-Stopp-Automatik ist keine Effizienz-Technik an Bord. Das macht den neuen Basis-MG3 zur einfach gehaltenen Alternative zum MG3 Hybrid+ mit Zweimotoren-Antrieb, einer Systemleistung von 194 PS und Dreigang-Automatik. Ob er damit auch einfach gut ist, klären wir im Test mit dem Einstiegsmodell. Vorher blicken wir aber erst auf und in den Fünftürer hinein.

Das Design folgt der aktuellen Linie der Marke mit spitzer Front und leicht ansteigende Gürtellinie. Interessant zu sehen: Beim Familiengesicht macht MG keinen Unterschied zwischen den Antriebsarten, der MG3 ist klar und sofort als kleiner Bruder des kompakten MG4 Electric zu erkennen. Der China-Dreier wirkt nicht hypermodern, dürfte aber auch in einigen Jahren noch frisch wirken. Das gilt leider nicht für die Lichttechnik. Die Scheinwerfer haben Halogen-Leuchtmittel. LED-Licht gibt es nur in der obersten Ausstattungslinie Luxury, die jedoch der Hybrid-Motorisierung vorbehalten ist.

Der MG3 im Video

Mit einer Länge von 4,11 Metern sprengt auch dieser Kleinwagen die einst starre Viermeter-Marke. Sein Format wird in großzügige Platzverhältnisse auf den etwas plüsch-weichen Vordersitzen umgesetzt. Auch im Fond geht es – der Klasse entsprechend – luftig zu. Als großer Mensch (der Autor ist 1,92 Meter groß) hat man aber – bei weit zurückgestelltem Vordersitz - kein Platz mehr vor den Knien, außerdem ist die Kopffreiheit knapp. Diese Kritik gilt aber, wie gesagt, nur bei großen Personen in beiden Reihen. Der Kofferraum ist mit 241 Litern groß genug für die meisten Alltagsaufgaben, ohne jedoch an die Maße von Seat Ibiza (355 Liter) oder Skoda Fabia (380 Liter) heranzukommen. Bei Variabilität und Ergonomie ist erneut die Reaktionsschnelle von MG zu erkennen: Die Albernheit mit einer nur einteilig umklappbaren Rücksitzbank wurde beendet, jetzt kann man die Lehne im Verhältnis 60:40 einzeln oder gesamt nach vorne falten, um den Laderaum zu erweitern. Außerdem ist das Lenkrad jetzt nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Weite einstellbar.

Unter dem zentralen Touchscreen-Monitor für das Infotainment-Display, das auch ein werksseitig installiertes Navigationssystem umfasst, erlauben physische Tasten den direkten Zugriff auf wichtige Funktionen wie die manuelle Klimaanlage. Apple CarPlay und Android Auto lassen sich nur mit Kabelverbindung nutzen. Immerhin wird das Smartphone währenddessen auch geladen, eine Ablage mit induktiver Ladefunktion gibt es nicht.

Wir starten zur Testfahrt. Der Vierzylinder-Benziner ist im Leerlauf und bei niedrigen Drehzahlen angenehm leise. Wenn man ihn fordert, beispielsweise beim Beschleunigen, hebt er jedoch seine Stimme über Gebühr. Obwohl der MG3 auf der Autobahn relativ fix in die Regionen um seine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h düst, belässt man es aufgrund der Geräuschentwicklung doch eher bei einem Reisetempo um 130 km/h. Dann fällt auch der nicht sonderlich ausgeprägte Geradeauslauf nicht so sehr auf. Die Kombination aus wenig direkter Lenkung mit diffuser Mittellage und weicher Federung erfordert stetes Nachkorrigieren am Lenkrad. Nicht nur auf der Autobahn, sondern gerade auf mittelmäßig in Schuss gehaltenen Landstraßen, die von jahrelangem Lkw-Verkehr wellig wurden.

Den WLTP-Normverbrauch gibt MG mit 6,1 l/100 km an. Damit liegt der Basis-Benziner deutlich über dem Hybrid+ und dessen Wert von 4,4 l/100 km. Es wäre aber auch schlimm, wenn der Aufwand mit der Elektrifizierung keinen Vorteil brächte. Und was ist auf der Straße los, im richtigen Leben? Im Fahrbericht zum Hybrid-Modell konnten wir aus Zeitgründen nur dem Bordcomputer Glauben schenken, der einen Durchschnittsverbrauch von 6,0 l/100 km ausspuckte. Während der Test-Tage mit dem MG3 Benziner manifestierte sich die Anzeige auf 7,0 l/100 km – und genau diese Menge konnten wir auch durch Nachtanken ermitteln. Im typischen Alltagsverkehr mit Überlandstrecken, Stadt-Anteilen und wenig Autobahn ist der Basis-MG als recht durstig, liegt dabei aber nicht meilenweit über dem elektrifizierten Bruder.

Preise ab 17.990 Euro

Adretter Innenraum mit digitalen Instrumenten und großem Touchscreen für das Infotainment.

Nur der Verbrauchsvorteil kann also keine rationale Kaufentscheidung für den Hybrid+ erwirken, der 2.000 Euro über dem Benziner liegt. Vielmehr dürften Kunden bereit sein, den Aufpreis für den Komfort einer Automatik zu bezahlen. Mit dem Start der Basis-Motorversion wird es die Ausstattungslinie Standard nur noch für diese Variante mit 116 PS geben. 17.990 Euro stehen auf dem Preisschild. Dafür bekommt man den Kleinwagen in Uni-Gelb (die einzige Gratis-Farbe) mit Rückfahrkamera, „MG Pilot“ genannter Fahrassistenz mit Spurhalteassistent und Smartphone-Integration.

Das von uns getestete Comfort-Modell kostet 1.500 Euro mehr, ist also für 19.40 Euro zu haben. Die Mehrausstattung umfasst 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, sechs statt vier Lautsprecher für die Audio-Anlage, schlüssellosen Motorstart per Knopf und elektrisch anklappbare Außenspiegel.

Zum Preisbrecher wie der Dacia Sandero (als Expression TCe 90 mit Navigationssystem und Sicherheitspaket für 15.540 Euro) wird der MG3 damit nicht. Er bietet aber ein wohnlicheres Interieur mit schön gestalteten Dekorelementen und den Vorteil einer Neuwagengarantie von sieben Jahren bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern.

Im Vergleich zu anderen Kleinwagen gilt der MG3 durchaus als Schnäppchen. Der Hyundai i20 startet mit 79 PS in der Ausstattungslinie Select bei 20.300 Euro, der Suzuki Swift kostet nach der zweiten Preisrunde seit seiner Markteinführung mit 82 PS starkem Dreizylinder-Benziner ab 20.000 Euro. Deutlich teurer sind die etablierten europäischen Modelle wie der Opel Corsa, der als Turbo mit 100 PS ab 22.860 Euro im Konfigurator steht. Aktionen des Mitsubishi-Importeurs rücken bei einem Preis-Vergleich auch den Mitsubishi Colt, einem Derivat des Renault Clio, ins Rampenlicht. Der Colt Plus mit 91 PS starkem Benziner und Schaltgetriebe wird aktuell für 18.490 Euro angeboten, liegt also nur 500 Euro über dem MG.

Aus Zuschriften an die Redaktion und YouTube-Kommentaren ist herauszulesen, dass manche MG-Kunden und die Händler unter langen Wartezeiten auf Ersatzteile zu leiden haben. Dies können wir bei einem Test mit einem Neuwagen natürlich nicht nachprüfen. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Chinesen nicht nur bei Ausstattungsdetails, sondern auch beim After Sales zuhören und schnell reagieren.

Fazit

Ein ordentlich gemachter Kleinwagen zum günstigen Preis: Der MG3 dürfte seinen Weg gehen.

Der MG3 startet als Benziner mit 116 PS starkem Vierzylinder-Motor zu günstigen Preisen ab 17.990 Euro. Mit ordentlichem Platzangebot und guter Ausstattung ist der Chinese eine interessante Alternative im Kleinwagen-Segment, die Leistung des Basismotors dürfte für die meisten Kunden mehr als ausreichen.

Zum Dacia-Killer wird der MG3 mit seinen Preisen zwar nicht, er bietet im Gegenzug aber eine umfangreiche Serienausstattung und eine wohnliche Inneneinrichtung. Nicht nur die Vordersitze sind jedoch zu weich, sondern auch die Dämpferabstimmung. Gewiss hört die Marke aber auch hier auf Kritik und sorgt für Besserung – oder nicht?

Technische Daten
MG3

Antriebsart
Benziner
Antrieb
Frontantrieb
Hubraum
1,5 Liter
Anzahl und Bauform Zylinder
4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
85 kW / 116 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment
148 Nm bei 4.500 U/min
Getriebe
Fünfgang-Schaltgetriebe
Tankinhalt
45 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
10,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
185 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
6,1 Liter
Kofferraumvolumen
241- 983 Liter
Leergewicht
1.237 kg
Anhängelast (gebremst)
500 kg
Länge / Breite / Höhe
4.113 / 1.797 / 1.502 mm
Basispreis Baureihe
17.990 Euro
Basispreis Modellvariante
19.490 Euro
Testwagenpreis
20.140 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad