Porsche 911 (992) Carrera S Saftig!

Erste Fahrt im neuen "Elfer".

Blicken wir 22 Jahre in die Vergangenheit. Porsche stellte damals die fünfte Generation des 911, intern 996 genannt vor. Wie immer gab es einen Aufschrei unter den Fans und Kunden, vor allem die Spiegelei-Scheinwerfer vergraulten anfangs Viele. Sogar die, die über die erstmals verwendete Luftkühlung hinwegsahen.

Im März 2019 kommt Porsche 911 Nummer 8 auf den Markt. Längst haben Zahnärzte, Architekten und Rennfahrer nicht nur die oben erwähnten Scheinwerfer, sondern auch Turboaufladung und Komfortfeatures verdaut.

Die Floskel „The Timeless Machine“ verwendet das Porsche-Marketing gerne in Zusammenhang mit der neuen Baureihe, im Unternehmen 992 genannt.
Aber trotzdem passt auch der Porsche 911 der Neuzeit an das Frühstücksbuffet. Die Eier sind längst abgeräumt, die Saftbar ist noch reich bestückt.

Viele Mitbewerber, auch konzernintern, wollen es erreichen, dass den Kunden beim Anblick von R8, Huracan und Co. das Wasser im Mund zusammenläuft.

Aber schon die ersten Kilometer am gewohnt steil stehenden 911-Lenkrad machen klar: Noch immer ist die Zuffenhausener Ikone die leckerste Alternative. Frisch gepresst, mit sanftem Fruchtfleich und leicht herber Note.

Die trommelt der Sechszylinder-Boxermotor akustisch durch den Innenraum, während er außen durchaus würzig klingt. 331 kW / 450 PS leistet das Biturbo-Aggregat fortan in den ersten Vorboten 911 Carrera S und 4S. Ihnen werden, wir kennen das, über Jahre neue Derivate, ohne S, mit T, mit GTS und vielen weiteren alphanumerischen Kombinationen folgen.

Aber schon jetzt hat der Porsche 911 alles, was glücklich und satt macht. Das für den 911er neue Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, das übrigens den Bauraum für ein Hybrid-Modul vorhält, sortiert die Fahrstufen stets auf den Wimpernschlag genau.

Die Anordnung des stummeligen Wählhebels lässt darauf schließen, dass Versionen mit Schaltgetriebe nachfolgen werden.

Selbst auf kurvigen Bergstraßen, die sich für die Testfahrten mit heckgetriebenen Porsche Carrera S zu Füßen werfen, sind manuelle Eingriffe über die beiden Schaltpaddels am Lenkrad zwar spaßig, aber unnötig.

Auch der neue, serienmäßige Wet Mode bleibt untätig. Akustische Sensoren in den Radhäusern erkennen Nässe auf der Straße und warnen den Fahrer. Der muss dann, weil er immer noch Herr über Geschehen bleibt, manuell über das Menü oder den Drehschalter des Sport-Chrono-Pakets, in den Wet Mode wechseln.

Antriebsreaktion und Stabilitätskontrolle passen sich dann den Bedingungen an. Was umgekehrt natürlich auch für die Einstellungen Sport und Sport Plus gilt.

Auf öffentlichen Straßen hat das Fahrprogramm aber kaum Einfluss auf das Grinsen des Fahrers. Es reicht von einem Ohr zum anderen. Die Narrensicherheit des über viele Jahrzehnte gereiften und geschärften 911-Konzepts zeigt sich auch beim Ausflug auf die Rennstrecke.

Porsche 911 992 Carrera S Test

Bremspunkt und -balance lassen genaues Anbremsen zu, der Fuß wird im Scheitelpunkt der Kurve schwer, der Porsche stürmt in Richtung Streckenrand. Das Heck drückt, wird aber nicht zickig.

Obwohl der 911er wieder mal länger, breiter und höher geworden ist (schwerer übrigens aus), bietet er die richtige Übersicht auch hier auf dem Rundkurs. Und im Alltag. Wobei da beim Blick durch den Innenspiegel die Rückenlehne etwas stört.

Irgendwas musste ja sein mit dem Blick zurück, auch wenn man dort keine Spiegeleier mehr zu sehen bekommt.Stoßen wir lieber auf das Hier und Jetzt an. Mit dem neuen Porsche 911. Und einem Glas Saft. Mit Fruchtfleisch.

Technische Daten

Porsche 911 Carrera S

Hubraum 2.981 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder Sechszylinder-Boxermotor
Maximale Leistung kW / PS 331 kW / 450 PS bei 6.500 U/min
Max. Drehmoment 530 Nm bei 2.300 - 5.000 U/min
Getriebe Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 3,5 Sekunden (mit Sport Plus)
Höchstgeschwindigkeit 308 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 8,9 Liter
Verbrauch real auf 100km 15,2 Liter (laut Bordcomputer)
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli P Zero, 245/35 ZR 20 (v.), 305/30 ZR 31 (h.)
Leergewicht 1.515 kg
Länge / Breite / Höhe 4.519 / 1.852/ 1.300 mm
Grundpreis 120.125 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Daniel Wollstein / Porsche (2), Bernd Conrad