Der neue Porsche 911 Targa 4S im ersten Fahrbericht aus dem verregneten Schwarzwald.
Der Porsche 911 ist ein Auto für gutsituierte Kunden. Ärzte, Rechtsanwälte und erfolgreiche Berater zum Beispiel. Menschen, die eigene Schrankfächer für die Berufsbekleidung haben. Meist in Form schicker Anzüge, Hemden und Krawatten.
Da tut es gut, nach Büroschluss oder in der Mittagspause mal den Knoten zu lockern und den obersten Knopf zu öffnen. Ein bisschen mehr Freiheit, aber trotzdem noch im nötigen Stil. Eine Nische, die man auch bei der Wahl des richtigen 911-Modells treffen kann.
Der 911 Targa im Video-Review
Neben dem klassischen Sportwagen mit Blechdach und dem Cabriolet kommt auch in der aktuellen Baureihe mit dem internen Kürzel 992 wieder ein Porsche 911 Targa ins Programm. Einst als Notlösung für das Cabriolet aufgrund strenger US-Sicherheitsnormen entwickelt, ist der 911 Targa längst zur festen Größe im Modellprogramm geworden. Mittlerweile bietet er auch weit mehr als nur ein herausnehmbares Stück Stoffdach.
Wie beim Vorgänger orchestriert ein Knopfdruck in der Mittelkonsole oder auf dem Fahrzeugschlüssel eine Dachakrobatik, mit der der 911 auch beim Cirque du Soleil auftreten könnte. Die große Glaskuppel am Heck wird angehoben, die abgerundeten Ecken des Überrollbügels ebenso. Dann wirft sich die Dachpartie über Fahrer und Beifahrer nach hinten, die entfernten Elemente fahren zurück in ihre Position. Nach 19 Sekunden ist die Transformation vorbei, der Targa ist teilweise offen.
Zur ersten Probefahrt stand der Porsche 911 Targa 4S bereit. Wie mittlerweile gewohnt kommt das Teilcabriolet stets mit Allradantrieb. Das S im Namen verrät den 450 PS starken Dreiliter-Boxermotor mit sechs Zylindern. An ihm wurde für die dritte Karosserievariante nichts geändert. Gottseidank. Aus jeder Lage heraus bläst der Heckmotor zum Angriff, schnell haben sich bis zu 530 Newtonmeter versammelt. Das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe mit acht Vorwärtsgängen arbeitet präzise und stets in der richtigen Millisekunde. Trotzdem bietet Porsche auf Wunsch auch ein manuelles Siebenganggetriebe an.
Zirkus, bei jedem Wetter
Standard ist der Wet-Mode. Teils sintflutartige Regenfälle am Tag der Testfahrten ließen den entsprechenden Hinweis im digitalen Kombiinstrument öfter erscheinen. Mikrofone in den Radhäusern hören das Wasser und bitten den Fahrer, in den entsprechenden Fahrmodus zu schalten. Überstimmt wird er dabei nie, weswegen sich der Wet-Mode mit zurückhaltender Leistungsabgabe für bessere Traktion im Nassen auch nicht automatisch einlegt.
Gut, dass sich das Targa-Dach ebenso einfach elektrisch schließen lässt. „Cirque de la pluie“ (Zirkus des Regens) eben. Besserung verspricht auch die Wetter-App im PCM (Porsche Communication Management) mit Onlinezugang nicht.
Sonore Sportabgasanlage
Auch auf nassen Straßen, die sich fordernd durch den Schwarzwald schlängeln, überzeugt der Porsche 911 mit optimalem Handling. Nicht zuletzt durch den Allradantrieb bietet der Sportwagen jederzeit eine top Traktion – ganz egal ob mit oder ohne Dach.
Mit einem Tastendruck lässt sich die Stimmlage der optionalen Sportabgasanlage – von außen an den ovalen Endrohren zu erkennen – tieferlegen. Erneut schafft Porsche hier einen eindrucksvollen Spagat. Der Sound ist stets präsent, wirkt aber nie lärmig oder gar prollig. Gut abgestimmt, wie das ganze Auto.
Fazit zum Porsche 911 Targa
Ein Sportanzug, der perfekt sitzt. Als Targa auch mit gelockertem Hemdkragen, ohne an Stil zu verlieren. Für viele Kunden dürfte gerade das fehlende Stück Dach den perfekten Porsche 911 ausmachen. Offen für den Tanz in der Sonne, aber nicht so exponiert wie im Cabriolet. Der Preis dürfte keine Entscheidungshilfe sein. Mit Tarifen ab 125.247 Euro (Carrera 4) kostet der aufwendige Targa ebensoviel wie das 911 Cabriolet.
Hauptkritikpunkt: Der Tag für die Testfahren war viel zu schnell vorbei.
Technische Daten
Porsche 911 Targa 4S |
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Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FM |
Hubraum | 2.981 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | Sechszylinder-Boxermotor |
Maximale Leistung kW / PS | 331 kW / 450 PS bei 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 530 Nm bei 2.300 - 5.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 3,6 Sekunden (mit Sport-Chrono-Paket) |
Höchstgeschwindigkeit | 304 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 9,9 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 245/34 ZR20 v. / 305/30 ZR21 h. |
Leergewicht | 1.675 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.519 / 1.852 / 1.299 mm |
Grundpreis | 140.327 Euro |
Testwagenpreis | 174.471,60 Euro |