Unterwegs im neuen Porsche 911 Turbo Cabriolet. Erster Fahrbericht mit Video-Review.
Vor 45 Jahren, 1975, reichten 260 PS im Porsche 911 nicht nur für phänomenale Fahrleistungen, sondern auch für die Geburt einer Ikone. Der erste 911 Turbo legte den Grundstein für einen Mythos. Auch wenn mittlerweile die komplette Modellreihe über aufgeladene Sechszylinder-Boxermotoren verfügt, ist auch heute der 911 Turbo eine Art heiliger Grahl für Fans und Kunden.
Der 911 Turbo im Video
Ja, Nischenpolitik bei der Modellplanung und gezückte Portemonnaies der zahlungskräftigen Porschefahrer haben auch hier für das „gewisse Extra“ obendrauf gesorgt. Einen Porsche 911 Turbo S mit 650 PS gibt es bereits. Trotzdem schiebt Porsche jetzt den neuen 911 Turbo der Baureihe 992 ins Programm und die Showrooms der Händler.
Der 3,8 Liter große Sechszylinder-Boxermotor im Heck des Sportwagens bringt es hier auf eine maximale Leistung von 427 kW / 580 PS. Das maximale Drehmoment liegt bei 750 Newtonmetern. 70 Pferdestärken und 50 Nm weniger als im Turbo S also. Angesichts der immer noch gigantischen Zahlen aber gewiss zu vernachlässigen, wenn man mit Coupé oder Cabriolet im Straßenverkehr unterwegs ist. 2,9 Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h im Turbo-Cabrio (0,1 Sekunden langsamer als das Turbo S Cabrio) und 320 km/h Höchstgeschwindigkeit (330 km/h) sind Werte eines Supersportwagens.
Supersportwagen für den Alltag
Das Geheimnis des Porsche 911 Turbo, S hin oder her, liegt aber in der großen Spreizung seines Charakters. Denn trotz der genannten Werte ist er nach wie vor ein alltagstauglicher und vor allem lammfrommer Sportwagen. Dafür sorgt nicht zuletzt der serienmäßige Allradantrieb, der ein allzu nervöses Fahrverhalten unterbindet.
Mit der serienmäßigen Abgasanlage, zu erkennen an den vier eckigen Endrohrblenden unseres Testwagens, bleibt auch der Klang zurückhaltend. Wem das nicht genug ist, kann erstmals zu einer optionalen Sportabgasanlage – zu erkennen an ovalen Endrohren – greifen.
Auch bei herbstlichen Temperaturen kann man im offenen Porsche 911 Turbo Cabriolet offen Kilometer reißen. Die Aerodynamik sorgt dafür, dass es auf den bequemen Sitzen nicht zu sehr zieht. Traditionell blickt man hinter dem Dreispeichenlenkrad auf einen zentralen Drehzahlmesser, links und rechts daneben gruppieren sich Displays für alle fahrrelevanten Informationen und Anzeigen. Nach wie vor stört im aktuellen 911er, anders als z.B. im Porsche Panamera, leider der Lenkradkranz teilweise die Sicht auf die Monitore.
Digitale Kommandozentrale
Nahe an der Perfektion ist weiterhin das über den zentralen Monitor bedienbare Porsche Communication Management. Navigation mit Echtzeitverkehrsdaten, Audiosystem, Fahrzeugeinstellungen und Onlinefunktionen wie Parkplatzsuche oder Wetteraussichten lassen sich zuverlässig und intuitiv bedienen. Ach, wenn doch nur alle Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns bei der Software so stabil wären…
Stabil ist auch die treffende Vokabel für das Fahrverhalten des Porsche 911 Turbo Cabriolet. Egal, welche Kurve oder welche Ausgangsgeschwindigkeit. Der Antrieb ist stets hellwach und sofort zur Stelle. Klar, dass auch im Turbo ohne „S“ keinerlei Leistungsdefizit zu Tage kommt.
Mit Walter Röhrl in Hockenheim
Eine Annäherung an das volle Fahrdynamikpotenzial eines 911 Turbo ist vielmehr auf einer Rennstrecke die dem Hockenheimring möglich als auf öffentlichen Straßen. Was für ein Zufall, dass Porsche zu den Testfahrten in direkter Nähe des Grand-Prix-Kurses einlud und außerdem Motorsport-Legende Walter Röhrl vor Ort war. Was er mit dem 911 Turbo anstellt, gibt es im Video zu diesem Artikel zu sehen.
20.000 Euro unter dem Turbo S
180.811 Euro kostet der neue Porsche 911 Turbo mit Blechdach, für das Cabriolet ruft die Preisliste 194.035 Euro auf. Im Vergleich zum 911 Turbo S wird die Serienausstattung um die Keramik-Bremsanlage PCCB und die dynamische Fahrwerksregelung PDCC gekürzt, beides ist im 580-PS-Modell als Option zu haben. Ausstattungsbereinigt kosten die neuen Modelle gut 20.000 Euro weniger als der Turbo S. Ob dieses Preisdifferenz in Regionen um 200.000 Euro eine Rolle spielt, sollten Anwälte, Privatärzte und Unternehmer gerne unter sich ausmachen. Der Autor dieser Zeilen träumt einfach weiter. Später. Erst drehen wir noch ein paar Runden…
Fazit
Der Porsche 911 Turbo ist eine Legende für sich, ob mit oder ohne S. Seit 1975 ist das Topmodell der ikonischen Sportwagenbaureihe die Benchmark für die Konkurrenz. Eigentlich kein Wunder, dass auch der aktuelle 911 Turbo der Baureihe 992 mit der Perfektion jongliert. Jenseits von Gut und Böse sind nicht nur die Fahrleistungen, sondern auch die Preise.
Technische Daten
Porsche 911 Turbo Cabriolet |
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Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
Hubraum | 3.745 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | Sechszylinder-Boxermotor |
Maximale Leistung kW / PS | 427 kW / 580 PS bei 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 750 Nm bei 2.250 - 4.500 U/min |
Getriebe | Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 67 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 2,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 320 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 12,1 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli P Zero 255/35 ZR20 v. / 315/30 ZR21 h. |
Leergewicht | 1.785 kg |
Anhängelast (gebremst) | n/a |
Länge / Breite / Höhe | 4.535 / 1.900 / 1.302 mm |
Grundpreis | 194.035 Euro |
Testwagenpreis | 232.906,60 Euro |