Porsche Macan (2021) Ein echter Porsche?

Was kann der Porsche Macan mit Basis-Vierzylindermotor? Alltagstest mit Video-Review.

Porsche treibt die Elektrifizierung des Modellprogramms voran. Nach dem Taycan als Leuchtturmprojekt kommt als zweites reines Elektroauto der Marke im Jahr 2023 der Bestseller Macan als lokal emissionsfreies Modell.

Warum schickt der Hersteller dann für das Modelljahr 2022 noch ein zweites Facelift eines SUV auf die Straße? Die Erklärung liegt in einer Doppelstrategie: Der elektrische Macan auf Basis der PPE-Plattform des Volkswagen-Konzerns soll die aktuelle Generation nicht sofort ablösen. Solange es die Kunden verlangen, wird der bekannte Macan als Verbrenner parallel weitergebaut.

Der Macan im Video

Dafür haben die Designer nach der umfangreichen Überarbeitung im Jahr 2018 erneut Hand angelegt. Die optischen Retuschen bleiben aber im Rahmen, beschränken sich auf neue Stoßfänger, Außenspiegel und Dekoreinlagen. Die Mittelkonsole im Cockpit zeigt nun berührungsempfindliche Oberflächen anstelle einzelner Tasten. Die analoge Uhr auf dem Armaturenbrett, bisher Teil des optionalen Sport Chrono – Pakets, ist jetzt serienmäßig. Dazu spendiert der Porsche 911 die Lenkraddesigns.

Das Modellprogramm des Porsche Macan wird neu sortiert, sagen wir „gestrafft“. Der Macan Turbo entfällt. Diese Modellbezeichnung dürfte es wohl ab Marktstart 2023 auch beim Elektro-Macan geben, weswegen man sie jetzt einspart. Das gilt aber nicht für die Leistung. Denn der weiterhin angebotene Macan GTS leistet fortan die 440 PS des Turbo, der Macan S übernimmt die 380 PS aus dem 2,9 Liter-V6 des bisherigen GTS.

20 PS mehr Leistung

Volumenmodell, auch auf Märkten außerdem Deutschlands, bleibt der Basis-Macan ohne Zusatzbuchstaben. Auch nach dem Facelift steckt bei ihm ein zwei Liter großer Vierzylinder-Turbobenziner unter der Motorhaube. Das Aggregat wurde überarbeitet, leistet jetzt 265 statt 245 PS. Das maximale Drehmoment stieg um 30 auf jetzt 400 Newtonmeter.

Gestartet wird der Motor klassisch mit dem Dreh des Zündschlüssels, eine stilisierte Sportwagen-Silhouette, links vom Lenkrad. Eine Fanfare darf man dann, trotz der vier dick aufragenden – optionalen – Sportendrohe, nicht erwarten. Der Basis-Macan meldet sich ebenso entspannt zum Dienst wie viele andere Mittelklasse-SUV mit vier Zylindern auch.

Das serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (bei Porsche PDK genannt), spielt die Klaviatur der Übersetzungen mit großer Kompetenz. Lediglich nach kurzen Zwischenspurts, beispielsweise nach einem Überholvorgang, verharrt es unnötig lange im niedrigen Gang.

Ansonsten bleibt der Verbrenner gut gedämmt im Hintergrund. Wer jetzt hinter dem Porsche-Wappen im Pralltopf des Lenkrads überbordende Längsdynamik erwartet, dürfte so auch über die Leistungsentfaltung denken. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Auch der Vierzylinder-Macan geht ordentlich voran, beschleunigt laut Werk in 6,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht eine absolut ausreichende Höchstgeschwindigkeit von 232 km/h.

Hoher Benzinverbrauch

Porsche Macan Basis Facelift Test Fahrbericht Video Review 2021

So richtig Dampf unter dem Kessel hat er aber nur dann, wenn man in das Sport Chrono – Paket investiert hat und über den Drehschalter am Volant in Sport- oder Sport-Plus-Modus wechselt. Per Tastendruck gibt die Software dann für 20 Sekunden (ein Countdown zählt mit) die volle Leistung frei.
Das probiert man mal aus, lässt es im Alltag dann aber sein. Denn für solche Eskapaden greift man ja nicht zum Basis-Macan. Zumal der Benzinverbrauch mit fast elf Litern je 100 Kilometer auch so nicht gerade niedrig ist. Eine Elektrifizierung, beispielsweise als Mildhybrid, gibt es nicht. Immerhin wird der Motor in Schubphasen vom Getriebe abgekoppelt und verweilt einige Augenblicke auf Leerlaufdrehzahl.

Über das Fahrwerk gibt es nur gutes zu berichten. Vor allem deswegen, weil der komplett ausgestattete Testwagen (siehe Preis in der Tabelle unten) über die aufpreispflichtige Luftfederung verfügte. Per Touch auf der Mittelkonsole kann man die Dämpfercharakteristik anschärfen, genussvoller ist aber die komfortable Standardeinstellung.

Damit kommen wir zur Bedienung. Die neue Mittelkonsole lenkt während der Fahrt nicht mehr ab als die im bisherigen Modell. Was aber auch daran liegt, dass man die recht kleinen Tasten dort auch erstmal suchen musste.

Die Instrumente sind hervorragend ablesbar. Umso deutlicher fällt ein kleiner Fauxpas auf: Wenn man im rechten Teil des Kombiinstruments aktuelle Bordcomputeranzeigen anzeigen lässt, werden die Werte teilweise von der Verkehrszeicheninformation überdeckt.

Das kostet der Porsche Macan

Porsche Macan Basis Facelift Test Fahrbericht Video Review 2021

Das Vergnügen, einen Porsche in der Garage zu haben, ist auch beim Basis-Macan kostspieliger als bei der Konkurrenz. 62.917 Euro kostet das SUV laut Preisliste und Konfigurator. Zum Vergleich: Ein Audi Q5 45 TFSI Quattro startet bei 53.700 Euro, ein Alfa Romeo Stelvio mit 280 PS liegt mit 60.000 Euro aber nur knapp unter dem Macan.

Alles, was nett aussieht oder Begehrlichkeiten weckt, kostet bei Porsche wie gewohnt Aufpreis. Kleinkram wie lackierte Stoßfängerunterteile und Carbon-Zierelemente, aber auch Extras in Form der Luftfederung, belüftbarer Ledersitze, Felgen (am Testwagen mit 20-Zoll-Winterrädern) und Metalliclackierung im neuen Farbton „Enzianblau“ treiben den Preis nach oben: Der Porsche Macan auf diesen Bildern und im Video kostet 95.701 Euro.

Fazit

Porsche Macan Basis Facelift Test Fahrbericht Video Review 2021

Design, Verarbeitungsqualität, und die selbstbewusste Preisgestaltung machen den Macan auch in der Basis zum echten Porsche. Beim Antrieb mit dem Vierzylinder-Benziner darf man das differenzierter betrachten. Nach dem Leistungsupgrade ist er agiler als der Vorgänger und erfüllt die Ansprüche der meisten Kunden mehr als ausreichend.

Wer sich aber einen Porsche auch unter dem Gesichtspunkt der Mundwinkel nach hinten ziehenden Beschleunigung aussucht, der sollte mindestens in den Macan S investieren.

Technische Daten

Porsche Macan

Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM
Hubraum 1.984 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 195 kW / 265 PS bei 5.000 - 6.500 U/min
Max. Drehmoment 400 Nm bei 1.800 - 4.500 U/min
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Tankinhalt 65 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 6,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 232 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 10,3 Liter (WLTP in Testwagen-Konfiguration)
Verbrauch real auf 100km 10,8 Liter
Leergewicht 1.920 kg
Anhängelast (gebremst) 2.000 kg
Länge / Breite / Höhe 4.726 / 1.922 / 1.621 mm
Grundpreis 62.917 Euro
Testwagenpreis 95.701,50 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad