Der neue Skoda Elroq als 50 Tour und 85 Sportline im Fahrbericht mit Video-Review.
Skoda und Elektro – das scheint zusammenzupassen. Der Enyaq, den es als SUV mit Steilheck und mit Fließheck-Karosserie (Coupé) gibt, zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten Elektroautos in Europa. Das Rezept wird fortan auch eine Klasse tiefer angewendet: Vorhang auf für den Skoda Elroq.
Der Skoda Elroq 50 im Video
Im Frühsommer konnten wir bereits erste Test-Kilometer mit einem getarnten Prototyp sammeln, jetzt steht der Elroq im Serienkleid bereit. Die Karosserie des 4,49 Meter langen, 1,88 Meter breiten und 1,65 Meter hohen Fünftürers zeigt als erstes Serienmodell der tschechischen Volkswagen-Tochter die neue Desginsprache „Moder Solid“. Umgewöhnen müssen sich Kunden der Marke aber eigentlich nur in Nuancen an der Front. Anstelle des geflügelten Pfeils trägt das vordere Ende der Motorhaube einen ausgeschriebenen Schriftzug, der beim E-Auto nicht nötige Kühlergrill wird von einer schwarzen Maske als Abdeckung für die Sensoren der Fahrassistenz (Tech Deck) abgelöst. Links und rechts davon werden schmale LED-Bänder für Tagfahrlicht und Blinker genutzt. Wie andere Skoda-SUV trägt der Elroq ein Vieraugengesicht mit weiter unten angeordneten Scheinwerfern. Bei ihnen handelt sich es, je nach Ausstattung um adaptive Matrix-LED mit 36 einzeln ansteuerbaren Modulen.
Platz wie im Enyaq
Das Profil mit einer leicht angedeuteten Keilform führt den Blick zum Heck im bekannten Skoda-Design mit geteilten Leuchten und einer prägnanten Kennzeichenmulde in der Klappe. Dahinter steht ein 470 Liter großer Kofferraum bereit, der sich durch das Umklappen der Rücksitzlehne (mit Durchreiche) auf 1.580 Liter erweitern lässt. Der mitgelieferte Eiskratzer, Teil der markentypischen „Simply Clever“-Details wanderte von der Lade- und die Heckklappe. 19-Zoll-Felgen sind Teil der Serienausstattung. Unser in „Timiano Grün“ lackierter Testwagen trägt optionale 20-Zoll-Leichtmetallräder in den Hankook Ventus S1 Evos.
Der Radstand wurde, im Vergleich zum Enyaq, nicht verändert. Das freut vor allem die Passagiere in der zweiten Reihe. Hier gibt es viel Knieraum, auch Innenbreite und Kopffreiheit passen prima. Erkauft wird letztere mit einer eher flach über dem Innenboden montierten Bank. Große Menschen müssen die Beine stärker als gewollt anwinkeln. Eine Schattenseite aller Konzern-Elektroautos auf MEB-Basis mit Ausnahme des VW ID.Buzz.
Die optionale Innenausstattung „Lodge“, in Deutschland optional für den Elroq 85 lieferbar, bringt viel Farbe ins Auto. Hellgraues Kunstleder wird mit dunkelgrauem Stoff kombiniert, dazu kommen orangene Kontrastnähte und auch orangefarbene Sicherheitsgurte. Die Isofix-Bügel zur Arretierung von Kindersitzen liegen gut aufgeräumt hinter kleinen Kunststoffklappen an den äußeren Fondplätzen. Ein dritter Kindersitz lässt sich bei Bedarf auf dem Beifahrersitz arretieren.
Das Cockpit serviert bekannte Zutaten. Ein 13 Zoll großes Infotainment-Display mit Touchscreen-Funktion ist serienmäßig. Das Navigationssystem mit Online-Funktion ist beim Basismodell Teil eines Options-Pakets. Für den Elroq 85 gibt es, gegen Aufpreis, das bekannte Head-up-Display mit AR-Inhalten (Augmented Reality). Hinter dem Lenkrad serviert ein fünf Zoll großes Display fahrrelevante Informationen zu Tempo, Reichweite, Routenführung und Fahrassistenz.
Fahreindruck Elroq 50
Wir haben uns für die ersten Testfahrten den Skoda Elroq 50 ausgesucht. Fachkundige Leser oder Video-Zuschauer werden feststellen, dass die Konfiguration des hier gezeigten Modells in Deutschland nicht erhältlich ist. Das Lodge-Interieur und das Head-up-Display gibt es für die Basis nicht – trotz deutschem Kennzeichen ist der Testwagen ein Exemplar aus der internationalen Presseflotte von Skoda.
Der Lithium-Ionen-Akku hat eine Speicherkapazität von 52 netto nutzbaren Kilowattstunden. Er bestromt einen Heckmotor mit 125 kW (170 PS) maximaler Leistung und 310 Newtonmetern Drehmoment. Genug, um den immerhin fast zwei Tonnen schweren Basis-Elroq ausreichend fidel voranzubringen. Auf kurvigen Landstraßen drückt der Elektromotor die Fuhre voran, ohne dass zu viel Leistung in den Rücken der Insassen kickt oder das ESP aus der Ruheposition lockt.
Trotz der großen Options-Räder federt der Elroq auch ohne das (für den 50er nicht lieferbare) DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern komfortabel, auch auf wenig gut ausgebauten oder gepflegten Nebenstrecken auf Mallorca. Lob verdient auch die Geräuschdämmung. Wind- und Abrollgeräusche dringen kaum in den Innenraum.
Knapp über 18 kWh je 100 Kilometer haben wir am Testtag mit Tempolimit 120 auf spanischen Autobahnen, laut Bordcomputer, verbraucht. Der Normwert liegt bei 15,8 -16,2 kWh/100 km, womit eine Reichweite von 366 bis 375 Kilometern möglich sein soll. Im Winter dürfte der Radius sinken, da eine Wärmepumpe nicht Teil des Serienpakets ist und für den Elroq 50 gar nicht angeboten wird.
Am Schnelllader zieht der kompakte Tscheche Gleichstrom mit bis zu 145 kW, in 25 Minuten soll der Füllstand des Akkus dann von zehn auf 80 Prozent seiner maximalen Speicherkapazität gebracht werden. An der heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule fließt Strom dreiphasig mit 11 kW. In rund fünfeinhalb Stunden ist „Einmal aufladen, bitte“ erledigt.
Fahreindruck Elroq 85
Umstieg in den Skoda Elroq 85. Seine Modellzeichnung ist ein Hinweis auf den größeren Akku mit 77 kWh Speicherkapazität – 82 Kilowattstunden beträgt die Brutto-Kapazität. Alles klar? Halten wir uns nicht mit Zahlenspielen auf, sondern reden über den Antrieb. Im Heck des stärkeren Elroq arbeitet die intern AP550 genannte E-Maschine mit 210 kW (286 PS), die ein Drehmoment von 545 Newtonmeter über das Eingang-Reduktionsgetriebe auf die Hinterräder loslässt.
Der stärkere Motor sorgt, erwartungsgemäß, für mehr Schub beim Tritt auf das Fahrpedal. Auch hier gefällt aber die lineare und wohldosierbare Steuerung der Leistung durch den Fahrer, auch unbedarfte Menschen dürften sich nicht überfordert fühlen. In 6,6 Sekunden beschleunigt der Elroq 85 aus dem Stand auf 100 km/h (Elroq 50: 9,0 Sekunden), die Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 (statt 160) km/h begrenzt.
Eine Überraschung hält die Verbrauchsanzeige im Bordcomputer bereit: 15,5 Kilowattstunden Strom je 100 Kilometer wurden in Vortrieb verwandelt, damit liegt die Angabe im WLTP-Spektrum (15,2 – 16,2 kWh/100 km). Warum ist der 85er sparsamer als der Elroq 50, der auf den gleichen Strecken gefahren wurde?
Hier zeigt sich, dass der stärkere Motor teilweise weniger gefordert wird. Einen größeren Anteil dürfte aber der Entwicklungs-Fortschritt haben. Die 210-kW-Maschine ist neuer als der Motor im Basismodell, schon im großen VW ID.7 hat APP550 seine Effizienz unter Beweis stellen können. Mit 540 bis 580 Kilometern nach WLTP-Norm ist der Elroq 85 somit auch der Reichweiten-König innerhalb der Baureihe.
28 Minuten soll der Hub von zehn auf 80 Prozent am Schnellader dauern, hier erreicht die Ladeleistung im Peak 175 kW. Wechselstrom fließt auch in die große Batterie mit 11 kW.
Das bietet die Sportline
Der „Velvet Rot“ lackierte Testwagen ist ein Elroq Sportline. Diese Ausstattungslinie kommt einige Monate nach Marktstart ins Programm und macht mit äußerlich mit hochglänzend-schwarzen Designdetails und mindestens 20 Zoll großen Felgen auf sich aufmerksam. Innen freut man sich über die bequemen und gleichzeitig haltstarken vorderen Sportsitze mit Mikrofaser-Bezügen und integrierten Kopfstützen. Außerdem gibt es ein Dreispeichenlenkrad mit Schaltwippen zur Steuerung der Enerie-Rekuperation und eine Dekorleiste im Kohlefaser-Look.
Das Fahrwerk bzw. damit die Karosserie wird beim Elroq Sportline vorne um 15 und hinten um 10 Millimeter tiefergelegt. Die kürzeren Federwege verschlechtern jedoch den Fahrkomfort nicht spürbar. Der Sportline-Testwagen hat das (mutmaßlich) optionale DCC (mit einem Ventil zur Steuerung des Ölflusses pro Dämpfer) an Bord. Aber auch in der Sport-Einstellung für eine härtere Abstimmung bleibt der Elroq Sportline ausreichend komfortabel, Wurzelaufbrüche oder Kanten im Asphalt schlagen nicht durch. Einen größeren Unterschied im Vergleich um Serienfahrwerk macht eher die Komfort-Einstellung. Sanft wogt das Elektro-SUV dann durch die Landschaft. Manchmal stößt ein leichtes Nachschwingen der Karosserie empfindlichen Insassen unangenehm auf.
Kommt ein Elroq RS?
Das Elroq-Modellprogramm wird in einem zweiten Schritt von zwei auf vier Antriebs-Akku-Kombinationen anwachsen. Zusätzlich zu den Versionen 50 und 85 kommt der 85x mit Allradantrieb, 220 kW (299 PS) Systemleistung und 77 kWh dazu. Außerdem wird es einen Elroq 60 mit 150 kW (204 PS) starkem Heckmotor geben. Bei ihm hat der Stromspeicher eine nutzbare Kapazität von 59 kW (brutto 63 kWh).
Wohl gegen Ende 2025 dürfte gewiss auch ein Elroq RS präsentiert werden, bei dem der Zweimotoren-Antrieb dann auf eine Systemleistung von 250 kW (340 PS) erstarkt. Das RS-Modell dürfte sich dann auch optisch deutlicher von der Basis abheben, als es aktuell bei der Sportline der Fall ist.
Preise
Die Preiskalkulation für den Skoda Elroq zeigt, dass die Hersteller mit den verschärftem EU-Vorgaben für die CO2-Flottenemissionen ab 2025 mit spitzen Bleistiften rechnen müssen.
Der Umstieg vom weiterhin angebotenen Skoda Karoq mit Verbrennungsmotor zum elektrischen Elroq soll potenziellen Kunden nicht an der Kasse madig gemacht werden. Ab 33.900 Euro ist der Elroq 50 zu haben – damit ist er günstiger als der Karoq mit DSG-Automatik. Der Benziner kostet, in der Ausstattungslinie Selection, als 1.5 TSI mit 110 kW / 150 PS ab 37.380 Euro.
Auch die Elektro-Konkurrenz aus Südkorea ist teurer als der neue Hoffnungsträger von Skoda. Der Kia EV3 kostet mit 58,3 kWh großem Akku und 150 kW (204 PS) starkem Frontmotor ab 35.990 Euro. Der Hyundai Kona ist ab 37.990 Euro zu haben, bringt dann 115 kW (156 PS) und eine Batterie-Kapazität von 48,4 kWh mit.
Es darf vermutet werden, dass die Skoda-Schwestermarke VW die Preisaktion für den ID.3, der aktuell als Pure mit 52 kWh-Akku zeitlich begrenz für unter 30.000 Euro zu haben ist, nicht zufällig kurz vor dem Marktstart des Elroq gestartet hat.
Der Skoda Elroq 85 ist mit 43.900 Euro einen fünfstelligen Betrag teurer als der 50er. Neben dem größeren Akku und mehr Leistung bringt er aber in Form einer Zweizonen-Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung, Parksensoren auch vorne und weiteren Extras eine umfangreichere Serienausstattung mit. Was der Elroq 85 Sportline kosten wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Das Sondermodell First Edition für üppige 54.610 Euro, wofür man den Elroq dann mit „voller Hütte“ bekommt, ist seitens des Importeurs ausverkauft.
Fazit
Der kleine Bruder des Enyaq? Der neue Skoda Elroq sollte nicht nur auf diese Rolle beschränkt werden, denn er dürfte eine große Nummer werden. Mit moderner Technik und viel Platz im Innenraum bietet das Kompakt-SUV viele Qualitäten – außerdem ist das Elektroauto günstiger als sein Verbrenner-Bruder Karoq.
Das Basismodell Elroq 50 kostet ab 33.900 Euro. Motoleistung und Reichweite dürften schon in dieser Konfiguration für viele Kunden völlig ausreichend sein.
Technische Daten
Skoda Elroq 50 Tour // Skoda Elroq 85 Sportline |
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Antriebsart | Elektro |
Antrieb | Heckantrieb |
Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 125 kW (170 PS) // 210 kW (286 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 310 Nm // 545 Nm |
Batterie | 52 kWh netto // 77 kWh netto |
Batterie: Typ | Lithium-Ionen |
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) | 145 kW // 175 kW |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 11 kW |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,0 Sekunden // 6,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h // 180 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 15,8 - 16,2 kWh // 15,2 - 16,6 kWh |
Reichweite nach Norm | 366 - 375 km // 540 - 580 km |
Kofferraumvolumen | 470 - 1.580 Liter |
Leergewicht | ca. 2 Tonnen |
Anhängelast (gebremst) | 1.000 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.488 / 1.884 / 1.654 mm |
Basispreis Baureihe | 33.900 Euro |