Skoda Enyaq Facelift

Skoda Enyaq Facelift Der große Bruder des Elroq

9:26 Min.

Erster Fahrbericht mit Video-Review zum überarbeiteten Skoda Enyaq.

Der erste Elektro-Skoda wurde vom Start weg zum Bestseller. Seit der Premiere im Jahr 2020 haben die Tschechen über 250.000 Exemplare des SUV mit Steilheck und als Fließheck-Coupé an Kunden ausgeliefert. Jetzt ist die Zeit reif für ein Facelift, das den Enyaq nicht nur fit für seine zweite Lebenshälfte macht. Das Update soll auch helfen, ihn gegen die wachsende Zahl von Mitbewerbern zu positionieren – auch einen aus dem eigenen Haus. Etwas kleiner, aber mit gleicher Technik-Basis buhlt seit einigen Monaten auch der Skoda Elroq um die Gunst der Käufer.

Neues Gesicht

Wie dieser spricht jetzt auch der Skoda Enyaq die Designsprache „Modern Solid“. Die Front wurde mit dem Facelift komplett überarbeitet. Als neues Blechteil zeigt sich die Motorhaube. Ihre Sicken schaffen Platz für den ausgeschriebenen Skoda-Schriftzug anstelle des Logos mit dem geflügelten Pfeil.

Im umgestalteten Stoßfänger zeigt jetzt auch der Enyaq ein Vieraugengesicht, so wie alle SUV der Marke Skoda. Die LED-Scheinwerfer, optional als Matrix-LED mit adaptiven Lichtfunktionen zu haben, liegen knapp über den „Air Curtains“. Diese Luftleitelemente verbessern die Aerodynamik, indem die den Fahrtwind auf einem optimierten Weg um die Vorderräder herumleiten. Tagfahrlicht und Blinker sind am oberen Rand der Frontmaske platziert. Die rahmen das „Tech Deck“ ein. Der Name ist Programm. Die schwarze Abdeckung spannt sich über Sensoren der Fahrassistenz. In Verbindung mit den beiden höchsten Optionspaketen zeigt der Enyaq hier zudem schmale LED-Lichtleisten – eine Nachfolgelösung für das „Crystal Face“ des Vorgängers. Die Profilansicht wird mit neuen Felgendesigns aufgefrischt, am Heck genügen dezent aufgefrischte Leuchten und ein etwas dunklerer Markenschriftzug.

Mit „Olibo-Grün“ und „Stahl-Grau“ ziehen zwei neue Lackfarben ins Programm ein. Beim Enyaq mit Steilheck werden die Unterteile der Stoßfänger und der Seitenschweller fortan immer in Silber lackiert. Das wirkt ungewohnt auch – zugegebenermaßen – auch nicht immer ganz stimmig. Selbst bei einer Lackierung in Silber ist ein Farbunterschied erkennbar. Die Sportline-Ausstattung und das Enyaq Coupé fahren auch weiterhin ohne silbernen Abschluss nach unten vor.

Der neue Enyaq im Video

Der Skoda Enyaq ist 4,66 Meter lang. Die Karosserie des Steilheckmodells wuchs mit dem Facelift um neun Millimeter in der Länge, das Coupé wurde fünf Millimeter länger. Die Coupé-Karosserie ist etwas aerodynamischer als die des Steilheck-Enyaq, was sich in etwas höheren Normreichweiten widerspiegelt. Der Kofferraum ist mit 570 zu 585 Litern dafür etwas kleiner, aber immer noch üppig bemessen. Bei dachhoher Beladung und umgeklappter Lehne der Rücksitzbank schluckt der Enyaq 1.710 Liter, das Enyaq Coupé 1.610 Liter.

Wir lassen die geteilte Lehne aufrecht stehen und starten zur Sitzprobe. Am großzügigen Platzangebot im Fond hat sich mit der Modellpflege nichts geändert. Auch als großer Mensch freut man sich über üppigen Knieraum. Unter dem beim Coupé serienmäßigen Panorama-Glasdach ohne Öffnungsfunktion passt auch die Kopffreiheit, wenngleich das Steilheck-Modell hier natürlich einen Vorteil bietet.

Viel Platz und bequeme Sitze bietet der Enyaq auch für Fahrer und Beifahrer. In Verbindung mit dem größten (und teuersten) Optionspaket namens „Maxx“ sind beide Sessel elektrisch einstellbar, bieten dazu eine Massagefunktion. Leider verzichtet Skoda im Enyaq auf die umfangreich einstellbaren Massageprogramme, wie man sie aus dem VW ID.7 kennt. Per Tastendruck an der Sitzkonsole lässt sich eine Standard-Einstellung abrufen, bei der Luftpolster in der Lehne in Bewegung gebracht werden.

Das Cockpit zeigt sich, bis auf das geänderte Lenkrad mit dem ausgeschriebenen Markenschriftzug, unverändert. Die Anzeigen verteilen sich auf ein kleines Fahrer-Display hinter dem Lenkrad und den 13 Zoll großen Infotainment-Touchscreen. Wie gewohnt geht Skoda auch weiterhin einen eigenen Weg bei der Bedienstruktur, die auch physische Tasten bereithält. Wichtige Menüpunkte lassen sich über eine Knopfleiste unter dem Display aufrufen.

Die „Lodge“ genannte Innenausstattung, Skoda spricht bei der Auswahl von Design Selections“, gefällt mit hellen Grautönen in wohlwollender Komposition. Die Textilien bestehen zum Teil aus Recycling-Material. Kontraste bieten die orangenen Sicherheitsgurte und gleichfarbige Nähte. Wie gewohnt ist die Verarbeitung auf sehr hohem Niveau, nichts knistert oder klappert.

Testfahrt mit dem Enyaq 85

Die Kurve kriegen muss der Enyaq längst nicht mehr, er ist ein Bestseller.

Die Technik von Antrieb und Fahrwerk wurde beim Facelift nicht geändert. Unser Testwagen, ein Skoda Enyaq Coupé 85 hat einen 210 kW (286 PS) starken Motor an der Hinterachse, der ein Drehmoment von 545 Newtonmetern entwickelt. In 6,7 Sekunden geht es bei Bedarf aus dem Stand auf 100 km/h, die Beschleunigung endet mit der Höchstgeschwindigkeit bei 180 km/h.

Auch auf feuchtem Asphalt sind die Hinterräder mit dem hohen Drehmoment nicht überfordert. Sollte es der Traktionsfähigkeit doch mal zu viel werden, steht in Windeseile die Traktionskontrolle bereit. Alle Eingriffe der Regelsysteme sind harmonisch abgestimmt. Das gilt auch für die Fahrassistenz mit dem um das Wissen von Schwarmdaten erweiterten Fahrassistenzprogramm Travel Assist.

Auch am Lenkrad ist jetzt der Markenname zu sehen.

Das optionale DCC-Fahrwerk mit adaptiver Regelung arbeitet auch weiterhin mit einem Ventil zur Steuerung des Ölflusses in jedem Dämpfer. Bodenwellen und kurze Anregungen lassen den Aufbau in den Stellungen „Normal“ und „Komfort“ leicht nachschwingen. Das betont den komfortablen Charakter des Fahrwerks, könnte Menschen mit empfindlichem Magen aber stören. Im „Sport“-Modus wird der Enyaq spürbar straffer, ohne aber Querfugen und Kanten im Asphalt in Richtung Innenraum auszuteilen. Trotz der optionalen 20-Zoll-Felgen bleibt auch in dieser Einstellung genug Restkomfort.

Die aerodynamisch günstiger geschnittene Fließheck-Karosserie des Skoda Enyaq Coupé ermöglicht etwas höhere Reichweiten als beim SUV mit steilem Heckabschluss. Der von uns getestete Enyaq 85 mit 77 kWh netto nutzbarer Speicherkapazität in seinem Lithium-Ionen-Akku soll nach WLTP-Norm bis zu 591 Kilometer weit fahren können. Spätestens dann muss nachgeladen werden. Am Schnelllader wird, den Angaben des Herstellers zufolge, eine Leistung von bis zu 135 kW erreicht. In 28 Minuten lässt sich der Füllstand des Akkus hier von zehn auf 80 Prozent hieven. Wechselstrom wird an einer Wallbox oder öffentlichen Ladesäule dreiphasig mit 11 kW gezogen.

Auf unseren ausführlichen Testfahrten über tschechische Landstraßen in der Region Südböhmen ermittelt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 17,3 kWh / 100 km. Rund 460 Kilometer sollen damit im Alltag machbar sein, auch unter Einbeziehung der Energie-Rekuperation. Sie kann über Schaltwippen am Lenkrad oder das Einstellen der B-Stufe über den Schalt-Stein auf der Mittelkonsole gesteuert werden. Am einfachsten ist es aber, die Rückgewinnung von Energie der Fahrzeugsoftware zu überlassen. Beim Tritt auf das Bremspedal wird erst rekuperiert, bevor die mechanische Bremse arbeitet – außer bei einer Notbremsung.

Mit Allradantrieb fährt der Skoda Enyaq 85x vor. Er hat den gleichen Elektromotor hinten, zusätzlich eine weitere Maschine an der Vorderachse. Die Systemleistung bleibt mit 210 kW (286 PS) gleich, ebenso das Drehmoment von 545 Newtonmetern. Für den ebenfalls 77 kWh großen Akku im 85x gibt Skoda eine maximale Ladeleistung von 175 kW an. Warum das? Hier stammen die Batteriezellen von einem anderen Zulieferer. Die absolute Leistung ist also höher, der Peak liegt aber kürzer an. So vergehen auch bei dieser Modellvariante 28 Minuten für das Laden von zehn auf 80 Prozent.

Das Basismodell Skoda Enyaq 60 hat einen 150 kW (204 PS) starken Elektromotor mit 310 Newtonmetern an der Hinterachse, der Akku stellt (netto nutzbar) 59 kWh Strom für bis zu 447 Kilometer Reichweite im Coupé (Steilheck 437 km) zur Verfügung. 165 kW Ladeleistung sind hier der Gipfel, nach 24 Minuten sollen 80 Prozent Ladezustand erreicht werden.

Preise und Ausstattung

Die Design Selection Lodge mit Textilbezügen in Hellgrau kostet Aufpreis.

Die Preise für den Skoda Enyaq bleiben unverändert, sie starten bei 44.400 Euro für das Steilheck-SUV als Enyaq 60. Der wachsende Wettbewerbsdruck lässt aber auch Skoda nicht kalt. Also wurde die Serienausstattung erweitert. In jedem Enyaq sind jetzt Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, Lenkradheizung, das Kessy genannte schlüssellose Zugangs- und Startsystem, die getönten Scheiben im Fond mit Akustikverglasung vorne (Sunset), die Dreizonen-Klimaautomatik mit Bedienteil im Fond, der Totwinkelwarner Side Assist und eine prädiktive Steuerung der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage serienmäßig an Bord.

Der Skoda Enyaq 85 startet bei 48.900 Euro. Mit dem Coupé-Aufpreis von 2.250 Euro werden daraus für die Fließheck-Version 51.150 Euro. Unser Testwagen mit der Metallic-Lackierung in Brillant-Silber, 20-Zoll-Felgen, dem Optionspaket Maxx (u.a. DCC, Parklenkassistent mit Lernfunktion, Progressivlenkung, Sitzmassage, Dreispeichenlenkrad), Winterpaket (Heizung für Windschutzscheibe und Außenplätze im Fond) sowie Transport-Paket (Netze und Staumöglichkeiten im Kofferraum) kommt mit dem Lodge-Interieur auf einen Listenpreis in Höhe von 60.370 Euro. Die Wärmepumpe ist bei Skoda auch weiterhin Teil der Serienausstattung.

Wo bleibt der Enyaq RS?

Neues Blech beim Facelift: Die Motorhaube lässt Platz für den ausgeschriebenen Markennamen an der Front.

Topmodell der Enyaq-Baureihe war bisher der sportliche Enyaq RS mit 250 kW (340 PS) Systemleistung und Allradantrieb. Diese Variante wird es auch nach dem Facelift geben. Wie gewohnt dürfte der Sport-Enyaq mit einigen Monaten Zeitversatz starten und wieder in beiden Karosserievarianten angeboten werden.

Fazit

Der Skoda Enyaq wurde modernisiert, der gute Kern bleibt gleich.

Der Skoda Enyaq bleibt seinem Charakter treu. Er ist ein geräumiges, komfortables und gut verarbeitetes Elektro-SUV mit fein abgestimmtem Antrieb. Die erweiterte Serienausstattung macht ihn abermals attraktiver. Die neue Front bringt den Enyaq auch optisch voran. Optionen sind jetzt fast ausnahmslos in Paketen zusammengefasst. Das lässt den Preis schnell steigen – meistens dürften am Steuer jedoch Menschen sitzen, die den Elektro-Skoda finanzieren oder leasen. Attraktive Raten dürften die Skoda-Händler ausrechnen, damit der Enyaq auch weiterhin ein Bestseller für die Marke bleibt.

Technische Daten
Skoda Enyaq Coupé 85

Antriebsart
Elektro
Antrieb
Heckantrieb
Getriebe
Eingang-Reduktionsgetriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW
210 kW (286 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment
545 Nm
Batterie
77 kWh (brutto 82 kWh)
Batterie: Typ
Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC)
135 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
11 kW (dreiphasig)
Beschleunigung 0-100 km/h
6,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
180 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km
14,8 - 15,6 kWh
Reichweite nach Norm
591 km
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km
17,4 kWh (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen
570 - 1.610 Liter
Leergewicht
2.105 kg
Anhängelast (gebremst)
1.000 kg
Stützlast
75 kg
Länge / Breite / Höhe
4.658 / 1.879 / 1.623 mm
Basispreis Baureihe
44.400 Euro
Basispreis Modellvariante
51.150 Euro
Testwagenpreis
60.370 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad