Der neue Skoda Kodiaq Sportline im ersten Fahrbericht mit Video-Review. Wir waren mit dem 193 PS starken Allrad-Diesel unterwegs.
Ist das noch ein SUV oder schon ein Crossover-Kombi? Diese Frage drängt sich beim ersten Blickkontakt mit dem neuen Skoda Kodiaq auf. Die zweite Generation des SUV-Bestsellers ist, im Vergleich zum Vorgänger, in der Länge um über sechs Zentimeter auf jetzt 4,76 Meter gewachsen. Das gerade Dach und die farblich abgesetzte D-Säule spielen optisch mit der Länge, wollen das Format des Kodiaq auf keinen Fall verschleiern.
Der neue Kodiaq im Video
Während die Ausstattungslinie Selection eine graue Designanlage hinter den Seitenfenstern trägt, die machen Beobachter spontan an den Hyundai Tucson erinnert, trägt der Testwagen als Sportline hier dezentes Schwarz. Das gilt auch für die Außenspiegelkappen, den Kühlergrill an der Front und die Dachreling. Das in „Race Blue“ lackierte Exemplar steht auf den für die Ausstattungslinie Sportline serienmäßigen 19-Zoll-Rädern. 20-Zöller wird es als Option geben.
Ebenfalls gegen Aufpreis zu haben sind zwei Einzelsitze im Kofferraum, die den Kodiaq als Siebensitzer zur Van-Alternative machen sollen. Bei Nichtgebrauch ist das Zusatzmobiliar mit wenigen Handgriffen im Boden des Gepäckraums zusammengefaltet. Damit lässt sich das Kofferraumvolumen von 340 auf 845 Liter erweitern. Mit 910 Litern bietet der Fünfsitzer mehr. Kein Wunder, er muss ja die gefalteten Stühle nicht unterbringen. Auch der siebensitzige Kodiaq bietet noch Raum für ein Reserve-Notrad und den Subwoofer des Canton-Soundsystems.
Platz für fünf Große und zwei Kleine
Mit vielen Haken und einem Schienen zur Fixierung von schweren Gegenständen zeigt auch der Kodiaq, dass die Ingenieure und Designer bei der tschechischen Volkswagen-Tochter kundennah denken. Da verwundert es auch nicht, dass der Kodiaq im Fond erneut verschwenderische Platzverhältnisse bietet. Zumindest in der zweiten Reihe, sofern man die manuell längs verschiebbare Bank in der hintersten Position arretiert. Die Zusatzsitze in der dritten Reihe eignen sich nur für Kinder oder kleine Erwachsene auf Kurz- und Mittelstrecken. Zaubern können sie halt auch in Mladá Boleslav nicht. Wer mehr als drei Kinder hat und regelmäßig mit der ganzen Familie auf große Tour geht, kommt nach wie vor um Multivan und Co. nicht herum.
Der Skoda Kodiaq Sportline bittet Fahrer und Beifahrer, auf Sportsitzen Platz zu nehmen. Seitenhalt und Sitzkomfort wissen, auch dank einer manuell ausziehbaren Oberschenkelauflage, zu gefallen. Die integrierten Kopfstützen sind zwar auch für große Menschen hoch genug, ihre Position dürfte für besseren Langstreckenkomfort jedoch gerne ein bis zwei Zentimeter weiter hinten sein.
Der Fahrersitz ist serienmäßig elektrisch einstellbar, für den Beifahrersitz sind die Stellmotoren als Option zu haben. Die Mikrofaser-Bezüge im Kodiaq Sportline sind leider nicht mit einer optionalen Sitzlüftung kombinierbar.
Cockpit mit Smart Dials
Diese Einstellmöglichkeit entfällt also im Menü der „Smart Dials“. Diese Dreh-Drück-Steller, die Skoda nach dem neuen Superb auch im Kodiaq einführt, machen die Bedienung im Auto wieder intuitiver. Die beiden äußeren Drehrädchen mit Drück-Funktion kümmern sich um die Temperatur der Zweizonen-Klimaautomatik und die Sitzheizung. Das mittlere Modul lässt sich mit bis zu vier Funktionen belegen, praktischerweise ist die Audio-Lautstärke darunter.
Leider halten die Smart Dials nach dem Anfassen nicht das, was ihre Optik verspricht. Die silbernen Ringe fühlen sich arg kunststoffig an und sind leicht wacklig montiert.
Fest über der Mittelkonsole steht das bis zu 13 Zoll große Infotainment-Display. Hier ist die Konzern-Hierarchie klar erkennbar. Während der neue VW Tiguan Monitore im Format 13 oder 15 Zoll bietet, belässt es Skoda bei zehn oder 13 Zoll.
Die Menüführung wird durch feststehende Icons am oberen und unteren Bildschirmrand vereinfacht. Zudem kann man sich an die „Laura“ genannte Sprachsteuerung wenden, die in Kürze auch Unterstützung der KI (Künstliche Intelligenz) von Char GPT erhält.
Hinter dem unten abgeflachten Dreispeichenlenkrad mit perforiertem Lederkranz und Sportline-Emblem blickt man digitale Instrumente. Sie lassen sich auf vielfältige Art und Weise konfigurieren und passen sich damit den persönlichen Bedürfnissen des Fahrers an. Leider wirkt das Display in der Grundarchitektur des Armaturenbretts ein wenig so, als ob man es nachträglich eingesetzt hätte. Das gilt nicht für das optionale Head-up-Display, dass seine Informationen direkt ins Sichtfeld des Fahrers auf die Windschutzscheibe spiegelt.
In der Mittelkonsole ist viel Platz für Ablagen, Getränkehalter und gleich zwei induktive Smartphone-Ladeschalen mit Belüftung. Einen Wählhebel für das DSG (Doppelkupplungsgetriebe) gibt es hier nicht mehr, die Fahrstufe wird rechts am Lenkrad eingestellt.
Motoren ab 150 bis 204 PS
Alle für den Skoda Kodiaq verfügbaren Motorisierungen werden serienmäßig mit einem DSG kombiniert. Als Benziner stehen der 1.5 TSI als Mildhybrid mit 150 PS oder der 2.0 TSI mit Allradantrieb und 204 PS bereit. Neu im Programm ist der Plug-in Hybrid im Kodiaq iV mit dem 150 PS starken TSI-Benziner und einem 85 kW (115 PS) leistenden Elektromotor. Die Systemleistung wird mit 150 kW / 204 PS angegeben. Der auf eine netto nutzbare Speicherkapazität von 19,7 kWh gewachsene Akku soll im Alltag elektrische Reichweiten von mehr als 100 Kilometern möglich machen, bevor an der Wallbox oder einer Ladesäule dreiphasig mit 11 kW nachgeladen wird. Wenn man nicht am Schnelllader stoppt und der Strom über den CCS-Anschluss mit bis zu 50 kW Ladeleistung gezapft wird, beispielsweise während eines Besuchs im Supermarkt.
So fährt sich der TDI mit 193 PS
Als großes SUV (oder als großer Kombi, wie auch immer) empfiehlt sich der Skoda Kodiaq auch weiterhin in der Kombination mit einem Dieselantrieb. Als 2.0 TDI gibt es ihn mit Frontantrieb und 150 PS oder in der 193 PS starken Allradversion. Sie stand für unsere ersten Testfahrten bereit.
Schon direkt nach dem Kaltstart arbeitet der Selbstzünder sehr zurückhaltend. Es reicht entspannter Stadtverkehr, um das Arbeitsgeräusch des Diesels komplett aus dem Innenraum fernzuhalten. Nur beim Ausdrehen in höhere Drehzahlregionen bekommt man mit, dass da vorne irgendwo ein Verbrenner im Auto sitzt.
Wir sammeln Kilometer auf tempolimitierten spanischen Autobahnen. Bei 120 km/h gilt es, den Travel Assist auszuprobieren. Gewohnt zuverlässig hält das Fahrassistenzsystem Spur, Abstand und die Geschwindigkeit. Beim Spurwechsel, nach dem Auflaufen auf ein langsameres Fahrzeug, wird bereits vorab mit der Beschleunigung begonnen. Somit kann man sich entspannt einfädeln. Den Stauassistenten, der im Geschwindigkeitsbereich bis 60 km/h auch bis zum Stillstand bremsen und wieder anfahren kann, mussten wir glücklicherweise nicht testen.
DCC Plus kann mehr
Runter von der Autobahn, rauf auf kurvige Landstraßen an der Costa Brava. Über den mittleren Smart Dial wird in den Fahrmodus Sport gewechselt. Das beim Kodiaq Sportline serienmäßige DCC Plus spannt sich an. Die adaptive Dämpferregelung arbeitet in den neuen Mittelklasse-Konzernmodellen auf Basis der Architektur MQB Evo mit zwei Ventilen an jedem Stoßdämpfer, die per Ölfluss die Zug- und Druckstufe beeinflussen.
Im Sportmodus liegt der Kodiaq süprbar straff, aber nicht unkomfortabel auf dem Asphalt. Trotz etwa zwei Tonnen Leergewicht erlaubt er eine gewisse Kurvenhatz. Auch im Sportline-Trimm ermuntert der den Fahrer jedoch, wieder in die Komfort-Stellung der Fahrmodus-Wahl zu wechseln und entspannt gen Horizont zu schnüren. Die Zweiventiltechnologie minimiert das früher bemerkbare Nachschwingen nach Bodenwellen, der TDI zieht mit bis zu 400 Newtonmetern Drehmoment die Fuhre entspannt voran.
Trotz eines gemischten Fahrprofils mit langer Autobahn-Passage im tempolimitierten Spanien, mit ein typischer Pendleralltag nachgestellt werden konnte, zeigt sich kein Verbrauchswunder auf der Anzeige des Bordcomputers: Rund sieben Liter Diesel werden je 100 Kilometer eingespritzt. Der kleinere TDI mit Frontantrieb dürfte spürbar sparsamer sein. Mehr Traktion, auch im Betrieb bei Ausreizung der 2.300 Kilogramm Anhängelast, bietet der 193 PS starke Allradler.
Das kostet der neue Kodiaq
Der Skoda Kodiaq Sportline ist noch nicht im Konfigurator oder der Preisliste aufgeführt. Diese Ausstattungslinie kommt erst mit leichtem Zeitversatz ins Programm, ebenso die Basis-Version mit dem Namen Essence.
Aktuell ist der Skoda Kodiaq als Selection zu Preisen ab 41.990 Euro zu haben. Dafür bekommt man den 150 PS starken Mildhybrid-Benziner. Mindestens 49.700 Euro sind für den hier getesteten Allrad-Diesel als Selection fällig. Der Testwagen als Sportline mit allerlei Extras, die neben der Metalliclackierung auch ein Panorama-Schiebedach, Standheizung, sieben Sitze und die ausklappbare Anhängerkupplung beinhalten, dürfte wohl rund 65.000 teuer sein.
Preis-Vergleich mit dem VW Tiguan
Damit dürfte der Skoda Kodiaq nicht günstiger sein als der ebenfalls neue VW Tiguan . In der Ausstattungslinie R Line mit 193 PS starkem Dieselmotor und Optionen, die ihn auf das Niveau des hier gezeigten Skoda bringen, kostet der Wolfsburger laut Konfigurator 64.345 Euro.
Der Skoda will also nicht mit weniger hohen Preisen, sondern mit mehr Gegenwert punkten. Er hat einen größeren Kofferraum und die Option der sieben Sitze – bei VW muss man dafür auf den angekündigten Tayron als Nachfolger des Tiguan Allspace warten.
Fazit
Der Skoda Kodiaq verfeinert das Rezept des Vorgängers. Auch in zweiter Generation überzeugt er mit seinem geräumigen Innenraum, hoher Variabilität und guter Verarbeitung. Die Infotainment-Bedienung wurde modernisiert und gleichzeitig vereinfacht.
Während der Skoda Enyaq die Elektroauto-Kunden bedient, gibt es den Kodiaq auch weiterhin als Benziner und Diesel für viele Einsatzzwecke. Der Plug-in Hybrid mit 100 Kilometer Reichweite dürfte vor allem Firmenwagen-Fahrer ansprechen.
Zum Kilometersammeln (und Ziehen eines Anhängers) eignet sich der 193 PS starke Allrad-Diesel hervorragend. Die Ausstattungslinie Sportline sorgt dabei für einen sportlichen Touch und schlägt die Brücke zu einem möglichen Kodiaq RS der Zukunft. Günstig ist der große Tscheche nicht mehr, bietet aber viel Auto für viel Geld. Außerdem dazu SUV und Kombi in einem…
Technische Daten
Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4x4 |
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Antriebsart | Diesel |
Antrieb | Allradantrieb |
Abgasnorm | Euro 6e (EA) |
Hubraum | 1.968 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 142 kW / 193 PS bei 3.500 - 4.200 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 1.750 - 3.250 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 58 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 217 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,6 - 7,3 Liter |
Leergewicht | 2.011 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.300 kg |
Stützlast | 100 kg |
Dachlast | 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.758 / 1.864 / 1.659 mm |
Basispreis Baureihe | 41.990 Euro (Selection 1.5 TSI) |
Basispreis Modellvariante | 49.700 Euro (Selection 2.0 TDI 4x4) |