Skoda Superb Combi im Alltagstest Erste Klasse im Tschechenexpress.

Der Skoda Superb Combi überzeugt als perfekter Reise- und Raumwagen.

Die schlüssigste Kaufberatung kommt von hinten rechts, kurz nachdem wir aus der ca. 150 Meter langen Anwohnerstraße herausfahren. „Das Auto kannst Du ruhig kaufen, Papa“.

Trotz zarter fünf Jahre bekommt so eine Nachwüchslerin natürlich mit, dass ab und zu Autos vor der Tür stehen, die uns nicht gehören. Zum ausprobieren. Da muss das Kindergehirn wohl kombinieren, dass der Herr Vater einen ewigen Entscheidungsprozess vollzieht. Dass im Rahmen der schreibenden Tätigkeit die unterschiedlichsten Fahrzeuge von der britischen Nobellimousine, dem japanischen Plug-in Hybrid-SUV und dem italienischen City-Crossover sämtliche Fahrzeugklassen durchgemischt werden, interessiert Kinder ja (noch?) nicht.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Ist nun dieser Erfahrungsbericht mit der Kaufgenehmigung aus dem Cybex Solution Sitz direkt am Ende? So leicht mache ich es mir nicht. Denn obwohl die junge Dame ihren Tipp aussprach, bevor sie erkannt hat, dass man in die sperrige Halterung an der Beifahrerkopfstütze prima ein iPad (oder jegliches andere Tablet verschiedenster Abmessungen) montieren kann, auf sich noch primaer die hundert-was-weiß-ich-wie-vielete Folge „Bibi & Tina“ glotzen lässt, wollen wir doch mal sehen und fühlen, was der Skoda Superb Combi so kann.

Gut aussehen zum Beispiel. Die dritte Modellgeneration des großen Skoda, davon die zweite mit Kombiheck, hat eine gesunde optische Präsenz. Der große Kühlergrill und die Scheinwerfer mit der scharfkantigen LED-Leiste schinden ganz schön Eindruck. Im Profil bedient sich der Tscheche mit dem flachen Heckabschluss ungeniert beim Audi A6 Avant. Das Heck zeigt ein ähnlich kantiges Leuchtendesign wie die Front. Auch hier wirkt der Superb deutlich breiter und damit dynamischer als der Vorgänger, wirkt aber immer noch recht schmal.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

„Mehr Sein als Schein“ sozusagen. Denn wann man die Heckklappe, gerne elektrisch und mit zielsicherem Fußschwenk bei der Option „Komfortöffnung“ für faire 170 Euro, öffnet, zeigt sich eine wahre Ladegrotte. 660 Liter fasst der Skoda bei voller Bestuhlung, maximal passen bei umgelegter Rücksitzbank 1.950 Liter hinein. Klar mehr als im VW Passat Variant (650 Liter / 1.780 Liter) und auf dem Niveau der gerade auslaufenden Mercedes E-Klasse.

Ein kleiner Rückschritt im Vergleich zum Superb-Vorgänger ist die Tatsache, dass sich nur noch die Rücksitzlehne umlegen lässt, man aber die Sitzflächen nicht mehr vorklappen kann. Auch wenn dieser Mechanismus in einigen Medien als wenig innovativ gescholten wurde, sorgte er doch für eine topfebene Ladefläche. Die ist nun Geschichte.
Geblieben ist die in der Kofferraumverkleidung eingesteckte Taschenlampe, die man auch per Magnet z.B. am Auto fixieren kann. Zusammen mit dem doppelten Ladeboden, unzähligen Netzen, und Haken macht sie das Autofahrerleben angenehmer. Aber noch einmal trauere ich den guten, alten Zeiten hinterher: Das Schienensystem mit Gepäckraumteilern und Verzurrösen darf ein neuer Skoda nicht mehr haben, wie sonst sollte man erklären können, dass ein Audi-Kunde für exakt die gleichen Teile knickrige 155 Euro Aufpreis löhnen muss?

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Arbeiten wir uns über den opulenten Fond (Kenner nicken schweigend, die anderen glauben es eh´ nicht) auf den Fahrerplatz vor. Langsam wird es zum Superb-Merkmal, dass man stets auf etwas zu hoch montierten Sitzen thront, die noch dazu zu wenig Seitenhalt bieten. Die aber bequem aufgepolstert und im Testwagen mit Style-Ausstattung elektrisch verstellbar sind. Dabei können sie sich bis zu drei Positionen für unterschiedliche Fahrer merken. Die Memory-Funktion umfasst auch die Außenspiegel.
Das Cockpit empfängt Dich wie früher die Oma, wenn es aus der Küche nach Frischgebackenem roch – wohlwollend und mit offenen Armen. Es gehört schon gestalterisches Talent dazu, ein Armaturenbrett derart zurückhaltend zu gestalten, ohne dass es langweilig wird. Hier wird der Superb wieder ganz rational. Beherbergt alle Instrumente und Schalter dort, wo man intuitiv nach ihnen sucht und zwinkert Dir dann aber dennoch verschmitzt mit einer im Farbton einstellbaren Ambientelichtleiste zu. Das alles ist in sauber verarbeitete Kunststoffe verpackt, die sogar bis in die Mittelkonsole weich geschäumt sind. Da schaut der BMW 3er-Fahrer aber neidisch.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Bleibt das auch so, wenn der große Wagen Fahrt aufnimmt? Zum Testen steht der Superb Combi als 2.0 TSI parat, mit Frontantrieb und 162 kW/ 220 PS Maximalleistung. In dieser Version wird der Skoda eine Randerscheinung bleiben. Der Großteil der Autos wird von mehr oder weniger eiligen Firmenwagenfahrern mit Dieselmotor bestellt, private Wenigfahrer greifen oftmals zum 1.4 TSI mit 150 PS und spritsparender Zylinderabschaltung. Wer es richtig wissen will nimmt den 280 PS-starken Zweiliter-TSI mit Allradantrieb. Bleiben der 1.8 TSI mit 180 Pferdchen und die hier vorgestellte kleinere Version des 2.0 TSI.
Am Motor selber gibt es nicht auszusetzen. Extrem leise verrichtet der Reihenvierzylinder seine Arbeit im gut gedämmten Superb. Bei höheren Drehzahlen hebt er natürlich die Stimme, bleibt dabei aber immer noch zurückhaltend. Er klingt weniger aggressiv als der Vorgänger-2.0 TSI mit 200 PS im abgelösten Superb, auch sein Turboladerpfeiffen hört man nicht mehr. In den Augen und Ohren der sportlich angehauchten Fahrernatur mag das schade sein, aber einen Skoda Superb kauft man ja nicht unbedingt, um Spaß zu haben.

Den hat man aber trotzdem! Und zwar durch die Freude am hemmungslos durchdachten Gesamtkonzept eines Reise- und Familienautos. Erstmals in einem Skoda darf der Kunde ein adaptives Fahrwerk wählen. 910 Euro extra kostet das DCC – nur mal nebenbei: VW verlangt dafür im Passat 1.200 Euro. Mit dieser Option ist der Superb 10 Millimeter tiefer auf der Straße. Über den „Mode“ –Schalter in der Mittelkonsole lassen sich verschiedene Fahrprofile abrufen, die die Einstellung des Fahrwerks, die Gasannahme und Getriebeabstufung sowie die Reaktionsfreudigkeit der Lenkung variieren. Und das schöne ist, dass sich die unterschiedlichen Profile deutlich voneinander unterscheiden.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Im Comfort-Modus gleitet der Kombi sanft durch die Welt, bügelt die Straße vor dem Grill scheinbar glatt. Dabei unterlässt er aber lästiges Schwingen. Eine in manchen Autos leicht seekranke Beifahrerin hat den Comfort-Ritt im Superb zumindest ohne Wehklagen gemeistert.

Auf Stellung Sport wird das Auto straffer, man hat einen direkteren Kontakt zur Straße, die Lenkung hat mehr Widerstand und der Motor darf höher drehen. An sich ok, nur passt das nicht zum entspannten Superb und wirkt unnötig hektisch.
Normal ist die Stellung zwischen diesen beiden Profilen. Interessant ist der Eco-Mode. Fahrwerk und Lenkung übernehmen hier die normale Einstellung, der Motor zieht entspannter. Dabei wirkt er aber keinesfalls zugeschnürt, reagiert immer noch wach auf Gaspedalbefehle. In diesem Modus aktiviert das DSG-Doppelkupplungsgetriebe sobald der Fuß vom Gas geht den Freilauf. Dann „segelt“ man dahin, geringere Reibungsverluste halten das Auto in Schwung und es soll kräftig Sprit gespart werden. Nebenbei hilft auch eine in der Leistung reduzierte Klimaanlage bei den Sparbemühungen. Während der Testfahrten hat der Eco-Modus im Vergleich mit „Comfort“ auf der gleichen Strecke eine Kraftstoffersparnis von 0,2 Litern auf 100 Kilometer gebracht. Immerhin!

Zu guter Letzt kann man sich die einzelnen Bausteine auch noch individuell zusammenstellen.

Auch sonst ist der Superb in Sachen Assistenzsysteme auf dem neuesten Stand und bewegt sich fast auf Augenhöhe mit dem VW Passat. Der sehr zuverlässige Tempomat mit Abstandsassistent übernimmt die Geradeausfahrt. Im Testwagen war der bis 210 km/h aktive Sensor verbaut, es gibt noch eine günstigere Version, die bis 160 km/h aktiv ist. Auch die Spur hält das Auto von selbst, warnt beim Überqueren der Seitenstreifen nicht nur mit einem Hinweis sondern auch mit einem spürbaren Gegenlenkimpuls. Dadurch wirkt die Lenkung jedoch auch auf Landstraßen oftmals eckig, so dass man den Spurhalteassistenten durchaus oft deaktiviert.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Die Scheinwerfer überzeugen wie schon beim Vorgänger mit guter Bi-Xenon-Ausbeute und der adaptiven Anpassung an die Fahrsituation: Es gibt angepasste Lichtkegel für die Autobahnfahrt, Landstraßen, Stadtgebiete und schlechtes Wetter). Dazu leuchten die Lichter in Kurven hinein. So kann man durchaus auf LED-Scheinwerfer verzichten, die darf der Superb als Abgrenzung zum Passat noch nicht haben. Auch muss der Skoda-Kunde auf ein Head-Up Display und das volldigitale Instrumentenfeld verzichten. Seien Sie unbesorgt: Autofahren klappt auch ohne diese beiden Optionen.

Während der Fahrt spült das Canton-Soundsystem (540 Euro) kraftvoll und mit klaren Klängen die Musik ans Ohr. Bei Bedarf auf angepassten Surround-Weg: Für den Fahrer, für die Frontpassagiere oder den gesamten Innenraum. Und endlich verdient die Lautsprechersammlung auch den Begriff Soundsystem. Während das einfachere Soundsystem im Vorgänger schon bei minimaler Lautstärke sämtliche Türverkleidungsteile in scheppernde Wallung brachte und trotz 24-seitiger „technischer Information“ für Werkstätten das Problem einfach nicht in den Griff zu bekommen ist, scheppert beim 610W-Canton-Modul nichts.

Der 220 PS starke Benzinmotor bringt den Skoda Superb flott voran. An Kreuzungen und Kreisverkehr-Ausfahrten wird man auf das Temperament der GTI-Maschine hingewiesen. Gerne zerren dann die angetriebenen Vorderräder am Auto, die Elektronik regelt fleißig die Leistung herunter. Das sind die seltenen Momente, in denen der Superb nicht rundum harmonisch wirkt. Kostspielige Abhilfe verschafft die erwähnte Allradversion mit 60 Mehr-PS. Oder eben der Griff zu den kleineren TSI-Modellen. Gerade der 1.8 TSI dürfte nur unwesentlich langsamer erscheinen, sortiert er doch seine Übersetzungen (gegen Mehrpreis) mit einem 7-Gang-DSG mit trocken gelagerten Kupplungen, während das 6-Gang-DSG dieses Modells ein Ölbad mit dabei hat.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Die Gangwechsel erfolgen immer genau dann, wenn das menschliche Gehirn den Plan zum Schalten hätte, besser und schneller geht es nicht. Leider verhaspelt sich das DSG immer noch recht häufig beim spontanen Gasimpuls im Stadtverkehr vom zweiten in den dritten Gang. Und beim Rangieren fällt weiterhin die Gedenksekunde zwischen Rückwärts- und Vorwärtsdrang auf.
Das sind nicht die einzigen Marotten, die der aktuelle Superb aus dem Vorgänger in die Jetztzeit gerettet hat. Noch immer lässt sich das Lenkrad für langbeinige Fahrer nicht weit genug herausziehen. Und die Sitzheizung ist nach wie vor nicht stark genug, um an wirklich kalten Tagen ordentlich Feuer zu machen.

Jammern auf hohem Niveau. Auf eben diesem bewegt sich das ganze Auto. Nach dem schon guten Vorgänger erstaunt es, wie weit sich der Superb in dritter Generation abhebt. Nicht nur mit seinem verschwenderischen Platzangebot, sondern auch mit der Materialgüte und dem gebotenen Fahrkomfort verlässt der Skoda die Zwänge der Mittelklasse und räubert ungeniert im Hoheitsgebiet von Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Und nicht mal mit diesem Hinweis schmerzt der Verzicht auf größere Motoren mit gar sechs Zylindern. Während die genannten Dienst-Kombis fast ausnahmslos mit den zwei Liter großen Dieselmotoren geleast werden, hat mit Volvo ein erster Premium-Konkurrent den Schritt gewagt, in seinen großen 90er-Modellen nur noch Vierzylinder-Triebwerke anzubieten – was übrigens dem Erfolg des XC 90 nicht schadet.

Auch wenn eine Autoentscheidung für viele reiflich überlegt sein will, kann ich mich hier also der spontanen Sympathieäußerung einer Fünfjährigen durchaus anschließen: Den Skoda Superb Combi kann man gerne nehmen.

Skoda Superb Combi im Alltagstest

Aber nicht unbedingt in der getesteten Style-Version. Der voll ausgestatte Testwagen (es fehlten nur das große Schiebedach, Standheizung und Anhängerkupplung) kostet nach aktueller Preisliste 50.255 Euro. Nein, das sind jetzt keine „100.000 Mark für einen Skoda“ mehr! Sondern ein fairer Tarif für einen großen Kombi mit wirklich kompletter Ausstattung und viel Komfort.
Ein vergleichbar ausgestatteter Superb Laurin & Klement kostet weniger, nämlich genau 48.865 Euro. Hier kommt zum Tragen, dass der L&K mit dem DCC und dem Canton Soundsystem teure Extras schon serienmäßig hat. Zudem ist das Navi-Paket Columbus günstiger. Bisher galt die Innenausstattungsfarbe für manche als Argument gegen den L&K. Es gab ihn nur mit brauen oder beiden Sitzen. Wer also eine beige Innenausstattung (wie auf diesen Fotos) möchte, kann genauso zum L&K greifen wie Fans von schwarzen Ledersitzen - denn die gibt es seit Kurzem auch in der höheren Ausstattungsversion. Die Merkregel ist also: Wenn schon volle Hütte im Superb, dann gleich L&K.

Für viele ist der Skoda Superb Combi natürlich als Diesel eine interessantere Alternative. Im Blog ubi-testet wurde dem 190 PS starken TDI auf den Zahn gefühlt .

Technische Daten

Skoda Superb Combi 2.0 TSI Style

Hubraum 1984 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 162 kW/ 220 PS bei 4.500 - 6.200 U/min
Max. Drehmoment 350 Nm bei 1.500 - 4.400 U/min
Getriebe 6-Gang-Doppelkupplung
Beschleuningung 0-100 km/h 7,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 243 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,3
Verbrauch real auf 100km 9,6
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli Cinturato 235/45 R18 94W
Leergewicht 1.525 kg
Länge / Breite / Höhe 4.856 mm / 2.031 mm (inkl. Spiegel) / 1.477 mm
Grundpreis 38.490 Euro
Testwagenpreis 50.255 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad