SsangYong KGM Torres EVX Elektro günstiger als Benziner

Das Elektro-SUV kommt aus Korea, der Akku aus China. Der Torres EVX im Fahrbericht mit Video-Review.

Der südkoreanische Hersteller KGM (KG Mobility), in Deutschland aktuell noch unter der bekannten Marke SsangYong aktiv, erweitert sein SUV-Programm um ein zweites Elektroauto. Dem Mittelklasse-Modelle Torres, das 2023 als Benziner auf den Markt kam, wird in Kürze der batterieelektrische Torres EVX zur Seite gestellt.

Frisches Design für den Elektro-Torres

Neben dem SsangYong Korando e-Motion ist der Torres EVX das zweite Elektro-SUV der Marke. Die 4,72 Meter lange Karosserie, die aufgrund anderer Karosserie-Anbauteile die des Torres T-GDI mit Verbrennungsmotor um 1,5 Zentimeter überragt, positioniert den EVX in der SUV-Mittelklasse. Breite (1,89 Meter), Höhe (1,73 Meter mit Dachreling) und Radstand (2,68 Meter) bleiben unverändert.

Optisch macht der neue Torres EVX durch eine anders gestaltete Frontpartie auf sich aufmerksam. Er verzichtet auf den großen Lufteinlass im Stoßfänger und den Grill des Benziners. Zwischen den schmalen LED-Tagfahrleuchten gruppieren sich weitere Lichtelemente in der Frontmaske. Die Scheinwerfer liegen wie gewohnt weiter unten im Stoßfänger. Unter dem Kennzeichen gibt es Lufteinlässe zur Kühlung von Antrieb und Akku.

Charaktertyp mit viel Raum

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Das charakterstarke Heck mit dem angedeuteten Reserverad an der Klappe (früher ein typisches Merkmal von Geländewagen) wird unverändert übernommen. Der asymmetrisch angebrachte Griff lässt eine zur Seite aufschwingende Tür vermuten. Der Torres hat aber eine normale Heckklappe, die sich nach oben öffnet – in der höchsten Ausstattungslinie elektrisch.

Dahinter verbirgt sich ein üppiger Kofferraum, der mit aufgestellter Lehne der Rücksitzbank 703 Liter fasst, inklusive großen Fächern unterhalb des doppelten Ladebodens. Als Zweisitzer schluckt der Koreaner 1.622 Liter Ladung. Das reicht nicht? Die Anhängelast des Torres EVX beträgt 1.500 Kilogramm. Was beim Benziner ein nur durchschnittlicher Wert ist, liegt im Segment der Elektroautos auf hohem Niveau.

Neues Cockpit für den EVX

Nicht nur das Frontdesign unterscheidet den Elektro-Torres vom Benziner, auch bei der Gestaltung des Cockpits geht er neue Wege. Anstelle des aufgesetzten Infotainment-Bildschirms und eines separaten Klima-Monitors im Souterrain der Mittelkonsole hat der EVX zwei große Displays unter einer gemeinsamen Abdeckung, die sich in Richtung Fahrer orientiert. Hier dürften sich die Designer Inspiration bei ihren Landsleuten von Kia geholt haben.

Tasten und Knöpfe fehlen völlig, alle Funktionen bis hin zu Sitzheizung und -lüftung lassen sich über den 12,3 Zoll großen Touchscreen-Monitor steuern. Während der Fahrt lenken dabei teils arg kleine Bedienfelder über Gebühr ab. Zudem ist die Anzeigengrafik wenig kontrastreich.

Das digitale Kombiinstrument erlaubt, einstellbar über einen Knopf im Multifunktionslenkrad mit dem gewohnten Drachenflügel-Emblem, die Konfiguration unterschiedlicher Layouts. Neben Fahrassistenz und Bordcomputerangaben kann man auch die Kartenanzeige des Navigationssystems aufrufen, die damit gut im Blickfeld liegt. Ein Head-up-Display wird nicht vermisst.

Juhu: kein Klavierlack!

Der Innenraum gefällt mit gut verarbeiteten Materialien in hellen Farben und – Tusch! Applaus! – dem fast vollständigen Verzicht auf glänzende Klavierlack-Optik. Lediglich um die Schalter für Fensterheber und Sitzheizung in den Fond-Türen wurde die staub- und kratzempfindliche Oberfläche eingebaut.

In beiden Reihen gibt es ein mehr als ausreichendes Platzangebot. Dank hoch montierter Bank muss man auf den hinteren Plätzen die Beine nicht zu stark anwinkeln – ein Komfortdefizit in vielen anderen Autos. Trotzdem bietet der Torres eine üppige Kopffreiheit, auch für große Mitfahrer. Haltegriffe gibt es, aber leider keine Arretierungen für eine Nutztrennwand – die ebenfalls nicht an Bord ist. Schöne Grüße vom Kia EV6: Die Kopfstützen von Fahrer und Beifahrer bieten an ihren Rückseiten integrierte Bügel zum Aufhängen von Jacken.

Vorne würde man sich etwa mehr Seitenhalt im Rückenbereich wünschen, vor allem in Verbindung mit der rutschigen Echtleder-Ausstattung im Topmodell Titanium. Die Sitzfläche ist ausreichend groß, im Fußraum kommen auch lange Beine gut unter. Das Smartphone wird in der Mittelkonsole induktiv geladen (nur in der Titanium-Version). Zur Verwendung von Apple CarPlay oder Android Auto ist jedoch eine Kabel-Verbindung über den USB-C-Anschluss nötig.

Blade-Batterie von BYD

Die Stromspeicher-Technik unter dem Blechkleid profitiert von der Kooperation zwischen KG Mobility und dem chinesischen Konzern BYD. Auch der Torres trägt Blade-Batterien in sich. Der Lithium-Eisenphosphat-Akku ist im „Cell to Pack“-Verfahren gefertigt. Die Zellen werden dabei direkt in das Batteriemodul montiert.

73,4 kWh Speicherkapazität bietet der Stromspeicher im Fahrzeugboden. Nach WLTP-Norm soll er bei einem Verbrauch von 18,7 kWh je 100 Kilometer für eine Reichweite von 462 Kilometer sorgen, im reinen Stadtverkehr mit niedrigerem Tempo und häufigen Energie-Rekuperations-Phasen bis zu 635 Kilometer.

Fahren und Laden

Im Rahmen unserer Testfahrten in der Türkei (Autobahn-Tempolimit 140 km/h) wurde ein Verbrauch von rund 20 kWh je 100 Kilometer erreicht – rein rechnerisch wären also rund 370 Kilometer Radius oder etwas mehr machbar. Nach etwa 200 Kilometern sank die Füllstands-Anzeige für den Akku von 100 auf 49 Prozent.

An der Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule zieht der Torres EVX Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW – ein deutlicher Vorteil gegenüber dem Korando e-Motion, der seine 61,5 kWh große Batterie über den Typ-2-Stecker nur einphasig füllen lässt.

Über den CCS-Anschluss soll sich der Füllstand des Akkus im Torres in 37 Minuten von zehn auf 80 Prozent der maximalen Kapazität hieven lassen. Die Ladeleistung müsste unter idealen Bedingungen also bei rund 120 kW liegen. Ein späterer Alltags-Test wird Aufklärung bringen, was der Koreaner in Sachen Verbrauch, Reichweite und Ladedauer tatsächlich bietet.

Eine Wärmepumpe, mit deren Hilfe die Effizienz und damit die Reichweite bei kalten Temperaturen gesteigert werden kann, ist leider nur bei der höchsten Ausstattungslinie mit dem Namen Titanium an Bord. Alle Varianten erlauben jedoch per V2L-Technologie (Vehicle-to-Load) das Aufladen anderer Verbraucher, beispielsweise eines E-Bikes.

Leistung und Kraft

Unter der vorderen Haube steckt eine permanenterregte Synchronmaschine mit einer maximalen Leistung von 152 kW / 207 PS. Sie entwickelt ein Drehmoment von 339 Newtonmetern und treibe die Vorderräder an. Ein Allradmodell, das gut zum Image des SUV- und Geländewagenspezialisten passen würde, gibt es nicht.

In rund acht Sekunden soll der knapp unter zwei Tonnen (1.915 kg) schwere Torres EVX aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 175 km/h. Dieser, für das Stammtisch-Gespräch der E-SUV-Fahrer wichtige, Wert liegt über dem Maximum von 160 km/h, dass der Konkurrent VW ID.4 erreicht.

Unterwegs zeigt sich der Torres EVX ausreichend kräftig motorisiert, Geräusche von Antrieb und Fahrwerk dringen nicht ans Ohr der Insassen. Während der Fahrkomfort auf der Landstraße und bei Autobahnfahrten angenehm ist, rumpelt die Fuhre bei niedrigem Tempo jedoch derart harsch über schlechte Straßenabschnitte und Querfugen, als ob man den Einbau von Federn vergessen hätte – zumindest in Verbindung mit den großen 20-Zoll-Felgen.

Versionen und Ausstattung

Den Torres EVX wird es in drei Ausstattungslinien geben. Das Einstiegsmodell Bronze fährt mit auf 18-Zoll-Rädern mit einer Zweizonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera und der Integration von Smartphone-Inhalten via Apple CarPlay und Android Auto vor.

Die Assistenzausstattung entspricht mit einer adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage samt Verkehrszeichenerkennung, Spurmittenführung und Totwinkelwarner dem aktuellen Stand der Technik – und den EU-Zulassungsvorschriften. Mit Hilfe von Navigationsdaten wird bei Betätigung des Blinkers beim Spurwechsel assistiert.

Das zweite Ausstattungs-Niveau heißt Platinum. Zusätzlich bringt er u.a. Kunstlederbezüge im Innenraum, Lüftung für die elektrisch verstellbaren Vordersitze, eine induktive Smartphone-Ladeschale, Ambientelicht mit 32 einstellbaren Farben, Dachreling und Parksensoren an der Front mit. Das Topmodell Torres EVX Titanium hat darüber hinaus die angesprochene Wärmepumpe, Schiebedach, 360-Grad-Kamerarundumsicht, elektrische Heckklappe, Echtleder-Sitzbezüge und 20-Zoll-Felgen an Bord.

Preise und Garantie

Ende Mai 2024 sollen die ersten Exemplare zu den deutschen Händlern rollen, zuvor wurden die Preise bekanntgegeben. Das Basismodell Torres EVX Bronze kostet 43.990 Euro Zum Vergleich: Der Torres-Benziner kostet in der annähernd vergleichbaren Ausstattungslinie Quartz mit Frontantrieb ab 41.990 Euro, mit Automatikgetriebe 44.190 Euro. Wer nicht per Hand schalten will bekommt den elektrischen Torres also etwas günstiger als den Benziner. Ebenfalls mit Elektro-Antrieb fährt der SsangYong Korando e-Motion vor. Mit älterer Elektro-Technik und kleinerem Kofferraum kostet er, vor Abzug großzügiger Nachlässe zur Förderung des Abverkaufs, laut Preisliste und Konfigurator ab 42.490 Euro.Der Torres EVX Platinum wird für 47.990 Euro angeboten, die höchste Ausstattungslinie Titanium kostet 51.990 Euro.

Die Neuwagengarantie für Elektroautos der Koreaner orientiert sich am Konkurrenten Kia: Sieben Jahre bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern. Auf den von BYD zugelieferten Akku des Torres EVX gibt es gar ein Garantieversprechen von zehn Jahren bis zu einer Million Kilometern vor einem „größeren Leistungsabfall“. Gemessen an der WLTP-Reichweite wäre diese Zahl nach 2.164 kompletten Ladevorgängen von null bis 100 Prozent erreicht.

Fazit

Der neue Torres EVX versprüht den Geist einer neuen Motivation der Entwickler und Designer in Korea. Unter dem neuen Eigentümer KG erscheint die Zukunft der Marke SsangYong bzw. KG Mobility besser planbar.

Neben dem dezent aufgefrischten Karosseriedesign des Elektro-SUV gefällt vor allem der gut verarbeitete Innenraum mit freundlichem Ambiente. Kofferraumvolumen und Anhängelast bietet der elektrische Torres als weitere Pluspunkte. Die teils zu straffe Fahrwerksabstimmung kann gerne nochmal überarbeitet werden.

Die aktuell angespannte Lage auf dem Elektroauto-Markt (nicht nur in Deutschland) bietet bei Timing im Moment nicht die besten Voraussetzungen für die Händlerpremiere. Umso wichtiger also, dass man die Preise in Korea mit Bedacht kalkuliert. Dann könnte der Torres EVX angesichts seiner Qualitäten zum neuen Zugpferd der Marke werden – egal, wie diese dann heißt.