SsangYong / KGM Tivoli Das dritte Gesicht

Der kompakte Tivoli bekommt erneut ein Facelift. Was ist neu? Das klären Alltagstest und Video-Review.

Den „Made in Korea“ Aufkleber bringen sie auf allen Autos an, bevor das Schiff in See sticht. Dieser Sticker hilft einmal mehr, wenn man mit einem SsangYong unterwegs ist und Nachbarn oder zufällige Begegnungen an der Tankstelle fragen, was das denn für ein Auto sei. Der Name ist nicht allen Menschen geläufig, wird oft spontan mit einer chinesischen Herkunft verknüpft, bevor dann die Antwort „Südkorea, wie Hyundai oder Kia“ für positives Staunen sorgt. Oder eben der Blick auf den Sticker an der Heckscheibe.

Aus SsangYong wird KGM

Der Erklärungsbedarf dürfte in Zukunft nicht abreißen, denn die Marke SsangYong ändert ihren Namen in KGM. Auf dem koreanischen Heimatmarkt ist man schon unter dem neuen Label aktiv, auch die ersten Exportmärkte in Europa ziehen nach – Deutschland dürfte mittelfristig auf das neue Kürzel umstellen. Warum das?

Nachdem der langjährige SsangYong-Eigner Mahindra (ein indischer Konzern) die Euphorie verloren hatte, wurde der südkoreanische Hersteller von SUV und Geländewagen, mit Umwegen, vom Industriekonzern KG Group mit Sitz in der Hauptstadt Seoul übernommen. Der Neuanfang für den Autobauer wird mit der Integration auch namentlich untermauert: KGM für KG Mobility.

Zweites Facelift

Neue Produkte sind in der Pipeline, die aktuelle Palette wird aktualisiert. Das gilt auch für den kleinen Tivoli, mit dem SsangYong / KGM seit 2015 in der kompakten SUV-Klasse unterwegs ist. Nach einem Facelift im Jahr 2019 folgt nun eine erneute Überarbeitung. Ein Facelift im wahrsten Sinne des Wortes. Mit der geänderten Optik überspielt der Tivoli eine drohende Identitätskrise wegen dem Markenwechsel. Obwohl das bekannte Logo mit den beiden Drachenflügeln in Zukunft auch das KGM-Emblem sein wird, verzichtet der Tivoli, wie auch schon das Mittleklasse-SUV Torres äußerlich darauf.

Der neue Stoßfänger an der Front zeigt eine komplett geschlossene Maske zwischen den Scheinwerfern, darauf wurde neben drei Design-Elementen prominent der Modellschriftzug platziert. Weiter unten zeigt der Koreaner einen stärker akzentuierten, größeren Kühllufteinlass. Das aufgefrischte Gesicht steht dem kleinen Fünftürer sehr gut, er wirkt deutlich moderner als bisher.

Blechteile wurden nicht geändert. Neben neuen Felgendesigns reicht dem Facelift ein größerer Modellschriftzug an der Heckklappe ohne Markenlogo. Man entdeckt es auf den Nabenkappen der Felgen, außerdem tragen die Scheiben noch einen kleinen „SsangYong“-Schriftzug.

Was ist neu im Cockpit?

SsangYong KGM Tivoli Facelift 2024 Test Video Preis Händler

Im Cockpit zeigt sich die Mittelkonsole in einem moderneren Look. Die Abdeckung für das Infotainmentdisplay ragt links und rechts etwas heraus und wirkt damit größer, das darin enthaltene Display ist aber nicht gewachsen. Ab der zweiten Ausstattungslinie Quartz ist ein Navigationssystem mit TomTom-Technologie an Bord.

Smartphone-Inhalte lassen sich über Apple CarPlay und Android Auto spiegeln. Leider ist dafür aber ein Anschluss des Telefons per USB-Kabel nötig. Schade, da es auch eine Ablagefläche mit induktiver Ladefunktion gibt. Die digitalen Instrumente hinter dem Multifunktionslenkrad, auf dem das Drachenflügel-Logo zu sehen ist, erlauben in der höchsten Ausstattungslinie Sapphire die Anzeige der Navi-Karte oder der Smartphone-Integration direkt im Blickfeld des Fahrers. Wer also beispielsweise mit Google Maps navigiert, kann Karte und Hinweise hier einsehen.

Auch das Bedienelement der Klimaautomatik wurde mit dem Facelift geändert. Anstelle der logisch platzierten Drehregler und einer Liste von Kippschaltern tapsen die Finger jetzt auf Berührfeldern einer großen schwarzen Platte herum, die Temperatur wird auf kleinen Digitalanzeigen und zusätzlich im oberen Display angezeigt.

Die Platzverhältnisse sind vorne gut und hinten mehr als ausreichend. Auch auf längeren Strecken kann man es hier aushalten. Etwas bizarr mutet die Ausstattungspolitik der Koreaner an. Ein in Weite und Höhe manuell verstellbares Lenkrad ist nur in der Top-Ausstattung Sapphire Teil der Serienausstattung. Der Kofferraum fasst 395 Liter und bietet einen doppelten Ladeboden, der auch als Raumteiler funktioniert. Einkäufe oder andere Dinge bleiben damit an ihrem Platz.

Benziner mit 163 PS

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Keine Wahl gibt es beim Motor. Wie bisher arbeitet im Tivoli der 1,5 Liter große Vierzylinder-Benziner mit 120 kW / 163 PS, den der Hersteller auch in die größeren Modelle Korando und Torres einbaut. Eine Elektrifizierung in Form von Mildhybrid-Technologie gibt es nicht, zur Steigerung der Effizienz muss die Start-Stopp-Automatik genügen.

Für ein Importprodukt erlaubt der Tivoli bei der Antriebskonfiguration aber eine ungewohnte Vielfalt. Man kann der T-GDI mit Sechsgang-Schaltgetriebe oder einer Wandlerautomatik mit ebenfalls sechs Stufen (Serie im Tivoli Sapphire) wählen. Außerdem steht, unabhängig von der Getriebewahl, auch ein permanenter Allradantrieb mit Lock-Funktion zur Wahl. Das macht den SsangYong Tivoli im Marktumfeld der kleinen SUV für bestimmte Kunden zur ersten Wahl.

Der Benziner arbeitet mit Elan, er treibt den rund 1,5 Tonnen schweren Tivoli gut voran. In Verbindung mit dem Automatikgetriebe steht ein maximales Drehmoment von 260 Newtonmetern im Bereich von 1.500 bis 4.500 U/min an (mit Schaltgetriebe 280 Newtonmeter).

Allrad kostet Sprit

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Dynamische Einlagen verbittet sich die um die Mittellage recht gefühllose Lenkung, auch das Fahrwerkt schlägt – trotz straffer Grundnote – lieber eine entspannte Reise vor. Richtig sparsam lässt sich der Tivoli aber auch dann nicht bewegen. Schon der WLTP-Normverbrauch von 8,3 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer ist keine kleine Zahl. Im Testalltag sind es ein paar Schlucke mehr. Einen Anteil daran hat auch der permanente Allradantrieb. Mit nur einer angetriebenen Achse schluckt der Tivoli, den Herstellerangaben zufolge, 0,8 Liter weniger auf 100 Kilometer.

175 km/h lassen sich auf der Autobahn erreichen. Wohler fühlt man sich im Tivoli aber, vor allem aufgrund der bei hohem Tempo lauten Windgeräusche, im Bereich der Richtgeschwindigkeit. Spurverlassenswarner und Geschwindigkeitsregelanlage unterstützen den Fahrer, die Verkehrszeichenerkennung erledigt das TomTom-Navi. Leider gibt es (noch?) keine adaptive Funktion der Temporegelung, den Abstand zum Vordermann steuert das System also nicht automatisch. Beim Spurwechsel hilft der Totwinkelassistent, der beim Ausparken in der Stadt auch vor herannahendem Querverkehr warnt.
Den LED-Scheinwerfern muss ein einfacher Fernlichtassistent mit Auf- und Abblendautomatik genügen, adaptive Funktionen gibt es nicht.

Das kostet der Tivoli

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Die Preise steigen mit dem Facelift nicht. Weiterhin wird der Tivoli ab 24.990 Euro angeboten. Mit den Namen Amber, Quartz, Blackline und Sapphire stehen vier Ausstattungslinien zur Wahl. Zur Grundausstattung des Tivoli Amber gehören ein Multimediasystem mit Apple CarPlay und Android Auto, Einparksensoren am Heck mit Rückfahrkamera und ein nur in der Höhe verstellbares Lenkrad.

Annehmlichkeiten wie die Zweizonen-Klimaautomatik, Lenkradheizung, Einparksensoren auch an der Front und Schiebedach, aber auch Selbstverständlichkeiten wie LED-Scheinwerfer und die Lenkradverstellung auch in der Weite, gibt es nur im Topmodell Sapphire. In ihm sitzt man auf Kunstlederbezügen, die wie die Türverkleidungen eine angenehme Haptik bieten. Mit Automatikgetriebe und Frontantrieb kostet der Tivoli Sapphire 33.390 Euro.

Vergleich mit Mitsubishi, VW und Co.

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Wie günstig ist der damit im Vergleich zur Konkurrenz? Ein Mitsubishi ASX, der auf dem Renault Captur aufbaut, mit 158 PS und DCT-Doppelkupplungsgetriebe steht als Modellvariante Select für 33.890 Euro in der Preisliste, ihm fehlt aber das Schiebedach.
Bei VW kann man den Taigo 1.5 TSI mit 150 PS und 7-Gang-DSG mit Optionen ähnlich ausstatten wie den Tivoli Sapphire, kommt dann auf einen Listenpreis von 34.870 Euro. Günstiger fährt man mit dem Kia Niro Hybrid als Edition 7 (inklusive Navigation, Sitz- und Lenkradheizung) für 32.790 Euro.

Richtig günstig ist der Südkoreaner also nicht, punktet aber – wie erwähnt – mit der Allradoption. 35.390 Euro kostet der AWD-Sapphire. Die Konkurrenz aus Japan kommt mit dem Subaru Impreza und seinem Bruder Crosstrek, der mehr Bodenfreiheit bietet. Beide sind teurer als der Tivoli: 37.490 Euro kostet der Impreza Platinum, der Crosstrek in der gleichen Ausstattungslinie startet bei 40.390 Euro.

Fazit

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Das Facelift des Tivoli bringt eine aufgefrischte Front, die dem kompakten SUV aus Südkorea gut zu Gesicht steht. Das überarbeitete Cockpit bietet funktional keine greifbaren Vorteile, Technik und Ausstattung bleiben unverändert.

Im hart umkämpften Markt der kleinen und kompakten SUV hat der Tivoli vor allem mit der Allrad-Option eine Trumpfkarte in der Hand. Der lieber mehr Laderaum will, bekommt beim Händler auch die Langversion Tivoli Grand – dann aber nur mit Frontantrieb.

Technische Daten

SsangYong Tivoli 1.5 T-GDI AWD Sapphire

Antriebsart Benziner
Antrieb Allradantrieb
Abgasnorm Eudo 6d
Hubraum 1.497 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 120 kW / 163 PS bei 5.000 U/min
Max. Drehmoment 260 Nm bei 1.500 - 4.000 U/min
Getriebe Sechsgang-Automatik
Tankinhalt 50 Liter
Höchstgeschwindigkeit 175 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 8,3 Liter (CO2 Emission 191 g/km)
Verbrauch real auf 100km 8,8 Liter
Reichweite im Alltag ca. 550 km
Kofferraumvolumen 395 Liter
Leergewicht 1.492 kg
Anhängelast (gebremst) 1.000 kg
Länge / Breite / Höhe 4.225 / 1.810 / 1.621 mm
Basispreis Baureihe 24.990 Euro
Basispreis Modellvariante 35.390 Euro
Testwagenpreis 35.390 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Jimmy Weiß, Bernd Conrad