Neues Mitteklasse-SUV aus Südkorea: Der SsangYong Torres im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Aufbruchstimmung in Südkorea. Der einst als SsangYong und jetzt unter Führung als KG Mobility firmierender Hersteller, ist nach dem Eigentümerwechsel wieder in einer stabilen Situation. Anstelle von finanziellen Schwierigkeiten sollen neue Modelle und Pläne für die Zukunft die Schlagzeilen bestimmen.
Der Torres im Video
Die Lücke im Modellprogramm, die zwischen dem Tiguan-Konkurrenten SsangYong Korando und dem großen Geländewagen Rexton klaffte, wird jetzt auch bei uns mit dem neuen Torres geschlossen. Das 4,70 Meter lange Mitteklasse-SUV ist auf dem koreanischen Heimatmarkt schon sehr erfolgreich. Jetzt soll der Fünftürer auch hierzulande Kunden ködern, die sich für Modelle wie Nissan X-Trail , Seat Taracco oder Kia Sorento interessieren.
Zum Marktstart in diesem Herbst startet der neue Ssangyong Torres als Benziner, eine elektrische Variante mit leicht geändertem Design und der Zusatzbezeichnung EVX startet im kommenden Jahr.
(Nicht) im Zeichen des Drachen
Das Design des Torres zeigt kein typisches Markengesicht. Das dürfte beabsichtigt sein, da die unterschiedlichen Absender (KG Mobility oder SsangYong) dies aktuell verhindern. Das Logo mit den beiden Drachenflügeln bleibt aber bestehen und wird fortan auch in Südkorea eingesetzt. Nicht aber an der Front des Torres.
Zwischen den schmalen LED-Scheinwerfern prägen sechs vertikal angeordnete Doppellamellen das Gesicht des SUV. Im Stoßfänger gibt es einen weiteren, größeren Kühllufteinlass und ein silbernes Element, das zumindest optisch an einen Unterfahrschutz erinnern soll.
Der silberne Kontrast zeigt sich auch als Gestaltungselement der C-Säule sowie am Heck. Hier fällt zudem der Griff neben einer großen Ausbuchtung, die ein außen liegendes Reserverad zitieren soll, auf. Mit ihm öffnet man jedoch keine zur Seite schwingende Tür, sondern eine herkömmliche Heckklappe.
Großer Kofferraum, viel Platz im Fond
Hinter ihr wartet ein mit 703 Litern Volumen üppig dimensionierter Kofferraum, der sich durch das Umklappen der Rücksitzlehne auf 1.622 Liter erweitern lässt. Damit liegt der Torres deutlich über der Ladekompetenz des kleineren Korando, was bei einigen Interessenten den Ausschlag für den Neuzugang in der Modellpalette bedeuten dürfte.
Auch das Platzangebot im Fond hat deutlich zugelegt. Große Passagiere haben genug Raum für Beine und Kopf. Die Lehne der Rücksitzbank steht leider etwas flach, was aufgrund der üppigen Kopffreiheit nicht nötig wäre. Außerdem lassen sich die Kopfstützen nicht weit genug herausziehen.
Etwas kleinlich: In der gehobenen „Forest Edition“, mit der sich der Testwagen zeigt, ist nur der Fahrersitz elektrisch einstellbar. Der Beifahrer muss sein Mobiliar manuell einstellen. Beheizen lassen sich nicht nur beide Plätze in der ersten Reihe, sondern auch die äußeren im Fond. Zudem lassen sich die vorderen Sitze belüften.
Das Armaturenbrett türmt sich nicht wild auf, es ist überraschend flach und eben. Hinter dem Vierspeichenlenkrad blickt der Fahrer auf ein 12,5 Zoll großes Display für die virtuellen Instrumente und fahrrelevante Informationen. Die Anzeigen sind logisch aufgebaut, die Bedienung einzelner Funktionen gelingt dank physischer Tasten am Lenkrad ohne Umwege.
Eine überarbeitete Software nutzt SsangYong für das Infotainment-System. Die einzelnen Menüs bis hin zum Navigationssystem vom Spezialisten TomTom lassen sich über den neun Zoll großen Touchscreen bedienen. Für die Audiolautstärke und die direkte Anwahl einzelner Menüpunkte stehen aber auch ein Drehregler und Tasten bereit.
Komplexer zeigt sich auf den ersten Blick die Bedienung der Klimaautomatik. Dafür haben die Designer und Ingenieure dem Torres ein weiteres Display ins Kellerabteil der Mittelkonsole konstruiert, es hat eine Bildschirmdiagonale von acht Zoll.
Im Stand kann man die einzelnen Funktionen auch mit diesem Touchscreen gut bedienen. Während der Fahrt muss man zum Zielen auf die passende Funktion den Blick länger als nötig vom Verkehrsgeschehen abwenden. Immerhin werden Änderungen bei Innenraumtemperatur oder Luftstrom per Anzeige auch im oberen Display quittiert.
Benziner mit 163 PS
Nicht nur die Plattform, auch den Benzinmotor teilt sich der SsangYong Torres mit dem Korando. Der 1,5 Liter große Vierzylinder mit Turboaufladung leistet 120 kW / 163 PS. Sein maximales Drehmoment von 280 Newtonmetern steht zwischen 1.500 und 4.000 U/min und damit in fast allen Alltagssituationen an.
Wie von der Marke SsangYong gewöhnt, kann man den Antrieb vielfältig konfigurieren, wenngleich man im Gegensatz zu früheren Jahren nicht mehr komplett frei wählen kann. Logistik- und Lagerkosten sowie möglicherweise (zu) lange Lieferzeiten lassen das nicht mehr zu.
Während die Basis-Ausstattung Amber immer mit manuellem Sechsganggetriebe und Frontantrieb vorfährt, kann man ab Quartz optional einen Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung in Verbindung mit einer Sechsstufen-Wandlerautomatik wählen. Allrad und Handschaltung gibt es also nicht mehr.
Die Automatik ist in der Forest Edition und beim Topmodell mit dem Namen Sapphire serienmäßig, beim Modell Quartz kostet sie – in Verbindung mit einer adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage – 2.200 Euro Aufpreis.
So fährt sich der Torres
Wer die SUV-Modelle von SsangYong, namentlich den kleineren Tivoli und den Korando, kennt, muss sich nach dem Motorstart des Torres nicht neu orientieren. Das Gefühl hinter dem Lenkrad ist dem der Schwestermodell sehr ähnlich.
Die im Testwagen vorhandene Sechsstufen-Automatik bringt den rund 1,8 Tonnen schweren Koreaner auf der früh anliegenden Drehmomentwelle zügig in Schwung. Auf der Autobahn wird der Fronttriebler bei Bedarf bis zu 191 km/h schnell. Im tempolimitierten Belgien, wo wir zu ersten Testfahrten aufbrechen, konnte der Torres freilich noch nicht „ausgefahren“ werden.
Auf Landstraßen und Autobahnen mit Geschwindigkeitsbegrenzung bleibt der aufgeladene Vierzylinder akustisch meist im Hintergrund. Lediglich beim Ausdrehen in höhere Drehzahlregionen, also beim Beschleunigen mit Kick-Down, macht er auf sich aufmerksam.
8,6 Liter Testverbrauch
Ein Sparwunder ist der Einsfünfer auch im Torres-Kleid nicht geworden. Der Bordcomputer berichtet von einem Durchschnittsverbrauch von 8,6 Litern Super für 100 Kilometer. Der WLTP-Normwert liegt für die 2WD-Variante bei 8,5 Litern, er wurde immerhin fast erreicht.
Die Fahrwerksabstimmung hat eine straffe Grundnote, zu der auch die 20-Zoll-Leichtmetallfelgen beitragen. Asphaltflicken und Kanten im Straßenbelag sind spürbar, werden aber gefiltert durchgerecht. Lediglich Querfugen können nicht so gut verarbeitet werden. Mit den bequemen Polstern in beiden Reihen ist der SsangYong Torres aber auch so ein entspanntes und komfortables Reiseauto für die Familie.
Intelligente Fahrweise
Mit zwei Tastendrücken am Multifunktionslenkrad hat man die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage aktiviert und das gewünschte Tempo eingestellt. Das Display meldet dann die Aktivierung der „intelligenten Fahrweise“. Dazu gehört auch eine zielgenaue Spurhaltefunktion, die das Auto nicht hektisch zwischen den Fahrbahnmarkierungen hin- und hertänzeln lässt.
Auch der Abstandshalter arbeitet geschmeidig. Er verzögert sanft. Das gilt aber auch für die Beschleunigung auf die eingestellte Geschwindigkeit, sobald der Vordermann wieder die Spur gewechselt hat.
Preise ab 39.490 Euro
Die Preisliste und der Konfigurator des SsangYong Torres starten bei 39.490 Euro für die Ausstattungslinie Amber mit manuellem Schaltgetriebe. Hier fahren der aktive Spurhalteassistent, eine Zweizonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera und die Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto bereits mit.
Die hier gezeigte Forest Edition, bei der u.a. 20-Zoll-Leichtmetallfelgen, der elektrisch verstellbare Fahrersitz, Sitzheizung auch im Fond, Teillederausstattung und elektrische Heckklappe Teil der Serienausstattung sind, kostet mit Automatikgetriebe 47.490 Euro, mit zusätzlichem Allradantrieb 49.490 Euro. Die optionale Metalliclackierung des Testwagens in „Forest Green“ ist das einzige Extra in der Preisliste, angeboten zum Aufpreis von 600 Euro. Insgesamt stehen sechs Karosseriefarben zur Wahl, von denen nur „Grand White“ gratis ist.
Mit diesen Tarifen ist der SsangYong Torres kein Billigheimer, bleibt aber auf Respektabstand zur Konkurrenz. Mit ähnlicher Ausstattung kosten der Seat Taracco 1.5 TSI mit 150 PS und DSG rund 1.000 und der Nissan X-Trail 1.5-Benziner mit 163 PS und stufenlosem Getriebe etwa 2.000 Euro mehr. Beide Hersteller bieten für die entsprechende Motorvariante nur Vorderradantrieb an, haben im Gegensatz zu SsangYong aber noch weitere Leistungsstufen und Antriebsvarianten im Angebot.
Die südkoreanische Marke steckt ihren SUV-Kunden noch eine Neuwagengarantie über fünf Jahre bis zu eine Laufleistung von 100.000 Kilometern mit in den Warenkorb. Für diesen Zeitraum gilt auch eine Mobilitätsgarantie.
1.500 kg Anhängelast
Nur durchschnittlich ist die maximale Anhängelast des SsangYong Torres. 1.500 Kilogramm darf er, unabhängig von der Zahl der angetriebenen Achsen und dem Getriebe, an den Haken nehmen. Die Stützlast, eine relevante Größe auch für die Montage eines Fahrradträgers, liegt bei 75 Kilogramm.
Fazit
Der SsangYong Torres ist ein geräumiges Mittelklasse-SUV mit viel Platz für Passagiere und Gepäck. Entspannt bewegt bietet der Koreaner einen guten Fahrkomfort. Der Benzinverbrauch des nicht mehr ganz taufrischen Benziners dürfte aber gerne etwas niedriger sein.
Die Infotainmentausstattung liegt mit TomTom-Navi, Smartphone-Integration und induktiver Ladefunktion auf gutem Niveau, die Displays bieten eine gute Auflösung. Während der Fahrt ist aber die Klimabedienung über ein drittes Display suboptimal, da sie vom Verkehr ablenkt. Hier wären Tasten und Drehregler die bessere Lösung.
Mit Preisen ab 39.490 Euro ist der SsangYong Torres kein Schnäppchen. Im Vergleich mit der Konkurrenz aus Asien und Europa ist er aber, vor allem in höheren Ausstattungslinien, in den misten Fällen etwas günstiger als die Mitbewerber. Das gesparte Geld kann man beispielsweise in den optionalen Allradantrieb investieren.
Technische Daten
SsangYong Torres Forest Edition 2WD |
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Antrieb | Frontantrieb |
Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.497 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 120 kW / 163 PS bei 5.000 - 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 280 Nm bei 1.500 - 4.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Automatik |
Tankinhalt | 50 Liter |
Höchstgeschwindigkeit | 191 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,5 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,6 Liter (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 1.793 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.500 kg, Stützlast 85 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.700 / 1.890 / 1.720 mm |
Grundpreis | 47.490 Euro |
Testwagenpreis | 48.090 Euro |