Erste Fahrt im neuen Kompakt-SUV aus Südkorea.
Alles ist relativ. Während Hyundai und Kia auch auf dem deutschen Markt fest etabliert sind, hat die dritte südkoreanische Marke SsangYong bei uns weiterhin den Status eines Exoten. 3.000 Autos pro Jahr sind das Verkaufsziel für 2019, weltweit sind es ebenfalls überschaubare 180.000 Autos (Jahresproduktion). Relativ wenig also, wenn man außer Acht lässt, dass sich SsangYong auf SUV und Geländewagen mit Nutzwertcharakter spezialisiert.
Das bedeutet aber auch: Ohne Klein- und Kompaktwagen kommt weniger Laufkundschaft ins Autohaus. Die 180 Händlerstandorte von SsangYong in Deutschland leben also von Überzeugungskäufern – obwohl die Koreaner mit dem Tivoli sehr früh im boomenden Segment der City-SUV unterwegs waren. Neben dem Facelift dieses Modells rollt jetzt die neue Generation des SsangYong Korando an den Start.
Format von Tucson, Sportage und Co.
Im direkten Vergleich zum Vorgänger wirkt das neue Modell wie zwei, wenn nicht gar drei, Generationen weiter. Der rustikale Korando ist zur schon optisch schicken Designalternative unter den Kompakt-SUV geworden. Mit einer Länge von 4,45 Metern zielt er auf Hyundai Tucson, Kia Sportage und auch auf die Bestseller aus dem Volkswagen-Konzern in Form des Seat Ateca und VW Tiguan.
Die mit Tivoli und Rexton eingeführte Designline nimmt auch der neue Korando auf. Flache Scheinwerfer an der die breite betonende Frontpartie, eine gerade Motorhaube und ausgeprägte Schultern über den Radhäusern vorne und hinten geben ihm eine eigenständige Linie. Mit einem geschickten Einsatz von Chrom an Fenstern und Dachreling wirkt er fast nobel.
Digitales Cockpit mit 10,25 Zoll
Dieser Eindruck weht auch durch den Innenraum des SsangYong Korando. In den höheren Ausstattungslinien Onyx und Sapphire sorgt unter anderem das digitale Instrumentendisplay mit 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale für staunende Gesichter. Vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten bis hin zur Darstellung einer zusätzlichen Navigationskarte und eine gestochen scharfe Auflösung zeugen von der Technikbegeisterung der Ingenieure in Korea. Auch das 9,2 Zoll große Infotainment-Display weiter rechts gefällt. In der Basis bringt der Korando nur ein einfaches MP3-Radion mit, in der zweiten Ausstattungsline Amber ist ein 8-Zoll-Gerät ohne Navi verbaut. Das dürfte prinzipiell auch ausreichen. Dort wie im größeren Gerät (Serie in den drei höchsten Linien) lässt sich das Smartphone via Apple CarPlay und Android Auto anbinden, so dass Navigations-Apps genutzt werden können. Schade: Eine Möglichkeit zum induktiven Laden fehlt.
Um die Displays und Bedienelemente herum glänzt zwar staubanfällige, aber schicker Klavierlack. Er wird von teils geschäumten Kunststoffen eingerahmt, alles ist gut verarbeitet und wirkt solide. Auf den breiten Sitzen kann man es sich bequem machen und dabei am besten schnell den Wunsch nach Seitenhalt vergessen. Überraschend geräumig ist der Fond des Korando, wo selbst große Menschen keinen Kniekontakt mit den Vordersitzlehnen vermelden. Der Kofferraum, über eine bauartbedingt hohe Ladekante erreichbar, misst 551 Liter. Davon steckt ein großer Teil unter dem doppelten Ladeboden, der auch als Kofferraumteiler verwendet werden kann.
Diesel mit 2.000 kg Anhängelast
Genug gestaunt, mit Druck auf den Start-Stopp-Knopf wird der Motor angelassen. Bevor mit einigen Wochen Verzögerung der neue 1,5 Liter-Turbobenziner mit 163 PS an den Start geht, steht der SsangYong Korando 1.6 e-XDi als Diesel mit 136 PS bereit. Der Testwagen ist mit Allradantrieb und Sechsgang-Wandlerautomatik ausgestattet. Beide Motoren können frei mit Vorderradantrieb oder als 4x4 und jeweils mit manuellem Getriebe oder der Aisin-Automatik bestellt werden. So viel Wahlfreiheit ist selten bei asiatischer Importware.
Nicht nur wegen 2.000 Kilogramm Anhängelast ist die Kombination aus dem nach Euro 6d-Temp zertifizierten Diesel mit der Automatik eine gute Wahl. Mit 320 Nm maximalem Drehmoment, die bereits ab 1.500 Umdrehungen pro Minuten anliegen, wirkt der Korando stets leichtfüßig. Die im Vergleich zu den Mitbewerbern höhere und aufrechtere Sitzposition stets dazu im Kontrast. Zumindest der Autor hätte mehr Schwerfälligkeit erwartet, was den Korando auf den ersten Kilometern nochmals agiler wirken lässt. Die elektrische Servolenkung, mit der auch eine Gegenlenkfunktion des Spurhalteassistenten möglich wurde, arbeitet direkt und leichtgängig. Ein bisschen mehr Rückmeldung wäre aber schön. Jammern auf hohem Niveau, nicht nur wegen der Sitzposition.
Auch dank der guten Rundumsicht durch schmale Dachsäulen, eine niedrige Gürtellinie und die gerade Motorhaube kommt schnell Fahrfreude im koreanischen Kompakt-SUV auf. Mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage und einer Vielzahl sicherheitsrelevanter Assistenten vom Querverkehrswarner über den Totwinkel-Alarm bis hin zum erwähnten Spurhalteassistenten bringt der Korando zudem alles mit, was dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Als erstes Modell der Marke wurde er übrigens mit fünf Sternen beim Euro-NCAP-Crashtest bewertet.
Eingangs wurde von Überzeugungskunden gesprochen. Die sollen auch mit dem Korando angesprochen werden. Denn allein über den Preis will der Importeur die Baureihe nicht verkaufen. Die Basisversion kostet als Benziner ab 22.990 Euro. Das sind 3.000 Euro mehr als für den antiquierten Vorgänger, womit sich der SsangYong Korando jetzt auf einem Level mit Hyundai und Kia befindet. Das gilt auch für die nobleren Versionen. Der Testwagen als Diesel mit Automatik und Allradantrieb sowie der Ausstattung „einmal fast alles, bitte“ kommt dann auch auf selbstbewusste 42.290 Euro.
Fazit zum SsangYong Korando
1.500 neue Korando sollen 2020 in Deutschland verkauft werden. Eine bescheidene Zahl, dafür braucht der Hyundai Tucson kaum zwei Monate. Wer aber ein Auto möchte, dass nicht an jeder Straßenecke steht und das trotzdem alle Ansprüche an ein modernes SUV mit einem Hauch Premium-Feeling erfüllt, sollte sich den Korando auf jeden Fall mal genauer ansehen. Fünf Jahre Garantie (bis 100.000 Kilometer) können helfen, die Entscheidung für einen langjährigen Begleiter zu fällen. Womit auch die Frage nach dem eventuell schwierigen Wiederverkauf als junger Gebrauchter geklärt wäre.
Technische Daten
SsangYong Korando 1.6 e-XDi Sapphire |
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Hubraum | 1.567 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 100 kW / 136 PS bei 4.000 U/min |
Max. Drehmoment | 320 Nm bei 1.500 - 2.500 U/min |
Getriebe | Sechsstufen-Automatik |
Höchstgeschwindigkeit | 181 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,5 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Hankook Ventus Prime 3 235/55 R18 |
Leergewicht | 1.700 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.450 / 1.870 / 1.630 mm |
Grundpreis | 38.990 Euro |
Testwagenpreis | 42.290 Euro |