Der große japanische Allradkombi im AUTONOTIZEN-Alltagstest.
Die japanische Automarke Subaru geht seit jeher ihren eigenen Weg. Das wird vor allem in Europa deutlich, wo man seit dem Start Anfang der 1980er den Status des Nischenherstellers nie verlassen hat. Boxermotoren und Allradantrieb lauten die Grundzutaten fast jedes Subarus, wobei der gemeinsam mit Anteilseigner Toyota entwickelte Sportler BRZ mit Hinterradantrieb die Ausnahme bildet.
Fast schon extravagant wirkte bei den bedacht planenden Japanern einst die Entwicklung eines Dieselantriebs für Europa, denn auch hier ging man den steinigen Weg (wofür ja ein Allradauto passend ist). Anstatt sich bei einem anderen Hersteller einzukaufen, wurde ein eigener Boxer-Dieselmotor entwickelt. Der ist mittlerweile Geschichte, denn die Anpassung an aktuelle Abgasnormen wäre für die geringen Stückzahlen zu teuer.
Bestseller in den USA, Exot bei uns
7.285 Autos mit den sechs Sternen der Plejarden im Logo wurden 2018 in Deutschland verkauft. Im Vergleich zu 680.135 Neuwagen (davon fast 179.000 Outback), die im gleichen Zeitraum in den USA verkauft wurden, ein Klacks! Mit diesen Zahlen im Kopf wundert man sich nicht, wenn Veränderungen bei Subaru nur sehr behutsam vorgenommen werden, ähnlich der vorsichtigen Evolution, die Kunden hierzulande beim VW Golf so schätzen.
Und damit kommen wir nun zum Subaru Outback. Während der große Allradkombi, das Überbleibsel der bei uns nicht mehr angebotenen Legacy-Modellreihe, als Modelljahr 2019 mit minimalen Änderungen bei den Händlern steht, wurde in den USA bereits der Nachfolger präsentiert. Der sieht aber dem hier vorgestellten Outback zum Verwechseln ähnlich, wird in Europa wohl den gleichen Motor haben wie das aktuelle Modell und sich vor allem durch einen modernisierten Innenraum hervorheben.
Kaum Gründe für die ebenso pragmatisch denkende Subaru-Kundschaft, beleidigt zu warten. Einen Subaru kauft man meist eh, weil man ein zuverlässiges, haltbares und kompetentes Allradauto braucht. Nachbarn lassen sich dabei maximal mit dem Mut zur Lücke beeindrucken. Da drin parkt mit dem Subaru Outback ein 4,82 langer Kombi der oberen Mittelklasse, der beachtlich viel Platz für Gepäck und Passagiere bildet. Bequeme, aber seitenhaltbefreite, Sitze und das komfortable Fahrwerk entspannen schon auf den ersten Metern und konditionieren den Fahrer damit für die Antriebseinheit.
Boxermotor mit 175 PS
Der nach dem Wegfall des Diesels einzige Motor für den Subaru Outback ist ein 2,5 Liter großer Boxer-Vierzylinder-Sauger mit 175 PS. 235 Nm maximales Drehmoment stehen bei 4.000 Umdrehngen pro Minute an. In die Drehzahlregionen schickt das stufenlose Automatikgetriebe, bei Subaru Lineartronic genannt, die Kurbelwelle bei schwerem Gasfuß, der bekannte Gummiband-Effekt ist aber akustisch ordentlich weggdämmt.
Über die S-Taste auf dem Multifunktionslenkrad lässt sich das Ansprechverhalten von Motor und Getriebe sogar dynamischer gestalten, die Spreizung zum ansonsten aktivierten Normal-Modus ist deutlich spürbar. Wer total aus dem Häuschen sein will, kann mit den Schaltwippen an der Lenksäule sogar durch sieben in die Lineartronic einprogrammierte Vorwärtsgänge flippern. Schnell erzieht der Outback aber zum entspannten Reisen, Highway Cruising statt Autobahn Bolzen. Dann dreht der Boxermotor, bauartbedingt schön laufruhig, irgendwo entfernt und damit kaum hörbar vor sich hin, Windgeräusche verkneift sich die Karosserie ebenfalls.
2.000 Kilogramm schwere Anhänger kann der Subaru Outback an den Haken nehmen, dürfte sich damit dann vor allem für Menschen empfehlen, die beruflich mit Ladung über Straßen, Feld- und Waldwege fahren. Mit Wohnwagen im Schlepptau dürfte der Benzinverbrauch auf langen Strecken stark ansteigen. Im Testmittel (ohne Anhänger) genehmigte sich der entspannt gefahrene Outback 9,5 Liter Super auf 100 Kilometer.
Das in der Ausstattungslinie serienmäßige Harman/Kardon-Soundsystem liefert ordentlichen Klang und das Infotainment – im Modelljahr 2019 mit neuer Bedienoberfläche – ist mit Apple CarPlay und Android Auto sowie der Möglichkeit, Navigationsdaten „ober the air“ als Update zu empfangen, auf der Höhe der Zeit. Die stark spiegelnde Oberfläche des manchmal trägen Touchscreen-Monitors stört aber bisweilen.
Den Abstand zum Vordermann und die Spur hält der Outback mit Subarus Eyesight-System. Auch hier agiert der Hersteller traditionell anders, konzentriert sich auf den Einsatz von Stereokameras hinter der Windschutzscheibe. Zumindest bei gutem Wetter klappt das prima, nur der Notbremsassistent warnt auch vor Kreisverkehren oder großen Ausfahrtschildern manchmal etwas voreilig. Vielleicht ist das mit der Neuerung für das Modelljahr 2019 gemeint, dass Eyesight jetzt sensibler reagiert.
Ein Skoda Superb ist teurer
41.300 Euro kostet der Subaru Outback in der höchsten Ausstattungsversion, die (warum auch immer) auf den Namen Sport hört. Dann sind Details wie Ledersitze, Navi, Soundsystem mit DAB+, Rückfahrkamera, Sitzheizung vorne und hinten, LED-Scheinwerfer und 18-Zoll-Leichtmetallräder an Bord. Der Preis wirkt stolz, aber selbst, wenn man einen Skoda Superb Combi – mit dynamischerem 190 PS-Benziner aber nur mit Vorderradantrieb – im Basismodell Ambition einigermaßen gleich ausstattet, wird dieser deutlich teurer. Kaum weniger Ausstattung gibt es beim Outback-Basismodell ab 36.900 Euro.
Fazit zum Subaru Outback
Wer jedes Jahr das neueste iPhone braucht, die neueste Saisonmode im Schrank kaum auspackt, bevor neue Pakete kommen und stets auf dem Sprung in Richtung Zukunft ist, dürfte kaum Gefallen an der ehrlichen Haut des Subaru Outback haben. Der große Kombi ist ein Auto für Menschen, die Zuverlässigkeit schätzen, den technischen Vorteil des Allradantriebs zumindest ab und zu mal brauchen (man kommt bis fast ganz heran an den Skilift!) und Entspannung schon auf den Wegen zum Ziel suchen. Diese Kunden dürften viele Jahre zufrieden sein mit ihrer Wahl, anstatt abends nochmal in die Garage zu gehen, um Emotionen zu erleben.
Und wenn man dann doch einmal etwas total Verrücktes machen möchte, kann sich ja das AUTONOTIZEN-Youtube-Video zum Subaru Outback (siehe oben) ansehen.
Technische Daten
Subaru Outback Sport |
|
---|---|
Hubraum | 2.498 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | Vierzylinder-Boxermotor |
Maximale Leistung kW / PS | 129 kW / 175 PS bei 5.800 U/min |
Max. Drehmoment | 235 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | CVT-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 198 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,3 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 9,5 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone 225/60 R18 |
Leergewicht | 1.631 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.820 / 1.840 / 1.605 mm |
Grundpreis | 41.300 Euro |
Testwagenpreis | 41.860 Euro |