28 Jahre nach seiner Premiere tritt der Subaru SVX zum Alltagstest an.
Unnützes Wissen gab es auch schon im Jahr 1992. Die Fledermaus war „Tier des Jahres“ – und das nicht nur wegen dem Kinostart von „Batman Returns“ mit Michael Keaton in der Rolle des schwarzen Ritters. Viel wichtiger für mich als damals 15-jährigen Autofan: Subaru brachte den SVX auf den deutschen Markt. Zeit, den Soundtrack der Jugend auszupacken. Das klappt heute mit Spotify und Co ganz gut, aber trotzdem werden die CDs im Keller herausgekramt. Denn die Vergangenheit schaut vorbei, der Subaru SVX rollt zum Alltagstest an.
Do You Remember? (Phil Collins, Serious Hits Live)
Es war die Zeit, als japanische Autohersteller mit Luxus- und Sportwagen experimentierten. Der Honda NSX sorgte für Aufsehen, ebenso Nissan 300 ZX und Mitsubishi 3000 GT. Auf der Tokyo Motor Show zeigte Subaru die Studie SVX (Subaru Vehicle X), an deren Design auch der italienische Formenpapst Giorgio Giugiaro beteiligt war. 1991 ging der Subaru SVX fast unverändert in Serie, 1992 kamen die ersten Exemplare nach Deutschland.
See The Light (Snap, The Madman´s Return)
Die Japaner setzten die Glaskuppel der Studie auch im Serienmodell um. Das Blechdach sorgte fast unsichtbar für Steifigkeit. Es war immer schwarz, ebenso der Kofferraumdeckel und die Gürtellinie unter dem „Greenhouse“. Die großzügigen Fenster, extrem aufwendig in der Produktion, bringen auch heute noch viel Licht ins Auto und sorgen für eine tolle Rundumsicht. Schmale Gummileisten auf Augenhöhe bilden die Fensterrahmen. Vier elektrisch versenkbare Seitenscheiben bringen viel Luft ins Auto, die verhältnismäßig kleine Öffnung minimiert jeglichen Luftzug. Selbst bei 100 km/h und offenem Fenster klappen Unterhaltung und Moderation, wie im Video zu diesem Beitrag gezeigt wird.
Joyride (Roxette, Joyride)
Trotz nur 1,30 Metern Höhe bietet der Subaru SVX ausreichend Platz auch für große Menschen. Der dürre Zündschlüssel weckt den 3,3 Liter großen Sechszylinder-Boxermotor auf. Auch im 28 Jahre alten Beinahe-Oldtimer läuft er gelassen und ruhig. Der große Wählhebel der Viergang-Automatik wird in die D-Position gehievt und die Fahrt beginnt.
230 PS produziert der Boxermotor. Damit blieb Subaru hinter den 280 PS der Sportwagenkonkurrenz aus dem eigenen Land zurück, und das mit Absicht. Der SVX sollte ein Gran Turismo sein, kein Auto für die Kurvenhatz.
Tatsächlich: Die geschmeidige Federung, die bequemen Ledersitze und der bereits erwähnte Motorklang sorgen schnell für das „King of the road“ Gefühl. In 8,6 Sekunden schafft€ der SVX den Spurt auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 235 km/h. Und auch im hohen Alter ist der gut gepflegte SVX bei Bedarf schnell. Mit 210 km/h über die Autobahn? Geht, ist ebenso entspannt wie mit Tempo 100 über Landstraßen.
Until The End Of The World (U2, Achtung Baby)
Dann schnurrt der Sechszylindermotor unter der langen Motorhaube und man macht sich gedanklich auf den Weg zum Horizont. Und danach weiter. Zeit spielt keine Rolle, wir genießen die Reise - der SVX und ich. Beim starken Beschleunigen ruckt die Automatik, aber wir cruisen ja eh´ viel lieber. Dann muss man auch nicht so oft recht ranfahren. 14 Liter Benzin spült sich der SVX alle 100 Kilometer in die Brennräume. Immerhin ist der Tank 70 Liter groß.
Noch dramatischer ist das Ölwechselintervall von 2.500 Kilometern. Darüber lachen sogar Fahrer eines Hyundai i30 N, der alle 10.000 Kilometer neuen Schmierstoff haben will.
Walking In My Shoes (Depeche Mode, S.O.F.A.D.)
„…you´ll stumble in my footsteps.“ Der große Erfolg blieb dem Subaru SVX verwehrt. Das hatte er mit NSX und Co. gemeinsam. 25.000 Autos wurden bis 1997 gebaut, nicht einmal die Subaru-verrückten Amerikaner griffen zu wie erwartet.
Das Allradcoupé wurde in Deutschland genau 854 Mal zugelassen, wohlgemerkt in einem Zeitraum von fünf Jahren. Gebrauchte SVX werden in den einschlägigen Onlinebörsen mit ein wenig Pflegebedarf unter 10.000 Euro gehandelt. Der Flaschenhals dürfte die Ersatzteilversorgung werden.
1997 lief der SVX ohne Nachfolger aus. 2012 kam mit dem Subaru BRZ ein neues Coupé ins Modellprogramm. Ohne Allradantrieb, mit Vierzylinder-Boxermotor. Übrigens auch ein Auto für großen Fahrspaß. Aber auch ihn ereilt das Schicksal der Subaru-Coupés. Im Sommer startet die Final Edition , dann verschwindet auch der BRZ vom Markt.
The Show Must Go On (Queen, Innuendo)
„…but my smile still stays on.“ Was ich mit 15 Jahren im Prospekt bestaunen durfte, war jetzt 14 Tage mein erstaunlich alltagstauglicher Begleiter. Der Subaru SVX sorgte für viele Blicke und Fragen der geschätzten Mitmenschen. Er fällt heute noch auf. „Auch die Zukunft braucht Legenden“ titelten die Marketingtexter 1992 zum SVX. Sie behielten Recht!
Das Video zum Subaru SVX
Technische Daten
Subaru SVX |
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Hubraum | 3.319 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | Sechszylinder-Boxermotor |
Maximale Leistung kW / PS | 169 kW / 230 PS bei 5.600 U/min |
Max. Drehmoment | 309 Nm bei 4.800 U/min |
Getriebe | Viergang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,4 - 14,6 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 14,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone, 225/50 R1ZR16 |
Leergewicht | 1.610 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.200 kg, 75 kg Stützlast |
Länge / Breite / Höhe | 4.625 / 1.770 / 1.300 mm |
Grundpreis | 73.350 DM (1992) |