Zum Abschied lädt der Subaru WRX STI zu ein paar schnellen Runden ein.
Sie galten für ganze Generationen von Autofans als Botschafter japanischer Automobilkultur. Als Beweise dafür, dass die Asiaten nicht nur zuverlässige, aber pragmatische Modelle bauen können, sondern auch mal die Sau rauslassen. Mitsubishi Lancer (zwischendurch in Europa auch mal Carisma) „Evo“ Evolution und der Subaru (früher mal Impreza) WRX STI. Rallyeikonen und Fahrmaschinen.
Der Mitsubishi ist seit 2016 Geschichte, Freunde der brachialen Fortbewegung gingen fortan also geschlossen zum Subaru-Händler. Allzu viele waren das nie, im Jahr 2017 hat Subaru in Deutschland ganze 170 WRX STI verkauft. Dieses Jahr ist Schluss. Die für 2020 geltenden CO2-Obergrenzen im Flottenverbrauch eines Automobilherstellers machen dem WRX STI in Europa den Garaus. Ihn jetzt noch für die neue WLTP-Verbrauchsnorm zu homologieren wäre aufgrund der übersichtlichen Zulassungszahlen nicht auch nur ansatzweise kostendeckend. Also stellt Subaru die Produktion des WRX STI für Europa ein, die Händler haben sich noch einige Autos bestellt, so dass wohl bis Ende 2018 Neufahrzeuge verfügbar sein dürften.
Die entsprechen dann dem Modelljahr 2018 , für das sich der WRX STI nochmal ein wenig aufgehübscht hat. Es gab mehr Ausstattung und ein paar optische Retuschen. Und die Erkenntnis des Autors: Aller Tradition mit blauem Lack und goldenen Felgen zum Trotz, der schnelle Subaru WRX war der weiße Punkt auf der eigenen Autolandkarte.
Kurz vor Schluss kommt es also noch zum ersten (und wohl auch letzten) Treffen mit dem kompakten Kraftpaket. Und das dann richtig: Die Bühne für den gemeinsamen Auftritt ist die Rennstrecke am Bilster Berg.
Über 4,2 Kilometer schlängelt sich der anspruchsvolle Rundkurs durch die Nordrhein-Westfälische Hügellandschaft. 72 Höhenmeter klingen nicht dramatisch, wer aber einmal mit dem Auto über die Kuppe in die Kuhle der „Mausefalle“ gestürzt ist, um dann am tiefsten Punkt voll aufs Gas zu treten und in der nächsten Rechtskurve oben am Berg nichts sieht als Himmel, während man doch irgendwie den Einlenkpunkt trifft, der weiß, was er getan hat.
Erst recht mit dem Subaru WRX STI. 221 kW / 300 PS und 407 Newtonmeter maximales Drehmoment aus einem aufgeladenen 2,5 Liter Boxermotor und permanenter Allradantrieb. „Alles klar“ denkt sich die Golf R und Co – Fraktion. Nein, nicht alles ist klar. Im Gegensatz zu komplett durchgeregelten modernen Kraftprotzen ist der Subaru noch eine Fahrmaschine des alten Schlages. Spielautomat statt Online-Game.
Klar, auch der Japaner lässt sich zur Not vom Stabilitätsprogramm einfangen. Davor zeigt er Dir aber noch, was Autofahren bedeutet. Das manuelle Sechsganggetriebe ist knackig, will die Gänge in kurzen Wegen ohne fühlbaren Endpunkt in der Schaltgasse aber mit Nachdruck sortiert wissen. Vor der Kurve musst Du schon ein bisschen Armarbeit mitbringen, um den WRX STI zum Einlenken zu bewegen. Mittendrin zickt dann schon gerne mal das Heck, bleibt aber Allradtypisch in der Spur. Es reicht aber, um Respekt vor dem Auto zu haben. Was ja nie verkehrt, von vielen mittlerweile aber verlernt worden ist.
Ein bisschen hoch aber sehr bequem betten die Recaro-Sitze mit rutschfestem Alcantara-Bezug der Ausstattungsversion Sport den Piloten vor der bekannten Subaru-Cockpitarchitektur. Das Display oben auf dem Armaturenbrett zeigt auf Wunsch Parameter wie Ladedruck und Beschleunigung an. Entertainment für den Beifahrer, am Volant hast Du beide Hände voll zu tun.
Runde für Runde näherst Du Dich dem Subaru mehr an. Oder er sich Dir. Irgendwann findet man so etwas wie die Ideallinie. Nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Verbindung von Schaltarbeit, Gasfuß und Lenkbefehl. Dazu trompetet der Turboboxer ungeniert nach hinten raus, wobei der Warnton im Innern regelmäßig dazu auffordert, jetzt doch mal hochzuschalten, bevor der Drehzahlbegrenzer zur Arbeit gerufen wird.
Viel zu schnell ist der Ausflug in den eigenen Grenzbereich vorbei. Es reicht trotzdem für Schweißperlen auf der Stirn und ein Grinsen von einem Ohr zum anderen. Ein schöner Rausch aus Geschwindigkeit, Lärm und Konzentration. Aber ohne Kater danach. Wohlportioniert und nicht zu schrill. Also dann doch wieder typisch japanisch, im positiven Sinne.
Wer vor einem Subaru WRX STI mit seinem übergroßen Heckflügel, den grell lackierten Bremssätteln und der gewaltigen Lufthutze steht und irgendwas von „Discoschleuder“ faselt, ist nie auch nur mitgefahren. Den exzentrischen Auftritt muss man mögen, klar. Für den Subaru ist das aber keine Folklore, sondern Arbeitsbekleidung.
Ab 44.500 Euro kostet der WRX STI in der Basisversion namens Active, 50.900 Euro das gefahrene Spor-Modell mit Navi, Rückfahrkamera, allerlei Assistenten, Recaro-Sitzen und Harman/Kardon-Soundsystem. Sammlerstücke dürften beide werden. Wer also Geld und 4,60 x 1,80 Meter Platz in der Garage übrighat, sollte sich noch einen der letzten Wagen sichern.
Der Abschied vom WRX STI soll aber keine grundsätzliche Kehrtwende in der Strategie der Marke einläuten. Christian Amenda, Geschäftsführer von Subaru in Deutschland, erklärt: „Der WRX STI war und ist ein wichtiges Fahrzeug für unsere Händler und die Subaru-Community. Ein Imageträger, aber natürlich kein Stückzahlenbringer. Wir müssen uns jetzt auf einige Pflichten konzentrieren und haben daher aus rein rationalen Gründen entschlossen, eine Auszeit beim WRX STI zu nehmen.“
In einigen Jahren will Subaru mit einem elektrifizierten Sportmodell zurückkommen, eine Studie zum möglichen Nachfolger wurde bereits gezeigt. Bis dahin soll das Sportcoupé Subaru BRZ den Sportsgeist am Leben erhalten. Ob das gelingt? Das gibt es bald hier nachzulesen.