Ein Treffen mit der Geschichte: Toyota Land Cruiser im Generationenvergleich.
Das Gegenteil von Downsizing? Ein Dreh am Zündschlüssel reicht als Antwort. Er weckt einen Sechszylinder-Benziner mit 4,2 Litern Hubraum auf. Die Leistungsausbeute? 88 Kilowatt, also 120 PS. Nein, da fehlen keine Nullen hintendran.
Der großvolumige Motor steckt in einem Toyota Land Cruiser, Modell FJ 60, Baujahr 1982. Durch den Innenraum des fünftürigen Station Wagon weht nicht nur der typische Autogeruch der Achtziger, sondern auch eine Prise Jet Set und Blitzlichtgewitter. Der braune Geländewagen soll einst Hollywoodstar und James Bond – Darsteller Roger Moore gehört haben.
Das Video-Review zum Land Cruiser
Heute ist das Auto im Besitz der Toyota Collection, die ihn auch mal rauslassen. Auf einem ehemaligen Flugfeld irgendwo mitten in Deutschland begegnen wir der Geschichte des Toyota Land Cruiser unter anderem mit diesem Exemplar.
Anfang der 1950er-Jahre begannt Toyota im Militärauftrag mit der Entwicklung des „Toyota Jeep“. Der amerikanische Name war damals noch nicht als Marke eingetragen, was aber kurz darauf passierte. Fortan konnte Toyota diese Bezeichnung nicht mehr nutzen. Stattdessen orientierten sich die Japaner am wohlen Klang des Land Rover aus Großbritannien und nannten ihr Modell Land Cruiser. Das „J“ aus den Anfangstagen steckt bis heute in den internen Modellbezeichnung, mit der die einzelnen Baureihen unterschieden werden.
Kaum ein Weg, den der Land Cruiser nicht bezwingen kann? Nun, zumindest galt das für die Landesgrenzen. Als erstes Auto des Herstellers wurde der Land Cruiser exportiert, nach Pakistan und in die USA. Somit darf er als Keimzelle für den Aufstieg von Toyota zum globalen Autohersteller gelten.
Über zehn Millionen Exemplare wurden seitdem auf der ganzen Welt verkauft. Heute ist die Modellpalette in drei Baureihen aufgeteilt.
Neben dem nutzwertig orientieren Land Cruiser, den es z.B. als GRJ bei uns über freie Importeure zu kaufen gibt, verkauft Toyota vor allem in den Märkten des Mittleren Ostens weiterhin den großen Station Wagon. Bei uns konzentriert sich die offizielle Preisliste auf die „Baureihe 150“, in manchen Märkten auch als Toyota Land Cruiser Prado bekannt.
Wenn man davon mal ein Exemplar auf den Straßen, meist auf dem Weg von oder zum Pferdehof, Baustelle oder Landwirtschaftsbetrieb, sieht, dann als langer Fünftürer. Der Dreitürer mit kurzem Radstand und entsprechend ungewohnten Proportionen ist noch seltener.
Mut zur Lücke und hinein in den Neuwagen. Mit seinem 177 PS starken Vierzylinder-Turbodiesel mit 2,8 Liter Hubraum fährt er sich, zumindest im direkten Vergleich mit seinen Ahnen, frisch und modern. Aufbau und Fahrwerk kümmern sich aber lieber um hohe Geländeeigenschaften als um Langstreckenkomfort. In einigen Monaten soll der aktuelle Land Cruiser ein Facelift bekommen, die Leistung des Dieselmotors wird dann auf 200 PS steigen.
Im Buschtaxi auf Tour
Deutlich weniger sind es nicht nur in Roger Moores Ex-Auto, sondern auch im „Buschtaxi“, trotz aufwendigem Umbau. Aus einem Toyota BJ75 wurde nach einer aufwendigen Restauration ein HJ75. Der 3,4 Liter große Diesel mit 90 PS flog raus, unter der geraden Motorhaube steckt jetzt ein Reihensechszylinder-Diesel mit vier Litern Hubraum und 136 PS.
Nach dem kompletten Wiederaufbau des Land Cruiser möchte man ihm sogar unter dem Auto liegend (das klappt mit der großen Bodenfreiheit ganz hervorragend) selbst bei den letzten Schrauben und Nieten einen gefühlten Neuwagenzustand attestieren. Davor war der Besitzer des Fahrzeugs in Nordafrika und Nahost unterwegs, Luftfilter und Dichtungen des Toyota haben also viel Wüstensand geschluckt.
Der Turbolader sorgt für ein bissiges Ansprechverhalten, was kundige Füße an Kupplung und Gaspedal aber schnell in Zaum bringen können. Der unverwüstliche Japaner könnte, vor allem auch mit dem Schlaf- und Wohnmobiliar im Laderaum, direkt auf dem Weg in die Apokalypse starten. Und wohl auch sie überleben.
Auf dem Weg dorthin scheint die Sonne? Kein Problem, wir haben noch ein Auto dabei. Einen offenen Dreitürer, Land Cruiser LJ73, aus dem Jahr 1990. 195.000 Kilometer stehen auf dem Zähler, einige Roststellen an den Naben der Felgen zeigen, dass dieser Youngtimer im Originalzustand bereitsteht. 2,5 Liter Hubraum, Diesel und 90 PS lassen – vor allem im Gegensatz zum oben beschriebenen Auto – eine Wanderdüne erwarten. Aber zumindest auf dem Areal des Flugfeldes macht der LJ73 durchaus Laune. Die Sonne scheint, das Dach ist abmontiert (liebe Kinder, das ging nicht immer elektrisch!) und auch Querfeldein pflügt der Land Cruiser entspannt seine Bahnen.
Die Ausschreibung für ein Militärfahrzeug, die 1950 der Grund für die Entwicklung des „Toyota Jeep“ war, wurde damals von einem Mitbewerber gewonnen. Davon kamen im Laufe der Zeit einige zusammen. Der Mitsubishi Pajero ist mittlerweile Geschichte, aus dem Nissan Patrol wurde ein Luxus-Geländewagen, der in einigen Märkten auch als Infiniti verkauft wird. Beide wurden vom Land Cruiser überlebt. Zusätzlich zum geplanten Facelift wird auch an einem Nachfolger gearbeitet.
Roger Moore ist leider 2017 verstorben, fährt also nicht mehr Auto. Die Filmfigur James Bond lebt weiter. Im kommenden Film „No Time To Die“ mit Darsteller Daniel Craig fährt aber ein anderer Geländewagen vor der Kamera herum: Es ist der neue Land Rover Defender. Die Marke also, deren Name das Vorbild für den Land Cruiser war.
In einer anderen Agentengeschichte durfte übrigens das hier gezeigte "Buschtaxi" mitfahren. Das Auto wurde für die Serie "Homeland" eingesetzt.