VW Golf Sportsvan 1.5 TSI ACT Das wird eng

Auch der Golf Sportsvan bekommt das Update. Erster Fahrbericht.

Lösen wir die Überschrift doch gleich am Anfang des Textes auf, widersprechen also allen Regeln der Internetschule – Verweildauer und so.

VW Golf Sportsvan 1.5 TSI 130 PS ACT Fahrbericht Test

Eng ist es im VW Golf Sportsvan natürlich nicht, aber das Modell selbst muss im Händlerverkaufsraum ziemlich eng mit den Markenkollegen zusammenrutschen. Der Golf-Kunde mit Platzbedarf greift gerne zum Variant. Wem es nur im die höhere Sitzposition geht zum gewachsenen Tiguan oder – weil man gerne total trendig und modern ist – zum neuen T-Roc. Der Familienrat stimmt für den Touran. Und irgendwo dazwischen ist also die Nische für den Golf Sportsvan.

Eine Nische, die gar nicht mal so klein ist. Seit dem Wechsel vom Golf Plus zum Golf Sportsvan im Jahr 2014 wurden alleine in Deutschland über 150.000 Einheiten verkauft. Jetzt bekommt auch der Sportsvan die sanfte, aber punktgenaue Überarbeitung, die Golf Hatchback und Variant seit Frühjahr 2017 spazieren fahren.

Am Grundkonzept des Golf Sportsvan ändert das natürlich nichts. Die recht biedere Karosserie streckt sich über 4,35 Meter, was näher am normalen Golf (4,25 Meter) als am Variant (4,57 Meter) liegt. Punkten kann der Sportsvan aber nicht nur mit 1,61 Meter Höhe (16 Zentimeter mehr als beim Golf), sondern vor allem mit dem fünf Zentimeter längeren Radstand.

VW Golf Sportsvan 1.5 TSI 130 PS ACT Fahrbericht Test

Der macht sich im Innenraum bemerkbar. Vorne und hinten sitzt es sich äußerst bequem. Im Gegensatz zum Touran mit dem Variabilitätsanspruch eines Vans verzichteten die Sportsvan-Planer auf Einzelsitze im Fond. Und das ist gut so. Denn so lässt es sich, zumindest auf den beiden äußeren Plätzen, nicht nur gut sitzen sondern ganz hervorragend räkeln. Die hoch montierte und um 18 Zentimeter verschiebbare Bank sorgt dafür, dass die Beine nicht zu stark angewinkelt werden müssen, Kopfraum ist mehr aus ausreichend vorhanden.

Die Füße finden unter den Vordersitzen überraschend viel Platz, selbst zwei 1,90 Meter-Menschen hintereinander schaffen es nicht, dass die Knie des Passagiers in Reihe Zwei den Vordersitz berühren. Und das, obwohl das klappbare Tischen hier auch noch Bauraum beansprucht.

Aus der kastenförmigen Karosserie lässt es sich wegen der großen Fenster und der niedrigen Gürtellinie prima hinaussehen. Das gilt auch für Fahrer- und Beifahrersitz, die eine ebenso aufrechte Sitzposition bieten.

Das Armaturenbrett folgt dem Außendesign mit dem Mut zur geraden Linie. Keine lackierten Elemente, kein „Ah und Oh“ sondern eher ein grummelndes „Ok“. Denn es sitzt weiterhin alles da, wo man es erwartet. Womit wir endlich zu den Neuerungen des Golf Sportsvan kommen, die greifbarer sind als neue Stoßfänger, LED-Rückleuchten und der Wechsel von Xenon auf LED bei der Hauptscheinwerferoption.

VW Golf Sportsvan 1.5 TSI 130 PS ACT Fahrbericht Test

Auch im VW Golf Sportsvan zieht die neue Infotainment-Generation ein. Das bedeutet, dass das größtmögliche Modul namens Disover Pro mit 9,2 Zoll – Display und ohne physische Tasten oder Knöpfe auskommt.

Wie gut, dass im Comfortline-Testwagen das kleinere „Discover Media“-System verbaut ist. Das acht Zoll große Monitor reicht in der Bildauflösung weiterhin voll und ganz auf, gegen Aufpreis ziehen auch hier Android Auto und Apple Car Play ein und es gibt weiterhin einen Drehregler zum An- und Ausschalten sowie die Lautstärke und einen zweiten zur Sender- und Navigationsmaßstabverstellung. Das funktioniert nach wie vor besser als das Gestengewische des Discover Pro.

Die Instrumente bleiben im Golf Sportsvan weiter analog, das optionale Active Info Display ist für ihn weiterhin nicht lieferbar. Dafür zeigt das Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser im Fall der Fälle die Meldung der jetzt für alle Golf Sportsvan serienmäßigen Müdigkeitserkennung.

Gegen Aufpreis bietet auch der Kastengolf jetzt Assistenten zum Anhängereinparken und Staufahren (bis 60 km/h). Ab Comfortline serienmäßig ist die Frontfeldüberwachung mit Notbremsfunktion.

VW Golf Sportsvan 1.5 TSI 130 PS ACT Fahrbericht Test

Ach ja, fahren kann der Golfs Sportsvan natürlich auch. Dafür sorgen vier Benziner, darunter zwei Einliter-Dreizylinder mit 85 und 100 PS und zwei 1,5 Liter-Vierzylinder mit 130 und 150 PS. Dieselkunden haben in Kürze die Wahl zwischen dem 1,6 TSI mit 115 PS und dem unausweichlichen 2,0 TDI mit 150 PS.

Für die erste Ausfahrt habe ich den 1.5 TSI mit 130 PS gewählt. Wie die Comfortline-Ausstattungsvariante ist auch er die goldene Mitte, diese Kombination ist für den Golf Sportsvan eine klare Empfehlung.

Wie beim von mir im Golf bereits gefahrenen 1.5 TSI mit 150 PS fällt bietet auch der leicht schwächere Bruder die Zylinderabschaltung für mehr Kraftstoffeffizienz. Davon merkst Du als Fahrer nur etwas, wenn man sich den Zweizylinder-Betrieb im Cockpitdisplay anzeigen lässt. Sonst nichts. Kein Ruckeln, keine Klangänderung, nichts.

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Wird wieder Leistung abgerufen, ist der Motor sofort mit allen vier Brennräumen zur Stelle. Erst beim Ausdrehen hört man, dass da vorne unter der Haube Mechanik arbeitet. Ansonsten bleibt der TSI ruhig und entspannt, wie auch das optionale 7-Gang-DSG. Beim Anfahren ruckelt es noch immer ein wenig, aber in Bewegung hat es stets die richtige Zahnradpaarung parat. Die Schaltwippen am Lenkrad kann man sich getrost sparen.

Das gilt, die Kaufleute bei VW hören das natürlich nicht gerne, beim Golf Sportsvan auch für das aufpreispflichtige adaptive Fahrwerk DCC. Mit dem längeren Radstand läuft er prima geradeaus, die Federung schluckt Unebenheiten sanft wiegend und hält den hohen Aufbau schön ruhig. Eine Sport-Einstellung würde nicht trotz des Modellnamens nicht zum Golf Sportsvan passen, ein Comfort-Modus brächte zu viel Unruhe in die Sache. Außerdem wankt der hohe Wagen in schnell aufeinanderfolgenden Kurvenkombination auch so schon genug.

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Schräglage bekommt auch das Bankkonto, wenn man sich bei der Neuwagenkonfiguration zu sehr von den vielen Nettigkeiten verleiten lässt, die die Preisliste so bietet. Der Einstandspreis für den Golf Sportsvan Trendline 1.0 TSI liegt weiterhin bei 20.475 Euro. Damit liegt er 1.500 Euro über dem fünftürigen Golf, ein Variant kostet als vergleichbares Modell (110 PS TSI) 425 Euro weniger.

Nicht zu viel Aufpreis für den Mehrwert des Sportsvan in Sachen Platzangebot und wenn man darauf mehr Wert legt als darauf, die Nachbarn zu beeindrucken.

Teu(r)er wird es dann aber, wenn man mehr will. Der getestete Comfortline mit 130 PS TSI und DSG steht mit 28.250 Euro in der Liste, der Testwagen selbst ruft schon beachtliche 37.880 Euro auf den Plan, hat aber neben allen verfügbaren Fahrassistenzsystemen, Winterpaket und 17-Zoll Alus aber auch sonst allerlei Extras an Bord. Opulent wirkt er dennoch nicht.

Womit der VW Golf Sportsvan auch in Sachen Vollausstattung seinem Grundthema folgt: nur nicht auffallen! Verweilen lässt es sich also gut in ihm. Und wenn Sie diese Zeilen zu Ende gelesen haben, bedanke auch ich mich für Ihre Verweil- und Ausdauer.

Technische Daten

VW Golf Sportsvan Comfortline 1.5 TSI ACT

Hubraum 1.498 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 96 kW / 130 PS
Max. Drehmoment 200 Nm bei 1.400 - 4.000 U/min
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 9,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 202 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,2 Liter
Verbrauch real auf 100km 7,2 Liter (laut Botdcomputer)
Reifenmarke und –format des Testwagens Dunlop Sport Maxx 225/45 R17
Leergewicht 1.410 kg
Länge / Breite / Höhe 4.351 / 1.807 / 1.613 mm
Grundpreis 28.250 Euro
Testwagenpreis 37.880 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad, Volkswagen/Stefan Sauer (3)
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