Ein Fahrerlebnis abseits ausgetretener Pfade, hinauf auf 2.700 Meter.
Es ist 300 Millionen Jahre her, dass die ersten Teile des Atlas durch die Kollision von Kontinentalplatten entstanden. Auf bis zu 4.167 Meter über dem Meeresspiegel wurden die Gesteinsbrocken von der Natur aufgeworfen. Das über 2.300 Kilometer lange Hochgebirge erstreckt sich über Tunesien über Algerien bis nach Marokko.
Hier steht der VW Touareg bereit. Vor allem die dritte Generation des großen SUV ist im Vergleich zum Atlas (dem Gebirge, nicht dem Modellbruder in den USA) lächerlich jung, seit Ende Juni 2018 steht sie beim Händler.
Nach der Probefahrt im Prototyp und dem ersten Fahrbericht zur Markeinführung galt es nun, die Geländefähigkeiten des großen VW ausprobieren. Nach dem Start in Marrakesch ging es zuerst über Landstraßen und durch Dörfer, dann aber über Geröll und Wiesen, auf bis zu 2.700 Meter hinauf.
Der 210 kW / 286 PS starke Dreiliter-V6-Diesel, der maximal 600 Nm Drehmoment bereitstellt, macht das alles wacker mit. Selten erhebt er die Stimme, stets sorgt er für Vortrieb. Die Achtgang-Wandlerautomatik trägt ebenfalls ihren Teil zur Bergaufkraft bei.
Sie überträgt Leistung und Kraft an den serienmäßigen Allradantrieb, ohne den hier nicht viel passieren würde. Wird per Drehschalter auf der Mittelkonsole das Offroad-Programm aktiviert, kann der Fahrer aus verschiedenen Abstimmungen wählen. Je nach Untergrund wühlt sich der Touareg dann mit elektronisch geregelter Kraftverteilung durch Sand, über Schotter und sonstigen Untergrund.
Die Untermenüs tauchen auf dem 15 Zoll großen Display des Discover Premium-Infotainmentmoduls erst auf, wenn der Kunde weitere 650 Euro in das optionale Offroad-Paket investiert hat. Neben den zusätzlichen Fahrprogrammen ziehen damit auch ein von 75 auf 90 Liter vergrößerter Kraftstofftank und Schutzvorrichtungen für den Unterboden und die 12-Volt-Batterie sowie den Tank unter der Fahrgastzelle ein.
Das ebenfalls optionale Luftfahrwerk (2.850 Euro mit Allradlenkung) kann den Touareg in zwei Stufen auf bis zu 70 Millimeter über Normalniveau anheben. Auch das ist mehr als eine Spielerei. Nicht nur bei Fahrten durch bis zu 55 Zentimeter tiefem Wasser, sondern auch zur Erhöhung des Böschungswinkels vor steilen Hängen kann das Fahrwerk den Unterschied zwischen Weiterfahren und Umkehren bedeuten.
Stichwort Kehren: Auch off Road kommt die Allradlenkung zum Einsatz. Unterhalb von 37 km/h lenkt die die Hinterräder gegensinnig zur Vorderachse ein. Das Datenblatt sagt: damit verringert sich der Wendekreis von 12,19 auf 11,19 Meter.
Die Erfahrung sagt: Allradgelenkt kommt der große Wagen um die engsten Kurven, ohne das man zurücksetzen und rangieren muss. Ein deutlicher Komfort- und Sicherheitsgewinn.
Am Ende eines langen Tages ist der VW Touareg von einer dicken Staubschicht bedeckt. Der Wind und die Autoreifen haben ihn aufgewirbelt, so dass er auch durch jede Ritze in das Auto gelangen konnte. Auch im Cockpit und auf den Sitzen liegt eine Schicht des feinen, roten Staubs.
Das lässt sich saubermachen. Dann steht das Auto wieder da, als wäre nichts gewesen. Denn während der Fahrer nach nur 154 Kilometern in sechs Stunden Kletterei doch etwas ermüdet, steckt der Touareg die Strapazen gekonnt weg. Kein Knistern in der Karosserie oder dem Innenraum, kein Klappern von sonstiger Hardware, alles ist gut verarbeitet und läuft wie am Schnürchen.
Man könnte also weiter gen Süden fahren, raus aus dem Gebirge in Richtung Wüste. Hier lebt das namensgebende Volk der Tuareg (ohne „o“). Ob hier jemand einen VW Touareg gekauft hat? Marokko selbst ist zumindest durchaus ein Markt für die Modellreihe, knapp 1.000 Touareg setzt VW hier jährlich ab.
Auch die Testwagen für diesen Ausflug bleiben im Land. Die hauseigene Abenteuerabteilung namens Volkswagen Driving Experience bleibt mit den Autos vor Ort, um Erlebnistouren für Händler und Kunden anzubieten. Oftmals gewaschen und ausgesaugt dürften die Touareg also werden. An ihre Grenzen aber nur selten kommen.
Ein reiner Spaßausflug also? Mitnichten. Vielmehr zeigt das Erklimmen des Atlas die Allroundfähigkeiten des Touareg. Denn als Firmenwagen für Architekten, Bauleiter oder Forstbetriebe zeigt er nicht nur Langstreckentalent, sondern wühlt sich auch über Baustellen und durch Waldgebiete. Es fährt ja nicht jeder nur deshalb SUV, weil er hoch sitzen will, sondern vorankommen.
Technische Daten
VW Touareg V6 TDI |
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Hubraum | 2.967 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 210 kW / 286 PS |
Max. Drehmoment | 600 Nm bei 2.250 - 3.250 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 238 km/h (ohne Luftfederung 235 km/h) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,6 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | General Grabber AT 255/60 R18 |
Leergewicht | 1.995 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.878 / 1.984 / 1.717 mm |
Grundpreis | 60.675 Euro |