Alcantara ist eine beliebte Option für den Innenraum von Autos. Was kaum einer weiß: Nicht jedes Mikrofaser-Material darf diesen Namen tragen.
Labello, Tempo, Alcantara. Was haben diese Marken gemeinsam? Den Umstand, dass sie in der Umgangssprache oft fälschlicherweise verwendet werden. Das passiert, wenn ein Produkt in seinem Segment derart erfolgreich ist, dass Menschen es direkt unter dem Markennamen im Gehirn abspeichern. Im Marketing benutzt man dafür den Begriff „Gattungsmarke“, der eben dazu führt, dass man einen Labello kauft oder jemanden nach einem Tempo fragt.
Und dass man sich beim Autokauf überlegt, ob man gerne Stoffsitze, eine Lederausstattung oder eben Alcantara haben möchte. Gemeint ist ein Mikrofaserbezug, der sich je nach Ausprägung anfühlt wie Wildleder oder Velours. Der aber nur dann Alcantara heißt (und heißen darf), wenn er von der gleichnamigen Firma aus Italien, der Alcantara S.p.A., kommt.
Tierfreie Leder-Alternative
Seinen Ursprung hat Alcantara übrigens in Japan. Anfang der 1970 Jahre wurde er dort entwickelt und patentiert, bei der Entwicklung zur Marktreife half die italienische ENI-Gruppe (die man auch als Tankstellenmarke kennt). Seit 1974 wird der Stoff ausschließlich von der Alcantara S.p.A. im italienischen Terni, gut 100 Kilometer nördlich von Rom gelegen, produziert.
Tierhäute kommen bei der Herstellung von Alcantara nicht zum Einsatz. Das Material wird aus Polyester und Polyurethan hergestellt. Einer Zertifizierung vom TÜV Süd zufolge ist die Produktion von Alcantara seit dem Jahr 2009 klimaneutral.
Nicht jeder Mikrofaserstoff, der in der Innenausstattung eines Autos eingesetzt wird, ist also Alcantara. Porsche nennt sein Mikrofasermaterial, das bei den Bezügen an Sitzen und Lenkrad vieler Modelle wie dem Taycan GTS zum Einsatz kommt, beispielsweise „Race-Tex“. Der Zulieferer ist ein anderer. Bei Audi, Seat und der Schwestermarke Cupra kann man entsprechende Innenausstattungen mit dem Namen Dinamica bestellen. Sie werden von Miko, einer Tochterfirma von Sage Automotive Interiors, hergestellt.
Zu den automobilen Kunden der Alcantara S.p.A. gehört u.a. die italienische Marke Maserati. Dort gibt es beispielsweise im Mittelmotor-Sportwagen MC20 eine Alcantara-Innenausstattung, die in zwei Farben erhältlich ist.
Im Video: Maserati MC20