Die Autohersteller setzen auf Verkaufsförderung zur Kundenmotivation.
Die Jagdsaison ist eröffnet: Der Diesel wird durchs Dorf getrieben. Die deutschen Autobauer sagen hastig zu, Euro 5 und Euro 6 – Diesel per Software-Update mutmaßlich umweltfreundlicher zu machen und den Ausstoß von Stickoxiden um 25 bis 30 Prozent zu senken. Von fünf Millionen Autos ist die Rede, inklusive der bereits zur Nachbesserung einbestellten 2,5 Millionen Autos des Volkswagen-Konzerns. Für den Kunden sollen die Rückrufe kostenlos sein.
Das klingt immer so schön, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn kaum eine Werkstatt wird dem Kunden für den Tag des Servicetermins einen kostenlosen Ersatzwagen zur Verfügung stellen. Die oft zitierte „maximale halbe Stunde“, die das Update zum Beispiel bei VW dauert, bedeutet keinesfalls, der der Kunde nach einem Kaffee wieder weiterfahren kann, sondern ist vor allem eine Größenordnung für die Kostenverrechnung mit dem Hersteller.
Natürlich wollen die Autobauer lieber neue Fahrzeuge verkaufen als alte umrüsten. Um das Geschäft anzukurbeln, kommen mit BMW, Toyota und Ford die ersten Firmen mit Verkaufsförderungen um Eck.
Das Prämienangebot von BMW ist, wenn man sich die Preise einer Premiummarke vor Augen führt, mehr PR-Gag als Kundenvorteil. Halter von Dieselfahrzeugen mit der Abgasnorm Euro 4 oder darunter erhalten eine Umweltprämie, die „modellabhängig bis zu 2.000 Euro“ betragen wird. Voraussetzung: der Kunde kauft einen neuen Mini oder BMW mit einem CO2-Ausstoß nach Norm von maximal 130 g/km (z.B. Diesel oder Basisbenziner von 1er und 2er, 3er Vierzylinder-Diesel und 318i Benziner), einen Plug-in Hybriden oder den BMW i3. Das „bis zu….“ wird noch nicht näher beschrieben und im Zweifel ist der Kunde damit in einer schlechteren Position: der gewiefte Verkaufsberater kann sich zurücklehnen und sagen „Sie bekommen die Prämie, deswegen ist leider kaum noch ein weiterer Nachlass auf den Listenpreis drin“ und freut sich doppelt – denn seine Marge muss er nicht zu weit ausreizen.
Toyota nutzt die Diesel-Antipathie, weiter für den Hybridanrieb zu trommeln. Zusätzlich zur vom Importeur schon ausgelobten Hybrid-Prämie von 2.000 Euro zahlt man bei Inzahlungnahme eines Diesels (egal welcher Schadstoffklasse) 2.000 Euro Bonus oben drauf.
Ein Toyota Yaris Hybrid sinkt im Listenpreis damit von 17.990 Euro auf 13.990 Euro. Mit der Aktion dürfte Toyota vor allem Fahrer von Fremdmarken zum Wechsel animieren, denn die Kunden der Japaner sind schon von Haus aus sehr Hybrid-affin. Bei den SUV- Modellen C-HR und RAV4 liegt der Verkaufsanteil der Hybrid-Versionen im Modellmix heute schon bei fast 90 bzw. 80 Prozent.
Den Alltagstest des Toyota Prius Hybrid
lest Ihr übrigens hier
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Ford hat es auf Dieselautos mit den Schadstoffklassen 1, 2 und 3 abgesehen, die bis 2006 zugelassen wurden. Dafür zahlt man beim Kauf eines neuen Ford je nach Modell zwischen 2.000 und 8.000 Euro Bonus, der Gebrauchtwagen wird im Anschluss verschrottet. Smart gedacht: 100.000 Ford-Kunden erhalten auf Wunsch eine kostenlose Jahres-Mitgliedschaft beim „Call a Bike“ Mietfahrradsystem der Deutschen Bahn.
Ob diese Lösungen die Kunden aus der Schockstarre herausholen? Sind die aktuellen Elektroautos wie der Hyundai Ioniq, der VW e-Golf oder der Renault Zoe schon alltagstauglich genug, um auf die Wunschlisten von Herrn und Frau Ottonormalbürger zu kommen?
Ein Tesla Model 3 wäre für manche sicherlich eine Alternative. Aber bei aller Euphorie: ob man dieses Auto in Deutschland in 2018, 2019 oder noch später ausgeliefert bekommt, steht noch in den Sternen. Und plötzlich ist das Model 3 gar nicht mehr früher dran als die angekündigten Mercedes EQ und VW I.D. – Elektromodelle.