Immer mehr Automarken zieht es in teure Innenstadtlagen. Auch Lotus setzt auf zentrale Showrooms.
Noch gibt es sie: Die klassischen „Automeilen“ am Rande einer Großstadt. Wo sich Glaspaläste von Premiummarken und Autohäuser von Mainstream-Herstellern in direkter Nachbarschaft von „Fähnchenhändlern“ und den Standorten von Werkstattketten befinden.
Automeile in der Innenstadt
Wer sich aktiv mit dem Kauf eines Autos beschäftigt, flaniert am Wochenende die betreffenden Straßen entlang, kann probesitzen, testfahren und sich Angebote einholen. Aber wie kommt man als Autohersteller an die Menschen, die das Thema Mobilität im Moment nicht ganz oben auf der Agenda haben? Und wie schafft es eine junge Marke, ohne große Investitionen in ein breites Händlernetz Aufmerksamkeit zu bekommen? Eine hohe Bekanntheit ist wichtig, auch um Menschen im Zeitalter des digitalen Vertriebs auf die firmeneigene Website zu locken.
Dafür entsteht mancherorts eine zweite „Automeile“. Nicht draußen auf der grünen Wiese, sondern mitten in der Stadt. Gut zu beobachten ist diese Entwicklung bei einem Streifzug durch die bayerische Landeshauptstadt München.
In absoluter Bestlage, wo die Immobilienentwickler ohne schlechtes Gewissen mit hohen sechsstelligen Mietumsätzen kalkulieren, kann man viele Marken entdecken. Der „Club“ von Lynk & Co. liegt nur wenige Gehminute vom „Genesis-Studio“ in der Fußgängerzone (!) entfernt. Auch Polstar lädt Passanten in seinen „Space“. Wo früher Schuhe verkauft wurden, präsentiert jetzt Fisker sein Elektro-SUV Ocean. Und gegenüber dem traditionellen Showroom von Mercedes-Benz am Odeonsplatz residieren Cupra und Lucid.
Genug Automarken, die um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen? Noch nicht, denn jetzt ist auch Lotus mit einem eigenen Store in der Münchner Innenstadt vertreten. Auch hier soll vor allem die Marke präsentiert werden. Auch wenn der Verkauf von Autos nicht im Vordergrund steht, hat der Store Manager gewiss nichts dagegen, wenn nach dem doppelten Espresso an der Bar ein Emira – der letzte Verbrenner der Marke – oder ein Eletre bestellt wird.
Lotus setzt auf Händler
Im Gegensatz zu einigen Marken wie Nio setzt Lotus dabei jedoch nicht auf ein direktes Online-Geschäft. Die britische Marke, die sich jetzt unter den Fittichen des chinesischen Geely-Konzerns zum globalen Player im Premiumsegment aufschwingen will, setzt auf ein klassischen Händlernetz. Der Kaufvertrag mit dem Kunden eines Elektro-SUV oder eines zweisitzigen Sportwagens – beide aktuell ab rund 96.000 Euro zu haben – wird vom Händler geschlossen. Das Autohaus kümmert sich nach der Auslieferung auch um den Service. Im Gegensatz zur Geely-Schwestermarke Polestar sind es nicht (nur) Volvo-Händler, die Lotus-Fahrzeuge in ihren Werkstätten empfangen.
Bis zum Jahr 2028 will Lotus, so das Unternehmen, „zu einem führenden Anbieter von luxuriöser Elektromobilität“ werden. Nach dem Eletre folgt in Kürze eine sportliche Limousine im Format des Porsche Taycan. Sechsstellige Absatzzahlen sind geplant. Das traditionelle Werk von Lotus in Großbritannien wird davon nicht großartig profitieren. Hier wird aktuell noch der Emira gebaut, zudem entstehen am Stammsitz der Marke auch limitierte Hypercars. Der Eletre und künftige Absatz-Treiber für die Marke kommen aber aus einer Fabrik in China.
Bald in Deutschland, schon im Video: Zeekr 001