Lotus bricht mit allen Traditionen: Der neue Eletre ist ein Elektro-SUV, das in China gebaut wird.
Vorbild Porsche? Die Stuttgarter waren einst ein Sportwagenhersteller. Dann kam der Cayenne. Ein SUV hinter dem Markenwappen. Und fuhr direkt vom Marktstart auf der Erfolgsspur, ebnete den Weg für den kleineren Macan, den Panamera und damit letztendlich auch den Taycan. Ein Sportwagenbauer ist Porsche schon lange nicht mehr, die viertürigen Modelle dominieren in den Verkaufszahlen.
Ein Lotus aus China
Die Entwicklung dürften sich die Strategen von Lotus auch wünschen. Der Nischenanbieter mit Sitz in Großbritannien gehört mittlerweile zum chinesischen Geely-Konzern, so wie auch Volvo und Polestar. Der neue Eigentümer hat mit Lotus viel vor. Die Produktion der klassischen Sportwagen Elise und Exige ist ausgelaufen. Der Emira hält die Racing-Fahne hoch. Zum Game Changer soll aber der neue Lotus Eletre werden, nebenbei für den Cayenne-Effekt sorgen. Denn der neueste Lotus ist ein SUV.
Aber nicht nur das, zudem ist der Eletre der erste rein elektrische Lotus. Gebaut wird er nicht „auf der Insel“, sondern in China. Kann man eine Marke mit nur einer Premiere mehr auf Links drehen?
Wir sehen wir auch den größten aller Lotus: 5,10 Meter lang ist der Eletre, mit Außenspiegeln bis zu 2,23 Meter breit und 1,63 Meter hoch. Die Karosserie mit dem flachen Heck und dem verstellbaren Heckspoiler strahlt Aerodynamik aus, erinnert aber an der recht uninspirierten Front, trotz der Sortwagenlinien, entfernt an die Konzernschwester Lynk & Co.
Je nach Kühlluftbedarf für Akku und Antrieb können sich die Gitter in der Frontmaske öffnen. Die Matrix-LED-Scheinwerfer sollen, wie auch die Rückleuchten, beim Laden des Elektroautos den Füllstand des Akkus anzeigen können.
Lidar an Bord
Im Cockpit dominiert ein 15,1 Zoll großes Display auf der Mittelkonsole das Geschehen, außerdem gibt es ein Head-up-Display, das seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe spiegelt. Optional bietet Lotus Kameras anstelle von Außenspiegeln an. Mit einer eSIM ist der Lotus Eletre an das Internet angeschlossen, über den 5G-Mobilfunkstandard kommen Updates bei Bedarf „over-the-air“ ins Auto. Erstmals ist ein Lidar-Sensor an Bord, der in Zukunft auch automatisierte Fahrfunktionen über Level 2 hinaus möglich machen soll.
Die Plattform, Electric Premium Architecture (EPA) genannt, wurde für den Eletre und weitere zukünftige Lotus-Modelle neu entwickelt. Sie bietet eine serienmäßige Luftfederung mit aktiven Dämpfern. Der Einsatz von Aluminium soll das Gewicht senken. Auch bei der Karosserie kommt, neben Kohlefaser, das Leichtmetall zum Einsatz. Vom Leichtgewicht-Charakter früherer Lotus-Sportwagen dürfte der Eletre aber weit entfernt sein.
Im gleichen Zug wird aber auch nicht mit Leistung gegeizt – ein weiterer Bruch mit der Markentradition. Zwei Elektromotoren sorgen für Allradantrieb und eine Systemleistung von maximal 441 kW (600 PS). In unter drei Sekunden soll das SUV aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen können. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 260 km/h angegeben.
350 kW Ladeleistung
800 Volt-Technologie, wie man sie auch von Porsche Taycan und Audi e-tron GT sowie Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 kennt, soll für kurze Ladezeiten sorgen. Der Akku des Lotus Eletre bietet, den ersten technischen Daten zufolge, eine Speicherkapazität von „über 100 kWh“. Am Schnelllader sind bis zu 350 kW Ladeleistung möglich, in 20 Minuten so weit geladen, dass man 400 Kilometer weit fahren kann. Wechselstrom fließt mit bis zu 22 kWh. Die Reichweite bei voller Batterie wird mit 600 Kilometern angegeben.
Die Produktion des Lotus Eletre soll im Laufe des Jahres 2022 in China anlaufen, 2023 wird er dann bei uns auf den Markt kommen. Wie Lotus den Vertrieb aufstellen will, ist noch nicht bekannt. Aktuell hat die Marke nur eine Handvoll Händler. Zu den Preisen schweigen sich die Briten noch aus, sie dürften bei rund 120.000 Euro beginnen.