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Opel hat für seinen Rückweg in die Profitabilität viele alte Zöpfe abgeschnitten. In der Marketingkommunikation geht man neue Wege und parkt in unseren Köpfen um; wenn das nicht reicht, setzt man zum multimedialen Quantensprung an. Und das gelingt mit neuen Autos. Der unaufgeregt-pragmatische Kleinwagen Karl als Gegenpol zum hippen Adam ist eine gute Ergänzung der Modellpalette und wird – neben Pflegediensten und Pizzaboten – auch viele private Käufer finden. Jetzt ist das wichtigste Modell der Marke mit dem Blitz dran, der neue Astra rollt auf die Bühne.
Nach dem Fünftürer (Vorstellung vor ein paar Monaten, Bericht hier) gibt es nun den Kombi zu sehen, wieder unter dem Namen Sports Tourer. Schon der kurze Astra ist mit am Heck zu asiatisch (die durchgebrochene C-Säule), und der Caravan, Entschuldigung, Sports Tourer spielt dieses globale „Ich-will-allen-gefallen“-Spiel gleich mit. Das macht ihn am Heck leider nicht nur beliebig. Fast scheint es, als ob die Designer kurz vor dem Kreativprozess auf der Tokyo Motor Show vor zwei Jahren eine Subaru-Studie recht lange und interessiert angeschaut haben. Eben dieser Subaru, der Levorg, ist auch ganz frisch auf dem Markt – eben rollen die ersten Fahrzeuge zu den Händlern, und wie der Hesse lässt sich auch der Japaner in Frankfurt das Scheinwerferlicht auf den Lack scheinen.
Vergleichen wir mal ganz unvoreingenommen die Hinterteile beider Kompaktkombis. Die Grundproportionen der breiten Heckleuchten, vor allem aber das Blechteil der Heckklappe dazwischen mit der herausmodellierten Abrisskante, das darunter liegende Kennzeichen (beim Subaru in einer engeren Blechkuhle) , der Knick in den seitlich hochgezogenen Stoßfängern und die beiden Endrohre (zumindest bei einigen Astra-Motorisierungen) entsprechen schon ziemlich dem gleichen Designanspruch. „Umparken im Kopf“ kann also auch „Umparken von Halle 4.0 in 8.0“ sein – wer auf der IAA im Menschenauflauf kein gutes Bild vom Astra Sports Tourer bekommt, geht eben mal fix (ca. 5 Minuten zu Fuß) zu Subaru rüber. Oder umgekehrt.
Wie der Astra-Fünftürer spielt auch der Kombi mit der letzten Dachsäule, hier ist es ja nun die D-Säule. Eine breite Chromleiste fällt von der Oberseite der Fenster diagonal ab. Bei dunkleren Farben (die Pressefotos zeigen erstmal nur Silber) kann das durchaus keck aussehen. Zudem unterstreich dieses Gestaltungselement, dass Opel der Versuchung widerstanden hat, dem Kombi ein dynamisch-flaches Heck zu modellieren. Eine steilere Heckscheibe bringt mehr maximalen Laderaum und genau dafür ist ein Kombi ja auch da. Glückwunsch zu diesem konstruktiven und optischen Ladebekenntnis. Bis zu den Vordertüren entspricht der Sports Tourer natürlich seinem Bruder, inklusive dem Kühlergrill, der sich nicht ganz zwischen Chromspielerei (obere Hälfte) und schwarzen 3D-Kunststoffelementen (der Rest) entscheiden kann. Erste Nachrüstlösungen von Tunern mit einem großen Rahmen werden nicht lange auf sich warten lassen.
Auch der Sports Tourer soll bis zu 200 kg leichter ausfallen als der Vorgänger. In den Abmessungen entspricht er diesem weitgehend (4,7 Meter lang, 1,9 Meter breit und 1,5 Meter hoch), bietet aber mehr Innenraumlänge und –höhe. Das maximale Ladevolumen ist auf 1.630 Liter gewachsen. Die Hauptkritikpunkte am Vorgänger hat Opel also beseitigt. Das Motorenportfolio entspricht mit Benzinern und Dieseln zwischen 95 bis 200 PS der Astra Limousine. Der stärkste Motor ist das neueste Familienmitglied, ein 1,6 Liter-Turbobenziner. Bestellen kann man den Kombi ab 10. Oktober 2015.
Was wir uns jetzt noch wünschen ist die Wiederbelebung des Kürzels GSI. Knapp mehr Leistung, z.B. 220 Pferdchen aus dem gleichen Motor, mit dezenten Sportaccessoires Innen und Außen sowie aufgeklebten GSI-Schriftzügen am Heck und am Frontstoßfänger – und Opel hätte ein neues Kult-Kompaktmobil.