510 PS im SUV? Klingt gut. Aus Italien? Klingt noch besser!
„La seduzione“ mag manch ein Mensch, egal ob Frau oder Mann, noch über die Lippen bringen, wenn er (oder sie) einmal im Leben mit der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio Zeit verbringen durfte. Erleben konnte, wie das mechanische Zusammenspiel aus dem 510 PS starken V6-Biturbo und Hinterradantrieb aus der Mittelklasselimousine eine nicht immer voll berechenbare Fahrmaschine macht.
Womit wir schon voll im „Ja, aber!“ potenzieller Käufer stecken könnten. Dann nämlich, wenn man auch bei nasser Straße oder im Winter der Leistung frönen möchte. Ohne, dass die beiden hinteren Pirellis noch bei Landstraßentempo zum überholen ansetzen. Und auch dann, wenn das Stufenheckauto trotz der sexy Form halt so gar nicht in den aktuellen Lifestyle passt. Genau dann schickt Giulia ihren großen Bruder zum Casting. Wir sind wieder im Er/Sie-Szenario, die merken das. Und wie die Schwester war auch der Stelvio beim Bodybuilding, bevor sie ihm im Tattoo-Studio das grüne Kleeblatt auf die Schultern gemalt haben.
Mit automatisch zuschaltbarem Allradantrieb und eben jener ach so modernen SUV-Karosserie mitsamt großer Heckklappe ist der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio plötzlich der nahbarere Hochleistungssportwagen mit vier Türen. Die Zutaten aus der Hexenküche südlich der Alpen wurden dabei aus dem gleichen Regal genommen. Auch eine halbe Etage höher eröffnet sich eine ergonomisch perfekte Sitzposition hinter dem griffigen Dreispeichenlenkrad, in dem der rote Startknopf den Kampf gegen die Fliehkräfte eröffnet.
In nur 3,8 Sekunden, und damit ein Zehntel schneller als die Giulia mit nur zwei angetriebenen Rädern, spurtet der Stelvio mit Kleeblatt auf 100km/h. Maximal sind 283 km/h Höchstgeschwindigkeit drin. Egal, wann man dazwischen den rechten Fuß fallen lässt, die Gesetze der Physik scheinen kurz außer Kraft gesetzt zu sein.
Viel Lärm macht der Stelvio dabei nicht um seine Potenz. Erst, wenn man den DNA-Drehregler auf „Race“ wird es kontinuierlich laut. Und hart, trotz schaltbarer Dämpferabstimmung. Also feiert man den Italiener lieber in den Stellungen „N“ und „D“, hat die Versicherung der ESP im Hinterkopf und genießt die direkte und präzise Lenkung sowie einen durchaus brauchbaren Federungskomfort trotz der 20-Zöller mit kaum Reifenquerschnitt.
Bei dieser Leistung unter der Haube hat man stets beide Augen auf die Straße gerichtet. Das kommt dem Stelvio zugute, rückt damit doch sein Infotainment nicht so sehr in den Mittelpunkt des Interesses. Apple CarPlay kann es zwar mittlerweile, die Auflösung des Bildschirms und die träge Reaktionszeit auf Befehle des ergonomisch gut platzierten Drehreglers sind aber nicht mehr wirklich zeitgemäß.
Kleinkariert? Nicht unbedingt, wenn man aus Sicht potenzieller Käufer denkt. Die haben das Geld für und die Lust auf ein Hochleistungs-SUV, sind gleichzeitig aber auch neueste Technologien in Sachen Unterhaltungselektronik gewohnt. Die Zielgruppe, der es ausschließlich auf die zweifelsohne erhabene Maschinenbaukunst ankommt, wird kontinuierlich kleiner.
Fazit zum Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio
Wie die Giulia Quadrifoglio ist auch der 510 PS-Stelvio eine reine Fahrmaschine. Noch mehr als die Limousine schafft er es aber, Alltagstauglichkeit in seinem Wesen so zu verankern, dass man sich für das normale Alltagsherumgefahre nicht immer strikt am Riemen reißen muss. Gleichzeitig lässt er aber auch auf der Rennstrecke andere im wahrsten Sinne des Wortes stehen.
Der Benzinverbrauch von durchschnittlich 13 Liter Super auf 100 Kilometer schreckt da manche wohl weniger ab als der Selbstbewusste Preis von 89.000 Euro. Trotzdem sollte man sich vor der ersten Probefahrt über die Suchtgefahr im Klaren sein.
Technische Daten
Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio |
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Hubraum | 2.891ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 375 kW / 510 PS bei 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 600 Nm bei 2.500 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 3,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 283 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 9,8 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 13,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli Scorpion 255/45 R20 v. / 285/45 R20 h. |
Leergewicht | 1.830 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.701 / 1.955 / 1.689 mm |
Grundpreis | 89.000 Euro |
Testwagenpreis | 103.260 Euro |