Audi Charging Hub Laden mit Lounge

In Nürnberg eröffnet der erste Audi Charging Hub. Wir waren schon da und haben auch ein Video mitgebracht.

Der Wandel vom Verbrenner zur Elektromobilität ändert nicht nur die Technik der Autos, sondern stellt auch neue Ansprüche an die Infrastruktur und das Verhalten der Autofahrer und Autofahrerinnen.

Der kurze Boxenstopp, bei dem in fünf Minuten 60 Liter Diesel oder E10 in den Tank gepumpt, ein Käsebrot und ein Kaffee (bitte sehr im wiederverwendbaren, mitgebrachten Becher) gekauft werden und die Fahrt weitergeht, findet mit Elektroautos nicht mehr statt. Das Laden unterwegs benötigt, auch am Schnelllader, mehr Zeit.

Das Video: Besuch des Charging Hub

Tesla hat als Pionier mit seinen E-Autos auch gleich die nötige Infrastruktur in Form des markeneigenen Supercharger-Netzwerks mitgebracht. Auch das war ein wichtiger Baustein zum großen Erfolg von Elon Musk und seiner Firma.
Die deutschen Autobauer sind mit Hyundai und Kia im Ionity-Netzwerk organisiert, EnBW und Fastned bauen ebenfalls Schnellladeparks auf. Mittlerweile muss man auch nicht immer nur im Nieselregen hinter LKW-Parkplätzen und Müllcontainern in der hintersten Ecke eines Rasthofs seine Zeit verbringen. Vor allem Fastned sorgt zumindest ein Dach über dem Kopf.

Audi, im Volkswagen-Konzern für die Premiumkunden zuständig, will das Ladeerlebnis auf ein neues Niveau hieven. Am 23. Dezember 2021 eröffnet an der Messe in Nürnberg der Audi Charging Hub. Freunde von Airline-Lounges an Flughäfen werden sich schnell zuhause fühlen.
Auf einem 700 Quadratmeter großen Grundstück hat der Autohersteller ein aus einzelnen Modulen zusammengesetztes Gebäude auf den Asphalt gestellt, an dem sechs Schnellladepunkte mit jeweils 320 kW Leistung zur Verfügung stehen. Alle Stellplätze sind überdacht, Schwenkarme für die dicken Kabel sorgen für Komfort und saubere Hände.

80 Ladevorgänge pro Tag

Für die Schnelllader mussten keine neue Stromtrassen an den Standort gelegt werden. Im Innern des Gebäudes speichern 960 Batteriemodule, die aus Erprobungsfahrzeugen des Audi e-tron ausgebaut wurden, Strom. Insgesamt 2,45 MWh können hier bunkern. Wo kommt der her?

Dem Audi Charging Hub reicht ein 200 kW-Anschluss an das bereits vorhandene Niederspannungsnetz. Hier wird „grüner“, also aus regenerativen Quellen gewonnener Strom, eingespeist. Außerdem liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes bis zu 30 kW Strom.

Der große Energiespeicher sorgt also dafür, dass auch zu Peak-Zeiten die Ladepunkte mehrmals hintereinander von verschiedenen Autos angesteuert werden können. 80 Autos pro Tag sollen kein Problem sein. Über den Stromanschluss und die Solarzellen auf dem Dach fließt die Energie dann langsam wieder nach und füllt die Akkus.

Fahrer eines Audi-Elektroautos können über ihre Ladeapp einen Ladepunkt reservieren. Mit dem markeneigenen Ladevertrag kostet die Kilowattstunde am Audi Charging Hub 31 Cent. Auch andere Elektroautos können den Standort ansteuern. Freie Ladepunkte, die auch nicht reserviert sind, können genutzt werden. Zur Abrechnung akzeptiert die Station die gängigen Ladekarten und -apps und Plugsurfing und Co.

Zwei-Klassen-Lounge

Audi Charging Hub Nuernberg

Ein „Lounge“ Bereich steht dann im Obergeschoss als wetterfester und klimatisierter Rückzugsort zur Verfügung. Sanitäre Anlagen sind vorhanden, ebenso Verkaufsautomaten für Getränke und Snacks. Hier kann man also bei WLAN im Internet surfen der arbeiten, während das Auto lädt. Den Fortschritt des Ladevorgangs zeigt ein großer Monitor an der Wand an.

Wer unten seinen Audi am Ladekabel parkt, bekommt Zugang in einen exklusiveres Lounge-Abteil. Die Verpflegung bleibt gleich, jedoch kann man auf Polstermöbeln Platz nehmen. Auch eine Terrasse gibt es nur im Audi-Abteil der Lounge. Neben einem Verleih von E-Scootern und einem Lieferservice für bestellte Lebensmittel zum Zeitpunkt des Ladevorgangs soll auch eine mobile Fahrzeugpflege angeboten werden.

Der erste Audi Charging Hub in Nürnberg will als Pilotstandort verstanden werden. Wenn das Konzept der Lade-Lounge akzeptiert wird und sich für Audi auch finanziell rechnet, können schnell weitere Standorte realisiert werden.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller (3), Bernd Conrad (4)