Der Audi A3 als Plug-in Hybrid mit 272 PS im Fahrbericht mit Video-Review.
Die SUV-Wellen können noch so gewaltig sein, der Crossover-Sturm noch so stark pusten: Die Kompaktklasse ist und bleibt für die meisten Kunden das Zentrum automobiler Bedürfnisse. Weniger sollte nicht, mehr muss nicht unbedingt sein – auch bei einem Premium-Produkt.
Audi ist mit dem A3 im Kompaktsegment vertreten. Der noblere Bruder von Cupra / Seat Leon, Skoda Octavia und VW Golf wird als Fünftürer mit dem Zusatznamen Sportback, als leicht hochgebockter Allstreet (wenn man die Sache mit dem SUV irgendwie doch nicht sein lassen kann) und als viertürige Stufenhecklimousine angeboten. Das Modellangebot erstreckt sich vom 116 PS starken Basis-Diesel bis zum Audi S3 mit 333 PS und dem nochmals potenteren RS3 mit 400 Pferdestärken aus seinem Fünfzylinder-Turbo. Mittendrin: Der elektrifizierte Benziner mit Stecker, allgemein bekannt als Plug-in Hybrid und bei Audi kryptisch als TFSI e beschrieben (während bei neueren Modellen wie A5 und A6 der Zusatzname e-hybrid genutzt wird – es ist kompliziert).
Alltagstaugliche Elektrifizierung
Den Audi A3 TFSI e gibt es nur als Sportback und Allstreet im Abenteuer-Look. Beide nutzen die aktuellen Konzern-Technologie und bieten damit, im Gegensatz zum Vorgänger, alltagstaugliche E-Reichweiten. Ein Akku mit 19,7 Kilowattstunden netto nutzbarer Speicherkapazität (brutto 25,7 kWh) soll, je nach Konfiguration, für einen elektrischen Radius von bis zu 143 Kilometern sorgen und damit die meisten Alltagsfahrten abdecken. Geladen wird an einer Wallbox oder öffentlichen Ladesäule dreiphasig mit 11 kW, am Schnelllader ist die Aufnahme von Strom mit bis zu 50 kW Leistung möglich. Klar: Mit einem Plug-in Hybrid wird niemand Ladepark-Hopping betreiben. Für das spontane Laden auf dem Parkplatz eines Supermarkts, in dem man seine Einkäufe erledigt, ist der CCS-Stecker im vorderen linken Kotflügel des Kompakten aber ein Vorteil.
Zwei Leistungsstufen werden angeboten, die sich im TSI-Benziner und der Softwareabstimmung unterscheiden. Und in der Modellbezeichnung, die beim A3 weiterhin auf die wenig greifbaren Zahlenkombinationen zur Einordnung setzt. Der Audi A3 40 TFSI e kommt mit einem 150 PS starken 1.5 TSI, der im Verbund mit dem Elektromotor und dessen 85 kW (115 PS) auf eine Systemleistung von 150 kW / 204 PS kommt. Der 45 TFSI e hat 200 kW / 272 PS. Dabei bleibt die E-Maschine mit 85 kW unverändert, der Benziner entwickelt 130 kW / 177 PS. Der stärkere Doppelmotor-Antrieb ist an die Ausstattungslinie S Line zwangsgekoppelt, um den dynamischen Charakter zu unterstreichen. Ob der Audi A3 Sportback 45 TFSI e diesen Anspruch einlösen kann und ob er sein Reichweiten-Versprechen hält, das testen wir bei einer ausgiebigen Probefahrt.
Der Test im Video
Mit fast vollem Akku (das Auto wurde mutmaßlich am Vorabend vollgeladen und hat über Nacht ein paar Elektronen verloren) zeigt die Anzeige im digitalen Kombiinstrument 112 Kilometer möglichen Radius ohne Einsatz des Verbrenners an. Wir stromern los. Der Fünftürer nimmt Landstraßen und Ortsdurchfahrten mit Ampelstropps unter die 18-Zoll-Räder, aber auch eine etwa acht Kilometer lange Autobahn-Etappe. Hier kann man bis zu einer Geschwindigkeit von 140 km/h rein elektrisch fahren, was wir ausprobieren und ausnutzen.
Nicht nur an der Autobahnausfahrt, sondern auch vor Ortseinfahrten oder Kreuzungen, hilft die Aktvierung einer stärkeren Rekuperations-Stufe beim Energiesparen. Dafür kann man die linke Schaltwippe am Lenkrad nutzen, sehr praktisch. Die Umsetzung des Systems wird jedoch etwas hemdsärmelig. Obwohl die Zugbewegung am Kunststoffteil im aktivierten EV-Fahrmodus alleinig die Energie-Rückgewinnung intensiviert und das auch im digitalen Instrument angezeigt wird, wechselt die Anzeige für die Gangstufe der S-Tronic-Doppelkupplungsautomatik in den manuellen Modus. Du kannst also munter herunterschalten, wobei sich die Intensität des gefühlten Widerstands nicht erhöht. Zur Deaktivierung zieht man an der rechten Wippe. Die verstärkte Rekuperation lässt nach, die Gang-Anzeige wechselt in „D“. Gewohnt zuverlässig arbeitet die automatisch gesteuerte Energie-Rekuperation, die Sensoren und Kameras der Fahrassistenz sowie Daten des Navigationssystems nutzt. Vor Ortseinfahrten wird sanft abgebremst, ebenso beim Aufschließen auf langsamere Fahrzeuge voraus.
Jetzt wurde aber genug über Rekuperation gesprochen, wie sieht es denn mit dem Vortrieb aus? Der elektrische Fahrmodus ist Programm. Der Plug-in Hybrid wird konsequent von der 85 kWh starken E-Maschine angetrieben, was für die Teilnahme im Verkehr mehr als ausreichend ist. Leider fehlt eine Energieflussanzeige hinter dem Lenkrad oder im recht tief platzierten (aber damit nicht die Sicht nach vorne versperrenden) MMI-Touchscreen-Display.
Auf kurvigen Straßen zeigt der mit optionaler Progressivlenkung ausgestattete Testwagen das dynamische Wesen des Audi A3. Das gilt auch für die Abstimmung des Fahrwerks. Obwohl die S Line bei den Plug-in Hybriden auf das Sportfahrwerk mit Tieferlegung verzichtet, zählst du an Bord des Kompakten Bodenwellen und Kanten im Asphalt direkt mit. Hartes Durchschlagen bis zum Feder-Anschlag verkneift sich das Fahrwerk zwar, seine Straffheit sollte man aber bei einer Probefahrt vor dem Kauf / Leasing ausführlich checken und beurteilen. Keine Linderung bringt die Option des adaptiven Fahrwerks mit Komfort-Einstellung der Dämpfer. Dieses Extra bietet Audi für die TFSI e – Modelle nicht an.
Der Tageskilometerzähler wechselt ins dreistellige, die Akku-Anzeige sinkt auf null. Schön: Man kann den Akku subjektiv wirklich leerfahren. Klar, auch im Audi bleibt ein Elektronen-Rest für die Hybridfunktion und die Boost-Unterstützung beim Beschleunigen auf Vorrat, er ist aber in der Anzeige und somit im Erlebnis für den Fahrer mit einkalkuliert. Nach 104 Kilometern setzt der TSI-Benziner ein. Sein Reichweiten-Versprechen hat der Audi A3 45 TFSI e also gehalten, die Differenz zur Werksangabe gehen angesichts unserer Autobahnfahrt bei Elektro-Spitzentempo 140 in Ordnung. Der Bordcomputer meldet einen Durchschnittsverbrauch von 19,1 kWh / 100 km. Ein reines Elektroauto wäre sparsamer mit Strom umgegangen, das sei am Rande erwähnt.
Wie schnell lädt er?

Der Parkplatz eines Discounters in der nächsten Stadt hält einen Schnelllader vor. Wir parken ein uns stecken an. Der Kommunikationsaufbau zwischen Ladesäule und Auto dauert nur wenige Sekunden, dann klettert die Leistungsanzeige im Display des Ladeapparats nach oben. Auch hier hält der A3 sein Versprechen. 50,4 kW Ladeleistung werden direkt erreicht und gehalten. Bei 15 Prozent State-of-Charge (Neudeutsch für Ladezustand) sinkt sie auf Werte zwischen 40 und 43 kW und bleibt hier stabil. Wer also mal kurz seinen Einkauf erledigt oder unterwegs sein Mittagessen holt, kann seinen Plug-in Hybrid wieder aufladen – eine willkommene Funktion, zusätzlich zum regulären Laden an der Wallbox, beispielsweise beim Arbeitgeber oder zuhause.
Allzu umfangreich sollten die Einkäufe nicht werden. Das Ladevolumen des Kofferraums sinkt, weil der A3 neben dem 40 Liter großen Tank auch den Akku unter sein Kleidchen stecken musste, um 100 auf 280 Liter. Es fehlt an Stauraum unter dem doppelten Ladeboden. Nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen steigt die Gepäck-Kompetenz auf 1.100 Liter. Auch das ist knapp, wie das Platzangebot im Fond für Menschen. Im Gegensatz zu seinen Konzern-Brüdern und vielen Mitbewerbern spart der Audi A3 Sportback an Knieraum. Bequemer ist es vorne, wenngleich die integrierten Kopfstützen der Sportsitzen etwas zu weit nach vorne geneigt sind.
Die Materialgüte im A3-Innenraum hat Höhen und Tiefen. Einige Kunststoffe, beispielsweise in den Türverkleidungen, werden dem Premium-Anspruch der Marke nicht gerecht. Die schicke Mikrofaser-Einlage im Cockpit wirkt schon beim noch neuen Auto etwas angebrabbelt, im Gegensatz zum identischen Material auf den Sitzen. Löblich ist das Bedienkonzept, bei dem der nicht mehr ganz taufrische auf die aktuelle Audi-Idee einer „digitalen Bühne“ verzichtet. Neben den beiden Displays drückt man für die Klimasteuerung und die direkte Wahl von Menüpunkten mit Freude auf satt rastende Tasten, die Audio-Lautstärke lässt sich in der Mittelkonsole einstellen. Drumherum hätten die Gestalter gerne auf die pflegeintensiven Hochglanz-Flächen verzichten dürfen.
Preis und Ausstattung

Ein günstiges Auto ist ein Audi im Allgemeinen und ein A3 Plug-in Hybrid im Speziellen nicht. Der 45 TFSI i mit 200 kW / 272 PS kommt serienmäßig im sportlich ausgeprägten S-Line-Trimm, kostet mit 47.700 Euro überschaubare 1.400 Euro mehr als die entsprechende Version mit 204 PS Systemleistung. Beim flüchtigen Blick in den Konfigurator ein zwar teures, im Verhältnis zu den Technik-Brüdern von VW und Cupra aber nicht zu ausuferndes Angebot, oder? Der VW Golf GTE mit gleicher Technik steht ab 47.895 Euro parat, der Cupra Leon e-Hybrid VZ für 48.255 Euro.
Mit dem Grundpreis ist es in den meisten Fällen nicht getan. Die 160 Seiten lange Audi-Preisliste hält viele Optionen vor, meist in Paketen zusammengefasst. Immerhin kann man den Kompakten mit feinen Extras wie Head-up-Display und Matrix-LED-Scheinwerfern ausstatten, den Lautsprecherklang des Sonos-Systems genießen. Der A3 wird somit zur Alternative von Firmenwagenfahrern, die den Steuervorteil eines Plug-in Hybrids nutzen möchten, bei denen aber weder Platzbedarf noch Geltungsdrang nach einem Modell der Mittel- oder Oberklasse verlangen. Auch wenn unser Testwagen in der Gratisfarbe „Arkonaweiß“ auftritt, hat er doch fast alles an Bord, was die Regale so hergeben. Das summiert sich auf einen heftigen Listenpreis von 62.910 Euro.
Zum Vergleich: Ein VW Golf GTE lässt sich (ohne dort erhältliches DCC-Fahrwerk mit adaptiver Dämpferregelung) mit ähnlicher Ausstattung auf 53.395 Euro bringen. Die Konfiguration eines Cupra Leon e-Hybrid VZ endet bei 51.800 Euro (DCC ist Serie).
Fazit

Der Audi A3 hält als Plug-in Hybrid sein Reichweiten-Versprechen. Bei Frühjahrstemperasturen und leichtem Regen schaffen wir, inklusive Autobahnanteil auf den Testfahrten, eine elektrische Reichweite von 104 Kilometern. Am Schnelllader steigt die Ladeleistung auf knapp über 50 kW, auch hier punktet der elektrifizierte Kompakte.
Das Kofferraumvolumen sinkt beim TFSI e um 100 Liter. Unverändert bleiben das knappe Platzangebot des A3 im Fond und die teils harten Kunststoffe im Innenraum. Das Bedienkonzept mit einer Mischung auf Touchscreen in Knöpfen gefällt mit seiner Logik. Teuer, vor allem bei den Optionen, bleibt der Audi A3 auch mit elektrifiziertem Antrieb samt Stecker.
Technische Daten
Audi A3 Sportback 45 TFSI e
- Antriebsart
- Plug-in Hybrid
- Antrieb
- Frontantrieb
- Hubraum
- 1.498 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 130 kW / 177 PS
- Max. Drehmoment
- 250 Nm bei 1.500 - 4.000 U/min
- Getriebe
- 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 85 kW (115 PS)
- Systemleistung: kW / PS
- 200 kW / 272 PS, 400 Nm
- Batterie
- 19,7 kWh netto (25,7 kWh brutto)
- Batterie: Typ
- Lithium-Ionen
- Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC)
- 50 kW
- Ladeleistung Gleichstrom (DC) im Test
- 50,4 kW
- Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
- 11 kW (dreiphasig)
- Tankinhalt
- 40 Liter
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 6,3 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch
- 140 km/h
- Höchstgeschwindigkeit
- 237 km/h
- Norm-Verbrauch kWh / 100 km
- 15,6 - 16,6 kWh
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 03, - 0,4 Liter / 5,0 - 5,4 Liter bei entladener Batterie
- Reichweite nach Norm
- 124 - 135 Kilometer
- Reichweite im Alltag
- 104 Kilometer am Test-Tag
- Kofferraumvolumen
- 280 - 1.100 Liter
- Leergewicht
- 1.685 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 1.400 kg
- Stützlast
- 80 kg
- Dachlast
- 75 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.354 / 1.816 / 1.466 mm
- Basispreis Modellvariante
- 47.700 Euro
- Testwagenpreis
- 62.910 Euro