Elektrifizierter Raumgleiter aus China: Der DFM Forthing 9 PHEV im Fahrbericht
Vans, international als MPVs bekannt (Multi Purpose Vehicle, Mehrzweckfahrzeug), reiten vor allem in China gerade auf einer Erfolgswelle. Fahrdienstleister und Shuttle-Dienste setzen auf die oft luxuriös ausgestatteten Fahrzeuge mit viel Platz. Im Gegensatz zu unseren Breitengraden und den USA, wo Vans vor der SUV-Welle in Mode waren, haftet ihren in Asien nicht das Image des Pampers-Bombers an.
Einige Modelle finden auch den Weg zu uns. Nicht nur als Luxusklasse-Alternative in Form des Lexus LM, sondern auch etwas bodenständiger – zumindest beim Preis. Der DFM Forthing 9 ist in Deutschland seit einiger Zeit mit einem Vollhybrid-Antrieb zu haben. Jetzt folgt der Plug-in Hybrid auf gleicher Basis. Was bietet der Van hinter dem massiven, silbern glitzernden Kühlergrill?
Uendliche Weiten
Der Hersteller Dongfeng kombiniert im 5,23 Meter langen Forthing 9 PHEV einen 1,5 Liter großen Vierzylinder-Benziner mit 150 PS und eine E-Maschine, die in er Spitze auf 130 kW / 177 PS kommt. Als Systemleistung werden 200 kW / 272 PS angegeben. Der Akku hat eine üppige Speicherkapazität von 34,9 kWh – genug für eine elektrische Reichweite von 145 Kilometern, im reinen Stadtverkehr nach Mess-Norm sogar bis zu 178 Kilometer. Die lokal emissionsfreie Tour kann also recht lang ausfallen, dafür zieht sich dann auch die Ladepause. Nach Herstellerangaben zieht der Forthin 9 Plug-in Hybrid Wechselstrom mit bis zu 6,6 kW – ein Dreiphasen-Ladegerät mit 11 kW gibt es nicht. Über den CCS-Anschluss kann der Akku in einer halben Stunde von 30 auf 80 Prozent seiner Speicherkapazität gehievt werden. Die nominelle Ladeleistung dürfte sich auch hier in Grenzen halten.
Unendliche Weiten bietet im Vergleich dazu der Innenraum. Die Ausprägung als Shuttlefahrzeug zeigt sich bei der Bestuhlung. Hinter Fahrer und Beifahrer stehen zwei feudale Einzelsessel hinter den elektrischen Schiebetüren. Beide sind elektrisch einstellbar, bieten zudem – wie die vorderen Sitze – Heizung, Lüftung und Massage. Gesteuert werden die Funktionen über kleine Touchscreen-Displays in den Armlehnen. Wie bei asiatischen Mitbewerbern ähnlicher Bauart sind die Sessel in Liegeposition mit ausgeklappter Beinauflage jedoch für große Europäer zu klein. Die Hierarchie im Innenraum ähnelt der in einem Verkehrsflugzeug. Hinter dem Cockpit kommt die Business Class, dann die Eco-Bestuhlung. Sie besteht hier in einer Dreiersitzbank ganz hinten. Sie ist bequem, das Raumangebot für die Knie wird jedoch deutlich eingeschränkt. Der Laderaum dahinter, zugänglich über die elektrische Heckklappe, fasst 450 Liter. Hinter der Ladekante geht es tief nach unten.
Koffer von Hotelgästen oder der eigenen Familie lassen sich stehend transportieren. Eine, bei uns noch nicht gezündete, Idee für mehr Variabilität ist die Möglichkeit, die Sitzlehnen der Bank nach vorne zu klappen. Dabei entsteht eine immens große Stufe. Diese Konfiguration ist aber nur ein Zwischenschritt zum ebenen Ladeboden, denn die geklappten Sitze lassen sich jetzt im Kofferraum versenken. Somit wird aus dem Forthing 9 ein luxuriöser Viersitzer mit großem Kofferraum und ebenem Ladeboden.
Weiter vorne gefällt die Materialauswahl an en Dekoren, weiter oben bestimmen drei große Displays die Armaturenlandschaft. Auch der Beifahrer hat seinen eigenen Touchscreen, hier kann er auch Entertainment-Apps abspielen. Außerdem sind beim Testwagen auch Google-Programme wie Maps installiert – für die Funktion benötigt man jedoch eine Internetverbindung über ein Smartphone. Eine Vielzahl von Fahrzeugeinstellungen lassen sich über den zentralen Touchscreen steuern, die Menüführung ist nur teilweise in deutscher Sprache, bei manchen Dingen wechselt die Anzeige ins Englische.
Der Fahreindruck
Der 130 kW starke Elektromotor treibt zum Start unserer Testfahrten alleinig den großen Chinesen an. Mit den fast 2,5 Tonnen Leergewicht kommt die Maschine gut zurecht. In zügigen Kurven merkt man die Massenträgheit, kontrolliert wechselt der Forthing 9 in sanftes Untersteuern. Federn und Dämpfer machen einen guten Job. Bei Landstraßentempo treten hörbare Windgeräusche um die A-Säulen in Erscheinung, was den Fahrkomfort etwas trübt.
Mit dem Wechsel in den Hybrid-Modus kommt der Vierzylinder-Benziner ins Spiel. Ohne heftigen Tritt aufs Gaspedal bleibt der Verbrenner akustisch im Hintergrund. Laut Bordcomputer pendelt sich der Verbrauch im Überlandverkehr bei 7,9 l/100 km ein. Beim Beschleunigen und „Segeln“ arbeitet die E-Masche mit zu oder alleinig. So wäre es auch bei augenscheinlich leerem Akku. Der Plug-in Hybrid lässt immer ausreichend Strom in der Batterie, die zudem während der Fahrt beim Bremsen oder durch Rekuperation im Schubbetrieb leicht geladen wird.
Und der Vollhybrid?
Am Ende des Test-Tages haben wir die Möglichkeit, einen DFM Forthing 9 Hybrid in der Variante ohne großen Akku und Ladestecker im Vergleich zu fahren. Hier leistet der 1,5-Liter-Benziner 180 kW / 245 PS. Eine Angabe zum Elektromotor, der aus einem 2,0 kWh großen Akku mit Energie versorgt wird, gibt es nicht. Der Vierzylinder ist deutlich präsenter als im Plug-in Hybrid, die hohe Geräuschkulisse passt nicht so recht zum feinen Interieur. Der Plug-in Hybrid ist also, nicht nur im rein elektrischen Fahrmodus, die komfortablere Alternative für den China-Van.
Preis und Garantie
52.995 Euro kostet der DFM Forthing 9 PHEV, er liegt damit 4.000 Euro über dem Vollhybriden. Die Serienausstattung umfasst die beschriebene Bestuhlung, elektrische Schiebetüren und ein Panorama-Glasschiebedach. Nach vorne strahlen LED-Scheinwerfer, die aber keine adaptiven Funktionen mitbringen.
Eine Neuwagen-Garantie über drei Jahre ohne Kilometerbegrenzung ist Teil des Pakets, das man bei einem der rund 200 Händlern des Importeurs erwerben kann. Neben dem Barkauf ist auch eine Finanzierung des Kaufpreises möglich. Leasingangebote, die bei einem Auto wie dem elektrifizierten „Neuner“ beim Vertrieb an Geschäftskunden Sinn machen, werden aktuell noch nicht aktiv beworben.
Fazit
Der Plug-in Hybrid erweist sich als komfortablere Antriebsart im DFM Forthing 9 als der Vollhybrid mit recht brummigem Motor. In der nicht gerade kleinen Karosserie bietet der Chinese Platz und Komfort. Der Preis ist, im Vergleich zur Van-Konkurrenz mit VW Multivan und Co., verhältnismäßig günstig. Trotzdem müssen Modell und Marke potenzielle Interessenten erstmal davon überzeugen, 53.000 Euro zu investieren. Interessante Leasing-Konditionen dürften helfen.
Technische Daten
DFM Forthing 9 Plug-in Hybrid
- Antriebsart
- Plug-in Hybrid
- Antrieb
- Frontantrieb
- Hubraum
- 1.497 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 110 kW / 150 PS bei 5.500 U/min
- Max. Drehmoment
- 230 Nm
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 130 kW (177 PS)
- Systemleistung: kW / PS
- 200 kW / 272 PS
- Batterie
- 34,9 kWh
- Tankinhalt
- 56 Liter
- Norm-Verbrauch kWh / 100 km
- 21,0 kWh / kombiniert 17,5 kWh
- Norm-Verbrauch auf 100km
- kombiniert 1,6 Liter
- Reichweite nach Norm
- 145 Kilometer
- Kofferraumvolumen
- 450 - 1.920 Liter
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- 245/45 R19
- Leergewicht
- 2.490 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 5.230 / 1.920 / 1.820 mm
- Grundpreis
- 52.995 Euro