BYD erweitert seine Modellpalette um das Elektro-SUV-Coupé Sealion 7. Alle Informationen gibt es hier.Fahrbericht mit Video-Review.
Die chinesische Marke BYD steht bei ihrer Europa-Expansion weiter auf dem rechten Pedal. Der bisher überschaubare Erfolg ist für die Strategen kein Hindernis. In Deutschland wurden von Januar bis einschließlich Oktober 2024 gerade einmal 2.137 Neufahrzeuge mit BYD erstmals zugelassen. Einer schwierigen Marktsituation und Zöllen will man mit Plug-in Hybriden wie dem BYD Seal U DM-I und einer Ausweitung der Modellpalette begegnen. Mit dem Sealion 7 kommt immerhin schon die siebte Baureihe bei uns auf den Markt.
Der BYD Sealion 7 im Video
Der BYD Sealion 7 folgt der „Ocean Serie“ des Herstellers, worauf schon der Tiername hindeutet. Er ist also der große Bruder des Kleinwagens Seagull (nicht für Europa), des Dolphin und der Limousine Seal. Mit ihr teilt sich der Sealion 7 nicht nur die Designsprache, sondern auch die „E-Platform 3.0“. Neben der Ocean-Serie gibt es mit dem Seal U (als Elektroauto und Plug-in Hybrid), der Limousine Han und dem großen Siebensitzer-SUV Tang drei weitere Modelle im deutschen Lieferprogramm der Marke.
Mit dem jetzt vorgestellten Sealion 7 will man Menschen ansprechen, die ein zwar hohen, aber nicht maximalen Nutzwert, und ausdrucksstarkes Design suchen. Was bietet sich da besser an als ein zeitgeistiges SUV-Coupé? Das schräge Heck spannt sich über ein großes Auto. Der Chinese ist 4,83 Meter lang, 1,93 Meter breit und 1,62 Meter hoch. Der Radstand von 2,93 Metern soll für üppige Platzverhältnisse im Innenraum sorgen. Das gilt auch für das Gepäck. 520 Liter fasst der Kofferraum, nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen ist er auf 1.789 Liter erweiterbar. Dazu kommt ein zusätzlicher Stauraum (Frunk, Front Trunk) unter der vorderen Haube. Dazu kommt eine Anhängelast von 1.500 Kilogramm.
Bis 390 kW mit Allradantrieb
Drei Versionen werden angeboten, das Basismodell mit dem Namen Comfort ist als Single-Motor-Variante mit Heckantrieb ausgestattet. Hier leistet die Maschine 230 kW (313 PS) und entwickelt ein Drehmoment von 390 Newtonmetern. In 6,7 Sekunden soll der Sealion 7 Comfort aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit ist, wie auch bei den Allradlern, bei 215 km/h elektronisch limitiert.
390 kW (530 PS) leistet der Zweimotoren-Allradantrieb in den Versionen Design und Excellence. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Ausstattung, die beim Topmodell mit Nappaleder, Head-up-Display und 20-Zoll-Rädern (statt 19 Zoll) erweitert wird. In 4,5 Sekunden geht es im AWD aus dem Stand auf Landstraßentempo, das Drehmoment wird mit 690 Newtonmetern angegeben.
Im Sealion 7 Excellence hat der LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) eine Speicherkapazität von 91,3 kW. Damit soll der mit einem WLTP-Normverbrauch von 21,9 kWh je 100 Kilometer bis zu 502 Kilometer weit kommen. Der Stromspeicher (Blade-Batterie) ist als „Body-to-Cell“ fest mit der Karosserie verbunden, es gibt also kein separates Gehäuse. Der Vorteil: Mit 11 Zentimetern kann die Bauhöhe geringgehalten werden, der Innenboden ist die Abdeckung der Akkus.
In den Versionen Comfort und Design, die sich nur durch den Allradantrieb unterscheiden, stehen 82,5 kWh Strom zur Verfügung. 482 Kilometer Reichweite werden für den Hecktriebler angegeben, das AWD-Modell soll 456 Kilometer weit kommen.
An der heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule zieht der Sealion 7 Wechselstrom mit durchschnittlichen 11 kW. Eine Akkuladung dauert dann also die ganze Nacht. Über den CCS-Anschluss erreichen die Modelle mit 82,5 kWh großer Batterie eine Ladeleistung von 150 kW, das Excellence-Modell soll mit bis zu 230 kW in 24 Minuten den Füllstand von zehn auf 80 Prozent bringen. Dafür ist aber eine entsprechende Ladesäule nötig. Mit 400 Volt dürfte die Leistung meist bei rund 200 kW gipfeln.
Eine Wärmepumpe für mehr Effizienz auch im Winter sowie eine V2L-Funktion (Vehicle-to-Loead) zählen zur Serienaustattung. Das Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorne und Mehrlenker-Aufhängung an der Hinterachse reagiert mit frequenzselektiven Dämpfern auf Anregungen von der Straßenoberfläche.
Im Video: Elektro-Limousine BYD Seal
Das Cockpit des BYD Sealion 7 trägt ein markentypisches 15,6-Zoll-Display mit Drehfunktion. Je nach Vorliebe kann man den Bildschirm also hochkant oder im Querformat positionieren. Das Navigationssystem arbeitet mit Echtzeit-Daten, die entsprechende Online-Anbindung ist für drei Jahre nach Erstzulassung gratis. Später soll dann wohl ein Abo-Modell folgen. Apple CarPlay und Android Auto sind an Bord. Die Ausstattungslinie Excellence bringt ein Head-up-Display mit, das seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe spiegelt.
Beide Vordersitze sind elektrisch einstellbar, außerdem gibt es Heizung und Lüftung. Auch die Außenplätze im Fond lassen sich bei Bedarf erwärmen. Die induktive Lademöglichkeit für ein Smartphone spendiert Strom mit 50 Watt Leistung, dazu kommen vier USB-C-Anschlüsse.
Die LED-Scheinwerfer an der Front belassen es beim Fernlichtassistenten, adaptive Lichtfunktionen gibt es leider nicht. Die Fahrassistenz umfasst eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Spurverlassenswarner und Querverkehrsüberwachung an Front und Heck. Zudem gibt es ein Fahrer-Überwachungssystem für Ablenkung, Müdigkeit und medizinische Notfälle.
Die Sitzprobe
Im Bick der Fahrer-Kamera sitzt man etwas hoch auf einem an sich bequemen Sitz mit integrierter Kopfstütze. Große Fahrer blicken nur ganz knapp unter der Sonnenblende durch die Windschutzscheibe. Zwei oder drei Zentimeter mehr Spielraum für die Verstellung der Sitztiefe wären schön. Das flache flache Akku-Paket im Fahrzeugboden sollte es möglich machen.
Auch bei einem weit hinten positionierten Vordersitz findet man im Fond sehr viel Platz für die Knie vor. Auch die Innenhöhe der Bank passt – fast. Leider ist die Sitzfläche nicht ausreichend nach hinten geneigt, wodurch eine unnötige Lücke zwischen Oberschenkel und Bezügen entsteht. Das wirkt nach einiger Zeit unentspannt. Die Kopffreiheit unter dem serienmäßigen Panorama-Glasdach (ohne Öffnungsfunktion) passt prima. Nur als großer Mensch stößt man mit der Frisur hinten an die Innenverkleidung. Dazu trägt auch die ungewöhnlich flachstehende Rücksitzlehne bei.
Der Fahrbericht
Wir sind nicht nur zur Sitzprobe, sondern auch für eine Testfahrt angereist. Für das erste Kennenlernen stellt BYD den Sealion 7 AWD Excellence, also mit Allradantrieb und großem Akku-Paket bereit.
Trotz des üppigen Leergewichts des Chinesen haben die 690 Newtonmeter leichtes Spiel. Die Fuhre schnalzt in Windeseile auf Landstraßentempo. Die Werksangabe von 4,5 Sekunden für die Beschleunigung von null auf 100 km/h erscheint glaubhaft. Im leichteren BYD Seal fühlte sich das Motorendoppel jedoch noch agiler an – der Limousine haben sie deswegen auch das Kürzel 3.8s (3,8 Sekunden für Nullhundert) ans Heck geklebt.
Das Sealion-Fahrwerk mit frequenzselektiven Dämpfern bietet hohen Komfort. Auch mit den großen 20-Zoll-Rädern des Testwagens werden kurze Wellen und Flicken im Straßenbau gut geschluckt. Trotzdem wirkt der Innenraum nicht vom Bodenbelag entkoppelt. Auf hohem Niveau ist auch die Geräuschdämmung. Abroll- oder Windgeräusche dringen kaum in den Innenraum.
Ein Ausloten der Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h ist am Test-Tag aufgrund der begrenzten Zeit mit dem Auto und verkehrsreichen Schnellstraßen nicht möglich. Das hilft, den Verbrauch zu drücken. 21,2 kWh je 100 Kilometer meldet der Bordcomputer am Ende, damit liegen wir unter dem WLTP-Normwert von 21,9 Kilowattstunden.
Preise und Ausstattung
Die Ausstattung der drei Varianten ist fast identisch. Bei BYD heißt das: Es ist fast alles an Bord, was man zum Autofahrerleben benötigt. Vom Navigationssystem über elektrisch verstellbare Vordersitze bis zum Glasdach reicht die Liste der Serienausstattung.
Das Basismodell Comfort mit Heckantrieb kostet 47.990 Euro. Damit liegt der Sealion 7 3.000 Euro über der Limousine BYD Seal. Der, im Vergleich zum Sealion 7, nur etwas kleinere BYD Seal U (auch ein SUV) ist als Elektro-Version bereits ab 41.990 Euro zu haben. Er hat Frontantrieb und einen 160 kW (218 PS) starken Motor unter der vorderen Haube.
Mit Allradantrieb, 20-Zoll-Felgen und 390 kW kostet der Sealion 7 als Design-Modell (so heißt die Version, obwohl Dual Motor o.ä. passender wäre) 53.990 Euro. Das Topmodell Excellence bringt den größeren Akku, Nappaleder im Innenraum und ein Head-up-Display mit. So konfiguriert kostet das SUV 58.990 Euro.
Preis-Vergleich mit der Konkurrenz
Blicken wir zur Einordung der Preise auf die Konkurrenz. Das Tesla Model Y mit Hinterradantrieb – vor Abzug einer aktuellen Kaufprämie in Höhe von 6.000 Euro, ab 45.970 Euro. Das Model Y Performance mit 393 kW (534 PS) – und damit bei der Systemleistung auf dem Niveau des 58.990 Euro teuren BYD – kostet auf der Website der US-Marke aktuell 60.970 Euro.
Wie der BYD kommt ein weiterer Mitbewerber aus China, der Xpeng G6. Er konnte im AUTONOTIZEN-Fahrbericht mit Video-Review bereits seine Qualitäten unter Beweis stellen. Mit 190 kW (258 PS) starkem Heckmotor ist der G6 ab 43.600 Euro zu haben. Für der Performance-Version mit 350 kW (476 PS) und einer WLTP-Reichweite von 550 Kilometern verlangt der Xpeng-Händler nach Bereithaltung von 51.600 Euro. Damit liegt der G6 deutlich unter dem BYD.
Der Blick auf diese Preise zeigt, wie heftig Tesla und Chinesen ihre deutschen Mitbewerber unterbieten. Der VW ID.4 GTX kostet mit einigen Optionen, aber ohne adaptives DCC-Fahrwerk, 67.600 Euro, Mit 250 kW (340 PS) ist er also 8.610 Euro teurer als der BYD, liegt 6.810 Euro über dem Tesla und sogar 16.000 Euro über dem Xpeng. Die Disruptoren haben, ganz nebenbei, noch deutlich leistungsstärkere Antriebe und größere Akkus.
Leasing und Garantie
BYD will Kunden für den Sealion 7 auch über Leasingangebote ansprechen. Dabei rechnen die Vertriebsstrategen der Marke mit einer Laufzeit von 48 Monaten bei einer Laufleistung von 10.000 Kilometern pro Jahr.
Privatkunden zahlen kann für den Sealion Comfort 535 Euro im Monat, für das Design-Modell (Allrad) 564 Euro und 584 Euro für den AWD Excellence. Die Netto-Raten für Gewerbekunden: 455 / 479 / 499 Euro (Comfort / Design / Excellence), jeweils netto ohne 19 Prozent Mehrwersteuer. Der Leasingfaktor für private Kunden ist also minimal besser.
Auf das Gesamtfahrzeug gibt es eine Neuwagengarantie von sechs Jahren bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern, acht Jahre bis zur gleichen Kilometerzahl auf die Komponenten des Elektroantriebs. Die Blade-Batterie wird mit einer Achtjahres-Garantie bis 200.000 Kilometer ausgestattet.
Fazit
BYD will seinen Absatz in Deutschland mehr als verzehnfachen. Dabei soll nicht nur eine neue Vertriebsstruktur unter eigener Regie mit mehr Händlern helfen, sondern auch die Ausweitung des schon heute breiten Modellprogramms. Als siebte (!) Baureihe startet noch vor Ende 2024 das SUV-Coupé Sealion mit Elektroantrieb - während der größere Tang noch immer nicht bestellbar ist. Bei der Sitzprobe gefällt der hochwertig anmutende Innenraum, während die Sitzposition vorne (zu hoch) und im Fond (Neigung der Bank) noch Feinschliff verträgt. Unterwegs gefällt der Sealion 7 mit seiner guten Geräuschdämmung.
Die Preise sind nicht wirklich günstig, wer das absolute Schnäppchen-SUV sucht, wird beim BYD-Händler eher auf dem Seal U schielen. Das Tesla Model Y ist (ohne Verkaufsförderung) etwas teurer als der Sealion 7. Der Preis-Vergleich mit dem VW ID.4 GTX zeigt einmal mehr, wie viel teurer deutsche Autos im Vergleich zur Konkurrenz der Importmarken sind.
Technische Daten
BYD Sealion 7 AWD Excellence |
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Antriebsart | Elektro |
Antrieb | Allradantrieb |
Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW | 160 kW (218 PS) |
Elektromotor vorn: Maximales Drehmoment | 300 Nm |
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW | 230 kW (313 PS) |
Elektromotor hinten: Maximales Drehmoment | 390 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 390 kW (530 PS), 690 Nm |
Batterie | 91,3 kWh |
Batterie: Typ | LFP (Lithium-Eisenphosphat) |
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) | 230 kW |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 11 kW (dreiphasig) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 215 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 21,9 kWh |
Reichweite nach Norm | 502 km |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 21,2 kWh (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 520 - 1.789 Liter + Frunk 58 Liter |
Leergewicht | 2.430 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.500 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.830 / 1.925 / 1.620 mm |
Basispreis Baureihe | 47.990 Euro |
Basispreis Modellvariante | 58.990 Euro |