Der Cupra Formentor im Vergleich mit dem Cupra Leon Sportstourer.
2018 hat Seat das beim Leon erfolgreiche Sportmodell Cupra auf das Kompakt-SUV Ateca übertragen und gleichzeitig die Karten neu gemischt. Das Topmodell fährt seitdem unter der Marke Cupra – und das mit Erfolg. In Deutschland sind 30 Prozent aller verkauften Ateca ein Cupra.
Schnell wurde entschieden, das neue Label mit einem eigenständigen Modell zu profilieren. 2019 stand der Cupra Formentor als Concept Car auf dem Genfer Autosalon, ein Jahr später wurde die Serienversion gezeigt. Jetzt rollt der Formentor zu den Händlern und Kunden.
Der Cupra-Vergleich im Video
Den Anfang macht die Modellversion Cupra Formentor VZ (spanisch „Veloz“, Geschwindigkeit, Schnelligkeit) mit einem 228 kW / 310 PS starken 2.0 TSI-Benziner und Allradantrieb. Er wird kein Solist bleiben. Die Ankündigung, mit dem Formentor ein Leistungsspektrum von 150 PS aufwärts abzudecken, sorgt aktuell bei vielen Fans für Skepsis.
Die Strategie dürfte aber aufgehen. Mit einem Cupra-Modell können Hersteller und Handel höhere Margen erzielen, das frische Image ermöglicht eine höhere Preispositionierung. Cupra fährt also in die Richtung, die der verstorbene E-Konzernchef Ferdinand Piech einst für Seat ausgab. Spannend wird, wie sich das spanische Mainstream-Label künftig im konzerninternen Wettbewerb mit Skoda behauptet.
Leon zum Start als E-Hybrid
Aber zurück zu Cupra. Dort ist nicht nur der Formentor ein aktuelles Thema. Ab November 2020 rollt auch der neue Cupra Leon in den Handel. Um sich nicht vom Start weg zu sehr mit dem Formentor zu kannibalisieren, strecken die Spanier den Start der einzelnen Motorversionen. Während der Formentor erst 2021 als Plug-in Hybrid kommt, startet der Cupra Leon als E-Hybrid mit 245 PS Systemleistung. Damit tritt er vorerst als Fünftürer gegen den VW Golf GTE und als Sportstourer gegen den Skoda Octavia RS iV an.
Wir wagen den ersten Vergleich zwischen Cupra Leon Sportstourer und Cupra Formentor. Beide Modelle dürften in Zukunft bei Kunden zur Wahl stehen, die ein geräumiges Auto mit einigermaßen kompakten Abmessungen suchen. Unabhängig von der Philosophie-Frage „Kombi oder SUV?“ bieten beide handfeste Vorteile.
Der Leon Sportstourer profitiert auch als Cupra vom 2,68 Meter langen Radstand, mit dem sich der Fünftürer gekonnt vom VW Golf absetzt. Bei den Kombimodellen herrscht Gleichstand, weil auch die Wolfsburger ihren Variant strecken. Den gibt es aber nicht als Sportmodell.
Welcher Spanier fasst mehr Gepäck?
4,64 Meter misst der Cupra Leon Sportstourer. Hinter die Heckklappe passen beim Benziner mit Frontantrieb (ihn wird es mit 245 und 300 PS geben) 620 Liter Gepäck. Beim Plug-in Hybrid rutscht der Tank nach hinten, weil unter der Rücksitzbank die 13 kWh große Batterie sitzt. Das verringert das Kofferraumvolumen auf 470 Liter. Mit einem langen Gepäckabteil und einer Netztrennwand empfiehlt sich der Leon aber auch ohne Unterflurfach als erste Wahl für Ladefreunde.
Der Cupra Formentor ist mit 4,45 Metern von Front bis Heck 19 Zentimeter kürzer als der Leon Sportstourer. Das spürt man im Kofferraum. Der 2.0 TSI mit Allradantrieb passt 420 Liter, bei den Frontantriebs-Versionen sind es 470 Liter – 150 weniger als bei vergleichbaren Leon Kombis.
Zudem muss man beim Formentor das Gepäck über eine etwas höhere Ladekante wuchten. Auch hier bleibt kaum Platz unter dem Ladeboden, zumindest wenn man das optionale Beats-Audiosystem mit Subwoofer bestellt.
Mehr Platz im Formentor-Fond
Beide Cupra-Modelle haben 2,68 Meter Randstand. Der Leon ist geräumig und dürfte auch im Fond kaum Anlass zur Klage geben, sofern nicht vier Zweimetermänner verreisen. Zumindest mit Panorama-Glasdach wird es dann etwas knapp über dem Scheitel.
Umstieg in den Formentor. Er hat einige Zentimeter mehr Knieraum, das gleiche gilt für die Bewegungsfreiheit über dem Kopf. Im Fond des SUV-Coupé fühlt man sich wohler. Auch der Cupra Ateca fällt im Vergleich hiermit ab, das sei jetzt aber nur am Rande erwähnt.
Größeres Display im Formentor-Cockpit
Fahrer und Beifahrer blicken in beiden kompakten Cupras auf das identische Cockpit. Hinter dem Dreispeichenlenkrad mit integrierten Tasten für den Motorstart und die Fahrmodus-Wahl („Cupra-Taste“) zeigt sich das bekannte Display des Virtual Cockpit mit 10,25 Zoll Diagonale.
Auf das bei neuen VW eingesetzte Touch-Lenkrad verzichtet die spanische Konzerntochter glücklicherweise noch. Dafür fehlen auch hier am Infotainmentsystem die Knöpfe. Unter dem Touchscreen-Display nervt auch hier der nachts unbeleuchtete Slider für Temperatur- und Lautstärkeeinstellungen.
Ein zehn Zoll großes Display mit Navigationsfunktion ist im Cupra Leon E-Hybrid Serie. Der Cupra Formentor bringt die gleiche Software mit, zeigt die Inhalte aber auch einem größeren 12-Zoll-Monitor.
Immer noch Software-Probleme
Beide Testwagen reihen sich übrigens in die jüngsten Konzernmodelle ein, bei denen die Unterhaltungssoftware für Verdruss sorgt. Kabelloses Apple CarPlay brach, sowohl im Leon als auch im Formentor regelmäßig ab und auch Telefonate über die Bluetooth-Verbindung waren meist nicht möglich. Mal sehen, wann der Konzern diese Schwachstellen und auch langsam hochfahrende Navigationssysteme, abstellen kann.
Wie fährt sich der Cupra Leon E-Hybrid?
Lassen wir diesen Ärger hinter uns und starten zur Probefahrt. Ein direkter Vergleich der beiden Modelle ist aufgrund der unterschiedlichen Motorsierungen noch nicht möglich.
Der Leon E-Hybrid stromert fast lautlos vom Platz. Die 13 kWh große Lithium-Ionen-Batterie dürfte im Alltag für 40 Kilometer Reichweite sorgen. Beim festen Tritt auf das Gaspedal schaltet sich aber schon vorher der 150 PS starke 1.4 TSI-Benziner dazu. Je nach Leistungsabruf wird der kleine Vierzylinder schon mal laut. Für den Cupra Leon gilt wie für den Golf GTE: Wer einen sportlichen Kompakten will, sollte zum TSI greifen. Freunde der elektrifizierten Fortbewegung und Firmenwagenfahrer (Stichwort: Steuervorteile) dürften aber auch im E-Hybrid Freude an der Fortbewegung haben.
Den tatsächlichen Alltagsverbrauch des Plug-in Hybrid konnten wir beim ersten Test-Tag noch nicht herausfahren, der Bordcomputer erzählte Werte von 4,5 Litern Benzin und knapp 15 kWh Strom auf 100 Kilometern.
Keine Akrapovic-Anlage für den Formentor
Umstieg in den Cupra Formentor VZ. Ihn gibt es im Gegensatz zum Cupra Ateca nicht mit einer aufpreispflichtigen Akrapovic-Abgasanlage. Überraschen lasch klingt der Formentor aber auch im Vergleich zu GTI und Co. mit Serienauspuff. Außen wirkt er ansatzweise sportlich, innen soll ein lautes Pfeifen des Turboladers wohl für Dynamik sorgen. Der künstliche Motorsound, der dumpfes Bollern über das Audiosystem einspielt, wirkt eher nervig und fehl am Platz.
Auch ohne entsprechende Geräuschkulisse ist der 310 PS starke Formentor aber sehr schnell. Das ausgewogene Fahrwerk mit serienmäßigem DCC (adaptive Dämpfer) sorgt trotz 19-Zoll-Felgen für viel Komfort. Hier punktet der Formentor klar gegenüber dem Leon (auch mit DCC), wenn es um Langstreckentauglichkeit gehen soll.
Dank des variablen Allradantriebs gript sich der Formentor auch aus Kurven heraus, wenn Kieselsteine herumliegen. Die Übersicht beim Abbiegen ist im Leon aber etwas besser, der weniger wie eine Burg um den Fahrer herumgebaut ist.
Das kosten Leon und Formentor
E-Hybrid gegen VZ, das lässt auch beim Preis keinen direkten Vergleich zu. Klar ist aber: Beide neuen Cupras fahren nicht nur mit einer ziemlich kompletten Serienausstattung vor, sondern sind auch im konzerninternen Wettbewerb aggressiv eingepreist.
Der Cupra Leon E-Hybrid kostet als Fünftürer ab 37.816,97 Euro (ab 2021 mit 19 Prozent Mehrwertsteuer 38.795 Euro), unterbietet damit den VW Golf GTE (aktuell 41.667,40 Euro) um 3.850 Euro. Der Cupra Leon Sportstourer E-Hybrid steht ab 39.084,20 Euro (mit 19 Prozent MwSt. 40.095 Euro), ist fast 3.900 Euro günstiger als ein Skoda Octavia RS iV.
Beim Cupra Formentor ist aktuell mit der VZ mit 310 PS lieferbar. Er kostet ab 43.953,28 Euro (mit 19 Prozent MwSt. 45.090 Euro). Damit ist er etwas günstiger als der Cupra Ateca ab 44.382,18 Euro (mit 19 Prozent MwSt. 45.530 Euro). Dabei ist der Formentor nicht nur geräumiger, sondern bietet auch eine etwas bessere Serienausstattung und zehn PS mehr Leistung – wichtig für das Stammtischgespräch.
Fazit
Der Cupra Leon ist auch mit dem kupferfarbenen Logo ein geräumiger Kompaktkombi, das Cupra Make-up macht ihn gewiss für viele potenzielle Kunden begehrlicher. Wer schon bisher Leon Cupra fuhr, dürfte sich ab weniger dynamischen E-Hybrid ebenso stören wie an der sichtbar hohen Bodenfreiheit zum Schutz der Batterie. Hier hilft das Warten auf 2021, wenn der Cupra Leon als Benziner mit Leistungen von 245 bis 310 PS kommt.
Der Cupra Formentor als eigenständiges Modell dürfte die Marke voranbringen – und auch die Kunden. Er ist ein geräumiges, komfortables und gleichzeitig sportliches Auto. Der dünne Sound überrascht anfangs jedoch.
Als SUV-Coupé wird er weniger dem Leon Sportstourer das Leben schwer machen als dem Cupra Ateca. Und wer weiß: Wenn der von Cupra- und Seat-Chef Wayne Griffiths angekündigte Formentor mit Fünfzylinder-Motor (dann wohl um 400 PS) kommt, dürfte der Formentor auch Kunden des Porsche Macan ansprechen – wetten?
Technische Daten
Cupra Formentor VZ 2.0 TSI // Cupra Leon Sporstourer E-Hybrid |
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Hubraum | 1.984 ccm // 1.395 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 228 kW / 310 PS // 110 kW / 150 PS |
Max. Drehmoment | 400 Nm // 250 Nm |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe // 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 85 kW (115 PS) |
Systemleistung: kW / PS | 180 kW / 245 PS (Leon E-Hybrid) |
Batterie | 13 kWh Lithium-Ionen (Leon E-Hybrid) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,9 Sekunden // 7,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km /h // 225 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 15,1 - 15,9 kWh (Leon E-Hybrid) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,5 - 8,7 // 1,3 - 1,5 Liter |
Leergewicht | 1.644 kg // k.A. |
Grundpreis | 43.953,28 // 39.084,20 Euro |
Testwagenpreis | 49.933,61 // 49.307,84 Euro |