Dacia Duster Was kann das Volks-SUV?

Der neue Dacia Duster als TCe 130 und Hybrid 140 im ersten Fahrbericht, dazu das Video-Review.

Der Dacia Duster hat sich in 14 Jahren und über zwei Generationen zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Mehr als 2,4 Millionen Exemplare des kompakten SUV wurden weltweit verkauft. Die Neuauflage tritt im Sommer 2024 in große Fußstapfen.

Der Dacia Duster im Video

Als erstes Modell der Renault-Tochter spricht Duster Nummer drei eine neue Designsprache, bleibt sich in Anspruch und Format aber treu. Das Größenwachstum fällt minimal aus, mit 4,34 Metern bleibt er kompakt. Die CMF-B-Plattform, die jetzt alle Baureihen der Marke Dacia nutzen, ermöglicht dennoch mehr Platz für Passagiere und Gepäck.

Bis zu 517 Liter schluckt der Kofferraum je nach Antriebsvariante. Mit Haken und Befestigungspunkten für das You-Clip-Stecksystem aus dem Zubehör sowie einem doppelten Ladeboden gibt sich der Laderaum sehr alltagsnah. Nach dem Umlegen der geteilten Rücksitzlehne entsteht leider auch weiterhin eine ansteigende Fläche.

Mehr Platz im Innenraum

Im Fond geht es deutlich luftiger zu als bisher. Den technischen Daten zufolge ist der Knieraum um Fond um zwei Zentimeter gewachsen, gefühlt sind es ein paar mehr. Auch als großer Passagier freut man sich über Luft vor den Beinen und eine angenehm hoch positionierte Bank. Trotzdem bleibt, dem geraden Dachverlauf sei gedankt, auch über dem Scheitel noch Platz.

Zwei USB-C-Anschlüsse sind ab der Ausstattungslinie Expression serienmäßig. Tablets oder Zeitschriften finden in Ablagetaschen an den Rückseiten der Vordersitzlehnen ein Zuhause. Gut gelöst ist auch der Zugang zu den Isofix-Bügeln für Kindersitze, die hinter Reißverschlüssen stecken.

Die Ausstattungslinie Journey, mit der unser Testwagen vorfährt, bringt Stoffsitzbezüge mit Denim-Einlagen (Jens-Stoff) mit. Das Material, das teilweise aus Recycling-Fasern besteht, wirkt haptisch ansprechend. In den Türverkleidungen setzt die Budget-Marke auch weiterhin auf harte Kunststoffe, die jedoch mit unterschiedlichen Maserungen für eine optische Abwechslung sorgen.

Auch die Sitzposition hinter dem Lenkrad hat mit dem Modellwechsel gewonnen. Man hockt weniger flach auf einem bequemen Gestühl, das zudem mehr Seitenhalt im Rückenbereich bietet als das Mobiliar im Vorgänger. Neben einer Sitzheizung gibt es, als Teil des entsprechenden Optionspakets, erstmals auch eine Heizung für den Lenkradkranz und den unteren Bereich der Windschutzscheibe, auf dem die Scheibenwischer ihre Parkposition finden.

Vernetzte Navigation

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Das 10,1 Zoll große Infotainment-Display ist leicht zum Fahrer geneigt. Das erleichtert die Bedienung des Touchscreens, der auf Fingerkuppenkontakt jedoch leicht verzögert reagiert. Das gilt auch für die im Duster Journey serienmäßige Navigationsfunktion des Kartendienstleisters Here. Zum Hochfahren benötigt der Routenführer rund 20 Sekunden. Dank einer Online-Funktion spendiert Dacia seinen Kunden Kartenupdates „over the air“ für einen Zeitraum von acht Jahren nach Erstzulassung.

Apple CarPlay und Android Auto bringen Smartphone-Inhalte in das Infotainmentsystem. Teil der Journey-Ausstattung ist zudem eine induktive Ladeschale vor dem Schalthebel. Digital geht es auch im direkten Blickfeld des Fahrers zu. Auf einem sieben Zoll großen Display versammeln sich die fahrrelevanten Informationen, deren Ansicht sich über das Multifunktionslenkrad konfigurieren lässt.

Alter Name, neuer Motor

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Das Motorenprogramm wurde mit dem Modellwechsel beim Dacia Jogger größtenteils erneuert. Ein guter alter Bekannter ist der Eco-G genannte Einliter-Dreizylinder, der mit Benzin oder Autogas betrieben wird.

Darüber rangiert der TCe 130. Auch diese Bezeichnung ist bekannt, der Antrieb ist aber neu. Anstelle des bisherigen 1,3-Liter-Vierzylinders arbeitet jetzt ein Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum hinter dem schmalen Kühlergrill. Er wird von einem 12-Volt-Mildhybridsystem und dessen Startergenerator unterstützt. 96 kW / 131 PS werden als maximale Leistung angegeben, das Drehmoment von 230 Newtonmetern steht zwischen 2.100 und 3.500 U/min bereit.

Der Dacia Duster TCe kann optional mit Allradantrieb geordert werden. Unabhängig davon wird er stets mit einem manuellen Sechsganggetriebe verkuppelt.

So fährt sich der Duster TCe 130

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Der Dreizylinder im Duster bleibt auf den ersten Testkilometern akustisch im Hintergrund, was auch für etwaige Vibrationen gilt. Der vermehrte Einbau von Dämmmaterial macht sich positiv bemerkbar. Auf Landstraßen und bei Ortsdurchfahrten kann man relativ schaltfaul unterwegs sein. Nicht jedoch auf der Autobahn. Wir sind in Spanien mit dem neuen Duster unterwegs, auf dem Fernschnellweg gilt ein Tempolimit von 120 km/h.

Der Duster sammelt entspannt im sechsten Gang seine Kilometer. Die Geschwindigkeitsregelanlage (ohne adaptive Steuerung des Abstands) hält das Tempo, die Verkehrszeichenerkennung zeigt die Begrenzung im Kombiinstrument an. Sobald es bergauf geht, ist die Kraft des TCe 130 aber schnell erschöpft, sogar mit nur zwei Personen und leichtem Gepäck an Bord. Meist muss man einen, manchmal sogar zwei Gänge herunterschalten, um die 120 zu halten. Dann wird der Motor laut.

Neuer Life-Hack

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Beim Schwungholen kann es passieren, dass man das Tempolimit kurz reißt. Weil auch der neue Dacia Duster den aktuellen EU-Zulassungsbestimmungen entsprechen muss, bimmelt dann ein Warnton. Schöne neue Welt.

In den neuen Modellen von Renault und Dacia wurde ein Life-Hack eingebaut. Die Fahrtassistenten lassen sich individuell konfigurieren. So kann man alle sicherheitsrelevanten Funktionen anschalten, aber die akustische Tempowarnung verstummen lassen. Weil es der Gesetzgeber so will, nur bis zum nächsten Motorstart. Die smarte Idee: Über eine Taste links vom Lenkrad kann die entsprechende Einstellung ohne Umwege wieder aufgerufen werden. Drei Tastendrücke genügen.

Das Fahrwerk bügelt auch grobe Unebenheiten gut weg, die Federn zeigen ihre Schluckfreude. Aufeinanderfolgende Bodenwellen regen die Karosserie des Duster jedoch zum Schwingen an. Auf schlechten Straßen wird es etwas schaukelig.

Am Ende der Testfahrten zeigt der Bordcomputer einen Verbrauchswert von sieben Litern je 100 Kilometer ein. Ein nur durchschnittlicher Wert, der zudem deutlich über dem WLTP-Normverbrauch von 5,5 Litern liegt. Der Vierzylinder-Vorgänger mit der gleichen Leistung war nicht durstiger. Das Downsizing bringt also nur auf dem Prüfstand Vorteile.

Der Hybrid im Fahrbericht

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Umstieg in den neuen Dacia Duster Hybrid 140. Der Antriebsstrang mit einem 91 PS starken Saug-Benziner (1,6 Liter Hubraum), einem Elektromotor mit 36 kW (49 PS) und einem Startergenerator mit weiteren 15 kW (20 PS) kommt auf eine Systemleistung von 143 PS. Er ist aus dem Dacia Jogger Hybrid bekannt, ebenso aus diversen Modellen der Konzernmutter Renault. Das Multi-Mode-Getriebe kümmert sich um insgesamt 15 Übersetzungen. Mit ihm ist der Hybrid die einzige Duster-Variante, die für Automatik-Freunde in Frage kommt.

Schon auf den ersten Kilometern fällt auf, wie sehr die verbesserte Geräuschdämmung des neuen Duster ihre Vorteile ausspielt. Während man im Jogger den Einsatz des Verbrenners teils arg laut wahrnimmt, bietet der elektrifizierte Duster einen deutlich besseren Geräuschkomfort. Einige hundert Meter weit kommt man rein elektrisch, zudem wird im Geschwindigkeitsbereich bis rund 70 km/h der Elektromotor oft zum Solisten. Subjektiv fallen auch die Schaltpausen des Getriebes etwas kleiner aus, der Hybrid fährt im typischen Pendlerverkehr angenehm flüssig.

Die Tour über die Autobahn macht aber auch ihm zu schaffen. Ausscheren, um einen LKW zu überholen und dann geht es bergauf? Der Vierzylinder plärrt sich die Seele aus dem Leib, das Getriebe setzt ihn im hohen Drehzahlbereich fest. Das treibt nicht nur Schweißperlen auf die Stirn der Insassen, sondern auch den Verbrauch nach oben. 7,5 Liter schluckt der Hybrid auf der Autobahn (bis rund 120 km/h).

Am Ende des Test-Tages mit dem Duster Hybrid vermeldet der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern je 100 Kilometer. Damit bleibt der Duster auf einem guten Niveau, pendelt sich hier beim Jogger Hybrid ein.

Ein weiterer Pluspunkt des Duster zeigt sich spätestens beim Ausflug über Schotter- und Geröllstrecken in einem Nationalpark (die für den Autoverkehr freigegeben wurden). Auch bei rumpeligem Untergrund knackt und knarzt es weder in der Karosserie noch im Innenraum. Steifigkeit und Verarbeitung liegen auf einem hohen Niveau.

Teurer Hybrid

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Der Hybridantrieb hat einen stolzen Aufpreis. Es sind zwar nicht fast schon hemmungslose 5.000 Euro wie beim Jogger (im Vergleich zum TCe 110). Aber den Duster TCe 130 und den Hybrid 140 trennen immer noch üppige 3.700 Euro. Nur durch den geringeren Verbrauch lässt sich das kaum hereinfahren. Es hilft also, einen imaginären Aufpreis für die Automatik-Funktion abzuziehen.

Die Duster-Preise

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

27.350 Euro kostet der hier gezeigte Dacia Duster Hybrid 140 in der abenteuerlustig auftretenden Ausstattungslinie Extreme. Die Lackfarbe „Sandstone“ kommt mit 650 Euro hinzu. Der Dacia Duster Journey TCe 130 ist ab 23.650 Euro zu haben, auch das Graumetallic schlägt zusätzlich mit 650 Euro zu Buche. Angesichts der praxisgerechten Serienausstattung und moderner Connectivity ein fairer Preis. Der beim Vorgänger serienmäßige Totwinkel-Warner kostet jetzt aber extra.

Asketen könnten mit dem Basismodell Duster Essential Eco-G liebäugeln, das ab 18.950 Euro zu haben ist. Alle Informationen zu den Ausstattungen und Preisen haben wir hier bereits zusammengefasst .

Fazit

Dacia Duster 2024 Test Fahrbericht TCe 130 Hybrid 140

Der neue Dacia Duster bringt nicht nur ein eigenständiges Design mit, sondern auch viele Neuerungen unter dem Blechkleid. Die Geräuschdämmung wurde deutlich verbessert, ebenso das Platzangebot im Fond. Außerdem gefallen die bequemeren Vordersitze und die Tatsache, dass der Duster auch weiterhin komfortabel federn darf.

Der 131 PS starke Benziner erscheint als treuer Alltagsbegleiter. Auf der Autobahn werden mit mangelndem Durchzug und kernigem Klang aber die Schattenseiten des Downsizing herausgekehrt.

Der erstmals im Duster erhältliche Hybrid hat das gleiche Autobahn-Problem, gefällt aber ansonsten mit einer harmonischen Abstimmung seiner Antriebskomponenten. Der knackige Mehrpreis von 3.700 Euro ist jedoch über den geringeren Verbrauch kaum hereinzufahren. Leider ist nur diese Motorvariante für Freunde von Automatikgetrieben relevant. Unabhängig davon ist schon heute klar: Zu den bisher verkauften 2,4 Millionen Duster dürften mit der neuen Generation viele weitere hinzukommen.

Technische Daten

Dacia Duster TCe 130

Antriebsart Mildhybrid-Benziner
Antrieb Frontantrieb
Hubraum 1.199 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 96 kW / 131 PS bei 4.500 - 5.500 U/min
Max. Drehmoment 230 Nm bei 2.100 - 3.500 U/min
Getriebe Sechsgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 9,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,5 Liter
Verbrauch real auf 100km 7,0 Liter (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen 517 Liter
Leergewicht 1.379 kg
Anhängelast (gebremst) 1.500 kg
Länge / Breite / Höhe 4.343 / 1.813 / 1.681 mm
Basispreis Baureihe 18.950 Euro
Basispreis Modellvariante 23.650 Euro (Journey TCe 130 4x2)
Testwagenpreis 24.900 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Sebastian Bonschenk, Bernd Conrad