Was kann das meistverkaufte Auto Europas als LPG-Version? Alltagstest mit Video-Review.
Was bewegt die Menschen in Europa? Diese Frage ist ganz wörtlich zu nehmen. Die Antwort: Bei Neuwagenkunden in den meisten Fällen der Dacia Sandero. 2024 wuchs der Absatz des kompakten Fünftürers, im Vergleich zum Vorjahr, um 14,5 Prozent auf 309.392 Exemplare. Das macht ihn zum meistverkauften Auto Europas – bereits seit 2017 ist der Sandero der Bestseller bei Privatkunden in Europa. 30.693 Sanderos bekamen im vergangenen Jahr erstmals ein deutsches Kennzeichen angeschraubt oder in die Halterungen gesteckt.
Dacia setzt weiter auf LPG
Einer davon ist der hier gezeigte Testwagen, lackiert in der optionalen Metallicfarbe „Zeder Grün“. Mit ihm kann man Gas geben, im wahrsten Sinne des Wortes. Der per Turbo aufgeladene Dreizylindermotor verträgt in der Eco-G genannten Ausbaustufe nicht nur Super E10 aus dem 50 Liter großen Standard-Tank. Unter dem Kofferraumboden befindet sich beim Eco-G ein weiterer Tank, der 40 Liter Flüssiggas (LPG, auch als Autogas bekannt) bunkert. Dacia setzt jetzt und auch in Zukunft auf LPG als verfügbares Mittel zur Reduktion der CO2-Emissionen, außerdem lassen sich beim Fahren mit Gas Kosten sparen. Dazu später mehr.
Der Dacia Sandero Eco-G 100 basiert auf dem TCe 90 genannten Benziner mit Fünfgang-Schaltgetriebe. Die optionale CVT-Automatik lässt sich nicht mit dem bivalenten Antrieb kombinieren. 67 kW / 91 PS leistet der Einlitermotor im Betrieb mit Super-Sprit. Wenn LPG verbrannt wird, steigt die Leistung auf 74 kW / 101 PS, das Drehmoment um zehn auf 170 Newtonmeter, die zudem minimal früher anliegen (bei 2.000 statt bei 2.100 U/min).
Der Dacia Sandero im Video
Es handelt sich nicht um eine von der Werkstatt nachgerüstete LPG-Lösung. Das zeigt bereits die Integration der Technik in die Bedienstruktur. Mit einer Taste links im Lenkrad lässt sich das Flüssiggas als Kraftstoff auswählen, ein kleiner Hinweis im Display zwischen den analogen Rundinstrumenten gibt die Bestätigung. Außerdem wechselt die digitale Kraftstoffanzeige auf die Information vom Gasvorrat, ebenso die Reichweitenanzeige.
Nach dem Kaltstart am Morgen genehmigt sich der Sandero ein paar Schlucke Benzin, bevor die LPG-Anzeige leuchtet. Vom Umschalten zwischen den beiden Kraftstoffsorten merkt man am Steuer nichts. Der Dreizylinder läuft, unabhängig vom Energielieferanten, bei mittleren und höheren Drehzahlen recht rau. Das dürfte auch am spärlich verwendeten Dämmmaterial liegen. Bei halbwegs entspannter Fahrweise arbeitet der Verbrenner kaum hörbar im Hintergrund, über die präzise geführten Gassen wechselt man schnell in höhere Gänge. Nacht fällt das dünne Halogen-Fernlicht negativ auf, das die Straße kaum besser ausleuchtet als das LED-Abblendlicht.
In 12,2 Sekunden beschleunigt der Kompakte aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h wird auf der freien Autobahn recht mühelos erreicht. Effizienter ist der Sandero jedoch im typischen Pendler-Alltag mit Landstraßen-Etappen, Ortsdurchfahrten und bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn unterwegs. Diese Disziplin erledigte der Testwagen sowohl im LPG-Modus als auch im Benzinbetrieb.
Verbrauch und Kosten

7,2 Liter Flüssiggas je 100 Kilometer meldet der Taschenrechner nach dem Tanken. Eine Überraschung, den der Bordcomputer meldete stets einen Verbrauch von 8,6 Litern und ließ großen Durst befürchten. Zum Testzeitpunkt kostete LPG bei unserer Stammtankstelle 1,059 Euro je Liter. Die reinen Spritkosten für 100 Kilometer liegen also bei 7,62 Euro im Jahr oder bei 762,48 Euro jährlich – bei einer angenommenen Laufleistung von 10.000 Kilometern,
Super E10 haben wir für 1,719 Euro je Liter getankt. Bei einem Testverbrauch von 6,5 Litern alle 100 Kilometer summieren sich die Ausgaben dafür auf 11,17 Euro bzw. 1.117,35 Euro im Jahr bei 10.000 Kilometern. Die Ersparnis in 12 Monaten liegt also bei 354,87 Euro. Dazu kommt die Gewissheit, mit LPG etwas weniger CO2 zu emittieren (nach WLTP-Normverbrauch 105 anstelle 122 g/km).
Im 4,09 Meter langen Fünftürer finden Passagiere in beiden Reihen gute Platzverhältnisse vor. Schon markentypisch ist die nicht ideale Neigung der Sitzfläche auf dem Fahrerplatz. Große Menschen haben hier kaum Oberschenkelauflage, was den Komfort vor allem auf langen Strecken schmälert. Der Kofferraum schluckt 328 Liter.
Ab der zweiten Ausstattungslinie Expression sitzt ein acht Zoll großes Infotainment-Display auf dem Armaturenbrett. Die Anzeigen auf dem Touchscreen wirken recht trist. Für eine Farbtherapie fährt man ja aber in den seltensten Fällen mit dem Auto in der Gegend herum (lesen Sie das keinem Ambientelicht-Designer vor!). Wichtiger und gut: Inhalte des eigenen Smartphones lassen sich im Topmodell Dacia Sandero Journey+ via Apple CarPlay und Android Auto auch ohne Kabelverbindung nutzen (sonst über den USB-Anschluss links vom Display). Leider verweigert die induktive Lade-Ablage vor dem Schalthebel oft die Stromversorgung, zumindest bei iPhones (auch ohne Schutzhülle).
Preise und Ausstattung

Auch ein Dacia Sandero ist leider längst nicht mehr für einen vierstelligen Betrag zu haben. In der Basis-Ausstattung Essential (dann schon mit Einparksensoren hinten, Smartphone-Halterung, Regensensor und elektrischen Fensterhebern vorne) startet der große Kleinwagen mit 67 PS starkem Saug-Benziner als SCe 65 bei 12.400 Euro. Der Eco-G ist in dieser Variante ab 13.250 Euro zu haben. Damit kostet er, im Vergleich zum TCe 90 mit gleichem Motor ohne zusätzlichen LPG-Tank, keinen Aufpreis. Die oben erwähnte Kostenersparnis bei den Tankkosten muss man sich also nicht erst teuer erkaufen und dann über einen längeren Zeitraum hereinfahren.
Die Motorvariante Eco-G 100 ist als einzige mit allen Ausstattungslinien kombinierbar. Der Dacia Sandero Journey+ ist ausschließlich mit zwei Tanks zu haben. Bei ihm handelt es sich um ein vorkonfiguriertes Topmodell, das aufgrund der einfachen Produktions- und Logistikplanung mit kürzer Lieferzeit zu haben ist. Wer seinen Dacia Sandero umfangreich ausstatten will (was, Herstellerangaben zufolge, die meisten Kunden tun), fährt mit dem „+“ auch etwas günstiger.
16.450 Euro kostet dieser Sandero laut Preisliste und Konfigurator. Zusätzlich zur Ausstattungslinie Plus bringt er das werkseitige Navigationssystem für das Media Display mit, das Komfort-Paket mit elektrischer Parkbremse und zusätzlicher USB-Stromversorgung sowie eine zweistufige Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer. Zusammen mit der hier gezeigten Metalliclackierung kostet der Testwagen 17.100 Euro. Ein Sandero Journey Eco-G 100 mit den genannten Optionen, die das Plus ausmachen, käme auf 17.390 Euro - ohne die nur beim Journey+ verfügbare kabellose Smartphone-Integration.
Fazit

Der Dacia Sandero folgt der auch 2025 (und in Zukunft) keineswegs abgedroschenen Erkenntnis „mehr Auto braucht man eigentlich nicht“. Mit Platz für Menschen und Gepäck, ausreichender Leistung des Dreizylinders und einer gar nicht mal ärmlichen Ausstattung bringt er viele Qualitäten mit. Der etwas triste Innenraum und die nicht ideale Position für große Fahrer müssen als Kritikpunkte vermerkt werden.
Keine Abstriche sind beim Fahren mit flüssigem Gas (LPG) zu verzeichnen. An knapp 6.000 Tankstellen in Deutschland (bei rund 14.000 Stationen für Benzin) kann man Autogas ebenso schnell und fast so einfach nachfüllen wie Super E10 (siehe Video).
Technische Daten
Dacia Sandero ECO-G 100
- Antriebsart
- Bivalent: Benzin und LPG (Autogas)
- Antrieb
- Frontantrieb
- Hubraum
- 999 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 3 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 74 kW / 91 PS Benzin | 74 kW / 101 PS LPG
- Max. Drehmoment
- 160 Nm bei 2.100 - 3.750 U/min Benzin | 170 Nm bei 2.000 - 3.500 U/min LPG
- Getriebe
- Fünfgang-Schaltgetriebe
- Tankinhalt
- 50 Liter Benzin | 40 Liter LPG
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 12,2 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 180 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 5,4 Liter Benzin | 6,5 Liter LPG
- Verbrauch real auf 100km
- 6,5 Liter Benzin | 7,2 Liter LPG
- Reichweite im Alltag
- 1.057 km
- Kofferraumvolumen
- 328 - 1.108 Liter
- Leergewicht
- 1.203 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 1.100 kg
- Stützlast
- 75 kg
- Dachlast
- 80 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.088 / 1.758 / 1.490 mm
- Basispreis Baureihe
- 12.400 Euro (Essential SCe 65)
- Basispreis Modellvariante
- 16.450 Euro (Journey+ ECO-G 100)
- Testwagenpreis
- 17.100 Euro