Ford Fiesta ST 2018 Auf die harte Tour

Der Ford Fiesta ST mit 200 PS im Alltagstest.

Drei Halbe können für einen Rausch sorgen, je nach körperlicher Verfassung und Statur. Zumindest bei Menschen, die sich, einem geringen Körperfettanteil sei Dank, bequem in den Recaro-Zangen des neuen Ford Fiesta ST räkeln können, dürfte es nach drei Halblitergläsern Bier blumig im Geiste werden.

Dann wird selbstredend nicht mehr Auto gefahren, auch wenn es im Hinblick auf des Testwagens Geburtsort drei Kölsch sind. Für einen Rausch sorgt er trotzdem, und zwar mit drei Mal einem halben Liter Hubraum.

Der 1,5 Liter große Dreizylinder stemmt maximal 147 kW / 200 PS ins Datenblatt. Aber noch lieber erst über die serienmäßige (und nicht nur im Performance-Paket verbaute, wie lapidarerweise im Begleitvideo erklärt) Klappenauspuffanlage ins Gehör und dann auf den Asphalt.

Dabei muss es gar nicht die im Sport-Modus aktivierte Launch Control (da haben wir es dann doch, das Performance-Paket) sein. Auch normales Gas geben reicht für Dauergrinsen.

Die sechs Vorwärtsgänge des manuellen Getriebes lassen sich über kurze und präzise Wege sortieren, die Lenkung ist hervorragend direkt und der wilde Fiesta hängt am Gas wie ein Pitbull, der eine läufige Pudeldame gewittert hat.

Mit einem dynamischen Kleinwagen hat das eigentlich gar nicht mehr viel zu tun. Den Ford Fiesta ST kauft man sich, wenn man ein sportliches Auto für grandiosen Kurvenspaß haben möchte. Ja, trotz Frontantrieb. Gerne mit dem Sperrdifferenzial, optional im Performance-Paket (man merkt es schon…) zu haben. Keine elektronische Bremse, sondern ein mechanisches Bauteil. Ehrlich. Wild.

Schon sind wir bei der Frage: „Worin unterscheidet sich denn der Ford Fiesta ST vom VW Polo GTI?“. Die einfache Antwort: Der Ford will es gar nicht Jedem recht machen. Er ist mehr Kerl, der junge Wilde.

Verstellfahrwerk? Pah, er ist lieber immer hart. Automatik oder Doppelkupplung? Kupplung und Schaltung für unverfälschten Sportspaß. Flauschesitze? Die Recaros sind immer an Bord. Und, siehe oben, am Gesäß für nicht jeden Körper ausreichend breit geschnitten. Dafür passt der Schraubstock in Form von Seitenwagen oben herum.

Den Motorklang haben sie bei Ford künstlich gepimpt. Das typische Dreizylinderschnattern hörst Du im Fiesta ST nie. Auch wenn er sich die Freiheit nimmt, im Teillastbetrieb einen Brennraum stillzulegen, merken Fahrer und Passagiere davon nichts. Noch nicht einmal eine Anzeige weißt auf die Zylinderabschaltung hin.

Ford Fiesta ST 2018 Test Daten Fotos Leistung

Wohl aber der Verbrauch. Über den Testzeitraum, in dem das rote Katapult meist doch eher mit starkem Vorwärtsdrang durchs Land gescheucht wurde, standen im Durchschnitt 8,2 Liter auf dem Zettel. Wer es ruhiger, sprich normaler, angehen lässt, fährt den ST mit knapp unter sieben Litern auf 100 Kilometer.

Dann könnte es aber passieren, dass die verbindliche Fahrwerksabstimmung auf Dauer nervt. Querfugen, Unebenheiten und Rillen gibt er Fiesta kaum gefiltert weiter. Im Gegenzug sorgt sein Unterbau für maximale Bodenhaftung. Wie sicher der Kleinwagen selbst bei Tacho 240 (!) auf der Straße liegt und wie stur er dabei geradeausfährt, das verdient schon wohlwollende Beachtung.

Fazit zum Ford Fiesta ST

Ford Fiesta ST 2018 Test Daten Fotos Leistung

Was Ford seinen Kunden in Form des Fiesta ST zu Listenpreisen ab 22.600 Euro, die aktuell ab Werk auf 19.990 Euro Einstiegspreis reduziert sind, serviert, ist ein scharf gewürztes Gericht. Feurig und lecker, aber nicht für Jeden.

Mehr Abarth als GTI, oder einfacher: ST eben. Für den Ottonormalkunden darf man auch, auch wenn die Zeit der Geschenkeschlacht und Wunschzettel gerade vorbei ist, doch eine Softievariante vorstellen. Mit anderen Sitzen und etwas entspannterer Fahrwerksarchitektur. Beides dürfte den Spaß am Stereoid-Fiesta nicht schmälern. Schon gar nicht am formidablen Motor, der ein dreifaches „Hurra“ verdient – für jeden Topf eines.

Technische Daten

Ford Fiesta ST

Hubraum 1.497 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 147 kW / 200 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 290 Nm bei 1.600 - 4.000 U/min
Getriebe Sechsgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 6,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 232 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,0 Liter
Verbrauch real auf 100km 8,3 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Continental Winter Contact TS 850 P 205/45 R17
Länge / Breite / Höhe 4.068 / 1.941 / 1.469 mm
Grundpreis 22.600 Euro
Testwagenpreis 30.160 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad