Fahrbericht Ford Mondeo Hybrid: Die volle Dröhnung
Eine mangelnde Motorenauswahl kann man dem Ford Mondeo nun wirklich nicht vorwerfen. Vier Benziner (125 bis 240 PS) und vier Diesel (120 bis 210 PS) stehen zur Auswahl. Dazu kommt noch der Mondeo Hybrid.
Ja, richtig gelesen. Kein „PHEV“, „Energi“ (bei Ford in der Tat mit „i“) oder sonstiges Namenskauderwelsch, der Mondeo heißt schlicht Hybrid. Ebenso schlicht ist mittlerweile die Technik unter der Stufenheckkarosserie.
In einer Zeit, in der mehr und mehr Plug-in Hybride auf den Markt kommen, die Normverbrauchs-optimiert meist 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen können, gibt der Mondeo nach wie vor den klassischen Hybrid. Der Zweiliter-Saugmotor mit Atkinson-Arbeitsweise (eine spezielle Ventilsteuerung für einen höheren Wirkungsgrad und eine Reduzierung des Schadstoffausstosses) ist eine Ehe mit zwei Elektromotoren eingegangen. Einer davon assistiert dem Benziner, der andere versteckt sich hinter der Rücksitzbank und hat den Job, per Rekuperation (Energierückgewinnung) die Lithium-Ionen-Batterie nachzuladen. Die Gesamtleistung beträgt 140 kW / 187 PS. Die Batterie hat eine Kapazität von 1,4 kWh. Wer meinen Alltagstest des Mitsubishi Plug-in Hybrid Outlander gelesen hat, erkennt gleich: Mit dieser Batteriegröße kommt man nicht weit; typisch für diese Hybrid-Konfiguration.
Nach dem Anlassen rollt der Mondeo elektrisch los. Es reicht aber kaum mehr als ein Zucken des großen Zehs auf dem Gaspedal oder eine leichte Steigung und schon schaltet sich der Verbrennungsmotor zu. Damit das nicht zu sehr auffällt, ist der Mondeo Hybrid wie auch die noble Vignale-Version ( Fahrbericht mit 210 PS – Dieselmotor hier ) mit einer Gegenschallanlage zur Minimierung von Geräuschen im Innenraum ausgestattet.
Aber auch dieses System kommt schnell an sein Grenzen. Zumindest wenn es gegen den Saugbenziner und das gekoppelte stufenlose Automatikgetriebe ankämpfen muss. Beim Beschleunigen heult der Mondeo hörbar auf, um dann auf hohem Drehzahlniveau dröhnend zu verharren, während das Auto wie hinterher geschleift auf Tempo gebracht wird. Dieses Geräuschniveau nervt nach kurzer Zeit und passt absolut nicht so einem Markenflaggschiff, das der Mondeo gerne sein möchte. Dafür nimmt er erst gar nicht für sich in Anspruch, ein Dynamiker zu sein. Gut so. Die 175 Nm Drehmoment des Benziners hauen auch mit Elektrounterstützung keine Striche auf den Asphalt, bei Tempo 187 km/h ist der Vortrieb elektronisch abgeregelt. Bis 135 km/h will er rein elektrischen Vortrieb garantieren, wenn neben voller Batterie auch ein feinfühliger Fahrer an Bord ist. Das bin ich anscheinend nicht, außerhalb geschlossener Ortschaften habe ich es außer im Schubbetrieb nie geschafft, den Benziner ruhen zu lassen.
Angezeigt wird das Zusammenspiel der technischen Komponenten auf dem Display des Infotainmentsystems in der Mittelkonsole, wo auch angezeigt wird, welche Verbraucher gerade Energie ziehen. Nett gedacht, weniger nett gemacht. Denn leider recht unübersichtlich dargestellt. Die Aufnahme der Informationen gelingt nicht intuitiv, man muss den Blick länger als nötig von der Straße lassen. Neben dem klassisch analogen Tacho vor dem Fahrer gruppieren sich weitere Anzeigenfelder für Navigation und Bordcomputer. Der verrät auch, dass die Normvorgabe von 4,2 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer nicht einzuhalten ist. Selbst gemach auf Landstraßen und durch Ortschaften bewegt schaffe ich es nicht unter 6 Liter Durst. Was aber immer noch sehr gut ist für eine große Limousine wie den Mondeo und gleichzeitig den Widerspruch deutlich macht, den das Auto in dieser Hybridform darstellt. Im Stadtverkehr mit vielen Beschleunigungs- und Bremsvorgängen (bei denen Energie zurückgeführt werden kann), lässt sich der Wagen sicherlich sparsamer bewegen. Dort macht ein derart großes Auto mit dennoch kleinem Laderaum – die Batterien und der Elektromotor im Heck müssen ja irgendwo hin - wenig Sinn.
In den USA gibt es das Mondeo-Schwestermodell Fusion auch als Plug-in Hybrid-Version. Die Chancen, dass diese Variante bald ihren Weg nach Europa findet, stehen jedoch schlecht. In einem Pressegespräch räumte Fords Marketinggeschäftsführer Wolfang Peter Kopplin neulich ein, dass sich der Absatz von alternativ angetriebenen Fahrzeugen für Ford in Deutschland eher enttäuschend entwickelt. Eine Homologation des Plug-in Hybrid Mondeo wäre für die erwarteten Absatzzahlen wohl zu teuer.
Also muss der Mondeo Hybrid nun zusehen, wie ihm Konkurrenten mit größerer Batterie und mehr Leistung – denken wir nur mal an den VW Passat GTE – auf und davon fahren, zudem mit vollem Elektroboost auch bei durchgedrücktem Pedal. Nennen können wir auch den bald startenden Kia Optima als Plug-in Hybrid.
Als Gegenargument halten die Kölner die Preisfahne hoch. 35.475 Euro kostet der Mondeo Hybrid laut Liste, im Moment wird offensiv ein Aktionspreis von 31.815 Euro beworben. Das sind mal eben fast 13.000 weniger als für den Passat GTE ausgegeben werden müssen und liegt fast auf dem Niveau des wesentlich kleineren Prius. Dennoch: Wer gerne Mondeo fährt, sollte sich lieber bei den Verbrennern umsehen. Wenigfahrer beim 1,5 Liter kleinen Benziner mit 160 PS für 27.015 Euro (Aktionspreis), Kilometerschrubber nehmen zum Beispiel den 150 PS starken 2,0 Diesel für 29.815 Euro (ebenfalls ein aktueller Aktionspreis). Nur muss es dann das fast baugleiche Fließheckmodell sein, zu erkennen vor allem am Heckscheibenwischer.