Der Ford Mustang GT aus 2020 trifft seinen Urahn, den Ford Mustang Mach 1, Baujahr 1971.
Es ist so eine Sache mit den automobilen Ikonen. Meistens müssen sie für eine Wiedergeburt unter neuen Umständen – seien es Kundenansprüche, Crashnormen und Shareholder Value – herhalten für eine Wiedergeburt. Das gelang, zumindest wenn man die aktuelle Generation ausblendet, mit dem Mini, weniger gut mit dem VW (New) Beetle.
Das Mustang-Treffen im Video-Review
Der idealen Persönlichkeitspflege ist der Porsche 911 verdächtig. Auch wenn man ihm mal Spiegeleier als Scheinwerfer krummnimmt, erfindet er sich mit jeder Neuauflage zwar neu, aber bleibt sich treu. Und begehrt, während andere Autos wie der Mercedes SL vom Zeitgeist zerrieben werden. Ob das mit der neuen Corvette und ihrem Mittelmotor klappt (der Autos wettet auf „ja“), muss sich zeigen.
Während man also noch so vor sich hin sinniert, reitet das Ponycar auch im Jahr 2020 selbstbewusst als Neuwagen vom Händlerhof. Bekanntermaßen ja mittlerweile auch als offizielles Angebot des Herstellers in Europa. Die Rede ist vom Ford Mustang.
V8-Saugmotor mit 450 PS
Auch er sagt der Gegenwart „hallo“ und fährt auf Wunsch mit einem aufgeladenen 2.3 EcoBoost-Vierzylindermotor vor. Und das übrigens besser, als manch Abwinker gleich denkt. Aber das ist eine andere Geschichte. Im expressiven Twister Orange wirft der Mustang-Testwagen erst sein Stoffdach nach hinten, und dann seinen fünf Liter großen Sauger-V8 an. 450 PS lässt er sich bei Bedarf heraushämmern, untermalt vom satten Klang der Klappenauspuffanlage. Stets präsent, aber nie vorlaut.
Echt jetzt? AUTONOTIZEN kommt jetzt im Frühjahr 2020 mit einem Testbericht über den Ford Mustang ums Eck? Grund genug gäbe es, aber Freunde gepflegter Automobilkultur haben natürlich schon längst sämtliche Literatur über die aktuelle, seit 2014 gebaute und 2017 überarbeitete Baureihe, verschlungen. Was auch für Foto- und Videomeister Andreas gilt, der dieses Mal nicht nur Kamera und Drohne einpackt, sondern auch den eigenen Autoschlüssel.
Der Mustang Mach 1 stammt aus 1971
Der gehört zu einem Ford Mustang Mach 1, Baujahr 1971. Also, eigentlich. Denn in den letzten Jahren seit dem Import des auch schon fast fünf Meter langen Coupés mit „Sportsroof“ (so die offizielle Verkaufsbezeichnung des langen Fließhecks) ist fast alles mal ausgebaut, ersetzt oder frischgemacht worden. Sein Investment in das „Wimbledon White“ lackierte Ponycar dürfte vom Neupreis des 2020er-Modells nicht weit entfernt sein. 55.300 Euro kostet der aktuelle Ford Mustang GT als Cabrio mit Zehngangautomatik, der Testwagen auf diesen Bildern und im Video steht mit 60.600 Euro in der Preisliste.
Wieviel Leistung hat der 5.7 V8?
Von den 450 PS des aktuellen Mustang ist der 71er, obwohl als Mach 1 das Topmodell der damaligen ersten Serie, weit entfernt. 199 PS stehen in den Papieren. 2017 wurde der 5,7 Liter große V8 komplett neu aufgebaut. Dabei wurden gleich noch eine Comp Cams Street Performance Nockenwelle, eine Performance Ansaugspinne und ein 600cfm-Vergaser von Edelbrock, eine elektrische Zündungsanlage sowie ein K&N Performance Luftfilter eingebaut. Auf dem Leistungsprüfstand stand der Ford Mustang Mach 1 seitdem nicht mehr. Warum eigentlich nicht? Notiz an mich selbst: Die Idee für ein kommenden Geburtstagsgeschenke. Ups… ach, er liest das eh nicht.
Sonst hat er ja schon alles. Also das Auto. Denn nicht nur der Motor wurde aufgewertet, neben einer neuen Komplettlackierung in Originalfarbe wurden dem alten Gaul unter anderem auch Lenkgetriebe, Servopumpe, Anlasser und Lichtmaschine spendiert. Viele Teile gingen im Handgepäck auf ihre transatlantische Reise.
Den neuen Ford Mustang kann man am Stück beim lokalen Vertragshändler bestellen. Und damit dann auch zügig unterwegs sein. Mit maximal 250 km/h donnert er bei Bedarf über die Bundesautobahn. Der 1971er Mach 1 wurde mit GPS-Tracker mal mit 150 km/h gemessen, dann siegten die Geräusche von Dreigang-Automatikgetriebe, Differential und Motor über die Unvernunft. In der Zulassungsbescheinigung, Teil 1 (ach kommt, beim Oldtimer sagen wir noch „Fahrzeugschein“), wurde übrigens 220 km/h notiert.
Im direkten Vergleich ist der Neuwagen ein frommer Geselle. Das optionale Adaptivfahrwerk sorgt für Komfort, die direkte Lenkung gefällt. Über den zentralen Monitor des Infotainmentsystems mit Navigationssystem lässt sich das Smartphone einbinden, hinter dem Lenkrad geben digitale Instrumente ihre Informationen preis.
Es sind aber viel rudimentärere Dinge, die bei der gemeinsamen Ausfahrt der beiden Ford Mustang zeigen, wie sich fast 50 Jahre Vorsprung anfühlen. Im neuen Auto riecht es, auch bei geschlossenem Dach, nicht nach Benzin. Die Sitzposition passt „im Orangenen“ auch für viele hundert Kilometer. Und er muss zwar auch oft, aber nicht ständig an die Tankstelle. Der Testverbrauch des Mustang GT Convertible lag, im sonnigen Frühjahr 2020 meist offen gefahren, bei 12,6 Litern. Andis Mach 1 schaufelt sich, ohne Autobahneskapaden, gerne 16 Liter oder mehr in die acht Brennräume.
Das V8-Cabrio für die große Reise
Spaß am Fahren bieten beide Ford Mustang, jeder auf seine Art und Weise. Ein fast 50 Jahre altes Auto sollte man, egal welcher Herkunft, natürlich am besten dann fahren, wenn man gerne schraubt oder zumindest eine spezialisierte Werkstatt kennt. Der Ford Mustang GT aktueller Machart ist das dynamische Alltagsauto. Mit ausreichend großem Gepäckraum unter der hinteren Klappe und auf den beiden Alibi-Sitzschalen für Menschen ohne Beine im Fond, per Gasfuß gut dosierbarem Spritdurst und Langstreckenqualitäten macht er sich auch ein Erstwagen ziemlich gut. Und ist dann, in Relation, gar nicht mal so teuer.
Fazit zum Mustang-Treffen
Der Autor dieser Zeilen ist nicht ohne Grund Herausgeber von AUTONOTIZEN. Neuwagen liegen ihm am Herzen, er mag technischen Fortschritt und findet in (fast) jedem Auto Emotionen. Sein Herz schlägt also für den neuen Ford Mustang.
Den findet auch Andi gut („also, ich würde den schon nehmen!“), würde sein Hobby mit dem pflegebedürftigen 1971er Mach 1 niemals aufgeben. „Bernd, kannst Du Dich denn gar nicht für Altmetall erwärmen?“. „Doch, sehr sogar. Aber – Spießer hin oder her – dann gerne für Japaner der 1980er und 90er-Jahre.“ Das ist eine andere Geschichte, und die wird ein anderes Mal erzählt…
Technische Daten
Ford Mustang GT Converitble (2020) |
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Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Hubraum | 5.038 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V8 |
Maximale Leistung kW / PS | 331 kW / 450 PS bei 7.000 U/min |
Max. Drehmoment | 529 Nm bei 4.600 U/min |
Getriebe | Zehngang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 12,5 Liter (NEFZ) |
Verbrauch real auf 100km | 12,6 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact TS850 255/40 R19 v. / 275/40 R19 h. |
Grundpreis | 55.300 Euro |
Testwagenpreis | 60.600 Euro |