Erste Fahrt im neuen Ford Puma Titanium X mit 125 PS und Mildhybrid-Technik.
Im aktuellen Wachstumssegment der kleinen SUV ist Ford eigentlich schon seit 2014 in Europa vertreten. Dann kam die zweite Generation des Ecosport auch bei uns auf den Markt. Trotz mehrfacher Überarbeitungen und dem Umzug der Produktion nach Rumänien blieb dem rustikal auftretenden Ecosport der große Erfolg aber verwehrt.
Der Ford Puma im Video
Das soll jetzt mit einem neuen Modell gelingen, das aus den gleichen Werkshallen rollt. Mit dem neuen Puma, der im März zu den Händlern rollt, will Ford vieles richtig machen. Und dürfte das auch schaffen. Mit einer Karosserielänge von 4,19 Metern (als Titanium und Titanium X, die ST-Line ist 4,21 Meter lang) parkt er nicht nur gekonnt im Umfeld von Skoda Kamiq, Nissan Juke und Co. ein, sondern auch in Parklücken und Normgaragen.
Das Design des fünftürigen Crossovers mit relativ flachem Heckabschluss bedient sich erstaunlich ungeniert an Stilmitteln des Jaguar E-Pace und Kia Sportage, findet aber den Geschmack vieler potenzieller Kunden. Das lässt sich spätestens auf der ersten Probefahrt in Südspanien erkennen. Selbst hier, wo die Menschen ja gefühlt mehr Distanz zum Auto pflegen als der technikverrückte Deutsche, sorgt der Lucid Red lackierte Testwagen für verdreht Köpfe und anerkennende Blicke.
Dreizylinder mit 125 und 155 PS
Auf Basis des Ford Fiesta entsteht also ein emotionales City-SUV. Das zeigt auch die Positionierung der neuen Baureihe mit dem alten Namen (er erste Ford Puma war ein kleines Coupé und wurde von 1997 bis 2001 gebaut). Zum Marktstart gibt es den Ford Puma nur in den höheren Ausstattungslinien Titanium und ST-Line, beide Varianten können durch ein „X“ nochmals verfeinert werden. Ein Dreizylinder-Turbobenziner mit einem Liter Hubraum und Zylinderabschaltung steht in zwei Leistungsstufen mit 125 und 155 PS zur Wahl, der schwächere ist optional und der stärkere serienmäßig als EcoBoost-Hybrid mit 48V-System und Riemenstartergenerator ausgestattet.
Als Titanium X mit 125 PS und Mildhybrid stand der Ford Puma für die Testfahrten bereit. Eine Kombination, die es in der deutschen Preisliste bislang nicht gibt, aber dennoch einen guten Eindruck auf die Baureihe gibt. Und das ist wörtlich zu nehmen.
Das angenehm straffe Fahrwerk gefällt mit hoher Agilität, trotzdem bleibt es im Puma komfortabel. Die Verarbeitung ist routiniert, nur die Kunststoffe wirken trotz schöner Stoffapplikationen in den Türverkleidungen etwas arg fad. Das Layout des Cockpits entspricht größtenteils dem des Fiesta.
Neu ist die beim Puma Titanium optionale und bei der ST-Line serienmäßige digitale Instrumenteneinheit. Das 12,3 Zoll große Display hinter dem Lenkrad gefällt mir einer hohen Auflösung. Die Konfigurationsmöglichkeiten beschränken sich aber auf die auch von kleineren Displays bekannte Darstellung von Bordcomputer, Navigationshinweisen und Assistenzsystemen. Eine zweite Darstellung der Navi-Karte zusätzlich zum serienmäßigen Sync3-Navimodul auf der Mittelkonsole ist nicht möglich. Nettes Detail: Fährt man im Sport-Modus, zeigt die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage im Cockpit vorausfahrende Fahrzeuge als animierten Ford Mustang anstelle eines Mondeo an.
Mildhybrid mit E-Boost
Der Dreizylinder-Benziner klingt bauartbedingt rau. Sein Zusammenspiel mit dem Mildhybridsystem gelingt sehr gut. Beim Heranrollen an eine rote Ampel schaltet die Start-Stop-Automatik den Verbrenner schon ab 25 km/h in den Ruhezustand. Auch zuvor, wenn er noch läuft, wird beim Gaswegnehmen Energie rekuperiert und in einer 10 Ah großen Batterie gespeichert. Beim Beschleunigen hilft der Generator, nachdem der Dreizylinder in nur 300 Millisekunden wieder zum Dienst antritt, mit bis zu 11,5 kW (16 PS) beim Ziehen des Autos. Da macht sich in einem fidelen Antritt bemerkbar. 210 Nm maximales Drehmoment stehen zur Verfügung, zehn mehr als beim 125 -PS-Puma ohne Mildhybrid. Den stärkeren Benziner unterstützt die E-Technik mit sogar 50 Nm Drehmoment.
Noch keine Automatik lieferbar
Mit den 18-Zoll-Felgen des Titanium X soll der Ford Puma so nur 5,4 Liter / 100 km nach WLTP-Norm verbrauchen – immerhin 0,4 Liter weniger als ohne EcoBoost-Hybrid-Option. Auf den Testfahrten standen, inklusive vieler Rangierfahrten für Fotos und Video, deutlich höhere Werte um acht Liter auf der Anzeige des Bordcomputers. Sieben Liter Super dürften ein realistischer Alltagsverbrauch sein.
Das manuelle Sechsganggetriebe gefällt mit sauber rastenden Gängen. Die Zielgruppe der „Kinder-aus-dem-Haus“-Menschen dürfte jedoch ein noch nicht lieferbares Automatikgetriebe im Modellangebot schmerzlich vermissen. Eine Doppelkupplungsbox wird ab Mai 2020 lieferbar sein, aber nur für den 125 PS-Benziner ohne Hybridtechnik.
Das Zusammenspiel von Kupplungs- und Gaspedal mit der Hand am Schalthebel will vor allem an Steigungen geübt sein, zum Bespiel an bergigen Wanderwegparkplätzen. Dorthin zieht es ja Menschen, die wieder mehr Freizeit im Leben haben und aktiv sind, durchaus. Das praktische am Ford Puma, zum Beispiel bei dieser Unternehmung: Die schmutzigen Schuhe können in der serienmäßigen „Megabox“ mit 80 Litern unter dem doppelten Ladeboden verstaut werden. Das Fach ist mit Gummi ausgelegt und nicht nur auswaschbar, sondern hat auch ein Ablaufloch am Boden. Der Kofferraum darüber fast beim Mildhybrid 401 Liter, beim Basismotor ohne Elektrifizierung sind es 456 Liter.
Fazit zum Ford Puma
Ford kommt einige Zeit nach vielen Mitbewerbern in das umkämpfte Segment der kleinen SUV. Die Zeit haben Designer und Ingenieure genutzt, um die positiven Eigenschaften der Konkurrenz mit ansprechendem Design und nützlichen Details zusammenzupacken. Der Einstiegpreis von 23.150 Euro für den Ford Puma Titanium (ohne Hybrid) wirkt gesalzen, relativiert sich aber durch die gute Ausstattung. Ein vergleichbarer VW T-Cross Life mit 115 PS steht für 23.935 Euro in der Preisliste.
Starke Konkurrenz bedeutet der Puma aber auch hausintern für den klassischen Focus. Die höhere Sitzposition des Neulings dürfte vielen Kunden wichtiger sein als das bessere Raumangebot des Kompakten. Der ist eigentlich teurer, wird als Titanium mit 125 PS aktuell wohl nicht zufällig rabattierte 22.450 Euro, mit Navigationssystem 22.950 Euro.
Technische Daten
Ford Puma 1.0 EcoBoost Hybrid |
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Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Hubraum | 999 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 92 kW / 125 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 210 Nm bei 1.750 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 191 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,4 Liter (WLTP) |
Leergewicht | 1.280 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.186 / 1.805 / 1.554 mm |
Grundpreis | 23.150 Euro (Grundpreis Baureihe) |