Der neue Genesis GV80 mit Sechszylinder-Diesel im ersten Test mit Video-Review.
Freiberufler, Unternehmer und leitende Angestellte kennen sich mit Fünfjahresplänen aus. Mit ihnen wird das Geschäft der Zukunft geplant, mit den Umsatzprognosen können Investitionen geplant und Gewinne vorausgesehen werden. Einen Fünfjahresplan liefert auch die neue Premiummarke Genesis mit. Wie passend, dass die Zielgruppe im oben skizzierten Personenkreis zu finden sein wird.
Der Genesis GV80 im Video
Fünf Jahre lang kümmert sich Genesis um alle Wartungs- und Verschleißarbeiten mit Hol- und Bringservice. Außerdem bekommt ein Auto der Marke in diesem Zeitraum kostenlose Updates „over the air“ und eine entsprechende Garantie. Ein persönlicher Assistent als zentraler Ansprechpartner kümmert sich von der Neuwagenbestellung bis zum Inspektionstermin um alle Belange.
Mit diesem Rundumservice will sich Genesis in Europa etablieren. Trotz rauem Gegenwind in Form einer Übermacht der deutschen Premiummarken. Im Hochpreissegment tun sich die Asiaten noch schwer. Lexus bleibt beharrlich und feiert Achtungserfolge. Die Nissan-Nobeltochter Infinity hat aber mittlerweile Mastbruch erlitten und sich zurückgezogen.
Genesis wurde 2015 gegründet.
Neu im eigentlichen Sinne ist Genesis gar nicht mehr. Nach der Baureihe Hyundai Genesis, die kurzzeitig mit mehr als überschaubarem Erfolg auch bei uns angeboten wurde, gründete die Hyundai Motor Group Genesis vor über fünf Jahren als eigene Marke. In Asien, Nordamerika, dem Mittleren Osten und Russland werden die Fahrzeuge bereits verkauft. Jetzt startet Genesis mit Deutschland, der Schweiz und Großbritannien auch in Europa.
Zwei Modelle gibt es zum Marktstart. Neben der Limousine G80, die gegen Audi A4, BMW 5er und Mercedes-Benz E-Klasse antreten soll, haben die Koreaner auch das SUV GV80 im Gepäck. Letzterer rollte als Testwagen für den ersten Kontakt mit der Marke an.
Nobler Auftritt im GV80
Im schicken „Cardiff Green“ mit beiger Nappalederausstattung und hochglanzpolierten 22-Zoll-Felgen macht der Genesis GV80 ganz schön Eindruck. Es liegt nicht nur an der britisch anmutenden Farbkombination, dass man spontan an den Bentley Bentayga denkt. Dabei wirkt der Genesis nicht wie ein Abklatsch des englischen Teuer-SUV. Mehr wie ein Vorschlag: „Guckt mal, so hätte der Bentayga in hübsch aussehen können“.
Zwei parallele Lichtleisten sind ein typisches Stilmittel der Marke Genesis. Sie finden sich an den Frontscheinwerfern, den Rückleuchten und den seitlichen Blinkern. Auch der riesige Kühlergrill zählt zum Markendesign. Hochglänzend passt er gut zur Lackierung, bleibt aber der einzige kontroverse Diskussionspunkt beim GV80-Design.
Mit einer Länge von 4,95 Metern fährt der Genesis GV80 ins Oberklasse-SUV-Segment. Seine Konkurrenz findet er u.a. im BMW X5, dem Mercedes-Benz GLE aber auch im VW Touareg. In diesem Umfeld will Genesis auch mit einem hochwertigen Innenraumambiente punkten.
Je länger man im Auto sitzt, desto mehr feine Details fallen auf. Kleine Metallleisten werten die Haltegriffe im Mikrofaser-Dachhimmel auf. Die Cupholder in der hinteren Mittelarmlehne sind ausfahrbar, womit sich den Sitzkomfort mit Armauflage nicht behindern. Weiche Polster an der Mittelkonsole schmeicheln den Beinen von Fahrer und Beifahrer. Und mit einem optionalen Ausstattungspaket kommt eine super Sitzmassage für den Fahrer ins Auto, die im persönlichen Fernvergleich des Autors bislang nur vom Wellnessprogramm im seligen Cadillac CT6 übertroffen wurde.
Das digitale Kombiinstrument hinter dem Zweispeichenlenkrad, zusammen mit Head-up-Display, ferngesteuertem Fahren aus Parklücken und Autobahnassistent Teil des aufpreispflichtigen Innovation-Pakets, lässt sich in 3D-Grafik darstellen.
14,5-Zoll-Display im Cockpit
Auf der Mittelkonsole macht sich ein 14,5 Zoll großes Infotainment-Display im wahrsten Sinne des Wortes breit. Der Touchscreen ist aufgrund seiner Distanz zum Fahrersitz teils schlecht erreichbar. Aber er soll und will auch gar nicht angefasst werden. In der breiten Mittelkonsole steht ein großer, edel anmutender Dreh-Drück-Steller für das Aufrufen von Menüs und die Bedienung einzelner Funktionen bereit.
Dieses Bedienelement ist fast so gut wie das noch immer unübertroffene iDrive von BMW. Aber eben nur fast. Der Ring erlaubt das Navigieren durch die Menübausteine. Für die Bestätigung einer Funktion, zum Beispiel zum Eintauchen in die Navigation oder Einstellungen, muss dann aber die separate Fläche in dessen Mitte gedrückt werden. Dieses Umgreifen ist wenig intuitiv.
Jammern auf hohem Niveau, womit nicht nur die Sitzposition gemeint ist. Für ein Lächeln auf den Lippen sorgt der Genesis GV80 spätestens wieder mit Druck auf den Startknopf. Zumindest im Falle des Testwagens. Denn hier steckt ein Sahnestück als Beispiel für klassischen Motorenbau im mit Domstangen verstärkten Vorderwagen
Famoser Sechszylinder-Dieselmotor
Ein drei Liter großer Reihensechszylinder-Diesel (!) entwickelt 204 kW / 277 PS. Ab 1.500 U/min entlässt er sein maximales Drehmoment von 588 Newtonmetern auf die Achtgang-Wandlerautomatik. Mit sonorem Klang, auch durch doppelte Seitenverglasung zur Diskretion erzogen, wuchtet er den immerhin fast 2,3 Tonnen schweren Brocken mit Leichtigkeit voran.
In nur 7,5 Sekunden soll es aus dem Stand auf 100 km/h gehen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 230 km/h. Zügiges Reisen auf der Schnellstraße ist auch das Element, in dem sich der GV80 am wohlsten fühlt. Nicht nur, weil der 80 Liter große Tank, wie der Motor ein Relikt aus fast schon „alten Zeiten“, für hohe Reichweiten zwischen zwei Stopps sorgt. Der Verbrauch pendelte sich im Testzeitraum bei nicht ganz günstigen 10 Litern je 100 Kilometer ein.
Elektronisch geregeltes Fahrwerk
Eine Kamera scannt die Straßenbeschaffenheit und gibt ihre Informationen an das Steuerelement des Fahrwerks weiter. Die elektronisch geregelten Dämpfer werden somit laufend vorkonditioniert. Das Ergebnis: Ein erstklassiger Reisekomfort. Sanft gleitet der Genesis über Querfugen und Bodenwellen, schwingt dabei kaum nach.
Bei Stadttempo wirkt der Genesis GV80 dafür weniger souverän. Auf welligen Straßen und über Wurzelaufbrüche im Wohngebiet stöckelschuht er teils unbeholfen, einen Teil dazu tragen wohl auch die 22-Zoll-Räder bei.
Preise auf Premium-Niveau
Selbstbewusst wie der Auftritt ist auch die Preisgestaltung des Genesis GV80, auch unter Anbetracht des Eingangs erwähnten Servicepakets. Als Benziner startet der bei 62.200 Euro, als Diesel bei 63.400 Euro. Serienmäßig ist die elektronische Fahrwerksregelung, 20 Zoll große Räder, elektrisch einstellbare Vordersitze und das Infotainmentsystem mit Naviagation und Onlineanbindung.
Über der Premium Line genannten Ausstattungslinie rangiert die Luxury Line, zusätzlich u.a. mit 22-Zoll-Felgen, Lederbezügen, Holzdekor im Innenraum, Dreizonen-Klimaautomatik und Sitzheizung auch im Fond. Mit ihr startet der Genesis GV80 Diesel bei 70.100 Euro (Benziner 68.900 Euro). Zwei Zusatzsitze im 735 Liter großen Kofferraum kosen 500 Euro.
Der Testwagen fuhr mit Nappaleder, einem formidablen Lexicon-Audiosystem, Fondsitzpaket (elektrisch einstellbare Bank, Soft-Close-Türen, Sitzlüftung im Fond), Massagesitz und „Innovation Pack“ (u.a. adaptive LED-Scheinwerfer, 3D-Instrumente, Head-up Display, 360-Grad-Kameransicht, Totwinkelkameras) vor. Damit summiert sich der Listenpreis auf 82.800 Euro.
Preis-Vergleich mit der Konkurrenz
Ziehen wir zum Vergleich mal die Konkurrenz und deren Konfigurator-Programme heran: Ein VW Touareg 3.0 TDI mit 286 kostet mit vergleichbarer Ausstattung etwas über 87.000 Euro, ein BMW X5 xDrive 30d kommt auf knapp 95.000 Euro. Beide Mitbewerber dürften aber stark rabattiert mit subventionierten Leasingraten angeboten werden. Genesis will sich dagegen nicht auf Preisverhandlungen einlassen. Welche Leasingkonditionen möglich sind, muss sich noch zeigen.
Für Beruhigung sorgt immerhin ein erneuter Blick zum Bentley Bentayga. Das Ehepaar an der Tankstelle hält den GV80 nämlich auch nach verneinter Nachfrage für einen eben solchen. Der startet ab gut 186.000 Euro, kostet also das Doppelte.
Fazit
Der Genesis GV80 ist ein ausgereiftes Reiseauto für die Langstrecke. Der Reihensechszylinder-Diesel sorgt, vor allem angesichts der zu bewegenden Masse, für famose Fahrleistungen. Fahrwerk und Sitze bieten viel Komfort, die Ausstattungsfülle profitiert vom gut gefüllten Konzernregal.
Trotz aller Qualitäten dürfte die Marke Genesis in Deutschland ein Nischenanbieter bleiben, zumindest bis mit dem Electrified G80 und einem Crossover die ersten Elektrofahrzeuge starten. Dem großen Auftritt dürfte die Exklusivität nicht schaden.
Technische Daten
Genesis GV80 3.0D Luxury Line |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 2.996 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 6 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 204 kW / 277 PS bei 3.800 U/min |
Max. Drehmoment | 588 Nm bei 1.500 - 3.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Tankinhalt | 80 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 230 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,5 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 10,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Pilot Sport 4 SUV 265/40 R22 |
Leergewicht | 2.255 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.722 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.945 / 1.975 / 1.715 mm |
Grundpreis | 70.100 Euro |
Testwagenpreis | 82.800 Euro |