Kia Proceed GT-Line Großes Tennis

Der Kia Proceed 1.4 T-GDI mit 140 PS im Alltagstest.

Anfang 2019 holte Kia in der Kompaktklasse zum Aufschlag aus. Nach dem fünftürigen Ceed-Steilheck und dem SW genannten Kombi schmetterten die Koreaner mit dem Proceed einen schicken Shooting Brake ins Spielfeld.

Medial, so auch hier, sorgte der Kia Proceed vor allem in der leistungsstärksten GT-Version mit 204 PS für Aufsehen. Die nicht alltägliche Alternative zum klassischen Kompaktkombi dürfte mit weniger dramatischerer Motorisierung aber auch genauso gut, wenn nicht gar noch besser, in den ein oder anderen Familienalltag passen.

Kia Proceed GT-Line Test

Um das herauszufinden, trat der Kia Proceed als GT-Line mit 140 PS starkem 1,4-Liter-Benzinmotor zum Alltagstest an. Die üppig ausstraffierte und sportlich auftretende Ausstattungslinie stellt den Einstieg in den Proceed dar, womit die Hierarchie innerhalb der Baureihe geklärt wäre
Auf niedrigerem Niveau gelingt der Einstieg, und das ist gut so. Als Gegenentwurf zur allseits präsenten SUV-Hysterie zeigt der Kia Proceed, dass er auch mit nur 1,42 Metern Höhe für den gewollt anderen Auftritt sorgen kann. Als Verbeugung vor der Formgebung zählt nicht nur das Gebücke großer Fahrer, um an der Kreuzung unter dem niedrigen oberen Rand der Windschutzscheibe die Ampel zu erahnen, sondern auch die bescheidene Rundumsicht mit der flachen Heckscheibe.

Der Innenraum bietet, auch dank des mit 2,65 Metern unveränderten Radstands, viel Bewegungsfreiheit für mindestens vier Erwachsene. Die können auch gerne zum Tennis-Doppel unterwegs sein. Im 594 Liter großen Gepäckraum finden nicht nur vier Sporttaschen Platz, sondern auch das üppige Urlaubsgepäck einer Familie. Ja, der pragmatischere Kia Ceed SW bietet mit 625 Litern mehr, in beiden Ceed-Varianten dürften Klagen über wenig Laderaum aber selten sein.

Unter dem doppelten Ladeboden findet das Gepäckraumrollo einen festen und klapperfreien Platz. Ein massiver Raumteiler, mehrere Klappen und unterteile Fächer darunter zeugen vom Hirnschmalz der Planer. Oben herum haben die dann leider nachgelassen. Denn auch im Shooting Brake, der bei umlegten Rücksitzlehnen immerhin bis zu 1.545 Liter schluckt, wird eine Netztrennwand zum Schutz der Insassen schmerzlich vermisst.

Sobald alle eingestiegen sind, kann die Fahrt losgehen. Damit tritt der Turbobenziner in Erscheinung. Oder auch eigentlich nicht. Gut gekapselt sorgt der Vierzylinder vor Vortrieb, bleibt dabei akustisch aber stets im Hintergrund. Er ist ein ausreichend dynamischer Antrieb für den knapp unter 1,4 Tonnen schweren Proceed. Man kommt zügig voran, ohne dass der flache Kombi zum Racer wird. Dazu passt das sauber schaltbare Sechsganggetriebe, dessen etwas lange Wege aber doch irgendwann den Wunsch nach dem optional erhältlichen Doppelkupplungsgetriebe lauter werden lassen.

Die Sportsitze der GT-Line sind auch auf langen Strecken bequem und bieten viel Seitenhalt, ohne einzuengen. Die Bedienung im Cockpit entspricht dem mittlerweile gelernten Muster der Marke mit einem zentralen Touchscreen und darunterliegenden Direktwahltasten für die Hauptfunktionen. Das maximal acht Zoll große Display und die analogen Rundinstrumente dürften wohl 2020 auch im Proceed optional durch die im XCeed gezeigten neuen Optionen (digitales Cockpit und UVO Connect-Infotainment) ergänzt werden.

Das Navigationssystem mit TomTom-Technologie zieht sich nach einer Verbindung mit Aktivierung des WLAN-Hotspots über das Smartphone Echtzeit-Verkehrsdaten. Alternativ kann über Apple CarPlay oder Android Auto auch die Navigations-App der Wahl benutzt werden. Dabei ist es egal, ob die dann den Weg zum Tennisclub im Nachbarort oder ein weit entferntes Ziel anzeigt: Mit dem Kia Proceed ist man gut unterwegs und kommt dort auch – in jeder Hinsicht – gut an.

Fazit zum Kia Ceed

Nicht nur die Form, sondern auch das Konzept des Kia Proceed überzeugt. Er sorgt für einen individuellen Auftritt diesseits der SUV-Burgen. Mit dem 140 PS starken Basis-Benziner ist er ausreichend motorisiert. Viel Platz für Familie und Gepäck sowie 1.410 Kilogramm Anhängelast machen ihn nicht nur alltags- sondern auch urlaubstauglich. Die relativ günstigen Preise und sieben Jahre Garantie dürften bei der Kalkulation helfen. Spiel, Satz und Sieg also? Dafür fehlt dem Kia Proceed vor allem eines: Ein wirklicher Gegner (der Mercedes CLA Shooting Brake ist deutlich teurer).

Technische Daten

Kia Proceed GT-Line 1.4 T-GDI

Hubraum 1.353 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 103 kW/ 140 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 242 Nm bei 1.500 - 3.200 U/min
Getriebe Sechsgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 9,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,9 Liter
Verbrauch real auf 100km 7,6 Liter
Leergewicht 1.378 kg
Länge / Breite / Höhe 4.605 / 1.800 / 1.422 mm
Grundpreis 27.690 Euro
Testwagenpreis 31.350 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad